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Taubenheim (Lausitz) Ein Butterpascher wurde hier festgenommen. Ein Einwohner aus dem böhmischen Dorfe Fugan hatte dort >4 Stückchen Butter in einen Geigenkasten verpackt, mit welchem er über die Grenze ging. Ein militärischer Wachtposten untersuchte den Kasten und beschlagnahmte die „Buttergeige". Der Pascher hat sich wegen Vergehens gegen das Ausfuhrverbot von Lebens mitteln zu verantworten. Vermischtes. " Damenkonfektion vor über 4700 Jahren. Die älteste Schneiderinnenrechnung ist neulich auf etner Steintasel, die vom Tempel zu Bippur in Chaldäa stammt, in Paris entziffert worden. Sie betrifft 82 Kleider und Oberkleider, wovon 14 mit Myrrhen, Aloe und Kassta parfümiert sind. Die sachlichen Einzelheiten waren nicht zu entzissern, es handelt sich dabei um geschäftlich-gewerbliche Ausdrücke, die der heutigen Welt fremd sind. Nach der Form der Schrift und ven sonstigen Angaben ist diese Kleiderrech- nung etwa um da» Jahr 2800 vor unserer Zeitrechnung zu letzen. ' Der Nörgler. „Die Biergläser, die Würste, alles wird kleiner und det nenn' se nu die große Zeit!" Kirchen-Nachrichten. Dienstag den 28. Dezember 1915. Alberndorf. Mittags l/212 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl für Alte und Schwache. Pastor Mosen. Reinholdshain. Nachmittags 3 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl für sAlte und Schwache. Pastor Mosen. Mittwoch den 29. Dezember 1915. Oelsa. Abend» 81/2 Uhr Gemeindeabend in Menzers Gasthof Großölsa. Dresden. Großhandelspreise für Stroh und Heu am 23. Dezember 1415 (mitgeteilt vom stSdt. Statist. Amte) Preise ab Bahnhof: Roggenstroh. Flegeldrusch und Breitdrusch. Kein Anoebot. — Nieder!. Heu in Bündeln SO 7,40 bis 7,60 M. — Oberl. Heu in Bündeln 50 8,30 bis 8,60 M. — Nieder!. Heu, lose, 50 ><A 7,— bis 7,20 M. — Oberl. Heu, lose, 50 kx 7,40 bi- 8,20 M. - Dresdner Marktpreise am 24. Dezember 1415. Preisangaben liegen nicht vor. letzte Nachrichten. Die englischen Gefamtverluste an den Dardanellen. Rotterdam, 24. Dezember. Der englische Staatssekretär Tennant teilte dem Unterhause mit, daß die Grsamlverluste an den Dardanellen einschließlich der Marinedivisionsn betrugen bis zum 11. Dezember: 1679 Offiziere und 23 670 Monn tot, 2969 Offiziere und 72 222 Mann ver wundet sowie 327 Offiziere und 12 116 Mann vermißt. Vom 25. April bis zum 11. Dezember wurden außerdem 96682 erkrankte Mannschaften in die Hospitäler aufge- nommen. Der Minister erklärte, man dürfe aber annehmen, daß die Zahl der Kranken sich jetzt vermindern werde. Uebrigevs muß man auch in Betracht ziehen, daß die Ver luste der Franzosen in diesen Zisfern nicht mit inbegriffen sind. llmkrepelung des englischen Kabinetts. Amsterdam. Aus London verlautet, daß tatsächlich im englischen Kabinett Veränderungen brvorstehen. Man spricht sogar von dem Rücktritt Asquiths und daß nach dem auch Grey nicht bleiben könne. Da Kitchener in Kürze nach Aegypten gehe, würde wahrscheinlich Lord Haldane das Kriegsministerium übernehmen. Vielfach wird gewünscht, daß Lord Fisher in sein früheres Amt als erster Seelord eintritt. Im Volke verbreitet sich immer mehr die Ansicht, daß die bisherige Regierung dem Lande immer nur neue Enttäuschung bereitet habe. Veröffentlichung von Dokumenten aus dem serbischen Ministerium. Wien. Der „Neuen Freien Presse" zufolge ist in den nächsten Tagen die Ausgabe einer Sammlung von Doku menten aus dem serbischen Ministerium des Aeußern zu erwarten, die den Rischer Staatsarchioen entnommen wurden. Aus diesen Dokumenten geht die Urheberschaft und Mitwisserschaft der serbischen Regierung, des Belgrader Osfiziervereins, sowie des Kronprinzen Alexander an dem Sarajevoer Verbrechen klar hervor. Die Not der serbischen Flüchtlinge. Amsterdam, 