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' " Olbernhau. Unter dem Verdacht, seine eigene Fabrik in Brand gesetzt zu haben, wurde ein hiesiger Stuhlfabrikant verhaftet. Zwickau. Vor einiger Zeit starb hier einer der im hiesigen Schutzgefangenenlager untergebrachten französischen Zioilkriegsgesangenen, ein älterer Mann. Er wurde auf dem hiesigen Friedhöfe bestattet. Line seltsame Fügung de» Schicksal» wollte es nun, daß vor kurzem zwei Söhne de» Verstorbenen al» Kriegsgefangene ins hiesige Lager eingrliefert wurden. Al» sie erfuhren, datz ihr Vater hier seine letzte Ruhestätte gefunden, fertigten sie ein Holzkreuz an und setzten es ihrem Vater aufs Grab. Vermischtes. ' Salomonisches Urteil eines Landwehrmanner. Ein Antwerpener Blatt schreibt: Ein paar Tage nach der Beschießung Antwerpens kehrte ein Bauer nach seinem Dorfe Bommerkonten, dicht bei Antwerpen zurück. Zu seinem großen Aerger fand er sein Schwein nicht mehr vor, auf das er al, Weihnachtsbraten so große Hoffnungen gesetzt hatte. Er machte sich auf die Suche und fand e» bei seinent Nachbar, der aber behauptete, es sei sein Eigentum, er habe es grotz gebracht. „Dann gehe ich zum „Duits", sagte der entrüstete Bauer, und kam mit einem Feldwebel von den 74ern zurück. Dieser sagte zu den Bauern: „Tretet mal den Abstand zwischen euren Höfen genau ab!" Und als die, ge schehen war, lietz er dar Schweinchen genau aus den Strich, der der die Hälfte des Weges abzeichnete, bringen. Dort mutzten sie den Grunzer loslassen. Dieser knurrte «in paar mal, kräuselte das Schwänzchen und lief im Trab seinem alten Stall zu." * Das Nächstliegende. Ein 7jähriger Schüler hörte jüngst in der Religionsstunde die Geschichte von Goliath, wie der mutige D^oid den Riesen mit einer Schleuder erschlagen habe. Da fragte Alfredle: „Hat er dann'» Eiserne Kreuz kriegt?' Kirchen-Nachrichten. >8. Sonntag n. Trin , den 3. Oktober 1915. Reichstädt. Vormittags 9 Uhr Predigtgottesdienst. Dresden Großhandelspreise für Stroh und Heu am 30. Sept. 1915 (mitgeteilt vom städtischen Statistischen Amte) Preise ab Bahnhof Noggenstroh, Flegeldrusch (50 2,90 bis 3,40 M., Roggcnstoh, Breitdrusch (50 KZ) 2,60—3,00 M. — Für Wiesenheu in Bündeln, neues in Bündeln, für Wiesenheu lose, neues lose, liegen Preisangaben nicht vor. Dresdner Marktpreise am I. Oktober 1915. Kartoffeln (50 kg) 4,25—4,53 M. Roggenstoh (Flegeldrusch) per Schock 34-35 M.j Letzte Nachrichten. Die ausblelbenden Frenchberichte. Rotterdam, 1. Oktober. Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London: Das Ausbleiben weiterer amtlicher Berichte von French wirkt befremdend. Man hat den Eindruck, datz die englische Offensive vorläufig zum Stillstand gekommen ist. Die Beschießung Rigas. Die „Basler Nachrichten" eriahren aus Petersburg: Einem ausführlichen Bericht der „Nowoje Wremja" ist zu entnehmen, datz zweimal 20 deutsche Flugzeuge und zwei Lenkballons die Stadt Riga mit Bomben belegt haben. Das Artilleriefeuer auf die Vorstellungen von Riga ist in der letzten Zeit so heftig geworden, datz säst keine Fenster scheibe mehr ganz geblieben ist. Bulgarische Sympathiekundgebung für die Mittelmächte. Nach einer Sofioter Meldung verschiedener Berliner Blätter bcschloh der Stadtrat Sofias, je einen Platz nach den Städten Berlin, Wien und Budapest zu benennen. Die Schlacht in Westen. Berlin, 2. Oktober. Der Kriegsberichterstatter der „Berliner Morgenpost" vr. Mar Osborn, berichtet aus der Champagne unterm 1. Oktober: Wenn gleich die Champagneschlacht zurzeit nicht mehr mit der unerhörten Heftigkeit der ersten Tage wütet, so geht das Ringen doch in erbitterten Gefechten ohne Unterbrechung fort. Auf dem östlichen Flügel, dessen Schlachtfeld bis gestern von einem erhöhten Platz in der Feuerlinie zu überblicken