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V8 Bank befindlich ist. Dort saß ich in trüben Gedanken ver sunken, au» welchen ich erst durch da» Nies«« Eurer Exeellenz gerissen wurde. Nur nach langem Suchen und nachdem Ew. Excellenz längst fortgegangen war, fand ich die Dose.« c«chlu» folgt.) Tagesgeschichte. Zur Abwechslung mögen unsere Blicke heut« einmal hinüber schweifen in die neue Welt, nach Amerika. Amerika ist das Land des Großartigen und Ungeheuer lichen, aber auch das Land der Widersprüche und der Hum bugs. Amerika (wir meinen natürlich Nordamerika) rühmt « sich, das freieste Land der Welt zu sein, und die Sela- »rrei mit all' ihren Unmenschlichketten uud Schrecknissen steht «nd wuchert dort in der größten Blüthe; Amerika rühmt sich, die natürlichen Menschenrechte in ihrem ganzen Umfangt an- erkannt zu haben, und in keinem andern Lande der Welt «erden die natürlichsten Rechte des Menschen häufiger mit Füßen getreten, wie in Amerika. Schwindeleien, Betrüge reien, Prellereien im allergrößten Maßstabe und auf die un verschämteste Weise auSgefüdrt; ein rücksichtsloses, unbändiges Haschen und Jagen nach Reichthümern; ein stoisches Ver läugnen aller bessern menschlichen Gefühle, wenn es gilt ein — „gutes Geschäft" zu machen: alle diese widerwärtigen Erscheinungen machen sich in keinem Lande der Welt breiter, al- in den vereinigten Staateit von Nordamerika. Dieß in nur ganz schwachen Umrissen die großen Schattenseiten des Lebens in Nordamerika. Allein, wie wir oben sagten, Amerika ist auch das Land des Großartigen. ES gibt kaum eine Unternehmung, die vom Menschen nur irgend unternommen werden kann, die in Amerika — wenn Geld dabei zu verdienen ist — nicht unter- nommen, nicht auSgeführt würde. Vor keinem Hinderniß schreckt der kühne Unternehmungsgeist des Amerikaners zurück; er macht sich alle Naturkräfte unterthan, bezwingt die Natur in den unglaublichsten Dingen. Alles, was er schafft, trägt den Stempel des Großartigen, des Gewaltigen an sich. So ist seit Jahren das Goldland Kalifornien natür lich des geldgierigen Amerikaners Haupt- und Angelpunkt. Von allen Gegenden Amerikas strömen ununterbrochen Aben teurer und Goldgräber dahin. Da stellt sich denn heraus, daß die Ueberfahrten von Neuhork nach Kalifornien nicht alle sich herzudrängendcn Passagiere regelmäßig genug beför dern kann, obwohl im vorigen Jahre 33 solcher Ueberfahrten stattgefunden haben. Gleich ist der Amerikaner bei der Hand, diesem Uebelstande abzuhelfen, und zwar ganz radikal. Es hat sich nämlich vor wenig Wochen eine Gesellschaft gebildet, die noch im Laufe dieses Jahres zwei Dampfschiffe bauen will, die dann regelmäßig Fahrten zwischen Neuyork und Kalifornien aussühren. Aber was für Dampfschiffe! Bis aus diese Stunde hatten alle Dampfschiffe, wenn sie nicht Schraubendampfer sind, nur zwei Schaufelräder, die neu zuerbauenden Dampfer sollen aber — vier Schaufelräder er halten und zwei riesenmäßige Maschinen, die zusammen die ungeheuere Gewalt von dreitausend Pserdekrast entwickeln. Jedes dieser Schiffe wird die Länge von 435 Fuß, also 217H Ellen haben! Auf jedem Schiffe werden 2245 Schlaf stellen angebracht und jedes wird überhaupt in allem, ohne überfüllt zu sein, 3000 Personen beherbergen können. Die einzelnen Räume werden wasserdicht von einander geschieden. Außerdem sollen sich aus dem Schiffe 13 Feuerspritzen befin den, wovon 8 Riesenspritzen durch Dampf getrieben werden. Der oberste Raum im Schiffe (da- Verdeck) hat den unge> heuern Flächenraum von 4 Arre» und einen 350 Fuß langen Hauptsalon. Die Schnelligkeit, mit