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1857. Sonnabend, den 4. Zull. Rediqin und verlegt von E. M. Gärtner in Schneeberg und Schwargenbergi ' Die Schlegler. Fortsetzung.) Der Winter ging vorüber, <« schmolz der Schnee auf Barbara'- Hügel und die Weide bekam seine, grüne Blätter. Um die heilige Osterzeit, wie der Mond wuchs und die lauen Abende hell wurden, scheuchten oft leichte Schritt« die Bögel auf, die hier ungestört wohnten, und eine verhüllte Gestalt setzte sich auf den Hügel nieder, wie weiland Barbara, nach der freien Straße htnüberschauend. Und in der lautlosen Einsamkeit gesellte sich dann ein Ritter-mann zu ihr, vor dem fi« erst fliehen wollte und endliche bezwungen von Liebe und Ueberredung, ihm vergönnte, an ihrer Seite zu fitzen, dis der Mond über den See stieg; eine selige Stunde, die nur zu bald verann. Als ste sich zum erstenmal hier gefunden hat ten und nun im geisterhaften Zwielicht den engen Bergpfad hinunter stiegen zu dem Scheidewege, wo der Ritter sein Roß sand, und das Mädchen den Fußsteig nach der Hütte ein- schlug, da war ihr Entschluß fest, nicht wiederzutommen, und ihr stolzes Herz hielt den nächsten Abend die Probe aus. Doch schon in der z veiten Dämmerung malte der Schatten des Mondes ihr Bild wieder auf den grünen Hügel ab, und spiegelte sich in der Rüstung des jungen Löwen. — Die Helle Scheibe ward rund und ward wieder zur Sichel, und jeder Abend brachte die beglückende Stunde, obgleich die Jungfrau bei jede« Abschiede verheuerte, sie ^sei zum Letztenmale hier gewesen. Aber die Grasmücke, in den Zweigen der Weide, und der zahme Wasservogel, den des, gewaffnetcn Mannes Schritt aus dem Schlafe störte, belauschte nur «in trauliches Gespräch, das sich vor weniger stummen Zeugen nicht scheuen durfte, denn obgleich die arme Jacobäa nach manchem Kampf ihrem Herzen nachgab, blieb sie immer des hohen Stand«- eingedenk, der sie von Leo schied, und so stolz war auch ihr Gemüth, daß sie nimmermehr gewünscht hätte, von dem Ge liebten auf seine Höhe erhoben zu werden und ihm mehr schuldig zu sein, als sie vergelten konnte. Um die Zeit, wo das Korn gelb wird, die Sonne sen gende Strahlen hernieder wirft und schwüle Luft sich in Un gewittern kühlt, kam Graf Eberhard von Würtemberg mit seiner Gemahlin und drei Töchtern nach Wildbad, um da« Bad zu genießen. Im Städtchen lagerten seine Reisigen, denn Niemand mochte ohne Schutz wohnen in jenen Tagen, und im Schlosse ward es lebendig von Dirnen und Edel knaben, Rossen und Hunden. Am See weilte dagegen lobte Stille. Der Ritter mit der gleißenden Rüstung erschien nicht mehr, da Graf Eberhard erwartet wurde, und Jacobäa hatte seit Himmelfahrt, wo sie einen Kranz an die Weide hing, nur einmal da- mütterliche Grab besucht. Da kehrte «ine- Abend« Ruffin in Begleitung zweier Männer heim, und mit freudigem Zittern erkannte Jacobäa den Wunnensteiner Löwen. Der Andere war ein alter Man«, mit grauem Haupthaar und Bart, doch von riesigem Gliederbau, stolzen Angesicht-, «u« dunkel flammenden Augen streng hervorblickend. Seine Züge waren hart und flößten den meisten Menschen Furcht ei«, auf Jacobäa machten