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utcht mit einer Sylbe seiner Tochter gedacht, die noch einige fröhliche Tagt in dem Kinderkreise ihrer Wtrthe verltbte und die ihre scheue Furcht so ziemlich abgelegt hatte. Aber keine zudringliche Frage der Kinder oder der Domestiken »ar im Stande gewesen, ihr nur die kleinste Bemerkung über ihre frühere Lebensperiode zu entlocken; sie erblaßte bet jeder An spielung so sichtlich und gerieth in solche Angst, daß selbst der Neugierigste verstummte. — Mit tiefem Schmerz trennte sich das ganze Haus von dem lieblichen Kinde und bemitleidete das traurige Schicksal, welches seine Jugend und Schönheit in diese Lüstern Mauern und mit diesem finstern Begleiter verbannte. Tage lang sprach die ganze Stadt nur von dem abenteuerlichen Fremden und seinem seltsamen Kauf, denn da« Kloster war von Allen gemieden und die fabelhaftesten Ge» schichten darüber im Umlauf, bi- die Welle der Zett einen neuen Gegenstand der Unterhaltung heranschwemmte und der alte in die Tiefe der Fluthen versank. (Fortsetzung folgt.) Tatzesgeschichte. Ganz Europa wird seit Wochen in gespanntester Auf. merksamkeit erhalten durch die Zwistigkeiten zwischen Preu- ßen und der Schweiz, und seit der Belagerung von Seba- stopol ist nicht so begierig zu den Zeitungen gegriffen worden, als eben jetzt. Jeden Tag hofft man, die Zeitungen solleil al- neueste Nachricht die frohe Botschaft bringen, daß end- lich ein Vorschlag, ein Ausweg gesunden sei, aus den Unter- Handlungen zwischen Preußen und der Schweiz eröffnet werden können, die zu einem guten, friedlichen Ende führen aber leider! hat eS bis diesen Augenblick den aufrichtigsten und unablässigsten Bemühungen der Herren Diplomaten noch nicht gelingen wollen, den rechten Vorschlag zu finden. Und doch steht so viel fest, was wir auch schon wiederholt in un serem Volkssreund aussprachen: es handelt sich jetzt nur um die Form, wie der Zwist beigelegt werden soll: denn sowohl Preußen als die Schweiz wollen nicht Krieg, um nur Krieg zu haben, sowohl Preußen als die Schweiz fühlen, welche un absehbaren und verderblichen Folgen ein Krieg nach sich zie hen kann und wird, und doch kann man es nicht über sich gewinnen, weniger starr an der Form fest zu halten. Aber auch ganz Europa — und Deutschland ganz hauptsächlich — wollen nichts von einem Kriege wissen, wollen den edlen Frie den erhalten sehen, und so hoffen wir fortwährend noch fest und sicher, das alte Wort wird sich wieder bewähren: „Des Volkes Stimme ist Gottes Stimme" und es wird in den nächsten Tagen noch ein Ausweg gefunden werden, der un- den theuern Frieden sichert. Wie freudig würde die Welt die wahrhaft verbürgte Botschaft: Es bleibt Friedc! begrüßen! Vielleicht können wir in unserer nächsten Nummer schon diese frohe Botschaft unseren Lesern mittheilen. Deutschland. Wien, 5. Januar. In den „kirch. lichen Erläuterungen" heißt es betreffs der gemischten Ehen: „Es kann einem Katholiken unter keiner Bedingung erlaubt sein, bei Eingehung der Ehe sich anheischig zu machen, wofern Gott ihm Kinder schenkt, die erste und wichtigste Aeltecnpsticht hintanzusktzen und die ihm anvertrauten Miterben Jesu Christi in einem andern als dem Bekenntniß der katholischen Wahr heit erziehen zu lassen. Wen» also der nichtkatholische Bräu tigam das Versprechen verweigert, sämmtltche Kinder in der katholischen Religion erziehen zu lassen, so weiß die katho lische Braut, daß, wenn Söhne die Frucht ihrer Verbindung find, dieselben in dem nichtkatholtschett Bekenntniß werden er zogen werden. Aus diese Bedingungen hin sich zu verehelichen, verbietet ihr da- Gesetz Gott«-; de-we-en kann di« Kirchen- gewalt e- ihr unmöglich ausdrücklich erlauben. Besteht die Braut trotz