ich Gelegenheit hatte, tobte gegen Mittag ein schweres Artil- lerieduell. Zu gleicher Zeit fand weiter westlich bei Au- berioe ein schwacher französischer Jnfanterieoorstotz statt, der ebenso glatt abgewiesen wurde, wie der folgende Handgranatenangriff. Nachmittags erlahmten die feind lichen Vorstötze und auch das Artillerieseuer war schwächer. Im Gegenstotz säuberten nun unser« Truppen auf dem linken Flügel mehrere noch vom Feind« besetzte Trichter, die durch das Einschlagen schwerer Geschoße entstanden waren, wobei wiederum Gefangene gemacht wurden. Die Nacht verlies ruhiger, doch versuchten bei klarem Mondschein die Franzosen, die Stadt Vouziers mit Bomben zu belegen, ohne jedoch Schaden anzurichten. Das Feuer unserer Ballonabwehrkanonen vertrieb da» Luftschiff bald. Die Verluste des Gegners müssen ungeheuer sein. Haufen von Leichen liegen vor unseren Stellungen und ganze Truppenteile sind nahezu aufgerieben. Ein Oberst, der mit 800 Mann gefangen genommen wurde, sagte, er habe vorher schon 2000 Tot« gehabt, so daß von seinem Regiment nichts mehr bestehe Es wird immer deutlicher, daß die Kämpfe, die unsere Truppen in den Tagen vom 25. bl» 27. September auszuhallen hatten, in der Kriegsge- schichtegcinzig dastehen.'^Größeres ist einer Armee nie zu- gemutet worden. Die Franzosen hatten eine gewaltige Uebcrmacht angesammelt, wohl an 30 Divisionen und hatten übrigen, auch Turko« hrrangesührt. Aber wenn sie jetzt noch einen neuen Ansturm wagen, so kann man dem Ausgange desselben bei der übermenschlichen Tapfer keit unserer Truppen ruhig entgegensehen. Amsterdam. Der Berichterstatter des „Handelsblaad" berichtet au« dem deutschen Haupiquartier: Bei dem Be suche in der Gegend von Monthris in der Champagne nicht weit von der Stelle, wo die Franzosen am 24. und 25. September mit 5facher Uebermacht versucht haben, die deutsche Front in einer Länge von 25 Kilometer zu durch brechen, habe ich feststellen können, daß keine Rede von einem Durchbruch sein kann, sondern nur von einem Ein drücken der Front auf einer Läng« von 6 Kilometern zwischen den Orten Tharure und Berson und einer Tiefe von 3 Kilometern. Nach Mitteilungen von deutschen Offizieren war der Angriff glänzend vorbereitet und wurde mit auserlesenen und ausgezeichnet ^ausgerüsteten Truppen unternommen, was ich auch seststellen konnte, als ich die Ge fangenen sah. Diese Schlacht war heftiger als die Winterschlacht, vor allen Dingen in artilleristischer Hin sicht. Die deutschen Offiziere sind überzeugt, daß der ört liche Erfolg der Franzosen sehr teuer bezahlt wurde und daß der Durchbruch nicht gelingen werde. Die deutschen Kämpfer bestanden ausschließlich aus Reserve- und Land- wehrtruppsn. Berlin. Zum Durchbruchsveisuche der Engländer bei Wern heißt es im „Lokal-Anzeiger": Der englische Angriff richtete sich besonders gegen die Stellungen der 3 , 4. und 6. Armee. Die Engländer haben die Erinnerung, ein paar deutsche Stellungen einige Stunden besetzt zu haben, reichlich teuer bezahlt. Paris. „Petit Parisien" meldet aus London, daß die englischen Generale Sir Tompson Capper und Thesiget in Flandern gefallen sind. Truppentransporte und Grenzsperre. Genf, 2. Oktober. Nach zuverlässigen Nachrichten sieht die Grenzsperre mit italienischen Truppentransporten in Zusammenhang Der Durchbruch soll im Westen unter allen Umständen und mit aller Macht erfolgen. Man fragt sich hier auch, veranlaßt durch die außerordentlich strenge Grenzsperre, ob nicht auch Truppentransporte durch das neutrale Hoch-Savoyrn erfolgen. French will eine „wirkliche Entscheidung". Reuters Spezialdienst meldet: Frensch sandte auf die Glückwunschdrahtung des Londoner Lord-Mayors folgende Antwort: „Die freundlichen Aeußerungen der Londoner Bürger werden für die