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Deutsches Reich. -f- Vunbesraks-Sihung. Berlin, v. September. In der heutigen Sitzung des Bundesrates gelangten zur An nahme der Entwurf einer Bekanntmachung Uber den Ver kehr mit Margarine, der Entwurf einer Bekanntmachung wegen Aenderung der Bekanntmachung über die Siche rung der Ackerbestellung vom 31. März 1915, der Entwurf einer Bekanntmachung zur Aenderung der Verordnung über die Regelung des Verkehrs mit Hafer, und der Ent wurf einer Bekanntmachung zur Entlastung der Gerichte. (W. T.-B.) -st- Erleichterung bei Margarine-Einfuhr. Berlin, 9. September. Mit Rücksicht auf die durch den Krieg ge schaffenen Verhältnisse hat der Bundesrat Diejenigen, die Margarine oder Kunstspeisefett aus dem Ausland einfüh ren, von der Verpflichtung befreit, daß auf den Gebinden oder Kisten, in denen die Ware in den Verkehr gebracht wird, Firma und Fabrikmarke des Fabrikanten angegeben sein muß. Es genügt fortan, wenn der Name und der Wohnort (oder die Firma und der Sitz) des einführenden Verkäufers in der Inschrift enthalten sind. (W. T.-B.) Oer bayerische Landtag ist bekanntlich auf den 29. September zur letzten Session der gegenwärtigen Legis laturperiode einberufen worden. Heber den voraussichtlichen Verlauf der Tagung wird der „Voss. Ztg." aus München geschrieben: Die Einberufung erfolgt hauptsächlich wegen des Budgets für 1910/17, das verfassungsgemäß vor dem 1. Oktober dem Landtage vorgelegt werden muß. Da dis Staatseinnahmen erheblich geringer geworden sind, vor allem die Einnahmen aus den Staatsbahnen, wird man ohne einen prozentualen Steuerzuschlag, eine größere Staatsanleihe oder eine Pause in der Tilgung der Staatsschulden nicht auskommen. Andererseits werden alle nicht dringenden Ausgaben für eine spätere Zeit zurückgestellt werden müssen. Die Beratungen des Staatsbudgets werden diesmal in einem erweiterten Fi nanzausschüsse erfolgen, und das Plenum wird sich wahr scheinlich mit der Abgabe von bloßen Erklärungen be gnügen. In den Pl'.narsitzungen dürften besonders gewisse Streitfragen, wie der Reversstreit mit dem Süddeutschen Eisenbahnerverband, zur Verhandlung kommen, ebenso einige dringende soziale Aufgaben, für die eine Denkschrift des Münchener Fortschrittlichen Arbeiter- und Angestellten vereins eine wertvolle Unterlage darstellt. Ausland -f- Zur Lage auf dem Balkan. Das Organ der bulgarischen Regierung, die „Narodnt Prava", veröffentlicht, wie die Wiener „Südslaw. Korr." unterm 8. September aus Sofia meldet, eine Erklärung über die Lage, die in politischen Kreisen das grüßte Aufsehen erregt und sehr lebhaft erörtert wird. Es heißt u. a. darin: Sobald alle Mittel einer friedlichen Verständigung versagen, sieht sich «in Staat, der seine nationale Selbstbestimmung erreichen will, gezwungen, die bewaffnet« Macht anzuwenden. Für die bulgarische Oeffentlichkeit wird es immer klarer, daß unsere ehemaligen Verbündeten um nichts In der Welt aufhören werden, da» unglück liche Mazedonien zu knechten, solange di« bulgarische Macht nicht zu Worte kommt. Der bulgarischen Regierung, welche alle Mittel, selbst jenes der direkten Einmischung der Ententemächte zur Er reichung einer Verständigung unter den Balkanstaaten erschöpft», bleibt nur noch übrig, sichere und wirksamere Mittel zu suchen, um die nationalen bulgarischen Ideale, für dl» Tausend« geopfert wurden, zu verwirklichen. Der Athener Berichterstatter des „Petit Pariflen* hatte dieser Tage eine Unterredung mit Venizelos, welcher er klärte, das Kabinett und seine Freunde wüßten, was st» zu tun gedächten. Er könne und wolle nichts sagen. Er habe