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.66 Tatzesgeschichte. Obwohl gegenwärtig an politischen T«-e-er«1gnissen von Wichtigkeit vollständige Ebbe herrscht, wie wir Ein gang- unserer letztem Nummer bereit- erwähnten, so ruht und schläft deshalb die Politik keinen Augenblick. Die Politik ist ein Perpetuum mobile, d. h. eine Maschine, die rastlos und ununterbrochen fortarbxitet, bald mit lautem Geräusch und unter Sausen und Brausen, weit häufiger jedoch in der größten Stille und Verborgenheit: aber still steht sie nie, und sie kann es auch nicht, denn sie ist ein Kind der Zett und der Verhältnisse. Die Zeit aber ist stets beweglich ; denn jeder kommende Augenblick verschlingt den Augenblick der Gegenwart und jeder sterbende Tag finkt sn die Arme der hereinbrechenden Nacht und diese gebiert wieder den kpmmenden Tag. Und so, wie die Zeit stets beweglich ist, so find e« auch die Verhältnisse, die von der Zeit gezeugt und geboren werden. Damm aber, weil die Politik ein Kind der Zeit und der von der Zeit täglich anders gestalteten Verhältnisse ist, darum eben kann die Po litik nie ruhen, nie feiern; darum aber sehen wir auch in der Politik so häufig Wandlungen etntreten, die uns, als die Uneingeweihten, mit Verwunderung und Staunen erfül len. Allein andere Verhältnisse bedingen eine andere Politik; daher die häufigen Wandlungen. Eine solche Wandlung in der Politik, die sich jetzt vor- tzereitet und die schon seit Monaten im Gange ist, ist die Annäherung der beiden Kaiserreiche Frankreich und Rußland, eine Annäherung, die, wie e- scheint, bald in eine enge Freundschaft und Allianz übergehen dürfte. Jetzt vor einem Jahre noch tobte vor den Mauern»Sebastopol« der er bittertste Kampf zwischen Franzosen und Russen, jede dieser beiden Mächte bot alle erdenklichen Mittel auf, wandte die neusten Erfindungen einer sortgeschrittnen Kriegskunst an, um über die andere einen glänzenden, vollständig entscheidenden Sieg davon zu tragen; tausende und aber tausende der kräf- tigsten Söhne des Vaterlandes wurden dem Tode geweiht, wurden dem Elende und dem unsäglichen Jammer eines Win- terfeldzugeS ausgesetzt, um den Steg davon zu tragen und den Gegner zu demüthigen: — und jetzt, wo nur erst we nige Monate seit der Beendigung dieses schrecklichen Kampfes verflossen find, jetzt sehen wir zu unserer Verwunderung, wie das französische Cabinet alles aufbietet, fich dem russischen nicht nur zu nähern, sondern ihm Freund zu werden, und wie da- russische Cabinet, sichtlich befriediget von diesem Ent gegenkommen, mit Freuden einwilliget in eine solche An näherung. Welche Verhältnisse aber haben diese merkwürdige Wandlung, die vor Jahresfrist gewiß nur sehr wenige der Eingemethten kommen sahen, in der französischen und rusfi. Kleider inöglichst zu verhüten, wende ich vor de« Aushängen die innere Seite nach außen. Diese Außenseite, deren Fut ter au- allerlei verschiedenen, bunt von. einander abstecheNdqn Stücken zusammengesetzt war (was meiner Aleiduug da« An- sehen einer iLandkarte von Deutschland gäA schien die ju gendliche Beobachterin nicht wenig zu interesfiren. Die heil lose Neugierde! Grund- und Erbübel des weiblichen Ge- schlecht-. JenemZnach meinen «Kräften zu steuer», blickte ich die Neugierige mit einer ernsthaften Miene an. Das wirkte! ° Die Jungfer ging mein Lager in dem angrenzenden Kämmer- lein aufzuschütteln. Da fie dabet die Thüre offen stehen ließ, so hatte ich Gelegenheit, die vollen starken Arme zu bewun dern, welche so emsig ihre Arbeit verrichteten. - > (Fortsetzung folgt.) schen Politik herbeigeführt? — Ahnen können wir sie allen- fall«; allein sie öffentlich