aller Abmahnungen auf ihrem Entschlusse, so tre te» die Vorschriften ein, welche vom Standpunkte de- klei nern Uebels gemacht worden find und der Pfarrer empfängt die Erklärung der Einwilligung vor zwei Zeugen, doch mit sorgfältiger Vermeidung von Allem, was der Handlung de» Schein einer kirchlichen Feierlichkeit irgendwie geben könnt». Anders verhält «- sich, wenn die katholische Erziehung sämmt- licher Kinder entweder durch das Staatsgesetz oder durch da« schriftliche Versprechen deS Bräutigams sicher gestellt ist. Auch in diesem Falle ist dem katholischen Theile mit aller Lieb« und Ruhe abzurathen, die Jndulgenz aber, wenn di« Er mahnung fruchtlos bleibt, zu ertheilen. — Von verschiedene« Setten wird gemeldet, daß dem Fürsten Radetzky auf wieder holte- Ansuchen die Penfionirung erthetlt sei und Erzherzog Ferdinand Max an seine Stelle treten werde. — Nu», wer so lange und mit solcher Auszeichnung dem Vaterland gedient hat, wie der alte Radetzky, ber kann mit Ehren vom öffent liche» Schauplatz abtreten und sich der Selbstbeschauung wid men. — Wien, S. Jan. Wie eine telegraphische Depesch« der „Wien. Ztg." meldet, haben Ihre k. k. Majestäten am 3. l. M. Vormittags in Padua ihren Einzug gehalten. Eine unzählbare M-nge von Menschen bildete bis zum Pa laste Papafava, wo sich da- Allerhöchste Quartier befand, Spalier. Alle Häuser waren geschmückt, alle Fenster dicht besetzt, allgemeiner und lauter Jubelruf begrüßte überall da- Kaiserpaar. Sogleich nach der Ankunft empfing Se. k. k. apostolische Majestät die Autoritäten und den hoffähigen Adel, besichtigte dann die Garnison und beehrte mehrere Aemter, öffentliche Anstalten und Institute mit einem Besuche. Ihr« Majestät die Kaiserin empfing um 4 Uhr Nachmittag- di« hoffähigen Damen. Abends war die ganze Stadt sehr ge schmackvoll und glänzend beleuchtet. Se. Majestät geruht« die erleuchteten Straßen unter allgemeinem Zuruse der Be- völkcrung zu durchfahren. Ebenso war der Beifallsruf sehr lebhaft und anhaltend, al- Se. Majestät der Kaiser mit Ihrer Majestät der Kaiserin im festlich geschmückten, erleuchteten übervollen ^kektlro Mova in der Hofloge erschien. Am 4. Januar geruhte Se. k. k. apostolische Majestät von 9 bis 1t Uhr Vormittags Privat-Audienzen zu ertheilen. Um ^2 Uhr ritt das Osfiziercorps des hier stattonirten k. k. Kaiser-Hu« saren-Regiments ein Carrouffel, dem Allerhöchstihre Majestäten anwohnten. Unzählige Zuseher hatten sich zu diesem wahr haft glänzenden Feste eingesunden. Trotz des etngctretenen Rcgenwctters war auch an diesem Abende die Stabt beleuch tet. Um 9 Uhr erschienen Ihre Majestäten im festlich illu« minirten, sehr vollen Iliestro Movo. Auch an diesem Tage begrüßte allenthalben allgemeiner lebhafter Zuruf das Erschei nen Ihrer Majestäten. — Innsbruck, 3. Jan. (A. Z.) Gestern Mittag empfing Ihre k. k. Hoheit die Erzherzogin Margaretha in besonderer Audienz eine Deputation der tiro lischen Künstler, um das von denselben Ihrer kaiserl. Hoheit gewidmete „Künstler-Album" aus den Händen des Historien malers Kaspar Ick anzunehmen. Die hervorragendsten Künst lernamen von Tirol und Vorarlberg finden in den 22 Blät tern dieses Albums sich vertreten, zu welchem jedoch von aus wärts wirkenden Künstlern noch nicht sämmtltche Beiträge etn- gclangt sind. — Prag, 2. Jan. Als Curiosnm muß ich Ihnen mittheilen, daß die hiesige Bahnhofadministration die Bestimmung über den Eintritt in die Wartesäle wiederum — also zum dritten Male seit 14 Tagen — geändert hat. Die rothen Eintrittsbiüets werden nicht mehr ausgegeben und zwar deswegen, well solche beim Publikum wegen ihres hohen Preises keinen Anklang fanden. Statt einer Eintrittskarte um 10 Kreuzer kauften sich die Begleiter der Reisenden Fahr-