27. Dezember. Holländische Zeitungen veröffentlichen einen Ausruf des Niederländischen Komitees zur Unterstützung de» serbischen Rotes Kreuzes und der leidenden serbischen Bevölkerung, da au» Sofia über die entsetzliche Notlage der serbischen Bevölkerung berichtet wurde. Klägliche Werbeergebnisse in der Kapkolonie. Amsterdam, 27. Dezember Der „Telegraaf" schreibt: Der Berichterstatter der „VoWem" in Kapstadt drahtet seinem Blatte über die Werbung in der Kapkolonie, daß diese nicht gerade nach dem Wunsch der englischen Be hörden vor sich zu gehen scheint. Wie südafrikanische u Zeitungsnachrichten und sogar leitende Persönlichkeiten ver sichern, waren die Resultate der Anwerbung sehr mäßig. Während dreier Tage sind danach im ganzen 153 Mann s angeworben worden; am ersten Tage meldeten sich 93 Männer, am zweiten 40 und am dritten Tage nur noch 20 Mann. Austeilung Persiens? Bukarest, 24. Dezember. „Diitorul" meldet au» Peters burg: Zischen den englischen und russischen Regierungen werden Verhandlungen über die Aufteilung Persien» ge führt. Beide Staaten wollen Persien annektieren. Ruß land würde den Norden und England den Süden Persien» erhalten. Die Annexion soll unter dem Vorwande, daß die Türken und Deutschen in Persien Agitation treiben, binnen kurzer Zeit ersolgen. Die Merverbands-Einigkeit. Zürich, 23. Dezember. Wie der „Tagesanzeigrr" meldet, ist von Saloniki aus vorerst an keine Offensive der Der- bändler zu denken, da die Differenzen im Dierverband über die Festlegung eine» großen Veibandsheere« in Sa loniki weiter gehen, und der Widerstand gegen die Der- zettelung von Streitkräften durch das Fehlschlägen des Dardanellen!, niernehmens im Wachsen begriffen ist. Zürich, 24. Dezember. Au» Paris wird gemeldet, es seien infolge des Josfreschen Einspruchs seit dem 15. De zember von Frankreich keine neuen Truppen nach dem Balkan abgegangen. Italiens Bewucherung durch England. Chiasso, 23. Dezember. Der Senator Guglielmo Mar coni reist in wichtiger Mission nach London. — Wahr scheinlich hängt die Reise mit den Beschwerden zusammen, die in der letzten Zeit in der italienischen Presse wegen der Bewucherung Italiens durch England erhoben werden. 23V OOÜ Mann Landungstruppen in Saloniki. Wien, 27. Dezember. Die „Reichsposi" meldet aus Saloniki: Bis jetzt lind rund 230 000 Engländer und Franzosen gelandet. Die Bierverbandstruppen legen ihre Befestigungen bei Guemendje (bei Saloniki) und aus der Chalkidike Halbinsel als Verteidigungsstellung an. Die Franzosen haben ihre Stellungen aus dem rechten Ufer des Wardar, die Briten auf dem linkenUfer. Die griechischen Truppen hallen die Zone westlich und östlich der englisch französischen Kriegszone besetzt. Zwei englische Transportdampfer untergegangen. Köln, 27. Dezember. Der Korrespondent der „Köl nischen Zeitung" drahtet von der holländischen Grenze, er habe aus bester Quelle erfahren, daß am 20. Dezember nachts vor Boulogne zwei englische Tranrportdampfer untergegangen seien. Fürst Philipp Ernst von Hohenlohe- Schillingsfürst -s. Bad Reichenhall. Der „Berliner Lokal-Anzeiger" er- fährt zum Tode des Fürsten: Der Fürst hatte sich als Witwer der Prinzessin Charlclee Ppsilanli mit der jugendlichen Schauspielerin Henriette Gindra vom Münchner Schau- spielhause morganatisch vermählt. Bald daraus traf ihn ein Schlaganfall, er wurde entmündigt und sein Bruder Moritz übernahm den Fürstentitel und die erbliche bay rische Reichsrats würde. Vorbereitungen zur Verteidigung Aegyptens Lugano, 27. Dezember. Ucker die Vorbereitungen zur Verteidigung Aegyptens depeschiert der Korrespondent des „Secolo" aus Kairo, daß fortgesetzt große in Alexandrien gelandete Abteilungen, die hauptsächlich aus Ausstraliern und Neuseeländern bestehen, auf das ganze Land verteilt werden. General Macwell habe die größten Gebäude Kairos für militärische Zwecke beschlagnahmt. Der General stab sei im Savoy-Hotel einquartiert. 