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Nachdem der befehlende Offizier seine Posten gestellt, und genaue und strenge Befehle ertheilt hatte, nahm er die Ein ladung, an Seraphimens Abendessen Theil zu nehmen, an; mit seiner Einwilligung durfte auch jener junge Pole, der im SchilkovSky'schen Schlitten gesessen, sich am Mahle gütlich thun. Seraphim saß mit seinen beiden Gästen nicht weit von der Kammer, wo Isidora schlief; von Zeit zu Zeit eilte er hinein, um sich von der Wirkung seiner Arzeneien zu überzeugen; er schien beruhigter; dem jungen Offizier die Hand reichend, dankte er ihm innigst für die menschenfreundlichen Gesinnun gen, die er bewiesen. (Fortsetzung folgt.) Die Riederschlema-Schneeberger Zweigbahn. Die große Mehrheit der Bewohner Schneebergs und seiner Um gebung hegt in diesem Augenblick keinen sehnlicheren Wunsch, als den einer Verbindung der Stadt Schneeberg und seiner Umgebung mit der erzgebirgi schen Eisenbahn durch einen Schienenweg und i» der That ist auch bi «"Frage, ob der letztere zur Ausführung kommen werde, für -Schneeberg und seine Umgebung und für den ganzen südwestlichen von der erzgebirgischen Hauptbahn unberührt bleibenden Theil des Oberge birges von der grüßten Wichtigkeit. Bei dieser Behauptung steht der Verfasser nicht ans dem Standpunct eines Droschkenunternehmer«, von dem aus früher bereits öffentlich die gegcntheilige Ansicht geltend ge macht worden ist, vielmehr sind für den Verfasser höhere Rücksichten, Rücksichten auf die allgemeinen BerkehrSverstaltniffe, auf Handel und Gewerbe maßgebend und wer von diesem Gesichtspunkt aus der Sache ejnigc Aufmerksamkeit und einigen guten Willen zollt, der erlangt sehr bald die Ueberzeugung, daß eine S^ienenverbindung — mit Locomo- tivenbetrieb — zwischen Schneeberg und Riederschlema für erstge nannten Ort und seine Umgebung nicht geringe Vortheile im Ge folge hat. ES ist eine bekannte Sache, daß Eisenbahnen im Allgemeinen die Verkehrsverhaltnisse beleben und kräftigen, und diese wohlthätige Ein wirkung der Eisenbahnen ans die Verkehrszustände ist da eine um so stärkere, wo Schienenwege ihren Ausgangspunkt haben. Kömmt eine Eisenbahn zwischen Schneeberg und Riederschlema zur Ausführung, so wird dieselbe als ein Zweig der erzgebirgischen Hauptbahn in Schnee berg oder wenigstens in dessen unmittelbarer Nähe ihren Ausgangs punkt haben. Die Folge hiervon ist, daß Schneeberg der Stapelplatz für den gesammten Personen- und Güterverkehr des südwestlichen Thei les des Obergebirges wird. Der Güterverkehr dieses Theiles des Ober gebirges ist aber jetzt schon ein sehr bedeutender, denn es umfaßt die ser Theil die durch ihren Handel und ihre Gewerbthätigkeit bekanntem Orte Schneeberg, Neustädtel, Eibenstock, Schönheide, ferner industrielle Etablissements, wie die Eisenhüttenwerke Schönheiderhammer mit Wil- denthal, Reidhardtsthal, Blauenibal, ferner die Forstreviere Eibenstock, Jahnsgrün, Hundshübel, Sosa, Glashütte, sowie bedeutende Torflager, während endlich auf der Straße von und nach Böhmen ein lebhafter Güterverkehr stattfindet. Nach einer von mehreren Gewerbtreibenden früher bereits in einer Petition an Sc. Majestät den König, die Führung der Hauptbahn über Kirchberg, Schneeberg und Schwarzenberg betreffend, ausgestellte» Be rechnung über die muthmaßlichen jährlichen Bahnfrachten von den be- theiligtcn Orten nach dem gegenwärtigen Stande der Verkehrs- und Gewerbsverhältnisse war die Bahnfracht von Schneeberg und Neustädtel auf jährlich 111,000 Centner und zwar: 60,006 Ctnr. Getraide"), 36,000 Ctnr. Victualicn, Colonial- und andere Waaren, 16,000 Ctnr. Steinkohlen, 2000 Ctnr. dasiges Fabrikat; die Bahnfracht von Schönheide auf jährlich 16,000 Ctnr. nnd zwar 700 Ctnr. Borsten, 8000 Ctnr. Bürsten und Bleichwaaren, 18,000 Ctnr. Getraide nnd Hülsenfrüchtc, 18,000 Ctnr. Steinkohle», 8000 Ctnr. Colonialwaaren, Spirituosen u. s. w>; die Bahnfracht von Eibenstock aus jährlich 123,800 Ctnr. und zwar 80,000 Ctnr. Getraide, Vietuatien, Colonial-und andere Waaren, 13,800 Ctnr. Steinkohlen und 60,000 Ctnr. Getraide für die amerikanische Mühle in Wolfsgrün. , natürlich nur annäherungsweise berechnet werden; die Bahnsracht der DaS Getraibegeschäst Fund u. Comp. in Neustädtel halte in frü