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Weißeritz-Zeitung : 07.01.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191601073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19160107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19160107
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-07
-
Monat
1916-01
-
Jahr
1916
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 07.01.1916
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kriegsfahrlen anker dem Halbmond IV. Wir waren an dem Punkt angelangt, wo es hieß, Hw» Loot zu verlassen Sofort melden sich mehrere tür kisch« Bealeitsoldaten mit Pferden für uns und Wagen für das Gepäck. Schon der Ritt durch den wundervollen Herbstmorgen bedeutete einen großartigen Genuß. Die flinken, kleinen anatolischen Hengste griffen munter aus, mit erstaunlicher Sicherheit jeden Fehltritt vermeidend. Was überhaupt an Wegen vorhanden, war neu geschaffen. Große Arbeits kolonnen waren mit dem Straßenbau beschäftigt, und leb haft mußte ich an unsere braven heimischen Schipper- bataillone denken l Wie in Polen und Rußland, so ist auch hier aus Gallipoli in dieser Beziehung geradezu un geheures geleistet worden. Die Halbinsel macht einen sehr stark bergigen Eindruck, und an sehr vielen Stellen wird, wenn auch nicht durch die Höhenzahlen, so doch durch die sehr schroffen und scharfen Formationen, die felsigen Täler und die meist fehlende Bewachsung der Charakter des Hochgebirges heroorgerufen. Der Boden ist sehr hart und felsig, in den Tälern voll Geröll. Man kann sich also leicht oorstellen, wie ungünstig schon an und für sich dieses bergige und unübersichtliche Gelände für schnell erforderlichen Nachschub und für Verbindungen war. Und dazu kam bei Beginn der Operationen noch der > Mangel an jeglichen Wegen l Mit eiserner Energie und rastloser Arbeit hat da Exzellenz Liman aus dem Chaos, dem Nichts ein Wegenetz geschaffen, das geradezu be wundernswert genannt zu werden verdient. Große, selbst mit dem Krastwagen zu befahrende Straßen führen jetzt > über die ganze Halbinsel, und eine Unzahl von kleineren Verbindungen ist geschaffen morden, die diesen Haupt straßen wieder zustreben. War dieser Wegebau in rein taktischer Beziehung eine Notwendigkeit, so hat er ferner aber es ermöglicht, den geordneten Nachschub an Ver pflegung und Munition, sowie den Abtransport der Ver wundeten zu gewährleisten. Unendliche Mengen von Fahrzeugen und Tragetieren aller Art, Kamele, Maultiere, Esel und anatolische Pferde beleben diese Straßen, und dazwischen hindurch windet sich der Kraftwagen des un- . ermüdlich seit frühester Stunde unterwegs befindlichen Armeeführers. Allenthalben sorgen Brunnen für das er forderliche Wasser. Zwar scherzhaft, doch voll ernster Wahrheit hat ein Besucher der Gallipoli-Front einnial ' Exzellenz Liman gegenüber den Ausspruch getan, daß er in Zukunft neben den vielen Ehrungen, Titeln und An erkennungen, die ihm für die ruhmvolle Verteidigung Gallipolis bisher zuteil geworden seien, einen weiteren zwar bescheideneren, doch wohlverdienten Titel mit größter Berechtigung führen dürfe: den eines Mütessarifs, i ! eines Landrates von Gallipoli. Ohne Zweifel wird die Halbinsel mit Hilfe der neuentstandenen Wegeverhältnisse sich schnell wieder von den Heimsuchungen des Krieges er holen können. Nach längerem Ritt hielten wir nun unseren Einzug in das Hauptquartier. Der Armeesührer, Exz. Liman von San- r dersPascha, war, wie gewöhnlich, unterwegs an der Front, g und so empfing uns denn in seiner Vertretung zunächst der , Kommandant des Hauptquartiers, der allzeit unermüdliche, , umsichtige und liebenswürdige Oberst v. Fr.; nachdem wir uns in dem einfachen, aber durchaus zweckdienlichen Zelt, welches das Stabskasino da:stellte, etwas gestärkt, wurden ! uns unsere Zeltplätze a »gewiesen. Mein Zelt befand sich in v dem Teil des Lagers, in dem die Zelte des türkischen Gene- ralstabes lagen; gute Kameradschaft wurde gehalten, und ' manchen liebenswürdigen Dienst, manche interessante Aus- ' klärung