Truppen der beste Ansporn sein, um zu sammen mit den Verbündeten die erzielten Erfolge weiter auezunützen und zu einer wirklichen Entscheidung zu bringen." Eine bulgarische Erllärung. Sofia. Agence Bulgare ist ermächtigt, alle Gerüchte, betreffend die Ankunft deutscher Offiziere in Sofia, die die Eisenbahn- oder die Heeresleitung in die Hand nehmen sollen; betreffend di« Behauvtung, daß Bulgari«» während des Krieges von Deutschland monatlich 50 Millionen Franken erhalte; betreffend Unruhen usw. ausdrücklich für unrichtig zu erklären. Zu der Behauptung gewisser Blätter, daß das Kabinett Radoslawow nicht berufen sei, Bulgariens Geschicke zu leiten, weil es nicht die Mehr heit besitze, sei zu bemerken, daß seine Stellung niemals erschüttert mar und daß seine Politik für niemanden etwas Herausforderndes hatte. Serbien soll losschlagen. London. Der römische Vertreter des „Daily Telegraf" meldet, daß der Viervcrband sich verpflichtet, Serbien die im Bündnisvertrag mit Griechenland festgesetzte Zahl der Streitkräfte zu liefern und in Saloniki oder anderswo zu landen. Moskau ohne Brot. Moskau. Die hiesigen Bäcker teilten dem Stadt hauptmann mit, daß die Stadt ohne Brot bleiben müsse, wenn nicht dem Mangel an Mehl, Feuerung und Hefe abgeholfen werde. Raubmord. Nürnberg. Der 46 Jahre alte ledige Privatus Johann Eckstein wurde gestern nachmittag in seiner Wohnung blutüberströmt tot am Boden liegend auf gesunden. Die Schubladen und Behältnisse waren durch wühlt. Eckstein galt als sehr reich. Er lebte mit seinem jetzt im Felde stehenden Bruder zusammen. General Kuropatkin ist nach Petersburger Meldung zum Chef des Gardelorps ernannt wurden. Wettervorhersage. Zeitweise aufklärend, Temperatur normal, meist trocken. Durch einen Ukas des Zaren ist das Moradorium um ein Jahr verlängert worden. Die schweizerisch'französische Grenze ist nach einer Meldung aus Genf sür Personen und Post- verkehr wieder geöffnet. Ein Armeebefehl. Nürnberg. Feldpostbriefe enthalten einen Armee befehl, in dem der bayerische Kronprinz am Vorabende der Offensive jsder Alliierten, Inoden k«r angesichts des heldenhaften Ausharren» der 3. und 5. Armee in mehr tägigem Trommelfeuer die Zuversicht ausdrückt, von der 6. Armee dasselbe zu erfahren. Von neuem soll die Welt erleben, daß die ruhmredig angekündigte große französische Offensive an dem Eisenwall des deutschen Volkes in Waffen zerschellt. Die Mobilmachung in Bulgarien. Sofia. Der Vertreter von W.T.B. meldet, daß die Mobilmachung in allen Landesteilen ordnungsgemäß und pünktlich sich vollziehe. Es sei bewundernswert, mit welcher S-lbsiverstSndlichk«it das Volk, da» vor 2 Jahren erst aus einem Kriege hervorging, die neuen Opfer hin- nehme. Das Gesamtleben zeige sich als normal. Das Aufgebot biete ein erstaunliches Bild ruhiger und kraft voller Zuversicht. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Lrpeditionstag: Sonntag den 3. Okt. nachmittags 3—6 Uhr. Sparkasse zu Seifersdorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag den 3. Okt. nachmittags y-3-6 Uhr. Aus aller Welk. -f- Avm Vesten der Kriegsgefangenen auf dem öst lichen Kriegsschauplatz. Der internationale Ausschuß de» Roten Kreuzes (Internationale Abteilung für Kriegsge fangene in Genf) teilt mit, daß das hellenische Rote Kreuz, Abteilung für Kriegsgefangene, sich bereit erklärt hat, die Familien über die Kriegsgefangenen auf dem östlichen Kriegsschauplatz zu benachrichtigen. Man wende sich an M. A. Coujsides, dlinistere cies commumLastons, xrösickent cku Lomite, Ebenes. -f- Ein neuer Sprengstoff. Wie „Sozialdemokraten" erfährt, hat der dänische Ingenieur Nielsen, der einen neuen Sprengstoff mit Namen Aervlit erfunden hat, eine Fabrik bei Jyderup eingerichtet, wo er zunächst im Auf trage der dänischen Regierung seinen Sprengstoff herstellt. Dieser zeichnet sich nicht nur durch seine Sprengwirkung und seine Billigkeit, sondern auch durch die völlige Gejahr- losigkeit des Transportes aus. Durch Rächt und Grauen! Kriegsskizze von Ewald Gent. (Nachdruck verboten.) Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne warfen goldene Reflexe um die geborstenen Birkenringel, schim merten im flimmernden Glanz um die müde hängenden Frühlingsblumen, huschten in abgerissenem Zickzack durch das mattgrüne, wirre Gelaub des dichten Unterholzes de» Echönlanker Waldes — und verschwanden, hinter sich am Horizont türmendes dunkles Gewölk. Der Feind wurde aus der Richtung von V ... ge meldet. Vor kaum zwei Stunden hatte sich das 2. Ba taillon des *** Infanterie-Regiments todmüde zur wohl verdienten Ruhe hiugestreckt. Patrouillen hielten wach same Ausschau. Leise rauschten die Blätter in säuselndem Wiegen des Abendwindes. Ein dämmeriger Schlummer anbrechender Dunkelheit legte sich über die frühlingsprie- ßenden Fluren. Die Ginstersträucher dufteten stark. Hier und da hob noch eine Marguerite ihre blendendweiße Blüte in den lauen Maienabend. Frühling! — Friedel Leben! Und dahinter lauerte der Feind, der Wahn witzige, der gegen starke Mauern anrennen, blühende und grünende Felder und Wiesen in eine zertretene, blutbe fleckte Walstatt verwandeln wollte. Hart am Waldessaum, versteckt hinter dichtem Erlen- gebüsch, geschützt von hohem Wiescngras, schlich die Pa trouille gegen den Feind. Müde und zerschlagen von stundenlangem Marsch, bewachten sie sorgsam den traum losen Schlummer ihrer ruhenden Kameraden. Hinter einem dicken Eschenbaum blieb der eine stehen. „Fritz!" sagte er zu seinem, einige Schritte abseits ebenfalls stehengebliebenen Kameraden, „gib mir eine Zi garette, oder ja eine Zigarre, ich bin so hundsmüde." Der andere sah den Freund einen Moment an, dann schüttelte er den Kopf. „Bedenke, Karl, daß das nicht geht, wir sind so dicht vor dem Feinde, daß uns der Glimmstengel zum Ver hängnis werden könnte." „Nur einen Zug, Fritz," bettelte der erste wieder, »das belebt die Nerven, schärft die Sinne . . ." „Karl," flüsterte ihm Fritz unterbrechend zu, „schaue, nach links, dort wo sich die Wege zweigen, siehst du vichts? —" Karl sah angelegentlich nach der ihm von Fritz be zeichneten Stelle. „Ist das nicht eine feindliche Patrouille?" „Ich sehe nichts!" bemerkte Karl Simon, „wirst dichs getäuscht haben; es ist auch schon zu dunkel, um das mit Sicherheit feststellen zu können." „Karl!" Fritz sprang mit einem Satz zu dem Freund und legte seine Hand schwer auf des Freundes Arm, während er mit dein Gewehrlauf etwas Halbrechts deutete. „Da ... dort... siehst du, wie sie über die Wegzweigung schleichen? Und dahinter noch welche ... fünf... zehn ... zwanzig... Bringe sofort Meldung zur Feldwache: Feind gesichtet!" Karl Simon schlich zurück. Die herunterhängende« Zweige streiften ibn im Gesicht. Die Tautropfen feuchteten seine Uniform; spähend durchdrangen seine Augen das Dunkel des Waldes, jedes Geräusch knackender oder brechen der Zweige vermeidend. Zwischen Buchen- und Birken wipfel schaute er ein blasses Stück Hellen Gewölks; sein« Müdigkeit war verschwunden. Der Feind rückte in stärkeren Trupps an. Die Feld wache gab die Meldung weiter Die vorgeschobenen Posten zogen sick auf die Verteidigungsstellung zurück. Wollte der Feind unter dem Schutze der Dunkelheit angreifen? — Ein scharfer Knall peitschte die Lust. Brechend knackten einige Zweige. Das Bataillon war alarmiert worden. Schlaftrunken wischten sich die Soldaten die müden Augen. Wieder drauf! — Zuckend umspannte manche Hand das Gewehr, al» .der erste Zug schwärmte. Wer wird wieder mit seinem Herzblut die sommerliche Erde tränken? Kurz und knapp