Volltext Seite (XML)
Diese Landschaft ist uns durch den Krieg näher ge rückt. Auf diesem Gebiete hat die Schlacht bei Tannen berg stattgefunden. Hier hat Hindenburg seine ersten Lorbeeren errungen, hier ist er zum Nationalhelden ge worden. Bei einer Bahnfahrt von Menstein nach Neidenburg merkt man heute nichts von diesem gewaltigen Ereignis. Bon den 6 Bahnhöfen dieser Strecke ist nicht ein einziger beschädigt worden; ebenso sind die 9 Bahnhöfe von Net« denburg bis Ortelsburg und die 4 von hier bis Allenstein wohl erhalten. Im Winter hat ein russischer Flieger auf das Empfangsgebäude in Neidenburg eine Bombe ge worfen. Das beschädigte Dach ist bereits ausgebessert. Meine Besichtigung begann mit Hohenstein, wo ich «inen Tag verweilte. Herr G. empfing mich am Bahnhof und hatte die Liebenswürdigkeit, mich über alles zu unter richten. Er hat das Hin und Her unserer Truppen mit erlebt und die Stadt erst mit den letzten Truppen ver lassen. Die Loute haben die Städte und Dörfer aus eigenem Antriebe geräumt. Nun kam die Schlacht bet Tannenberg. , Vom Bahnhofe aus ist von der Zerstörung nichts wahrzunebmcn. Gefangene Nüssen fegten die Strasjen, rupften das Gras aus und errichteten Ehrenpforten: für den nächsten Tag wurde die Kaiserin erwartet. Auf dem Turnplätze der evangelischen Schule brachten sie gerade das Transparent mit der Inschrift in Ordnung: „Gott schütze unser Kaiserhausl" > Bei Hohenstein hat der Kampf mit großer Erbitterung getobt. Auf dbr Anhöhe nördlich der Stadt, bei dem Orte Sauden, sollen die Russen ihre erste Stellung gehabt haben, sind dann aber in die Stadt zmückgeworfen wor den. Bei Sauden befinden sich mehrere Massengräber, in welchen nach der Aufschrift 73, 90 und zirka 150 Russen Legen. Deutsche befinden sich in den Massengräbern 28, 17 und 35. Dies beweist, daß die Verluste der Russen be deutend größer waren. Um die Russen aus der Stadt zu werfen, mußte mrfere Artillerie den Markt unter Feuer nehmen. 64 Häuser, die Hintergebäude mitgerechnet, liegen in Trümmern. Die Zerstörung ist viel furchtbarer als bei einer Feuers brunst; die Ziegelsteine sind meist in lauter Grus ver wandelt worden. Der Stadtteil muß vordem recht schön gewesen sein. Gefangene Russen sind nun damit beschäftigt den Schutt wegzuräumen. Die beiden Kirchen und das Seminar sind unbeschädigt. Das dem Turme der katholischen Kirche sollen die Russen Maschinengewehre gehabt haben. Nach drei Seiten konnten Di« von hier aus das Feld bestreichen. Hier sind noch ^mren des Kampfe» sichtbar. Drei große, eingetrocknete Blutlachen und Schrammen an der Wand zeigen die Stelle, wo die Russen auf dem Turme mit dem Bajonett «tedergemacht worden sind; 15 Blutstreifen ziehen Ich an der Wand zwei Treppen tief hinab. Es ist kaum Degreiflich, wie die deutschen Infanteristen die drei enaen Treppen bis zu den Maschinengewehren vordringen konnten, da sich doch den Russen eine vorzügliche Gelegenheit zur Lerteidigung bot. Im Innern des Turmes ist nicht ge- geschossen worden, da Spuren von Kugeln an den Wänden nicht vorhanden sind. Unsere Artillerie hat nur ein einziges Schrapnell in das Dach der Kirche geworfen. Der ver ursachte Schaden ist nicht der Rede wert. In der Stadt haben die Russen nicht geplündert; Greueltaten sind gleichfalls nicht bekannt. Aus dem sieben Kilometer weit entfernten Plautziger See hat man nach der Schlacht acht Russenleichen herausgefischt. Dieser geringe Verlust ist wohl glaubhaft, da sich die Russen in einer meilenbreiten Front zurückziehen konnten, ohne auf einen See zu stoßen. Nach der Schlacht belegten unsere Truppen die Stadt. In der Wohnung des Herrn G. lag der Generalmajor v. O, der ein Dankschreiben hinterließ, das ich selbst ge lesen habe. Von Hohenstein bis Gutfeld verlieren sich die Spuren des Kampfes. Von Gutfeld wanderte ich zu Fuß nach Neidenburg. Zwei Kilometer