habe ich von den vielbeschäftigten Herren erhalten, l Der Fliegerbomben und etwaiger Beschießung wegen hatte man neben jedem Zett eine Art unterirdische Höhle angelegt, ? in die man im Falle der Not schnell hineinschlüpfen konnte. H Die wenigen Male, wo wir dies denn auch der Flieger wegen * für ratsam erachtet halten, füblten wir uns so sicher darin, ! , wie in Abrahams Schoß. Schließlich brauchte man ja nicht . gleich zu befürchten, daß ein 38er ausgerechnet oben aus den Unterschlupf fallen würde I Inzwischen war Exzellenz Liman ' zürückgekommen, und konnte ich mich bei ihm melden. Wie s schon manches Mal in meinem Leben, so hatte ich auch jetzt wieder das Glück, persönlich einem Mann gegenüberzu- ' stehen, dessen Taten und Erfolge der Weltgeschichte für - immer angehören werden, der in diesem blutigen Wclteu- ringen an politisch und strategisch zweifellos ganz besonders ' bedeutungsvoller Stelle wie ein „rocber cko dronco" sich 's mit seiner Armee „siabiliert" hat, und dessen ganzes Wesen ' von seinem eisernen Entschluß zeugt: „f y suis, j y rssw l" > Diese feste, absolute Überzeugung von der endgültigen siegreichen Durchführung dieses seines Entschlusses teilt sich von ihm aus in höchstem Grade jedem mit, der mit ihm in Berührung kommt. Seine Generäle, Offiziere und > Soldaten sind davon bis zum letzten Mann durchdrungen, i und nie habe ich so lebhaft das Empfinden von der un- » i geheuren Wichtigkeit des persönlichen Einflusses des Führers i auf die Truppe gehabt, wie hier. Und dieser Einfluß des c Führers hat bei seinen Truppen ein Gefühl des absoluten Vertrauens auf ihn sowie aus den Erfolg der guten Sache : ausgelöst. Marschall Liman ist nicht nur der Kopf, der : Geist, der alles üherlegt und sorgfältig ausgedacht hat, nicht nur der Organisator, der das Ausgedachte in die > Wirklichkeit übertrug, er ist auch, was viel mehr ist als , : alles andere, der Wille und der Geist, der alles mit dem Wesen seiner Persönlichkeit durchdringt. Das ist der Ein- l druck, den ich in den kurzen Wochen seines Verweilens i < an der Gallipoli-Front unverwischbar empfing I Die mir I : von Sr. Exzellenz bei meiner Meldung in liebenswiirdi- j < ger Weise und in weitestem Maße sür die ganze Front ge- ! ! währte Bewegungsfreiheit und Unterstützung, von der ich na- ; türlich auch den weitgehendsten Gebrauch gemacht habe, u. > zw. mit und ohne Begleitung, hat mich durchaus in die Lage > versetzt, einen ziemlich genauen Einblick in die meisten Ver hältnisse auf Gallipoli zu erhalten. Hierbei durfte ich vor i allen Dingen feststellen, daß die Armee ihres Führers wert war. Beide bilden hier tatsächlich ein „Ganzes", das nicht getrennt werden kann. Und dieses „Ganzen" Leistungen möchte ich den Kameraden der deutschen Armee, möchte ' ich allen Deutschen daheim im Vaterlande etwas näher ! . bringen und versuchen, etwas dazu beitragen, daß in der ! Heimat gebührend anerkannt und bewertet werde, was ' der türkische Soldat hier unten täglich geleistet hat und 2 tnoch leistet. Wenn auch unter dem Oberkommando des i deutschen Neitergenerals und seiner verhältnismäßig ge° ! »ringen Anzahl deutscher Offiziere stehend, so ist es doch fkkWes türkisches Blut und beste türkische Volkskraft, die hier unten auf der Wacht an den Dardanellen für das eigene Vaterland und seine Existenz in weitestem Maße zum Opfer gebracht wird. Und indem dies geschieht, fließt das türkische Blut auch für die deutsch-österreichischen Kampf genossen im Westen und Osten — wie diese wiederum ihrerseits, wie für ihr Vaterland, so auch gleichzeitig für die Zukunft und das Bestehen des Osmanischen Reiches kämpfen und bluten. Wahrlich eine seltene und über aus schöne Uebereiustimmung der idealen Endziele und Gesichtspunkle des gemeinsamen, aufgezwuugenen Ringens i Man darf wohl ruhig behaupten, daß zu Beginn des Krieges, als man sich in Deutschland mit der Frage zu beschäftigen begann, welche Rolle die Türkei darin spielen würde, die Ansichten über die türkische Armee im ganzen ' großen recht wenig günstig sür