Volltext Seite (XML)
WWWWWMWWWMMM <s 8 zu erkennen, daß die Wunde an WWÄM WWMW von nun an als das Opfer eines an dieser Feststellung haben aber - nie aufgehört, und die historische Forschung hat unterdessen so viel neues Material herbeigeschafft, daß der Direktor des Artillerie-Museums von Stockholm, Oswald Kuylen- stierna, der bei Fredrikshald den Schauplatz der ganzen Tra gödie genau festgestellt und alle Einzelheiten neu untersucht hat, zu dem zweifellosen Resultat gelangt ist: Karl XIl. ist nicht ermordet worden, sonder» starb den Heldentod durch Feindeshand. Trotzdem glaubte man der rechten Schläfe lag. Karl XII. galt also Mordes. Die Zweifel Ist Karl XII. ermordet worden? Zu den historischen Rätseln, die immer wieder, auch noch nach Jahrhunderten, die Menschheit beschäftigen, ge hört die Todesursache, die den kühnen Schwedenkönig Karl XII. so jäh aus seiner Ruhmesbahn riß. Ob ihn eine feindliche Kugel dahinraffte, ob er den Soldatentod fand, den er sich stets ersehnt, oder ob ihn das heimtückische Geschoß eines Meuchelmörders hinterrücks aus dem Wege schaffte, das ist das Problem, bas bald auftauchte, nachdem das Ende des Herrschers bekannt geworden. In der „All gemeinen Bibliothek" breitet F. Schulteß das ganze Ma terial über diese Frage aus und gelangt auf Grund der neuesten Forschungen zu einem bündigen Resultat, das die Wahrheit über den Dod des Königs enthält. Im November 1718 belagerte Karl XU. die norwegische Festung Fredrikshald und ließ dazu umfangreiche Schanz arbeiten ausführen. Am 3V. November in der Dämmerung begab er sich selbst in die Schanzgräben, von einigen Offi zieren begleitet, von denen nur zwei, der Kapitän Posse und der Leutnant Carlberg, Schweden waren; zwei andere, Schwerin und Kaulbars, waren Deutsche, und vier Fran zosen, unter ihnen der Kapitän Maigret und der Adjutant Sicre. Es herrschte eine so tiefe Dunkelheit, daß man „seine Hand vor den Augen nicht erkennen konnte". Die Stelle aber, wo die Soldaten eifrig gruben, ungefähr 160 Meter lang, war durch die vom Feinde geworfenen Brander und Leuchtkugeln stark erhellt. Um das Ganze besser überwachen zu können, schwang sich der König, der um 8 Uhr eilig in dem Graben zu Abend gegessen hatte, hinauf auf die Böschung, streckte sich auf der schrägen Wand des Walles doch immerhin ein Lachen, mit dem er dem Reserve» leutnant zum zweitenmal die Hand zur Begrüßung reichte. - „Na, ich denke, darüber werden wir nachher noch ein Wörtchen reden müssen. Vorläufig setzen Sie sich hierher an meinen bescheidenen Tisch. Einem Manne mit solchen Auszeichnungen" — und er deutete auf die beiden Verbände — „darf man ja am Ende nicht böse sein, selbst wenn er einem die leibliche Tochter als Siegespreis aboerlangen möchte." aus, die Wange auf seine linke Hand gestützt; mit der rechten Hand hielt er sich an dem Stock irgendeines Schanz korbes fest, . Das Kleid, daS er an diesem Abend trug, und das im Stockholmer Museum aufbewahrt wird, zeigt noch aus der ganzen linken Seite Spuren schmutziger Erde. I» dieser Stellung waren der Kopf und der Oberkörper des Königs, die über den Wall hinausragten, so sichtbar, daß die Offi ziere, die im Graben geblieben waren, ihn baten, sich nicht so sehr der Gefahr auszusetzen; der König aber antwortete nur, daß er „mit eigenen Augen