seinen Posten in einem schwierigen Augenblick an getreten und suche seinen Weg wiederzufinden. Er werde keinerlei Erklärung in der Kammer abgeben und auf keine Frage antworten. Er werde in der Stille arbeiten, um Ordnung und Harmonie wiederherzustellen. Paris, 9. September. (Meldung der „Agence Havas".) Dem „Echo de Paris" wird aus Saloniki gemeldet, daß der griechische Minister für Straßen- und Verkehrswesen Unterhandlungen mit Bulgarien und Rumänien anknüpste, um die Warentransporte über Saloniki, den einzigen offenen Hafen am Aegäischen Meere, zu organisieren. Griechenland könnte so bulgarisches und rumänisches Ge- «eide erhalten. Kleine politische Rachrichlen. - f- Oesterreich hat nunmehr, wie die „Basler Nachr." aus St. Gallen melden, den gesamten Grenzverkehr mit der Schweiz, auch die Linie Feldkirch-Buchs sowie sämtlich« Stcaßen- übergänge, gesperrt. - s- Der bulgarisch «Gesandte in Nisch, Tschapraschl- tow, erhob bei der serbischen Regierung wegen der unwürdigen Sprache und Angrisse verschiedener Organe der serbischen Presse gegen die Person des Königs Ferdinand Vorstellungen. - i- Aus Nom will die Mailänder „Sera" erfahren haben, daß große Manöver des bulgarischen Heeres begonnen hätten, die sich unweit der serbischen und der griechischen Grenze absplelten. - i- Aus Saloniki wird gemeldet, der dort stationierte franzä- fische Admiral habe angeordnet, daß alle Reisenden, welche aus griechischen Schiffen fahren, vom französischen Konsulat beglaubigte Schein« besitzen müssen, die über die Persön lichkeit und das Reiseziel entsprechende Angaben enthalten. Sämt- tiche griechischen Schiffahrts-Gesellschaften protestierten gegen dies« »eu« Belästiauna. -t- Nach einer Meldung der Kopenhagener „Berlingske Tt- dende" au» Petersburg haben 24 Vertreter der Mehrheitsparteien der Duma von den Nntionalprogressisten bis zu den Kadetten und Äußersten Fortschrittlern, sowie Mitglieder des Zentrums und Mit» alieder des Reichsrates nach einer Reihe von Besprechungen ein «llrbeitoprogramm für beide gesetzgebende Körperschaften ausgearbeitet, das außer der Bildung eines Ministeriums des öffentlichen Vertrauens eine Reihe administrativer, politischer, so zialer und religiöser Reformen umfaßt. Gleichzeitig sei ein Zu» annmenschluß aller sortschrtttlichen Gruppen zustande gekommen. Ulis Groh-Verlin. Ein russischer Mörder in Berlin verhaftet. Wegen eines bei Kütno begangenen Doppelmordes wurde in Ber lin der sich dort unter falschem Namen als Kohlenträger in einem Kohlengeschäft aufhaltende russische Gutsinspektor Kasimir Stefanowski verhaftet. Er hatte sich mit Hilfe ! leine».Bruders, eines russischen Volizeibeamten. einen fal Der Wechsel im russischen Ober- kommando. i Der rasende russische See hat sein erstes Opfer gefor» dert. Es ist der bisherige Oberstkommandierende de» russischen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande, der Groß» fürst-Generaltssimus Nikolai Nikolajewitsch. Als die fetzt tagende Duma zusammentrat, wollte man der Welt ein reden, daß alles in Rußland ein Herz und eine Seele fet und man auch fernerhin in das Heer und seine Leitung das größte Vertrauen setze. Der weitere Verlauf d»r Verhandlungen ließ jedoch bald das Gegenteil erkennen. Die fast unüberbrückbaren Gegensätze, dis man eine Zeit- lang zu überkleistern verstanden hatte, traten zutage, und, was nicht zu verwundern ist, eine tiefgehend« Unzufriedenheit. Bei dem allmächtigen Einfluß dee Großfürstenpartei wagte man sich jedoch nicht ss recht mit der Sprache heraus. Noch immer war Nikolai Nikolajewitsch der Allgewaltige, der das Schicksal Rußlands bestimmte. Aber schließlich