diese waren. Der kaum beendete zweite Balkankrieg hatte nicht mit Unrecht solche Anschauungen hervorgerufen, und man untersuchte nicht lange, woran das Versagen der türkischen Armee wohl j gelegen haben mochte. Wie anders aber steht heute schon die türkische Armee in der Wertschätzung nicht nur der verbündeten Heere, nein auch der ganzen Welt da! Ihre Taten sprechen für sich, und ihnen entspricht auch der ge samte Eindruck, den ich in den Schützengräben, Artillerie- und Beobachtungsständen, hinter der Front, bei den Ko lonnen, in den Lazaretten und Etappen, sowie im Haupt quartier der Gallipoli- und der Dardanellen-Armee empfing. Die nach den unglücklichen Ereignissen der letzten Jahre tief darniederliegende Türkei hat das ungeheure, Glück gehabt, gerade in jener Zeit eine kleine Anzahl von Persönlichkeiten zu besitzen, die mit größter Vaterlands liebe, Energie und Unerschrockenheit »och alle weiteren Eigenschaften verbanden, die sie zu Führern ihrer Nation befähigten. Unter diesen nimmt eine der hervorragend sten Stellen ein, ist jedenfalls eine der am meisten in der Oeffentlichkeit genannten, der Kriegsminister Enver Pascha. Er hatte sofort klar erkannt, daß es die erste Sorge für das Reich bedeuten müsse, die Armee wieder auf eine Höhe zu bringen, die es ihr ermögliche, die Auf gaben zu erfüllen, die zweifellos bald an sie heran treten mußten. Hierzu bedurfte er natürlich der Mit arbeit. Da er lange Jahre Militärattache in Berlin gewesen war, hatte er, der begeisterte Soldat, dort schnell ! den Wert der deutschen Armee erkannt. So stand es für ihn fest, daß es deutsche Offiziere sein mußten, die ihn bei der Reorganisation der türkischen Armee unter- » stützen sollten. Enver Pascha erbat und erhielt von Deutschland Offi ziere als Reformatoren, und an die Spitze dieser, der so genannten „Militär-Mission", trat der deutsche General Liman von Sanders. Aber wenn er auch selbst mit dem größten Interesse an seine Arbeit heranging, so waren es in den ersten Zeiten doch wahre Dornenwege, die er zu beschreiten hatte; den deutschen Offizieren sollten nur be ratende Stellungen eingeräumt werden, und es kam selbst zu politischen Kämpfen mit den Vertretern der fremden Staaten, als man dem General Liman von Sanders den wirklichen Oberbefehl über das in Konstantinopel stehende ! Armeekorps geben wollte. Schon Moltke und später von der Goltz hatten ähnliche Erfahrungen machen müssen. Aber General Liman verfolgte mit der ihm eigenen Zähigkeit sein Ziel, das er dann auch insofern erreichte, als trotz aller Widerstände schließlich die deutschen Offi ziere wirklich führende und praktisch leitende Befehlshaber der Truppen wurden. Schnell wurde dann die nötige Organisation nach deutschem Muster geschaffen, und in kurzer Zeit kam Ordnung und System in das Ganze. Eine der ersten Sorgen Limans war die um die Inten dantur und das Verpflegungswesen. Was in dieser Hin sicht wirklich geleistet worden ist, läßt sich überhaupt kaum gebührend würdigen. Mit dem Begriff „Krieg" war bis dahin sür den türkischen Soldaten nicht nur die Gefahr des Getütet- oder Verwundetwerdens verbunden, sondern noch viel intensiver der Begriff des Hungerns. Lurch Mangel an Verpflegung und ärztlicher Fürsorge sind im letzten Balkankriege gerade die größten Verluste entstanden. Wie sehr das anders geworden ist, beleuchtet am besten die von den Soldaten jetzt oft geäußerte Bemerkung, daß der heutige Krieg überhaupt gar kein Krieg sei; denn es gäbe ja was „zu essen"! Und dabei ist der türkische Soldat wohl der genügsamste Soldat der WeltI Wenn er ein Stück Brot hat und vielleicht noch etwas Tabak, dann ist er absolut zufrieden! Und solche Zufriedenheit spiegelte sich in den biederen Gesichtern in den Schützengräben auch auf das lebhafteste wider, wenn man die Leute in den Kampspausen auf dem Boden sitzen und futtern sah! Sie sind voll des Lobes überLdie Verpflegung, und dankbar und voller Bewunderung folgen ihre Blicke dem deutschen General, der sie so ost in ihren Gräben dicht am Feinde besucht und