sehen wollte, was vor ging". Unterdessen wurde aus der Festung immerfort ge schossen. Der Adjutant Kaulbars, der, im dichten Schatten der Schanze aufrechtstehend, sein Gesicht nahe an den Füßen des Herrschers hatte, bemerkte nach einer Viertelstunde, daß das Haupt Karls herabsank, ohne daß der Körper eine Bewegung machte. „Um Gottes willen," schrie er, „der König ist tot!" Man rief schnell den General Schwerin, der auf die Böschung Hinaufstieg, den Kopf des Fürsten auf hob und bann mit der Hand ein Zeichen machte, daß „alles aus sei". Man suchte nun den Tod möglichst zu verheimlichen. Sicre nahm den Hut des Toten ab und stülpte ihm statt dessen seine große weiße Perücke auf; man hüllte den König in einen großen Mantel und machte ihn so unkenntlich. Dann wurden zwölf Soldaten herbeigerufen und erhielten den Auftrag, den Körper dieses „tapferen Offiziers" ins Hauptquartier zu tragen. Beim Herabheben von der Böschung glitt aber der Leichnam zu rasch herunter; die Perücke verschob sich, und die Träger erkannten das Gesicht des Königs, so daß sich die Trauernachricht wie ein Lauf feuer verbreitete. Ein Protokoll über diesen weltgeschichtlichen Vorfall wurde nicht ausgenommen. Der Leibarzt des Königs, Melchior Neumann, der die Leiche einbalsamierte, erklärte, daß die tödliche Kugel „von der linken Seite gekommen sei", also von der Festung her. Dem stand aber das Zeugnis der Träger gegenüber, die die Wunde „an der rechten Schläfe" gesehen haben wollten. So entstand gleich im Lager das Gerücht, der König sei ermordet, die Kugel aus dem Schanzgraben abgeschossen. Als der Schuldige galt allgemein der Franzose Sicre, der als ein Freund des Prinzen Fredrik diesem rascher auf den Thron verhelfen wollte. Mit dem Fluch des Königsmordes beladen, fühlte sich der also Angeklagte von aller Welt gehaßt und verfiel des wegen 1721 in eine schwere Krankheit, die seinen Tod herbei führte. Kurz vorher gestand er im Fieber den Mord «in. Aber was besagte dieses Bekenntnis eines Menschen im Todesdelirium? Man stritt weiter leidenschaftlich um dies Problem und schritt 1746 zu einer Ausgrabung der Leiche, die in einem ganz zerfallenen Zustande vorgefunden wurde. Zum erstenmal seit langer Zeit widerhallten die Wände des Mallenter Speisezimmers von fröhlichem Gläserklingen und von fröhlichen, siegesgewissen Trink- sprüchen. Als die älteren Offiziere mit Rücksicht auf das' für den nächsten Morgen bevorstehende harte Tagewerk dann Miene machten, das heitere Ge lage zu enden, erhob sich noch einmal der Herr des Hauses, zog ein Telegramm aus der Tasche, von dessen Existenz bisher niemand etwas gewußt hatte, und sagte mit merkwürdig gepreßter, von tiefer Bewegung stellen weise fast erstickter Stimme: „Meine Herren! Erlauben Sie einem närrischen alten Vater, Ihnen Kenntnis von einer Depesche zu geben, die der kommandierende General von B. mir heute hat zugehen lassen. Sie lautet: „Gratuliere herzlichst zur Wiedereinstellung Ihres Sohnes, des Leutnants Hugo von Raven, und zur Verleihung des Eisernen Kreuzes an den tapferen jungen Offizier." — Meine Herren! Das tapfere deutsche Heer und sein ge liebter Kriegsherr, Seine Majestät der Kaiser: Hurra — Hurra — Hurra !" Und dies war die schönste Stunde in der langen Geschichte des alten Herrenhauses von Mallente. Ende.