machten die Ereig nisse doch einen solchen Eindruck, daß es mit der Herrlich keit des Generalissimus ein Ende nahm. Man kann jetzt sagen, daß er kurzerhand kaltgestellt worden ist. Dies« Tatsache muß besonders auf die Verbündeten Rußland- recht eigenartig wirken. Pries man doch noch bis vor kurzem den russischen Rückzug als den Inbegriff alle» strategischen Könnens. Da Rußland nicht mehr Dampf walze war, so stellte man es von nun an als Säugpumpe dar, indem es durch seine fliehenden Heere die Deutschen immer tiefer in das Innere des Riesenreiches hineinlockte, um sie desto sicherer vernichten zu können. Jetzt wird e» wohl auch mit dieser Saugpumpen-Technik zu Ende sein. Als vor einiger Zeit die ersten Gerüchte darüber auf tauchten, daß der Zar selbst den Oberbefehl über die russi schen Streitkräfte übernehmen wolle, da hielt man es vielfach nur für eine Ausrede, hinter der sich gewisser maßen die Flucht aus Petersburg verbergen sollte. Nun ist es aber doch Tatsache geworden. Der Zar hat sich wirklich dazu aufgerafft, nicht nur selbst an die Spitze des Heeres zu treten, sondern auch den gefürchteten GroA fürsten weit von dem Schauplatze der Hauptereignisse nach dem Kaukasus abzuschieben. Der Großfürst wird in de« Folge nur noch Befehlshaber der dortigen gegen di» Türken kämpfenden Streitkräfte sein Der Wandet der Dinge wird durch eine Reihe von Erlassen de» Zaren und des Großfürsten angelündigt, die all« in dem üblichen Stile gehalten sind, in den» der Kommende dem Scheidenden für seine bisherigen Ver dienste dankt und dieser seinem Nachfolger allesGute wünscht. Auch die üblichen Begrüßungs- und Antmorttelegramm« mit den Häuptern des Vierverbandes haben stattgefunden, so daß eigentlich alles in schönster Ordnung erscheint. Bei Lichte besehen, stellen aber alle diese Vorgäng« in Rußland den vollkommensten Zusammenbruch dar. Es handelt sich hier nur noch um den letzten Versuch, z» retten, was vielleicht noch zu retten ist. Aber niemand in Rußland ist wohl so töricht, nm nicht einzusehen, daß das Verhängnis sich durch nichts mehr aufhalten läßL Dazu sind die Zusetzungserscheinungen im Volke und im Heere schon zu weit vorgeschritten. Nur eins ist möglich. Der Zar hat jetzt selbst die Bestimmung über den Lauf der Dinge in die Hand genommen. Wieweit man ihn bisher über die Lage der Dinge richtig belehrt hat, wissen wir nicht. Jetzt wird er aber selbst imstande sein, sich in ganz kurzer Zeit darüber ein Ur'teil zu bilden. Vielleicht besitzt er die genügende Tatkraft, um aus oer Erkenntm» der Nutzlosigkeit eines weiteren Widerstandes die nötigen Folgerungen zu ziehen. Sonst dürfte Rußland auch trotz dieses Szenenwechsels schnell und restlos der endgültigen Katastrophe entgcgeneilen. —. irische Leitung. Durch den yerabhängenven Draht wurds das eine Pferd eines vorüberfahrenden Zweispänners auf der Stelle getötet. Die Insassen des Wagens blieben unver sehrt. Schwere Störungen brachte das Unwetter im Fern sprechbetriebe; ca.1S0ZtttauerA»schlüsse waren unerreichbar. Sämtliche Verbindungen mit Dresden, Leipzig, Berlin unh nach Böhmen waren völlig unterbrochen. Bautzen war vom Fernsprechverkehr völlig abgeschnitten. Die elektrisch«» Lichtleitungen versagten ebenfalls zum größten Teil. Ein« ganze Reihe Ortschaften der Umgegend war ohne Licht und blieb während der Nacht völlig im Dunkeln. De« Zittauer Herbsimarkt, der am Montag stattfindrn sollt«, konnte nicht abgehalte» werden. Eine Reihe Buden und Stünde wurden beschädigt oder ganz umgeworfen und di« Waren auf die Straße geschleudert. Infolge des starke» Regens trat auf der Mandau und Neiße Hochwasser