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Helt, dem langjährigen Kassierer des Vereins Herrn Pri- valus Näser anläßlich seines Rücktritts von diesem Amte den Dank der Versammlung in herzlichen Worten zum Ausdrucke zu bringen. Hieraus erhielt Herr Obstbau- Wanderlehrer Psetsfer das Wort zu seinem Vortrage „Obstbauliche Betriebsarten und Pflege älterer Obstbäume". Nach Vorführung einer Anzahl gut gelungener Lichtbilder behandelte der Herr Vortragende in längeren Ausführungen die rein mechanisch« Pflege des Baumes und seiner Teile, den Schutz des Baumes g^gen die Schädlinge, die Boden- pslege und die Düngung der Bäume. Der anre gende und lehrreiche Vortrag fand reichen Beifall. Der Herr Vorsitzende dankte dem Herrn Vortragenden wie auch ferner dem städtischen Schulausschusse für Lie gütige Ueberlafsung der Turnhalle und des Lichtbilder- apparates, die es dem Vereine ermöglichten, die Veranstaltung in technisch einwandfreier Weise durchzuführen, und Herrn Lehrer Michael für die freundliche Bedienung des Apparates. Mit dem Wunsche, daß die Tätigkeit des Vereins im lau fenden Jahre eine segensreiche sein möge und die nächste Hauptversammlung wieder im Frieden abgehalten werden könne, schloß Herr Amtshauptmann v. d. Planitz die Ver sammlung, der noch eine Besichtigung des in schöner Blüte stehenden Musterlehrobstgartens folgte. — In der am 15. d. M. unter der Leitung des Herrn Amtshauptmann v. d. Planitz im Anschlusse an die voran gegangenen Tagung der Ernährungskommission abgehaltenen 8. diesjährigen öffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses der König!. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde umfaßte die Tagesordnung nebst Nachtrag 43 Punkte. Vor Eintritt in die Tagesordnung begrüßte Herr Amtshauptmann v. d. Planitz die Herren Mitglieder und berichtete hierauf zunächjt eingehend über die in Aussicht genommenen und von dem Ernährungs- ausschnsse durchberatenen Maßnahmen bezüglich der Einführung von Brot- und Mehlbezugsscheinen für Gast wirtschaften, des Bezugs von Kartoffel- und Maismehl, der Erhöhung des Brotpreises von I6>/2 auf 17 Pf. für 1 Pfund und der Kartoffeloersorgung für die minder bemittelte Bevölkerung. Der Bezirksausschuß stimmte den Äorschlägen, die in den amtlichen Bekanntmachungen der letzten Nummern dieses Blattes bereits zum Ausdruck gebracht sind bez. noch zum Ausdruck gelangen werden ebenso zu, wie der Ansicht, daß das Kuchenbackoerbot, ohne Pücksicht darauf, daß das dazu verwendete Weizen ober Roggenmehl aus dem Auslande stammt, aufrecht zu erhalten sei. Wegen der einstweiligen Lagerung desjenigen Hafers, der für spätere Bedarfsfälle gesichert werden muß, soll das Nötige veranlaßt werden. Genehmigt wurden das Ausnahmebewilligungsgesuch Psützners-Zinnwald zur Erundstücksabtrennung, betr. Bl. 56 des Grundbuchs für Zinnwald, das Ortsgesetz über die Gebühren der Leichenfrau in dem Leichenfraucnbezirk Groß- und ^leinölsa, die Aenderung der Grenzen zwischen der Gemeinde Paulsdorf und dem Kgl Staats- forsttevier Höckendorf anläßlich des Wegeneubaucs Pauls- darf—Paulshatn und die Aufnahme weiterer Darlehen für den Bezirk in Höhe von 49000 M. Sodann bewilligte der Bezirksausschuß 10 Unterstützungen aus Mitteln des Hauptausschusses für