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Im Wlellenbranä O^ginsl'knegsromro »us «mster 2<tt von Rudolf Zollinger. (Schluß.) (Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.) mein liebes auf, daß sie ja nicht allein waren. Und wenn auch it leidenschaftlichem Ungestüm warf Helga ihre Arme um die Schwester. „Wie stark du bist, Hertha, und wie mutig! Aber, mein Gott, mein Gott, wie soll das alles enden?" „Wir wollen beten und hoffen, daß es zu deinem Glücke enden möge, Schwesterchen! — Aber was ist das? ist es ja das beste und schönste, daß sie sich ge funden." Natürlich verstand der alte Herr von alledem zu nächst rein gar nichts. Aber im Verlaus der nächsten Stunde fand Hertha die Möglichkeit, ihn aufzuklären und ihn mit der überraschenden Wendung der Dinge zu versöhnen. Freilich durfte sie diese Aufklärung erst wagen, nachdem sie sich unter vier Augen mit Eber hard ausgesprochen, und nachdem sie aus feinem Munde erfahren hatte, wie furchtbar auch er unter dem an scheinend unlöslichen Herzenszwiespalt gelitten. „Weibergeschichten!" brummte der Rittmeister. „Wie alt man auch werden mag, man findet sich nie mals in diesen langhaarigen Geschöpfen zurecht. Aber wenn ihr es nun einmal nicht anders haben wollt — mir kann es schließlich auch so recht sein. Nur möchte ich mir ausbitten, daß dies der letzte Tausch gewesen ist, nach dem diese Wetterfahne von einem Dragoner Verlangen gefühlt hat." Die in der Verfolgung des Feindes begriffenen Dragoner sollten für eine Nacht hier Rast machen, und als die Offiziere mit der Familie des Hausherrn im Speisezimmer um den Eichentisch saßen, den großen Sieg mit mancher Flasche guten, alten Weines feiernd, gesellten sich ihnen unvermutet noch weitere Gäste zu: zwei Infanterie-Offiziere, von denen der eine ein weiße» Tuch um den Kopf und die linke Hand in der Binde trug. Sie waren mit einigen Verwundeten von der Front zurückgekommen, und Herr von Raven, der den verbundenen Leutnant auf den ersten Blick erkannt hatte, ging ihm mit ausgestreckten Händen entgegen. „Willkommen, mein lieber Herr Leuthold! Ich gratuliere Ihnen I Wenn ich's nicht schon gewußt hätte, jetzt kann man's Ihnen ja ohne weiteres ansehen, daß Sie ein junger Held sind." Er hatte wohl noch etwas Weiteres hinzufügen wollen, aber das Wort erstarb ihm auf den Lippe»; denn zu seinem maßlosen Erstaunen mußte er sehen, daß Hertha an die Seite des Feldgrauen trat, daß sie mit strahlender Miene ihren Kopf an seine Schulter lehnte und mit einer Stimme, in der es wie mühsam unterdrückter Jubel klang, sagte: „Ja, Papa, ein Held — und, was noch mehr sagen will, mein Held! Denn er gehört mir, und keine Macht der Welt soll ihn mir wieder nehmen!" Erst sah es wohl aus, als ob der alte Herr aus fahren würde: dann aber besann er sich offenbar dar- Hörst du's nicht auch? — Klingt es nicht von der Landstraße herüber wie Pferdegetrappel? Sollten das doch noch einmal die Russen sein?" Auch Helga hatte es gehört, und sie schmiegte sich enger an die Schwester, die soviel tapferer war als sie. Ein paar Minuten lang verharrten sie in ge spannter Erwartung. Dann aber fiel es wie Berges last von ihren Herzen, denn als jetzt ein Reitertrupp in den Hof des Herrenhauses einschwenkte, sahen sie, daß es nicht die Russen waren. „Dragoner!" rief Helga. „Es sind Eberhards Dragoner!" „Komm!" sagte Hertha. „Mir ahnt, daß wir eine große Freude erleben sollen." Helga, die am ganzen Leibe zitterte, versuchte zu widerstreben. Aber es war umsonst. Die Schwester zog sie mit sich fort, die Stiege hinab und auf die er leuchtete Diele. Da stand der Rittmeister von Raven inmitten einer kleinen Gruppe von Offizieren, und der, mit dem er eben sprach, war kein anderer als Eber hard von Ragolla, gesund und unversehrt, wie Hertha es vorhin ihrer zagenden Schwester prophezeit hatte. Rasch trat die ältere bei diesem Anblick in die Treppennische zurück, so daß sein suchender Blick zuerst der dunkel erglühten Helga ansichtig werden mußte. Und das, was sie erwartet hatte, ge schah. Ueberwältigt von der Freude des Wiedersehens nach all der namenlosen Angst, die er um sie gelitten, flog Eberhard auf Helga zu und zog sie, alles um sich her vergessend, wie ein stürmischer Liebhaber in seine Arme. Keinem, der diese Begrüßung sah, konnte es zweifelhaft sein, was die beiden jungen Menschen kinder füreinander empfanden. Und es war darum wohl begreiflich, wenn die eben noch so heitere Miene des Rittmeisters sich finster umwölkte, und wenn er einen Schritt auf die beiden zutrat, wie wenn er ge sonnen sei, sie zu trennen, oder zürnend eine Erklärung zu fordern. Da aber legte sich eine weiche begütigende Hand auf seine Schulter, und eine innig bittende Stimme flüsterte ihm ins Ohr: ,, ... „Laß ihnen ihr Glück, Papa! Auch für mich sein Lachen nicht ganz ungezwungen klang, so war es