sich auch persönlich immer wieder überzeugt, ob seine Soldaten auch genug zu essen haben. Er bringt ihnen gerne Tabak mit, und rührend ist die Dankbarkeit und Ergebenheit, die die Leute für ihn hegen. Mit un beugsamer Strenge und Konsequenz allerdings hält Exzel lenz Liman darauf, daß für seine Armee die nötige Ver pflegung, Ausrüstung und Löhnung da ist, und der sonst so liebenswürdige Vorgesetzte versteht in diesem Punkt gar keinen Spaß. Er kann auch rücksichtslos scharf und unangenehm werden. Aber es ist eben drum auch auf diesem Gebiet alles in bester Ordnung, trotz der un geheuren Entfernungen und Schwierig!, üen aller Art. Die Halbinsel selbst bietet gar nichts, die urte sind zum Teil zerstört, zum Teil sind ihre Bewohner aus Sicher heitsgründen evakuiert. Der Weg zur Front zur See über das Marmara-Meer ist durch feindliche O-Boote für Transporte aller Art mitunter unbequem, und der Weg über Land der Entfernung wegen nicht minder. Da handelt es sich also darum, umfangreiche Transportkolonnen jeder Art zu bilden, und zwar dem Gelände entsprechend, hauptsächlich von Tragetieren. Die Ordnung diefer Ko lonnen ist musterhaft, besonders auf dem fast 200 Kilo meter langen Wege bis zur Bahnstation. Auch hier staunt man wieder vor der Grüße des Geleisteten und — vor der Selbstverständlichkeit, mit der der türkische Soldat sich in die neue Ordnung der Dinge gefügt hat. Wären nicht die Kamele, die Maultiere, Esel und Büffel karren, man könnte an das heimatlicheEtappengebiet denken. So wie auf diesem Gebiet Ordnung geschaffen ist, jo sind auch eingreifende Aenderungen in dem Ausbildungs system des Offiziers vorgenommen worden. Alle politi-chen . Elemente, alle unfähigen und unwilligen Leute werden ausgcmerzt, und heute fügt sich im allgemeinen das tür- "f kische Omziertorps den deutschen Gesichsspunkten, Infolge dessen ist es jetzt schon eine recht gute Stütze und «in brauchbarer Faktor geworden in der Hand der deutschen Berater. Sehr viele Offiziere haben gut deutsch sprechen gelernt, und es ist ist ein hoher Wetteifer rege, nach Deutsch land zur Armee kommandiert zu werden. Natürlich ist das Ziel, was bezgl. der Osfiziersausbildung angestrebt wird, noch lange nicht erreicht, aber man muß auch ge rechterweise bedenken, wie kurz die Zeit war, die bisher dazu zur Verfügung stand! Man darf auch nicht vergessen und übersehen wollen, daß auch noch manche — und nicht unberechtigte — Empfindlichkeit gerade im Offizierkorps! vorhanden ist, die nur mit Ruhe und viel Takt überwunden werden kann. Man muß sich stets vor Augen halten, wie ungeheuer verschieden die Weltanschauung des Orientalen von der des Deutschen ist, und man darf und soll nicht gleich mit schroffem Urteil zur Hand sein. Im Gegenteil, nur Ruhe, zielbewußte» Arbeiten, Geduld und — vor allem peinlichste und sorg samste Auswahl der Persönlichkeiten, die „berufen" sind; denn naturgemäß werden hier besonders scharfe Vergleiche und Kritiken angestellt. Das scheint mir, meinem ersten Eindruck nach, eine Hauptsorge der betreffenden Behörden in der Heimat für die Zukunst zu sein. L. W. - ——— Aus dem Reiche. -s- Eine Windhose hat nach Meldung bayerischer Blätter in der Nähe von Bamberg viel Unheil angerich tet. Die Ortschaften Steinfelden, Treppendorf und Wiesent fels wurden während eines Gewitters von einer Wind hose heimgesucht und in der Zeit von kaum 1V« Minuten großer Schaden verursacht. In Steinfelden wurde» fünf zig Häuser glatt abgedeckt und zum Teil auch schwer be schädigt. Ein Mann erlitt dabei schwere Verletzungen. In Blöckendorf steht nur noch ein Haus unbeschädigt. Ein Mann wurde unter den Trümmern seines Anwesens be graben und tödlich verletzt. In Wiesentfels wurde von dem dem Grafen Giech gehörigen Schloß das massive Dach abgedeckt und das Schloß selbst schwer beschädigt. Viele Bewohner des Bezirkes sind obdachlos geworden. In den Waldungen im Umkreise von etwa 18 Kilometer wurde durch die Windhose sehr.beträchtlicher Schaden an gerichtet. Vas Winlergewiller in Sachsen t In Lößnitz im