10 000 Eingeborene sind gegenwärtig mit dem Bau von Eilenbahnstrecken be schäftigt. Wettervorhersage. Zeitweise heiter, zu warm, keine wesentlichen Nieder schläge. König Peter von Serbien ist nach einer römischen Meldung au« Valona in Italien eingetrofsen. Die englischen Gesamtverluste. London, 25. Dezember. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Verluste der Briten auf allen Kriegsschauplätzen bis zum 9. Dezember betrugen: an Mannschaften 119923 tot, 338 753 verwundet, 69546 vermißt, an Offizieren 7367 tot, 13 365 verwundet, 2149 vermißt.! Montenegrinischer Kriegsbericht. Genf. Der Feind erreichte in den Kämpfen im Sand schak am 24. Dezember kein Ergebnis. Die Oesterreicher nahmen unsre Stellung bei Braskovapor. Durch Gegen- angrisf setzten wir uns wieder in ihren Besitz, machten Ge fangene und erbeuteten Material. Der Gouverneur von Petersburg Stockholm. Das „Berliner Tageblatt" meldet den plötz lichen Tod des Grafen Adlerberg, des Gouverneur» von Petersburg, an einem Schlaganfalle. Italienischer Kriegsbericht. Rom. Artillerietätigkeit auf beiden Seiten an verschiede nen Abschnitten der Front, besonder» im julicarischen Teil. An der übrigen Front ist die Lage unverändert Eine gescheiterte Besprechung.^ Haag, 26. Dezember. In dem Internationalen sozia listischen Bureau sollte eine Zusammenkunft von soziali- stischen Abgeordneten der kriegführenden Länder stattfinden, bei der da» Thema „Der Frieden" erörtert werden sollte. Wie „Het Volk" meldet, waren aber nur zwei deutsche Sozialisten, Ebert und Scheidemann, sowie rin Spanier erschienen. Die deutschen Abgeordneten kamen nur zu - dem Zweck, um dem Internationalen Bureau Aufschluß zu geben über die Bedeuiung der Erklärungen, die in den letzten Wochen im Reichstage von den Sozialdemokraten abgegeben worden sind. Eine Skandalgeschichte. Rom. Die italienische Aristokratie ist um einen blutigen Skandal reicher. Der Rittmeister Graf Frenoglio fuhr am 25. Dezember mit seiner Geliebten, der Gräfin D'Alessandry Salvacc', spazieren. Der Gemahl der Gräfin mietete ein Auto und fuhr in vollster Fahrt in den Wagen des Rillt- meiiters hinein. Er tötete den herausfallenden Rittmeister durch» einen Reoolverschuß und zerschnitt seiner Frau mit einem Rasiermesser Gesicht, Hals und Nacken. Aus dem türkischen Hauptquartier. Konstantinopel. Die Krieger des Scheichs der Senussen setzten in zwei Kolonnen den Kampf gegen die Engländer in Aegypten erfolgreich fort. Die Gegend von Siva wurde vollständig von den Engländer gesäubert. Eine Kolonne, die an der Küste vorrückle, griff die Ortschaft Matruh, 240 Kilometer östlich von Solum, an. In dem Kampfe wurde der Kommandant von Matruh und 300 englische Soldaten getötet. Die muselmanischen Krieger erbeuieten bei Solum und Matruh von den Engländern zwei Feldkanonen und «ne Menge Artilleriemunition, 10 Automobile, von denen zwei gepanzert sind, und eine Menge Kriegsmaterial. An der Dardanellensront zwang in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember unsere Artillerie ein Torpedoboot, das die Landungsstelle bei Ari Burun beschoß, sich zurückzuztchen. Bei Seddil Bahr warf der Feind eine ziemlich große Menge von Bomben und Lufttorpedos. Unsere Artillerie zerstörte einige feindliche Minenwerfer und verursachte bedeutenden Schaden in der ersren und zweiten Linie der feindlichen Schützengräben. Unsere Artillerie traf viermal einen feindlichen Kreuzer, der Altschi. Tepe und die Um gehung brschoß. Unsere Meerengen - Batterien beschossen besonders die Landungsstellen von Seddil Bahr, die Ver sammlungsplätze der Truppen bei Nartoliman, die feind lichen Schützengräben in der Umgebung