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wunde darin, atbmet« nur noch mühsam. Da kam ein Wind- stoß über da- Blachfcld daher gerauscht und wehte einige junge Blätter auf die Uniform herab. „Wenn der Früh- lingSwind weht, sehen wir uns wieder, mein Kätchen!" flü sterten seine blaffen Ltppcn. Ein schmerzliches Zucken, ein leichter Krampf und dec junge Freiwillige thcilte die tiefe Ruhe seiner Kameraden. ' <SW«W<»-» Tagesgeschichte. Während sich in Deutschland, überhaupt in Europa die politischen Zustände von Tag zu Tag — Dank sei dafür der Thätigkcit und dem redlichen Bemühen der Herren Diplo maten — beruhigender und friedlicher gestalten, zucken weit hinten aus dem fernen Osten — aus Asten — seil Wochen mächtige feurige Blitze empor, und obwohl dieses ferne Grol len feindlicher Elemente jetzt nur erst stoßweise und in län geren Zwischenräumen sich vernehmen läßt: so will cs bei reiflicher Prüfung und Betrachtung der Um- und Zustände fast scheinen, als werde sich dort in nicht zu langer Zeit ein recht schweres Kriegsgewitter entladen. England, das mächtige und wegen seiner unermeß lichen überseeischen Besitzungen einzig in seiner Art dastehende Reich, scheint nämlich in diesem Augenblicke sehr nahe daran zu sein, nicht nur in einen Krieg mit Persien und dadurch leicht auch mit Rußland, sondern auch mit dem Ungeheuern, aber gegenwärtig durch viele Jahr« her andauernde Revolu tionen zerfleischte China verwickelt zu werden. Was nun namentlich die neusten Verwickelungen Eng lands mit China anlangt, so ist cs wohl nicht einen Au genblick zweifelhaft, das seinen Handel nach allen Seiten hin emsig auszubreiten suchende England hat reckt absichtlich Händel mit China gesucht. Den ersten Anstoß dazu gab eine Seiten der Chinesen dem englischen Admiral Seymour verweigerte Genugthuung. Der englische Admiral, der mit seiner nicht eben bedeutenden Flotte in dem chinesischen Ha fen Canto n (dem einzigen chinesischen Hafen, in dem fremde Schiffe und Engländer mit ihrem Handel zugelaffen werden) lag, um die englischen Kaufleute zu schützen, griff sofort zu dem kräftigsten und nachhaltigsten Mittel, das es in solchen Fällen gibt: er beschoß mehrere Tage hindurch die nicht eben sonderlich feste Stadt Canton, und da die Gegenwehr der stolzen aber dabet feigen Chinesen nur schwach war, so wurde der größte Theil der Chinesen - Stadt erobert. Wie ein Blitzstrahl zündete die Nachricht von der Eroberung Can- tons in der Handelswelt Englands. Von mchrern größeren Handelsgesellschaften wurden schriftliche Eingaben bei dem betreffenden Ministerium eingercicht, in welchen die hohe Wichtigkeit der Eroberung Canto ns für den englischen Handel nachgewiescn wurde. Der Minister Lord Clarendon nahm die Bitten und Bemerkungen der Handelswelt sehr freundlich entgegen, und es ist wohl kaum zu bezweifeln: England bleibt sicher nicht bei diesem ersten küh nen Schritte stehen, eS wird keck und muthig weiter grei sen, und so dürfte sich also leicht ein länger andauernder Kampf zwischen England und China entspinnen. Die nordamerikanischen Freistaaten, stets auf Englands erweiterte Handelsverbindungen scheel und neidisch herabschauend, haben bereit- mit den Engländern gemein same Sacke gemacht, damit ja der Engländer nicht Mein Vorthctle erziele: und beide Nationen, Engländer und Nord amerikaner berechnen jedenfalls schon im Voraus, welch einen nie geahnetcn Aufschwung ihr Handel nehmen werde, wenn ein Theil von China, und wäre es auch nur ein längerer Küstenstrich, in ihren Händen sein wird. § China, das sich bekanntlich durch fast Jahrtausende ängstlich