Erzgebirge wurden durch Blitzschlag — nach einer Chem- » nitzer Meldung — drei Häuser eingeäschert. Rumänien und Griechenland. Zur selben Zeit, in der sich England und Frankreich des schweren Uebergriffes in Saloniki schuldig gemacht hoben, hat in der rumänischen Kammer eine Verhandlung stattgefunden, in der der Anschluß Rumäniens an eine der bestehenden Mächtegruppen des längeren erörtert wurde. Hauptträger der Debatte waren Carp und Take Ionescu. Von diesen beiden tritt bekanntlich der letzter« unentwegt für den Anschluß Rumäniens an Rußland, also an den Vieroerband ein, während Carp unbedingter Anhän ger der Anlehnung an die Mittelmächte und besonders ein warmer Freund Deutschlands ist. Auch Take Ionescu hat ja einmal über die Zukunft des rumänischen Volkes ähnlich ge dacht, wie Carp, bis er auf einmal während dieses Krieges sein russenfreundliches Herz entdeckte, das ihn dann gewisser maßen zum Soldschreiber der russischen Regierung machte. Wir wollen es dahingestellt sein lassen, ob die recht haben, die diesen Gesinnungswechsel dem Einflüsse des russischen Rubels zuschreiben. Auf jeden Fall können wir mit Ge nugtuung feststellen, daß in dem bisherigen Meinungs» kamps die Beweisgründe Carps auf die Regierung mehr Einfluß als die seines politischen Gegners gehabt haben. Auch das rumänische Volk hat sich dem nicht entziehen können und billigt dementsprechend in seiner großen Mehr heit die neutrale Haltung seiner Regierung. Der alte Streit zwischen Ionescu und Carp ist auch in der letzten Kammersitzung wieder aufgelebt. Hier war es Carp vorbehalten, seinen Landsleuten darzulegen, welchem Schicksale Rumänien im Falle eines russischen Sieges entgegengehen würde. Er konnte sich da auf den russischen Ministerpräsidenten berufen, der ausdrücklich hervorgehoben hat, daß Rußland die Meerengen, die Donau-Mündungen und Gallipoli wolle. Gleichzeitig wies Carp auf Bulgarien hin, das durch seine Stellungnahme bewiesen habe, daß es die Zeichen der Zeit richtig ver. steht; es habe erkannt, daß Rußland auch den Ueber- landweg nach Konstantinopel braucht, der natürlich der , Selbständigkeit der Balkanstaaten ein Ende machen würde. Carp hob dann noch hervor, daß er es nur aus diesem Grunde als die Pflicht Rumäniens ansehe, gegen Ruß land zu sein. Nach dem Kammerbericht ist diese Rede Carps mit großem Beifall ausgenommen worden. Wir wollen uns hier nicht mit dem weiteren Inhalt der Kammersitzung beschäftigen, nehmen aber an, daß man sie in Athen eingehend beachten wird. Ist doch Griechenland in einer ähnlichen Lage wie Rumänien. Es wird zwar nicht direkt durch Rußland bedroht, wenn auch ein russisches Konstantinopel allen Griechenträumen eben falls ein Ende machen müßte. Dagegen sind die Haupt feinde seiner Entwicklung England, Frankreich und nicht zuletzt Italien. England und Frankreich brüsten sich zwar immer damit, daß sie mit die Urheber der griechischen Freiheit seien. Aber was diese darunter verstehen, das hat Griechenland ja während dieses Krieges wiederholt erfahren und muß das stärkste Stück jetzt erleben. Man hat Griechenland die Freiheit nur gegeben, um einen gefälligen Sklaven im Osten zu haben, der sofort der Herren Faust zu spüren bekäme, wenn er einmal Regungen eigenen nationalen Lebens zeigen sollte. Aus diesen Erwägungen heraus wird auch Griechenland eines Tages zu dem Entschlusse Bulgariens kommen müssen, in dem die Verbandsmächte jetzt ihren Erbfeind zu sehen sich veranlaßt fühlen. Der griechische Verfechter dieser Erbfeindtheorie ist der sattsam be—kannte ehemalige Ministerpräsident Venizelos. Aber eben dieser j hat sich ja seinerzeit nicht gescheut, als es ihm im Inter esse der Entente zu liegen schien, diesem „Erbfeinde" grie- ' chisches Gebiet zu versprechen. Das zeigt am Vesten, welche unselige Rolle der Kretenser Venizelos spielt. Diese Er kenntnis wird sicher dazu beitragen, gerade in jetziger Zeit die Griechen zu veranlassen, den sür ihre Zukunst» einzig richtigen Weg einzuschlagen. —. '
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