südlich Gutfeld liegt das Dorf Lahna. Zwei Tage vor Hohenstein soll es hier heftig zugegangen sein. Ein junger Mann gab mir bereitwilligst Auskunft. Um die Russen am Vordringen zu hindern, nahm unsere Artillerie das Dorf unter Feuer. Elf Gehöfte sind abgebrannt, davon sieben vollständig. An der Kirche sieht man Spuren von Gewehrkugeln. Ein Schrapnell ist in -en Turm gefahren und hat in der Kirche auf der linken Seite drei Vänke beschädigt. Auf dem Kirchhof ist ein Russengrab mit ungestrichenem griechischen Kreuz und russischer Aufschrift; 32 Russen sollen hier begraben sein. Die Russen sind im Vorteil gewesen, da sie das Be graben besorgt haben. Nebenan liegen einige deutsche Soldaten. Aus dem Dorfe sollen bei dem Kampfe drei Leute, die dageblieben waren, ums Leben gekommen sein. Links neben dem Dorfe ruhen in einem Massengrabs 1 Hauptmann, 2 Leutnants und 16 Jäger des Ostpr. Jäger-Bataillons Graf York v. Wartenburg. Die Schlacht bei Lahna war am 23. August. Von hier zogen sich unsere Truppen auf Hohenstein zurück. Drei Kilometer westlich Lahna liegt das Gut Orlau. Daselbst find drei Gehöfte zerstört, darunter auch die Schule. Zurzeit wird in Orlau ein Ehrenfriedhof ange legt; Deutsche und Russen liegen dicht nebeneinander. Ein hohes Kreuz am Waldessaume bezeichnet die Ruhe stätte der Deutschen und ein anderes Kreuz in griechischer Form die der Russen. Das Land zum Ehrensriedhof bat die Frau Gutsbesitzerin geschenkt. Das Umbetten müßen die russischen Gefangenen unter deutscher Aufsicht besorgen. Aus der ganzen Umgegend werden die im August v. Is. Gefallenen hierher gebracht und begraben, Bisher ruhten hier 800 Russen und 300 Deutsche. Drei Kilometer südlich Lahna, sieben Kilometer von Neidenburg, liegt Adl. Dietrichsdorf. Kier ist alles völlia unbeschädigt, da der Ort vorn Kampfe nicht berührt wurde Im Gasthause hat sich zeitweise ein Feldlazarett von 13. Armeekorps, 2V. Division, befunden. Nach den herum liegenden Feldpostpaketen waren es Württemberger. Di, Ortseinwohner sind erst kurz vor dem Einzuge der Russe, in Neidenburg unter Mitnahme des Notwendigsten ge flüchtet. Nach der Erzählung einer Frau B. sollen dan, nachziehende Flüchtlinge tüchtig geplündert haben. In Neidenburg erfuhr ich in einer Buchhandlung daß (laut Angabe des Kreisblattes) dort 180 Häuser zer- stört seien. Auch Vie evangelische Kirche ist niedergebrannt; ihre Mauern stehen noch. Schloß, Kreishaus und Kreis- krankenhau» sind erhalten. Das Schloß hat mehrere Gra naten leichten Kalibers erhalten, die kreisrunde Eindrücke von etwa Meter Durchmesser und Tiefe hinterlassen haben. Ein dreizehnjähriger Knabe hat in Neidenburg die Nusienzeit mitgemacht und wußte recht anschaulich zu er zählen. Viele Einwohner seien lange vorher geflüchtet; andere hätten sich aber sicher gefühlt, bis am Morgen des 21. August die russische Artillerie Markt und Bahnhofstraße beschoß; unsere Truppen hätten bereits nachts in alle, Stille die Stadt verlassen. Nun war an ein Fliehen nicht mehr zu denken. Beim Einzuge der Russen sei er mit anderen Leuten gefangengenommen und vor einen höheren russischen Offizier geführt worden, der aber allen die Freiheit schenkte, da diese Leute wohl gern in der Heimat bleiben wollen und von ihnen nichts zu fürchten sei. Geplündert hätten die Russen in Neiden- bürg nicht, wohl aber Wohnungseinrichtungen beschädigt. Ueber die Verpflegung der zurückgebliebenen Bewohner durch die Russen war nicht zu klagen; sie erhielten genug Brot, Fleisch und Mehl. Vier achtzehnjährige Burschen aus der Stadt seien ums Leben gekommen. Sie waren von der Arbeit heimgekehrt und hatten vor der Stadt Kosaken als Vorposten angetroffen. In ihrem Uebermut wollten sie die Kosaken durchprügeln, worauf diese von ihren Waffen Gebrauch machten und sie gräßlich zurich teten. Der fünfte der Burschen sei entkommen und