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Erläuterungen und Liedertexte Johann Sebastian Bach: C-Dur-Suite Johann Sebastian Bach (1685—1750) galt seinen Zeitgenossen nur groß als Orgel virtuos und Kirchenkomponist. Wir wissen ihn heute natürlich auch in vielen anderen Beziehungen zu schätzen. Bach, den weltlichen Tonsetzer, den Kammer- und Orchester komponisten, können wir heute an dem Beispiel der Suite (Folge von Tänzen) beobachten. Bach war, ehe er Thomaskantor in Leipzig wurde, jahrelang Violinist und Leiter der Musik am Hofe zu Cöthen, und er hatte manches weltliche Tonstück für diesen Kreis zu schaffen. Auch später in Leipzig, als er den Telemann’schen Musikverein (ein Vor läufer der jetzigen Gewandhauskonzerte) dirigierte, erging es ihm so. Der Instrumental körper der vier Suiten, die Bach uns schenkte, ist immer mit Bedacht aus charakteri stischen Blasinstrumenten (hier aus der Schalmeienfamilie: Oboen und Fagott) und S(^jfaern zusammengesetzt. Die heute zu hörenden Tänze waren schon zu Bachs zSBIum größten Teil außer Tanzgebrauch. Zur Einstimmung dient die kleine drei teilige Ouvertüre in französischer Art: Langsam — schnell — langsam. W. A. Mozart: Sinfonie D-Dur (ohne Menuett) Mozarts (1756—91) Bedeutung liegt sowohl auf dem Gebiete der Oper als auch dem der reinen Instrumentalmusik. Immer aber verschmilzt er italienische Melodiefreudigkeit mit deutscher Empfindungstiefe. Er ist der Schöpfer der echten Kantilene, das ist der stets bezaubernden, edel volkstümlichen, weichen, innigen Gesangslinie. 1788 entstanden die drei berühmtesten und letzten Sinfonien Mozarts: Es-Dur, G-Moll, C-Dur. 1786 die viertletzte, heute gespielte in D-Dur Nr. 38. Der Komponist befand sich, als er das Werk für die Wiener Winterkonzerte schrieb, nicht in der besten Gemütsverfassung. Ein harmlos fröhlicher, tändelnder Tanzsatz (Menuett) wäre ihm in dem Seelenbild, das diese Sinfonie gibt, unpassend erschienen. Ein sich zur Ueber- windung zwingender Humor paßte ihm schon besser. In dem schnellbewegten Schluß satz (Finale-Presto) will er sich zur Fröhlichkeit aufraffen. Ganz gelingt es nicht. Nachdenklichkeit, Resignation wollen ihn hemmen. Es gibt alles in allem etwa nur eine Art Glück in der Beschränkung. Ursprünglicher, echter im Ausdruck sind Mozart die beiden ersten Sätze gelungen: Adagio-Allegro (langsam - schnell) und Andante (gehend). Der vorwiegend dunkle, düstere Charakter — gelegentliche freundlichere Stimmungen bekommen keinen Einfluß auf die Haltung des Ganzen — war ihm zur Zeit gerade der natürlichere Ausfluß seiner Seele. Der Ideenzusammenhang zwischen den einzelnen Sätzen, wie er den letzten Mozart-Werken eigen ist, ist hier besonders auffällig. Paul Hindemith: Konzertmusik P^^Hindemith, geb. 1895 in Hanau, Schüler von Arnold Mendelssohn und Bern- ha^PRjkles, war von den jüngeren Tonsetzern der im Jahrzehnt 1920—30 meistgespielte. Er vertritt die Richtung der „Neuen Musik“, die sich in Abwehr zur Gefühlsromantik der Jahrhundertwende befindet. Ein Hauptzug seiner Arbeiten ist die parodistisch-negie- rende, ironisierende Haltung. Von persönlicher Eigenart ist seine Rhythmik. Der Rhythmus, das Motorische, das rein Bewegungsmäßige der Musik ist bei den „Neuen“ (die aller dings gerade jetzt schon wieder den Gefühlsromantikern weichen) absichtlich über das Klangliche (Harmonik und Melodik) gestellt. Auch in der heute gespielten Konzertmusik aus dem Jahre 1930 kann man die rhythmische Lebendigkeit Hindemiths studieren. Die Orchesterbesetzung verzichtet auf die Holzbläserfarbe und die Schlagzeuge. Dr. K r e i s er. Joseph Haydn: Konzertarie „Amors Pfeil", herausgegeben und bearbeitet von Dr. Karl Geiringer; deutscher Text von Irene Geiringer Wie kann Amor der Schuß so gelingen, Da die Binde sein Auge verhüllt? Wie kann er sich ins Weite schwingen, Wenn er stets doch das Herz mir erfüllt? Nur aus lauter Langerweil Schießt der Knabe ab den Pfeil, Trifft mich tief ins Herz hinein Und lachet dann noch meiner Pein. Eine Biene möcht die Liebe ich nennen, Süß ist ihr Honig, doch wehe, wenn sie sticht. Ach, sie stach mich, ich fühle das Brennen! Doch ihr Honig genügt mir noch nicht.