ein, das die Niederungen weithin unter Flut setzte. Viel Heu wurde von den Fluten vernichtet. Der Schaden, den die Wetterkatastrophe anrichtete, ist vorläufig noch gar nicht abzuschätzen. -j- Deutsche Noblesse. Am Montagabend warf, wie die „Agence Havas" zu melden weiß, ein in groß«« Höhe über dem an der Grenze gelegenen elsässischen Dors« Chavannes sur l'Etang schwebendes deutsches Flugzeug einen Kranz ab, welcher die Aufschrift trug kgoua morl sn Heros I 8on aciversairs." (Für Pegoud, der al» Held fiel! Sein Gegner.) — Zu gleicher Noblesse dürfte« sich französische Soldaten kaum aufschwingen. Höchstens bringen sie es zu häßlichen Verleumdungen ihrer deut schen Feinde. Zwei Wölfe im Münchener Zoologischen Garte» entsprungen. Aus dem Münchener Zoologischen Garte» brachen Mittwoch früh zwei Wölfe aus, während de« Wärter den Käfig reinigte. Einer fiel den Wärter sofort von hinten an und brachte ihm schwere Verletzungen durch Biffe in das Genick und in den Oberschenkel bei. Ei» Soldat eilte ihm zu Hilfe und schlug mit dem Säbel auf da» Tier ein, traf dabei aber auch den Wärter. Der Wolf wurde dann von einem anderen Wärter durch einen Schuß getötet. Das zweite Tier konnte nach einiger Zeit wieder eingefangen werden. — Der Unfall wurde dadurch mög lich, daß der Wärter vergessen hatte, die Tür zu dem Nebeukäfig gehörig zu versperren, während er den Haupt käfig reinigte. Aus dem Reiche. verkehr mit Gerste. Die Reichsfuttermittelstelle ver öffentlicht amtlich folgende Bekanntmachung: Nach 8 20 Absatz 1 der Verordnung über den Ver kehr mit Gerste aus dem Erntejahr 1915 vom 28. Juni 1915 (Neichsgesetzbl. S. 384) hat die Reichsfutter, mittelstelle festzusetzen, welche Betriebe Gerste verarbeiten oder verarbeiten lassen dürfen und in welcher Menge (Kontingent). Sie kann weiter die zur Durchführung und Ueberwachung erforderlichen Anordnungen treffen. Auf Grund dieser Ermächtigung hat die Reichsfutter mittelstelle im Einvernehmen mit ihrem Beirat (88 4 Ziffer 2 b und 5 der Verordnung über die Errichtung einer Reichssuttermitteistelle vom 23. Juli 1915, Neichsgesetzbl. S. 455) angeordnet, daß der Ankauf von Gerste für Gerste verarbeitende Betriebe ausschließlich gegen die von ihr ausgestell ten Gerstenbezugsschelne erfolgen darf, daß sämtliche Gerstenbezugsscheine bis auf weiteres der Gerstenverwertungs-Gesellschaft m. b. H., Berlin und München, ausgehändtgt werden, der danach allein die Möglichkeit des Ankaufs von Gerste für die Brauereien und für die anderen Gerste ver arbeitenden Betriebe gegeben ist. Ein unmittelbarer Ankauf von Gerste ist diesen Be trieben daher nicht gestattet. Wenn sie Gerste kaufen wollen, so müssen sie dies entweder durch die Gerstenverwertungs-Gesellsckaft tun oder sich von ihr als Kommissionäre bestellen lassen. Gegenteilige Pressenachrichten sind unzutreffend. Wer unbefugt (also ohne Gerstenbezugsschein) be schlagnahmte Vorräte (alle Gerste ist zugunsten der Kommunalverbände beschlagnahmt) verkauft, kauft oder ein anderes Veräußerungs- oder Er werbsgeschäft über sie abschließt, wird nach 8 10 Ziffer 2 der Gerstenverordnung mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 10 000 bestraft. Gerste, die ein Betriebsunternehmer unbefugt er worben oder verarbeitet hat, verfällt ohne Ent gelt zugunsten der Zentralstelle zur Beschaffung der Heeresverpflegung (nach 8 28 der Gerstenoerordnung). (W. T.»B.) -st- Deutsches Gold im Ausland festgehallen. Die „Frankfurter Zeitung" schreibt in einem Berliner Tele gramm: Die Schweiz hat durch Bundesratsbeschluß vom 16. Juli d. I. ein Ausfuhrverbot für Gold, auch gemünztes, erlassen. Deutschen