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Sie öbenottunoe dm äes Flamms willen Loman von L. Dress«!. (Nachdruck verbot«- <12 Fortsetzung.) dürste und seine Fellr-Angen mich nicht immer ent- VWcltt MekWkrkgr-veilsgt »k wtMepitr-Seiwng (gmkblsM lrkke schrieb weiter: „Ralf, Papa fft herzens gut, und in welch schöner Friedlichkeit könnten wir hier leben, ohne Melanie. Aber dieser spöttelnden, eigensüchtigen Frau gegenüber regt sich immer wieder meine alte feindliche Natur. Es reizt mich unwiderstehlich, ihren höhnischen An- griffen eine scharfe Replik zu geben, und damit errege ich leider nur Papas Unwillen. Es scheint, als ob ich seine Zuneigung nur gewinnen könne, indem ich seiner schönen, vergötterten Frau schmeichele, wie eben alle Welt es tut. Damtt aber müßte ich lügen, und Du weißt, daß ich das nicht kann. Melanie hat kein gutes Herz, sie hat Papa nicht aus Liebe geheiratet; seit ich selbst die Liebe kenne, bin ich dessen ganz sicher, und ebenso weiß ich, daß sie meine erbitterte Feindin ist. Unsere kleinen Stiefbrüder dagegen sind mir fast lieb geworden, und auch hierin siehst du Hedwigs sanften Einfluß. Sie kann einmal an keinem Kinde vorübergehen, ohne es liebkosend zu beachten. Da nun Leo und Ingo in der Tat wahre Leine Cherubs find, so war sie nicht wenig entzückt von ihnen. Den ersten zürnenden Blick von ihr erhielt ich für die Gleichgültigkeit, mit der ich die Kinder ansah. Nie besuchte sie mich, ohne nach den Knaben zu fragen, und da mußte ich mich notgedrungen um sie kümmern. So schwand mein Groll gegen die „fremden Eindringlinge", wie mein böses, eifersüchtiges Herz sie nannte, immer mehr. Ingo jedoch ist mein Liebling, vielleicht weil ich seine ersten Lebenstage bewachte, obwohl Leon der hübschere ist und durch eine merkwürdige Aehnlichkeit mit Felix, welche freilich niemand wahr haben will, mir eigentlich sympathischer sein müßte. Daneben trägt er aber auch manchen Zug seiner Mutter, und dadurch fühle ich mich immer wieder abgestohen. Vom Vater hat er nichts, er sieht eigentlich gar nicht aus wie ein Rhoda; trotzdem behauptet die Gräfin hartnäckig, Leon sei der ganze Papa. Leider scheint er mir auch von Charakter kein Rhoda; er entwickelt vielmehr alle Eigenschaften seiner Mutter, und du weißt, wie wenig ich von diesen halte. Der Knabe offenbart einen übermäßigen Eigenwillen, eine Eitelkeit, die bei einem so jungen Kinde ganz abstoßend ist, und eine wahrhaft tyrannische Grausam keit gegen seine Wärterinnen und gegen alles in seinem Besitz befindliche Geschirr, so daß ich häufig ernstlich strafen möchte, wenn ich mir das nur erlauben waffneien. Leon bedarf einer strengen Leitung, di« ihm indes kaum werden wird. Dem Papa werden seine Unarten verheimlicht, während Melanie sich über dieselben amüsiert, und ihren Liebling — sie sttzt Ingo auffällig hinter Leon zurück — über alle Maßen vergeht. Mir ist natürlich in der Erziehungsfrage kein Wort gestattet. Ebenso eifersüchtig, wie sie über meine seltenen Liebkosungen ihres Abgotts wacht, weist sie die leiseste Rüge seiner Unarten ab und ist entrüstet, daß man den reizenden Uebermut des kleinen Schelms eine strafbare Ungezogenheit nennen könne. Dagegen über läßt sie mir Ingo neidlos, und ich freue mich dessen. Eine große Aehnlichkeit mit Papa und auch Dir, Ralf, ist schon jetzt unverkennbar , da ist es kein Wunder, daß er mir immer lieber wird. Doch werde nicht eifersüchtig, mein Bruder; der echte Rhoda, Papas würdigster Nachfolger, bist nur Du in meinen Augen, und Dir gehört immerdar meine größte schwesterliche Liebe. Und nun sei es für heute genug mit diesem lange», nach Mädchenart sehr ausführlichen Schreiben, das Dich für mein langes Stillschweigen wohl entschädige» dürste. Denke unserer zum Fest«, die wir mm starrem Frost umfangen sind, umbraust von eisigen Rord- stürmen, während laue Lüfte euch umschmeicheln und ihr ungestraft unter Palmen wandeln dürft. In meinem Herzen aber, o Ralf, da tst's auch blühender Frühling, da lebt die Verheißung de» glücklichste« Werdens. Wirst Du am nächsten Christfest bei mir sein, ei« Zeuge meines Glückes, oder — Ralf, ich zittere, könnte mein seliger Traum noch zerstießen? — Müßte ich den Glauben an Felix verlieren, ich würde nicht sterben in hinfälliger Schwäche; denn ein kräftiger Körper ist nicht so leicht gebrochen. Rein, ich müßte weiter leben; aber dieses Leben, mein Gott, es wäre schwerer als der martervollste Tod; denn was gäbe er Furchtbareres, als zu leben mit dem Haß, der Ver achtung gegen die Menschheit, die ei» Gott geschaffen. Möge eine gnädige Vorsehung mich vor dem Fall W solche sternenlose Nacht bewahren! Leb' innig wohl, mein Ralf, bete für Deine Ulrike!"'