aussprechen, würde gewagt erscheinen, denn da« eigentliche Arbeiten, da- wunderbare Jnekna^nder- gretsen der tausend ynd ab,r tausend Räder, ,dg« Sich-Strecken und Biegt» und Schmiegest der vielen Federn in dem p«r- potmum mobile der Politik, ist unseren Augen, al« den Uneingeweihten, verborgen. Wir sehen wohl, wenn die ge- wattigen Zeiger an der großen politischen Weltennhr eine andere Richtung angenommen haben, wenn sie, wie durch ei nen Zauber, geradezu in die ganz entgegengesetzte Richtung umgeschlagen sind; allein da- Wie? da« Warum? bleibt un gar ost auf lange Jahre hin ein Räthftl, bis der Griffel der Geschichte die Lösung bringst Welche wichtigen, ja nothwendigen Folgen aber wird eine Vereinigung, ein Hand-in-Hand-gehen Frankreichs und Rußlands — wenn e« noch vollständig zn Stande kommt — mit sich bringen und nach sich ziehen? Eine Frage von unermeßlicher Tragweite, der, näher und tiefer in« An- gesicht zu schauen wir uns — will es Gott! — für einen Artikel in späterer Zeit Vorbehalten. Wa« bringen die Zeitungen außerdem für Neuigkeiten? Hier in Kürze das Wichtigste. Deutschland. Oesterreich. Wien, 22. Januar. Man muß, schreibt man der „Köln. Ztg.", Augenzeugen, ge- borne Italiener, die nach den venettanischen Festen hierher gekommen find, hören, mit welchem lebendigen Gefühl sie er einem begreiflich machen wollen, daß von dem Glanze und r? Zauber Ihrer Majestäten jedes Herz ergriffen wurde. Unzäh. lige kleine Züge und Aeußerungen der Bevölkerung, die dtese- bethätigcn, werden erzählt. So hat z. B. einer der Gondo lieri, denen die Ehre zu Theil ward, die kaiserliche Gondel in den Lagunen zu lenken, nachdem er die Kaiserin lange be- trachtet, dem in seiner Nähe stehenden Kaiser zugerufen: „Sehr Recht haben Ew. Majestät gehabt, daß Sie diesen Engel (auf die Kaiserin zeigend) mit hergebracht haben!» Als die klein« Erzherzogin Sophie, die Tochter des Kaisers, nach Venedig kam, war eine Gondel bestellt, welche dieselbe sammt ihrem Gefolge von dem Dampfer in ihr Absteigequartier bringen sollte; das Meer warf ziemlich starke Wellen, so daß der Krieg«- dampser in beständiger Bewegung war, und die Baronin Wei den, mit der kleinen Erzherzogin auf dem Arm, zögerte die stark schaukelnde Stiege zu betreten. Ohne hierzu einen Aus- trag erhalten zu haben, eilte einer der Gondolieri die Stiege hinaus, nahm die kleine Erzherzogin auf den Arm, trug sie im Triumph in die Gondel hinab und drückte ihr, als er sie auf einen Sitz niederließ, unter dem nicht enden wollenden Jubel seiner Gefährten einen herzhaften Kuß auf die Wange. — Wien. Ueber den bereit« kurz angezeigten Abschluß der Münzconvention meldet die „Oesterr. Corr.»: „Nachdem die Verhandlungen über eine allgemeine Münzconvention bet der Wichtigkeit und Macknichfaltigkett der berührten Interessen eine geraume Zeit in Anspruch genommen haben, ist am heutigen Tage in Wien ein Vertrag zwischen Oesterseich und dem Für- stenthum Liechtenstein einerseits, und den durch die allgemeine Münzconvention vom 30. Juli 183» unter fich verbundenen deutschen Zollvereinsstaaten andrerseits, unterzeichnet worden, dessen große Bedeutung nicht zu verkennen ist. Obgleich ein« Verschmelzung der Landeswährungen der contrahtrenden Staa ten weder bezweckt noch erreicht worden, begreift da« erzielte Resultat die gemeinsame Anerkennung der wichtigsten Prin- cipiin des MünzwesenS in einer Weise, welche, wie man zp- verflchtltch annehmen darf, allgemein einen günstigen Einfluß auszuüben nicht verfehlen wird, eine Dauer versprechende, gemeinsame Grundlage der Münzverfassungen und eine wesent- ! liche Annäherung der aus derselben heruhenden verschiedenen