Reisenden, die die Schweiz besuchen, wird daher, wie zahlreiche Beschwerden beweisen, beim Verlassen des eidgenössischen Gebietes das aus Deutsch land mitgebrachte deutsche Gold in schweizeri sches Papier- und Silbergeld umgewechselt. Hätten die Betreffenden das zurückgehaltene Gold der Reichs bank rechtzeitig zugeführt, so hätten sie jetzt keinen Aerger und Verdruß, und das deutsche Gold verstärkte unseren im angebrochenen zweiten Kriegs jahr der dritten Milliarde entgegenmarschierenden Goldschatz, statt jetzt der schweizerischen Staatskasse zuzu- fließen. Darum ergeht die Mahnung an jeden Deutschen, die Goldmünzen an die Reichsbank! Bemerkt sei übrigens, daß Deutschland bisher in der Lage ist, von einem Gold ausfuhrverbot abzusehen, weil seine günstige Finanzlage ihm diese dem Handel zugute kommende Haltung gestattet. Der Goldabfluß nach dem Ausland unterliegt in Deutsch land nur insoweit einer Kontrolle, als gegen die Eigen tümer der Verdacht obwaltet, daß sie sich einer strafbaren Handlung, z. B. nach der Verordnung vom 30. September v. Is. (Verbot der Abführung von Gold nach England, das auf Frankreich ausgedehnt wurde) oder nach der Bekannt machung vom 23. November o. Is. (Verbot Agiohandels mit Goldmünzen), schuldig gemacht haben. Alle unseren Beschränkungen der Freizügigkeit des Goldes hat sich das nach den täglich erneuten Versicherungen der Ententepresse „ausgepowerte" Deutsche Reich versagen können, und dies alles zu einer Zeit, wo England den großen Bluff „seines Milliardengoldtransportes" nach Amerika zur Rettung des sinkenden Sterlingkurses versucht, und sich dabei in den auf der einen Seite heuchlerisch umworbenen, andererseits in der Frage des freien Seehandels im allgemeinen und in der Baumwollsrage im besonderen brutal vergewaltigten Vereinigten Staaten so unsterblich blamiert hat, daß der Sterlingkurs an der Neuyorker Börse nach der großen Goldtransaktion weiter sinkt. Unwetterkatastrophe in der sächsischen Obeelansih. Ein furchtbares Unwetter hat am letzten Sonntag die säch sische Oberlausitz heimaesucht, wie man es dort seit 50 Jahren nicht erlebte. In Gärten und namentlich auf den Chausseen der Umgegend von Zittau sind Hunderte von Obstbäumen entwurzelt. Nicht minder traurig sieht es in Gärten und Anlagen au«. Starte, alte Laubbäume sind glatt abgebrochen, ebenso wurden die Sträucher- und Blumenkulturen stark beschädigt. Eine umfallende große Linde in der Hospitalstraße zu Zittau zerstörte die elek schen Paß auf den Namen Biallak verschafft und war da mit über die deutsche Grenze gekommen. Ein 23jähriger Kutscher Heinrich Mikaleitschek fuhr am 21. Mürz d. I. zwei jüdische Kaufleute von Lorvicz nach Kutno und nahm den auch 23jährigen Gutsinspektor Kasimir Stefanowski mit, der seine Eltern in Kutno besuchen sollte. Unterwegs forderte Mikaleitschek den Stefanowski auf, die beiden schlafendenKaufleute zu töten. Als dieser sich weigerte,erschoß Mikaleitschek die Ahnungslosen in einem Hohlweg im Walde. Er raubte ihnen über 1000 Rubel und warf seine Opfer ins Gebüsch. Die deutschen Behörden kamen dem Verbrechen auf die Spur und ergriffen Mikaleitschek in der Gegend von Kutno. Er schob alles auf Stefanowski und behaup tete, daß dieser unter einem falschen Namen nach Deutsch land entkommen sei. Stefanowski wurde jetzt von Kri minalbeamten ermittelt und nach Kutno gebracht. Die Frau des russischen Polizisten hatte in der Klicke einen Lederbeutel mit Geld „entdeckt" und den Inhalt mit ihrem Manne geteilt. So waren alle zufrieden gewesen, bis die deutschen Behörden eingriffen und die ganze Gesellschaft hinter Schloß und Niegel setzten.