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Auf unseren Bergen, da- Ist kein Zweifel, haben sich die Saaten seit vierzehn Tagen, drei Wochen herrlich e»t- faltet und geben — bis jetzt — den schönsten Hoffnungen Raum. Auch aus fernen Gegenden bringen die Zeitungen recht erfreuliche Nachrichten. So meldet man aus Schlesien: „Die feuchten Niederschläge, welche wir in diesen Tagen bei milder Luft hatten, haben so günstig auf Lie Saaten ge wirkt, daß sie jetzt im frischesten Grün stehen und sich schon kräftig entwickeln. Mit der Frühjahrsbestellung geht man bei der überaus günstigen Witterung rasch vorwärts, und «S kann, wenn keine wetteren Störungen eintreten, die Saat in Ler Mitte April — also einen halben Monat früher al- ge wöhnlich — beendigt sein. Selbst mit dem Kartoffcllegen hat man hin und wieder schon angcsangen." Gleich günstig lauten aus mehrern andern Theilen Deutsch lands die Berichte über den Stand der Saaten und über die mild-feuchte Frühjahrs-Witterung, so daß also — nach menschlichen Ansichten — eine günstige, reichliche Ernte zu erwarten sein dürfte. Daher herrscht auch jetzt auf den gro ßen Getretdemärkten fast allgemeine Geschäftsstille, und die Getreidepretse behaupten fortwährend eine Neigung zum Sinken. In manchen Districten klagt man aber auch über große Verheerungen, die von den Feldmäusen an den Saaten angerichtet werden. So schreibt man aus Westphalen: „Leider hat sich aus dem südöstlichen Theile der Provinz Westphalen die dort eingetretene Kalamität auch über Len nordwestlichen Theil derselben verbreitet, indem ein unzähl bares Heer von Mäusen sein« Verheerungen und Verwüstun gen darin sortsetzt. Es ist die sogenannte Wandermaus, welche in den Feldern sehr arg wirthschastet und dem Land mann großen Schaden verursacht." Doch beschränken sich dergleichen höchst beklagenSwerthe Zustände nur aus einzelne Gegenden, so daß sie natürlich aus das große Ganze kaum einen nachtheiligen Einfluß aus üben können, und so dürften unsere schönen Frühjahrshoff nungen, unsere Saaten fröhlich gedeihen zu sehen, damit wir uns einer guten Ernte erfreuen können, leicht zur Wahrheit werden! Das gebe Gott! Deutschland. Oesterreich. Wien. Nach einer Depesche des Grasen Buol an den Gesandten in Turin ist Lie Frechheit der ptemontesischen Presse gegen Oesterreich, welche so weit ging, daß sie den Aufruhr und Fürstenmord predigte, Ursache von der Abberufung der österreichischen Ge sandtschaft aus Turin. — Der diplomatische Bruch mit Sar dinien hat hier einen tiefen Eindruck, jedenfalls aber nur einen günstigen gemacht, denn die wenigen Uebelgesinnten sehen, daß die österreichische Regierung sich stark genug fühlt, um mit Energie zu handeln. — Preußen. Berlin. Das HauS der Abgeordneten hat bei der Berathung des Salzsteuer gesetzes den tz. 1 (die Erhöhung der Steuer auf 15 Thlr. für die Tonne) in namentlicher Abstimmung mit 164 gegen 150 Stimmen angenommen. ES scheint dies wesentlich ein politisches Votum gewesen zu sein, denn die geringe Majorität für die Erhöhung wui.de nur dadurch erzielt, daß der Minister präsident zu verstehen gab, bei Verwerfung der Vorlage sei das Cabinet gefährdet. — Berlin, 27. März. Die nun mehr in Paris wieder ausgenommcnen Verhandlungen der Neuenburger Konferenz werden, mehrfachen Anzeichen nach, wohl schwerlich so schnell zum Abschluß gedeihen, wie sogar durch telegraphische Depeschen bereits in Aussicht gestellt ist. Es liegen theilS in dem Verhalten der Schweiz zu den diessei tigen Forderungen, thetls in der Form, auf welche die Be handlung der Frage sowohl durch die Natur ihres Gegen standes als durch die gegenseitige Stellung der Betheiligten angewiesen ist, nicht unwesentliche Verzögerung-Momente. Frankreich. Die „JnbÄnadance Beige" enthält nachstehenden Brief de- Grasen ^Chamdvrd aus da- letzte Schreiben de- Herzogs von Nemonr«: Mein Vetter! Ich habe Ihren letzten Brief mit einem tiefen Ge fühl von Traurigkeit und Kummer gelesen. Ich dacht«, gern, daß wir die zwischen mW vor vier Jahren vollendete Audsöhnüng in derselben Weise aufgefaßt hätten. Diese Wieverberstellung unserer politischen und Familienbeziehungen schien, während sie gleich,eilig meinem Herzen wohlthat, meiner Vernunft, ein Pfand für da- Heil Frankreich- and eine der festesten Bürgschaften für seine Zukunft. Um meine HofftlUNg zu rechtfertigen und unsere Vereinigung sowohl wirksam wie würdig zu machen, waren nur zwei sehr leichte' Dinge nöthig: von einer wie von anderer