ERLÄUTERUNGEN Die beiden Tschechen: Smetana (1824—84; man betont die erste Silbe) und Dvorak (1841—1904; gesprochen Dworschak) gehören zu den hervorragendsten Vertretern der slawischen Musik. Sie waren keine Schöpfer neuer Formen, erfüllten aber die von Komponisten anderer Nationen ge schaffenen mit eigenem, neuen Inhalte. Die slawische Rasse kommt in ihren Werken vor allem durch eine eigenartig lebendige Rhythmik zum Ausdruck, die auf uns fast stets eine zündende Wirkung ausübt. Die Wurzeln der Melodieerfindung liegen bei Smetana und Dvorak im besonderen in der Volksmusik des eigenen Landes. M Die Ouvertüre zur Oper „Die verkaufte Braut“ von Smetana gehört zu den schwierigsten Orchesterstücken, die man überhaupt kennt. Das heißt für die Ausführenden. Für die Hörer klingt dagegen alles wunder voll leicht. Sie gehört ja zu den Musterbildern für den Ausdruck sprühender, jauchzender Heiterkeit. In stürmendem Lauf rast sie dahin, beginnend mit einem echt slawischen Tanzthema im synkopierten Rhythmus (Betonung von Taktteilen, die eigentlich unbetont sind), welches aber schnell einem komisch-zornigen, kurz abgerissenem Motiv Platz macht, in welches nach und nach alle Instrumente, sogar die Kontrabässe einstimmen. Eine prickelnde Schwatzerei; die in der Wirkung nur noch überboten wird von den dann weiter folgenden elektrisierenden böhmischen Tanzweisen. Klavierkonzert von Tcherepnine Alexander Tcherepnine, geboren 1899 in Petersburg, Schüler seines Vaters, des Komponisten und Dirigenten Nicolai Tcherepnine, sowie von Liadow und Sokolow, schrieb das heute gespielte Klavierkonzert als Zwanzigjähriger. Das Klavier tritt erst nach längerer Orchestereinleitung ein. Der Komponist gibt an, daß er in seinem Werke, welches aus einzelnen zusammenhängenden Abschnitten besteht, den Ausdruck des Leidenschaft lichen, Wilderregten und des Majestätischen, Mysteriösen, Pastoralen und Heiteren wechseln lassen will. Kiklmora und Baba-Yagä von Liadow Anatole Liadow (1855 —1914), der russischen Schule Rimsky- Korsakows zugehörig, hat sich vor allem durch Klavierwerke in der Art Schu manns und Chopins bekannt gemacht. Die heute gespielten Orchesterwerke sind Schilderungsmusik. Man soll beim Erklingen die unten stehenden, vom Komponisten dazugegebenen Erläuterungen kennen (Programmusik). Kikimora. Es lebt und wächst Kikimora bei dem Zauberer im Felsengebirge. Vom Morgen bis zum Abend erzählt ihr der weiße Kater fremdländische Märchen. Vom Abend bis zum Sonnenlicht wird sie in einer Kristallwiege gewiegt. In sieben Jahren ist Kikimora erwachsen. Schmächtig und dunkelfarbig ist Kikimora; ihr Köpfchen ist so groß wie ein Fingerhut und ihr Körper wie ein Strohhalm. Es lärmt und rasselt Kikimora vom Morgen bis zum Abend; es pfeift und zischt Kikimora vom Abend bis Mitternacht; und von Mitternacht bis zum Morgengrauen spinnt