habe später den Tatbestand erzählt. Daß Kindern die Finger abgeschnitten, mit der Zunge an den Tisch genagelt usw. worden seien, wie im Ermlande erzählt wird, sei hier nicht bekannt. Von Greueltaten aus Neidenburg wisse er nichts. Das hörte ich auch von anderer Seite. Da Neidenburg stellenweise nur drei Kilometer von der Grenze liegt, ist es zu verwundern, daß die Russen bis zum 21. August warteten, obwohl sie schon vor dem 2. August mobil waren. Sie sollen auf einen Angriff unsererseits gewartet haben; als nun nichts er folgte, drangen sie auf Frankreichs Hilferuf in Ost preußen ein. Am Tage vor meiner Anwesenheit hatten die Kaiserin und die Kronprinzessin die Stadt besucht. Die Leute waren über die Güte Ihrer Majestät ganz entzückt. 4- bis 500 Zlr. Heu kauft Rezfmrsnn, Ovlsa Kaust -ie»,« „Die Abendstunde". sagen wir Hausdorf alle blecken im Gesiebt beseitigt spurlos ..Vsbuvo Lrbmo". ä Tube 50 Pf. bei Avrm. I>0WMLl28vd, Tlesanten Drogerie. Die Hoffnung auf ein Wiedersehen vernichtet! Plötzlich und unerwartet erhielt ich die traurige Nachricht, daß mein heißgeliebter Gatte, der treuforgende Vater seiner Kinder, Sohn und Bruder, Schwager und Schwiegersohn, r»ui krieSrivk Meinl, Gefreiter im Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 103, 6. Kompanie, Inhaber der Friedrich-August-Medaille, am 24. August den Heldentod durch MinemErplosion gefunden hat. Dippoldiswalde, den 31. August 1915. Die schwergeprüfte Gattin Marika MemL §vd. »laus, nebft Kindern und Angehörigen. Hofsnungsvoll mußt Du die Welt verlassen, — Schiedst so schwer von Deinem heim'fchen Glück. — In weiter Ferne mußt Du Dein Leben lassen — Kehrst niemals wieder zu uns zurück. — Ob ich den Ort, an dem Du starbst, wohl jemals sehen werde. — Fern von der Heimat ruht Dein Leib in kalter, fremder Erde; — Nicht durste ich zum letztenmal die liebe Hand Dir drücken, — Nicht Deines Grabes Hügel still mit Liebes rosen schmücken. — Wer weiß, ob Deinen Todesschrei ein ander Ohr ver nommen — Und jede Träne wird zum Fluch, die Schuldigen zu soerderben. — So schlaf denn wohl und leicht sei Dir die Erde, — Und träume von Deiner Kinder Giück; — Daß Sie in Deinem Sinn erzogen werden — Und später denken an's verlome Giück. Ein gutes Herz hat aulgehört zu schagen! vollen Nachruf. Hauedorf, am 29. August 1915. Die trauernden Hinterbliebenen. zu verkaufen NsivkslSi» 102. Ein solides, jüngeres Hausmädchen zum baldigen Antritt gesucht. Gasthof zum Amtshof, Rabenau. Erne größere und eine kleinere VVoknung ob 1. Oktober zu vermieten in der Naun dorfer Mühle. Kistenbauer finden foforlZdauernde Arbeit. Klappermühle Obercarsdorf. VollmUok ein Liter 20 Pfennige, kauft Dampf-Molkerei Deuben Hermann Zimmermann ZweiLauferschweine sind zu veikaufen. Ernst Böhme, Obercarsdorf. Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme an dem schweren Verlust unseres lieben Sohnes,,Bruders und Schwagers, Grenadier Fritz Ulbrich, gefallen am 12. August bei La ville aur bois, unsern herzlichsten Dank. Besonders Dank der Jugend von und Cunnersdorf für die schöne Kranzspende und den ehren- Plakate „HiMme" da» Stück 30 Pfennige, zu haben in der Eine kleine Wirtschaft 20 bis 25 Scheffel, wird zu kaufen gesucht. Angeb. u.V V.i d. Geschäftsstelle d Bl. erb. zu verkaufen Altenberger Straße 167. Gute weitze Schmierseife, Zrntmr 24 Mark. Gute gelbe Schmierseife, Zentner 30 Mark, solange Vorrat reicht. Versand gegen Nachnahme oder vorherige Kasse. Lar?- mauv, klol. HodvvsiLvkourloe 37. Waldschlötzchen Niederlage Leipzig-N. verl. Wißmonnstraße. Die reiche Anteilnahme, die uns allseitig bei dem schweren Verluste meiner lieben Gattin, unserer guten Mutter, Frau Alma Kretzschmar zuteil geworden ist, hat uns überaus wohlgetan und drücken wir hier- durch unsern herzlichsten Dank aus. Dippoldiswalde, den 30. August 1915. Oskar Kretzschmar und Söhne.