Seite gleich überzeugt von der Nothwendigkeit der Einigung zu sein, und in unsere gegenseitigen Gefühle ein unerschütterliche« Der» -rauen zu setzen. Ich habe Ihre Ergebenheit für da« monarchisch« Princip nie bezweifelt. Niemand kann meine Lieb« zu Frankreich, meine Achtung vor seinem Ruhme, mein Verlangen nach seiner Größe und Freiheit bezweifeln. Mein« shmpathienvolle Dankbarkeit gehört jedem, der jemals Nützliche« und Großes für e« gethan. So wie ich nicht ausgehört habe, dies zu sagen, so häbe ich auch immer geglaubt und glaube noch, daß e« ungeeignet schon heute, und vor. dem Augenblick, wo un» die Vorsehung die Pflicht auferlegt, Fragen zu entscheiden, welche die Interessen und Wünsche de« Lande« lösen werden. Fern von Frankreich und ohne Frankreich kann man sie nicht diScutireN. Ich hege jedoch nicht weniger die tief« Ueberzeugung, daß nur in der Ver einigung unseres Hauses und in der gemeinschaftlichen Anstrengung aller Vertheidiger der monarchischen Institutionen, Frankreich eines Tage« sein Heil finden wird. Die bittersten Prüfungen werden diesen meinen Glauben nicht erschüttern. Heinrich. Wir haben die Antwort de« Grafen Chambord, auf einen Brief des Herzogs v. Nemours nach Venedig, gebracht. Dieser letztere ist nicht in die Oeffentlichkeit gedrungen. Dagegen hat der Herzog in ei-, nein Brief vom gleichen Datum den Anhängern des Hauie», OrleanS über den Inhalt jenes an den Grafen Chambord gerichteten Schrei ben« Auskunft gegeben. Nach der Jndopendance Belg« lautet dieser Brief, wie folgt: Claremont, 25. Januar 1857. Theurer Hr. '"—. In einem bei Gelegenheit de« Todes des Hrn. v. Salvandy geschrie benen Briefe des Hrn. Grafen v. Cbambord, der von den Journale« veröffentlicht worden ist, findet sich eine Phrase, welche die I853 voll endete Aussöhnung al« eine der sichersten Garantien kür die Zukunft Frankreichs hinstellt. Wir haben Beweise erhalten, daß diese Phrase einen heute nicht mehr zweifelhaften Sinn hat, indem sie an Ver pflichtungen glauben läßt, die weder meine Brüder noch ich eingegan gen sind. Wir sind daher, sehr gegen unsern Willen, gezwungen, da« Stillschweigen zu brechen, welches wir bisher über unsere Beziehungen zum Hrn. Grafen v. Chambord gewahrt hatten. Ais ich mich in ei nem Gedanken der Eintracht zum Hrn. Grafen v. Chambord begeben habe, so that ich eS nur mit der formellen Versicherung, daß dieser Schritt zu keiner Verpflichtung irgendwelcher Art verbinde. Indem ich ihm unsern aufrichtigen Wunsch zu erkennen gab, daß ihn Frank reich eines Tages auf den Thron berufe» möge, und ihm zu erklären, daß wir in.diesem Falle alle unsere Kräfte aufbieten würden, um ein solches Ziel zu erreichen, war ich doch weit davon entfernt, ihm eine blinde und unbedingte Unterstützung anzubieten. Die Bedingungen mußten nothwendig durch einen vorläufigen Contract festgestellt werden. Diese Bedingungen waren in drei Hauptpunkten als unser« innige Uebcr- zengmig resumirt, welche nie zu verlassen uns die Achtung vor der Vergangenheit unserer Familie befiehlt: l) Aufrechthaltung der trico- loren Fahne, welche heute in "den Augen Frankreichs das Symbol für den neuen Zustand der Gesellschaft und der seit 1789 geheiligte» Prin- cipien resumirt. 2) Wiederherstellung einer constitutionellen Negierung. 3) Mitwirkung des VolkswillenS bei dieser Wiederherstellung wie bei der Rückberufung unserer Familie. Von diesen drei Punkten ist allein der erste bei seinem Besuche zu Nervi vom Grafen Chambord berührt worden, und das Resultat dieser Unterredung war der Art, daß wir glaubten, ihn davon unterrichten zu müssen, daß, so lange dieser Punkt unentschieden, alle Gemeinschaft (oommuaaute) zwischen ihm und un unmöglich. Da seitdem jene Lage sich zu unserem großen Bedauern nicht geändert hat, und selbst jede Idee eines vorläufigen Übereinkom mens vom Hrn. Grafen v. Chambord zurückgestoßen worden, so ist e« unsere Pflicht, den heute unnützen Einigungsversuchen ein Ziel zu setzen. Wir bedauern lebhaft, daß unsere Anstrengungen alle Nuancen der constitutionellen Partei unter «ine und dieselbe Fahne-zu vereinigen, von keinem bessern Erfolg gekrönt worden find - denn da- würde für uns noch eine Gelegenheit gewesen sein, Frankreich zu dienen. Unser Gutschluß ist in Zukunft die Ereignisse abzuwarten, und bei jeder Ge legenheit zu thun, wa« unsere Vernunft und unsere Pflichten gegen unser Vaterland uns rathen. Empfangen Sie theurer Herr »c. LouiS d'Orlean«. Großbritannien. London. Während da-Par-