Kerevistero, Truppen bei Efski-Hissarlik und eine Haubitz Batterie. Sie richteten merklichen Schaden an und versenkten zwei gepan zerte Boote bei Nartoliman. Am 25. Dezember führte eines unserer Wasserflugzeuge erfolgreiche Erkundigung«- flüge über Tenedos, der Insel Maor und den feindlichen Stellungen bei Seddil Bahr aus. Der Ursprung des „blauen Montags". Die Feier des „blauen Montags" ist eine uralte. Man befindet sich im Irrtum, wenn man dieselbe von den blaugeschlagenen Gesichtern der Exzedenten ableiten wollte; hier liegt viel mehr eine kirchliche Veranlassung zugrunde. In katho lischer Zeit wurden nämlich an den Montagen der Fasten zeit die Kanzeln und Altäre mit blauein Tuch bekleidet. Die Meister ließen ibre Gesellen feiern, diese übten nach damaliger derber Art „allerlei Kurzweil" und kamen dann allerdings „blau angelaufen" nach Hause. Mehrere auf die Aufhebung dieses wüstenTreibens gerichteteNeichstagsbe- schlüsse blieben ohne Erfolg, ebenso ein Erlaß Friedrich Wil helms!., in welchem der strenge und haushälterische Landes vater auf die Unnützlichkeit dieserEinrichtung hinwies und wie infolge des ganzen und halben Bummels am blauen Montag zwei ganze Monate Arbeitszeit im Jahr dem Volkserwerbe verloren gingen. Uebrigens brauchten die früheren Ber liner Blaumacher nicht durch vergebliches polizeiwidriges Rufen nach dem Wächter ihre Heiserkeit unnützerweise zu vermehren; denn die feierliche Installierung des ersten Berliner Nachtwächters erfolgte erst Anno 1580, bis wohin jeder Groß- und Kleinbürger sein eigener Wächter und der eiserne „Hausklöppel" überall angebracht war. vergebliche Chirurgen. Eine seltsame Statistik hat der Dr. Mac Leren für die chirurgische Abteilung des Bundes der amerikanischen Aerzte ausgearbeitet; es handelt sich um alle die Instrumente und Gegenstände, die bei Operationen im Körper des Operierten vergessen worden sind. Die Fälle sind keine Seltenheit, und über sic existiert eine ganze Literatur. Schon früher hat Dr. Neugebauer den amerikanischen Aerzten eine gleiche, lange Statistik überreicht; sie wurde 1899 veröffentlicht und umfaßt 191 , Fälle; aber in den folgenden Jahren mußte bald eine Zusatzstatistik angeführt werden, die 87 neue Fälle umfaßte. Und ein anderer ärztlicher Statistiker hat 155 Fälle zu- lammengestellt. -f- Die Schwerverwundeten in Arankrelch. Trotz des Rücktransportes der Schweroerwundeten waren in Frankreich vielfach Klagen laut geworden, daß man über den Verbleib von Angehörigen in Unkenntnis sei. An scheinend hatte die französische Regierung vermieden, die Invaliden mit ihren Fa milien in Verbindung zu bringen. Erst jetzt sucht ein Erlaß des Kriegsministers auf dringende Vor stellungen mehrerer Abgeordneter den vielfachen Gesuche» gerecht zu werden, indem unter Vorbehalt der Zustimmung von ärztlicher Seite bestimmt wird, daß e Schweroer wundeten oder Kranken, wenn sie mindestens ein Jahr i» Behandlung gewesen sind, in ein Hospital in der Nähe ihrer Heimat verlegt .werden dürfen. „Echo de Paris" erhofft von dieser Anordnung, die viel srüber hätte ge troffen werden müssen» die Hebung des feelischen ZustaNH des vieler dieser Unglücklichen. Vie Kes» und die Ratten. In Bangalur, der Haupt stadt des Staates Maisur in Ostindien, hat man seit einigen Jahren einen energischen Kampf gegen die Ratte» ausgenommen, und die Resultate haben sich als äußerst günstig für die Bekämpfung der Pest erwiesen. Nach den soeben veröffentlichten offiziellen Berichten sind während eines Jahres 21800 Ratten vergiftet und 108 774 in Fallen gefangen und dann getötet worden. In derselben Zeit ging die Sterblichkeit an der Pest um 40 Prozent zurück, und die Gesamtzahl der Todesfälle war die niedrigste, seitdem die Pest zum ersten Male (1898) in Maisur aus getreten war.