der «in solche« Dampfungeheuer die Fluthen durchraset, wird nicht- zu wünschen übrig lassen. Während bi« jetzt die besten und stärkste« Dampfschiffe di« Reise zwischen Renyork und San Fraueiteo (Hauptstadt von Kalifornien) uidmal« unter 22 Tagen zurücklegten, wird so ei» neuer vierräderigerRiesendampfer sieben Tage weniger zu derselben Reise brauchen, und sie sohin in fünfzehn Ta gen zurücklegen! Gewiß, Amerika ist da- Land de- Großartigen. Jetzt aber zu Europa und seinen politischen Ange legenheiten. Deutschland. Oesterreich. Wien, 10. Ftbr. Die'! Gnade de» Monarchen hat sich während seine-Triumph zugs durch da- lombardtsch-venetianische Königreich nicht bloS darauf beschränkt, zu verzeihen und zu versöhnen, sie beciferte sich gleichzeitig, erwiesene Dienste anzuerkennen »nd zu beloh nen. Am huldvollsten und glänzendsten ist in dieser Bezie hung der Minister de« Innern Frhr. v. Bach ausgezeichnet worden, welchem, einer so eben au- Mailand etngetroffenen Mittheilung zufolge, das Großkreuz de- St. Stephan-orden- verliehen wurde. Mit dieser OrdenSdecoration ist bekanntlich das Recht des GrafentttelS verbunden, und wir dürsten daher nächstens schon den schlichten Wiener Advoeaten vom Jahre 1848 unter den Grasen de- österreichischen KaiserstaateS figu- rtren sehen. Wie verlautet, unternimmt Se. Majestät der Kaiser schon in den nächsten Tagen in Begleitung deS Finanzmint- sterS Frhrn. v. Bruck von Mailand aus einen Ausflug nach Modena, Parma und Florenz unter dem Jncognito eine« Grafen von Istrien, und es soll bei diesem Besuch gelegen- heitlich auch der Abschluß eines neuen ZollvertragS zur Sprach« kommen. Dringender al- je stellt sich nach den großmüthigen Acten de- Kaiser- in Italien ein Besuch desselben in Ungarn heraus, und zwar soll derselbe bereits im März stattfinden. Man will wissen, daß bei diesem Anlaß sämmtlichen ungari schen politischen Flüchtlingen die freie bedingungslose Rück kehr in ihre geliebte, schwer entbehrte Hetmath gestattet wer- den soll, und daß von diesem Gnadenact bloS das Haupt der Revolution, Ludwig Kossuth, ausgeschlossen bleiben wird. Auch für Böhmen und Galizien bereiten sich ähnliche katser- liche Gnadenacte vor, und die Maisonne deS Jahre- 1857 dürfte schwerlich mehr in chie düstere Zelle eine- Gefangenen scheinen, den die gewaltige Stromwelle des Jahre- 1848 in dieselbe geschleudert hatte. — Eine telegraphische Depesche mel dete nach Wien, daß die Russen Streitkräfte am kaSpischen Meer concentriren. Ferner, daß ein englisches Armeecorps in Kabul angekommen ist und vereint mit Truppen Dost Mo- hammedS nach Herat zieht. — Preußen. Berlin, 10. Febr. Daß neue Noten Preußens und Oesterreichs nach Kopenhagen gegangen find, um auf eine Antwort zu dringen, wird un bestätigt. Die preußische soll vor einigen Tagen abgegangen sein. Auch soll diesmal in den Noten selbst oder bet Ueber- gäbe derselben ein Termin bestimmt worden sein, etwa von vier Wochen, innerhalb dessen das Eintreffen der Antwort verhindern werde, daß man die Sache an den Bund bringe. — Berlin, 12. Febr. Das Staat-ministerium hat gestern über die fernere Behandlung der beim Landtag etngebrachten Finanzentwürf« berathen. Alle Anzeichen sprechen fortdauernd dafür, daß unsere Regierung entschlossen bleibt, an ihren Steuervorlagen festzuhalten, und dieselben bet den Plenarver handlungen des Landtags mit aller Entschiedenheit zu ver treten. Die in der Finanzcommission des Abgeordnetenhauses dagegen erhobenen Einwendungen haben die Ueberzeugung de« Mintsterium- von der Angemessenheit und der Nothwendigkeit