und stolz ganz vollständig von der übrigen Welt abgeschlossen hielt, und alle andern Nationen des Erdboden- ganz gründlich als „rothhärige Barbaren" verachtete: China wird sich also endlich doch vollständig erschließen müsscn, und für den Handel, für die Industrie von Eu ropa würde dieses Eretgniß allerdings von einem Einfluß, ja von «ner so Ungeheuern Tragweite sein, daß man die Folgen „unermeßlich" nennen muß. Nun zu Deutschland, zu Europa! WaS gibt- allda Neues in dieser Woche? Deutschland. Oesterreich. Die Reise des öster reichische» Kaiserpaare« durch die italienischen Provinzen ist ein wahrer Triuckphzug, wovon die Zeitungen nicht genug berichten können. Man schreibt von großen pomphaften Em pfangsfeierlichkeiten aus Verona, Mailand, Vicenza u. s. w. Wir wählen, statt diese Feierlichkeiten speziell unsere» Lesern wiederzugcben, dafür einen Bericht aus Mailand an die Re daktion der Allgem. Zeitung, welcher sagt: Ihr geschätzte- Blatt, unsere vornehmste Quelle der Nachrichten aus.Deutsch, land, hat zwar des kaiserlichen Gnadenacts vom 2. Decbr. gebührend gedacht, dennoch wundern wir uns hier, daß der selbe bei Ihnen nur so Unvollständig bekannt, und gerade dasjenige, was ihm für uns die größte Bedeutung verleiht, gar nicht erwähnt wird. Offenbar muß das an der unter lassenen vollständigen Darstellung der Sache seitens der öster reichischen Negierung liegen. Während alle officiellen und officiösen Blätter Frankreichs gleich in die große Trompete sto ßen, wenn irgend eine Anordnung ergeht, Vie einen günstigen Eindruck aus die öffentliche Meinung auszuüben im Stande ist, und Jedermann das eigene Nachdenken über ihre Wir- kung und Tragweite erspart wird, liebt es die österreichiche Regierung, sich in Schweigen zu hüllen und sich errathen zu lassen. In kurzen, trockenen Worten wird das Geschehen« verkündet, das Wesen der Sache aber nur wenigen klar ge macht. Ich theile Ihnen dasjenige mit, was mir über die einschlageuden Verhältnisse bekannt geworden ist. Schon am 8. Februar v.-J. befahl Sc. katscrl. Majestät, daß denjenigen politischen Flüchtlingen, welchen auf geschehenes Ansuchen die Rückkehr in ihre Heimath und die Ausantwortung ihres mit Beschlag belegten Vermögens gewährt werde, sowohl jeder bewegliche als unbewegliche Besitz nebst allen während der Sequestration daraus gezogenen Nützungen, also Bodenerträge, Capitalszinsen, Renten u. s. w. vollstän dig ausgeantwortet werden solle. Danach ist denn beständig und so auch gegenwärtig verfahren worden, nachdem die Aus- Hebung des Sequesters unbeschränkt erfolgt. Mehr noch, so gar die Kosten, welche die Verwaltung des in Be- schlag genommenen Eigcnthums verursacht hat, und die sich auf mehr al« 560,000 Gulden Silber be- laufen, sind von den Nutzungen nicht inAkzug ge- bracht, sondern vom Staat getragen worden. Mit väterlicher Gewissenbatzigkeit und Uneigennützigkeit hat also dcr Kaiser das Gut sctner Söhne, die ihm trotzten, bewirth. schäftet, und schüttet jetzt, wo sie ihm treue Anhänglichkeit von neuem zugesichcrt haben, den ausgesammelten Reichthum in ihren Schooß. Sie finden bet ihrer Heimkehr einen grö ßern Wohlstand wieder als sie bet ihrer Auswanderung vcr- lassen haben.' Das, denk' ich, ist wohl ein Punkt, der her- vorgehoben zu werden verdient. Mir mindestens ist aus der Geschichte anderer Staaten kein ähnliche- Beispiel bekannt. Einzelne, deren Besitzungen eingezogen wurden, haben wohl, wenn sie sich wieder in Gunst zu setzen wußten, ihr Eigen, thum zurückerlangt; daß aber eine ganze Kategorie ohne alle Gnadenwahl den Besitz und dessen Nutzungen ohne Abzug der