heren Jahren allein eine jährliche Bahnfracht von 30,000 Centner, obengenannten Hüttenwerke tarirten jene Petenten auf etwa jährlich 300,000 Ctnr. Bei diesem Gesammtergebniß von 583,800 Centner Güterfracht lediglich von den Orten Schneeberg, Neustädtel, Eiben stock und Schönheide, sowie von den Hammerwerken Schönheiderham mer mit Wildenthal, NeidhardtSthal und Blauenthal ist die von den Staatsforsten, den Torflagern, den verschiedenen in der Nähe Schnee bergs und Eibenstocks liegenden Dörfern und endlich vom Verkehre mit Böhmen in Aussicht stehende Bahnfracht ohne Rücksicht gelassen, be rechnet man letztere nur auf jährlich 3!6,500 Centner, so ergibt sich eine Bahnfracht von 900,000 Centner. Die angeführten Zahlen find überall sehr niedrig gehalten, denn was z. B. die Bahnfracht von Schneeberg und Neustädtel, welche zusammen 10,700 Einwohner zäh len, betrifft, so ist es klar, daß dieselbe von Victualien, Colonial- und anderen Waaren weit unter ihrer wahren Höhe angegeben ist. In Schneeberg selbst und seiner unmittelbaren Nähe werden vor aussichtlich zur Beförderung jenes nicht unbedeutenden Güterverkehres Speditionsgeschäfte errichtet und Steinkohlen- und Holzniederlagen be gründet werden, eS wird, so lange noch die böhmische Verkehrsstraße ibre Richtung über Eibenstock und Schneeberg hat, das im nahen Neustädtel rege Getraidegeschäft gehoben werden, durch diese und an dere, gegenwärtig, weil erfahrungsmäßig Eisenbahnen Verkehrszustände heraOrrufen nnd Industriezweige erwecken, an die vorder Niemand ge dacht hat, gar nicht abzusehende Momente aber der Verkehr in und bei Schneeberg wesentlich gewinnen. Daß eine solche Belebung und Kräftigung seiner Nahrungs- und Gewerbsverhältnisse gerade Schnee berg Nold thut, bedarf keiner weiteren Darlegung. Die Behauptung, daß die Spitzen- und Stickereiindnstrie Schneebergs durch die Eisen bahn nichts zu gewinnen habe, hinter die sich die Indolenz und der JndifferentiSmuS einiger, aber zum Glück weniger Einwohner Schnee bergs nicht selten versteckt, wird durch die Zustände der geschäftsver wandten Gtadt Plauen zur Genüge widerlegt; eS liefert diese Stadt den Beweis, daß die Eisenbahnen auf jede» Geschäftsverkehr, insbe sondere auch auf die hier fraglichen Geschäftsbranchen günstig und Vortheilhaft einwirken. Auf den Bergbau kann mit der Zeit die unmittelbare Nähe der Eisenbahn ebenfalls einen segensreichen Einfluß haben; die gewaltigere Dampfkraft kann, wenn eine Eisenbahn billige Steinkohlen in die Nähe der Gruben führt, die jetzt in den hiesigen Bergwerken arbeitende Was serkraft ersetzen, abgesehen hiervon müßte eS im Allgemeinen als eine große Wohlthat für die hiesige Gegend betrachtet werden, wenn unsere Gruben nicht mehr, wie zeither, alle Wässer in größeren Reservoir» sammelten und für ihren Betrieb, sei e» in den Schächten oder in den Aufbereitungsanstalten, benutzten. (Fortsetzung folgt.) Tagesgeschichte. Der holde Frühling hat am 20. März seinen Ein tritt gefeiert. Alles, was fühlen und empfinden kann, geht mit seiger Freude seinen schönen Tagen entgegen, die Wonne und Wohlgesühl ausgießen über alles, was da lebt. O, herr liche, wonnigliche Zeit des wieder erwachten Frühlings! Die Hoffnung schwillt in Baum und Strauch, Durch Zweige fährt ein süßer Hauch, Die Lcbensknospen springen. Die Lerche wirbelt froh empor, Ihr Stimmlein pocht an's HimmclSthor: „Ach gib aus deinem goldnen Haus, „Du liebster Gott, den Lenz heraus, „Daß alle Welt sich freue!" Und felgen Entzückens voll heißt des gefühlvollen Men schen Herz den holden Frühling hocherfreut willkommen; denn Hoffnung, du nie erlöschender Freudenstern am Himmel des Menschenlebens, Hoffnung, du sanfte Trösterin in allen Erdenleiden, Hoffnung ist das Freudenwort, mit dem der Frühling einzicht in unsere Berge und Thaler. Hoffend begrüßt dich, schöner Frühling, des braven Landmanns rüstiger Fleiß, damit du, in sanften, lauen Lüsten fächelnd, Waehsthum und Gedeihen spendest den der Erde anvertrauteu Saaten; hoffend empfangt dich der unver drossene Arbeiter, damit er, nengestärkt, verlassen kann die engen Nänme des kleinen Zimmers, in dem ihn des Winters unfreundliche und trübe Tage gefangen hielten, um wieder emsig zu rühren den nervigen Arm und, .die schwielige Hand,