sie indessen einen verschiedenen Ein druck, sie sah dem alten Helden mit ruhiger Ehrfurcht- in« Gesicht, und wie sie hörte, er sei Wolf von Eberstein, ent sprach sein Anblick dem Bilde ihrer Gedanke» so ganz, daß sie meinte, eS sei ihr ein lebhafter Traum «»«gegangen. Heimliche Berathungen mit Ruffin führte» von da an den Eberstein oft in die Hütte, er kam in unscheinbarer Kleidung, fast wie ein Hirt angethan, und e- Ward dem Hellen Ver stände de« Mädchens bald klar, daß ein wichtige- Werk gr- schehen sollte, wobei der Ritter ihres Großvater- Hülfe be dürfe. Mit großem Antheil begriff sie den ganzen kühnen Plan, und fühlte nicht minder Luft zu seiner Ausführung, als die Männer. Die Schlegler wollten den Grafen Hon! Würtemberg sammt allen den Seinen auf dem Bergschloff« überfallen, gelang ihnen dies, so konnten fie dem Gefangen«» Gesetze geben, Leo- väterliches Erbe gewinne» und den-lan gen Streit mit einem Schlage endigen. Ruffin Hatto dabet das Amt eine- Kundschafters, er wußte, sich genau« Nachricht, über die Zahl und Bewaffnung der! Kriegsleute im Schloss» - und in der Stadt zu verschaffen und hatte durch seine schlauen Nachforschungen sogar erfahren, e« werde nächsten« et» Theil, dieser Söldner abztehen, um auf d«S Kaisers Gebot den Reichsstädten gegen eine Räubergesellschaft zu helfen, die ih nen den Weg nach Italien verlegte. In ein« Felsenhöhle, deren Eingang die Enz bespülte, wollten hse Schlegler einig« Mannschaft legen und hieher versprach Ruffin heimlich Nah rung zu senden und die Kunde vom Abzug« der Würtem- bergischen Knechte. - Eure Dirne hat mehr erfahren, al-, meinen Gedanken nach ei» Weib wissen sollte, sagte Eberstein, da er zum Letztenmale in der Hütte war. Ihr bürgtet für sie,, und) noch Einer. - ' Das Mädchen ist treu, antwortete Ruffin, ihr Lebelan ist fit mir nicht ungehorsam gewesen, und wenn da- nicht wäre, sie hat nur zu viel Lust, allem Unrecht gewaltsam z« steuern. Seht sie nur an, wie sie glüht, sie Pge gerne mit Euch, statt hier bet der Heerde zu weilen. Ihr wißt ja auch, we-balb sie darum wisse» mußte, ich muß sie bei Nacht mit der Speise in die Höhle schicken können, wenn meine alten Glieder den Dienst weigern. Ich bin Euch treu, sagte Jacobäa hoch erröthend, meine Seele ist .mit in Eurem Bunde. Wie könnt ich denn anders,! Ihr habt ja Recht und müßt Euch schützen gegen unrecht« Gewalt. Seit ich das weiß, ist mein Gebet mit Euren Waffen. — . i Gut denn, erwiderte der Ritter, ich will Euch traUW, ich denke überdem, da- Mißtrauen ist der Feigen Sache, «1» muthige- Herz vertraut leicht. — Nun! Graf Eberhard,! der. Du in schnöder Ruhe auf Deinem Schlosse fitzest, j», »ent-, Tagen wollen wir un- Äug' in Auge sehn. Hw spflft mir zu Recht stehen für mein gebrochene« Hau« und sollst dt« Wunnenstcin sein« Landschaften erstatten, so wahr mir Gott , helft! > j Jacobäa sah die Augen de» alte» Ritter« bet diesen, Worte» von zornigen Blitzen leuchten, und eine Regung der Furcht «faßte ihre muthige Sech an. Me , begriff, wa- et»; niedergtworfener Feind fühlen mußte, wenn er solchem Blick« begegnet«, unwillkürlich senkte st« die AHM, ader ,dj^don-