Kriegshilfe 'M Bezirke Dippvidiswalde-Land, sowie 1 Unterstützung aus Stlftungs- mittrln, faßte in 2 das Bezirksvermögen betreffenden An- gelegenheiten Entschließung und nahm Kenntnis von einem Angebot für belgisches Frühgemüse und Kartoffeln und von der Höhe der dem Bezirke auf Monat März gewährten Reichsbeihilfe zur Kriegsfamilienunterstützung und zur Unterstützung Erwerbsloser. Endlich erfolgte die Beratung und Beschlußfassung über 172 Gesuche um Kriegssamilienunterstützungen, die nachträglich aus 25 Gemeinden des Bezirks eingegangen waren. Von diesen 172 Gesuchen wurden 167 als begründet anerkannt, fünf Gesuche wurden z. Z. abgelehnt. — Die nach § 5 der Bekanntmachung des Kommunal- oerbandss der Kgl. Amtshauplmannschäft Dippoldiswalde vom I5./5. 1915, Brot- und Mehlversorgung der Gast wirtschaften betresfend, in den Gastwirtschaften (Hotels, Logie,häuser, Pensionen) vom 17. d. M. ab zu führenden Ausgabebüchcr für Tagesbrotscheine sind bei der Firma Kästner-Dippoldiswalde vorrätig. — Die stellvertretenden Generalkommandos der beiden sächsischen Armeekorps erlassen eine Bekanntmachung betr. Vorratserhebung und Beschlagnahme über Gummibereifung für Kraftfahrzeuge aller Art. Alberndorf. Die am 14. und 15. d. M. durch sechs Schulkinder vorgenommene Hauslisten-Sammlung zu gunsten des Roten Kreuzes hat für den hiesigen Ort (-rklusive Pappenfabrik) die stattliche Summe von 213,06 M ergeben. Unser Dorf zählt gegenwärtig 400 Einwohner, von denen 40 im Felde stehen. Altenberg. Das Direktorium der hiesigen Privil. Schützrngeselljchaft hat beschlossen, Heuer in Anbetracht der tiefbewegten Zeit von sämtlichen Festlichkeiten zu Pfingsten abzusehen, aber zu Ehren der gefallenen und der noch im Felde stehenden Schützenkameraden einen gemeinschaftlichen Kirchgang mit Fahne am 2. Feiertag zu veranstalten. Nardmittags wird nach der Scheibe, die als „Kriegsscheibe 1914/15" bezeichnet wird, geschossen. Ist zum Herbst wieder Friede, so soll zum Zweckjchießen nach der Königsschcibe geschossen werden. Rehefeld-Zaunhans In den heißen Kämpfen vor Ppern erlitt am 8. Mai den Heldentod fürs Vaterland der Kriegsfreiwillige Bruno Liebscher, Jäger der 1. Kom panie des 25. Reserve-Jäger-Bataillons. Er war dec Sohn des hiesigen Waldarbeiters Otto Liebscher und stand in 'einem 19. Lebensjahre. Ehre feinem Andenken! Die , Gedächtnisfeier für den Gefallenen findet in der Kirche zu Hermsdorf am 2. Pfingstfeiertage statt. Pofsendorf. Wiederum hat ein Glied unserer Ge meinde den Heldentod fürs Vaterland erlitten, es ilt der 21 Jahre alte Handarbeiter Hugo Rülke, der am 25. April bei einem Sturmangriff in Frankreich gefallen ist. Possendorf. Zahlreiche Ehrungen wurden dem Hermann Ritterschen Ehepaar zu seinem goldenen Ehe jubiläum am 14. d. M. zuteil. Herr Pfarrer Nadler spendete in herzlicher Ansprache den Segen der Kirche, und der Männergesangverrin „Arion" erfreute am Vor- abend durch erhebende Gesänge. Zur größten Freude der Eltern waren auch zwei Söhne, die zurzeit in Ruß- land im Felde stehen, gekommen, während der in Frank reich stehende dritte Sohn nicht erscheinen konnte. Dresden. König Friedrich August begrüßte am 14 Mai das in vorderer Linie befindliche Landwehr-Infan terie-Regiment Nr. 101 und sprach dem Regiment seine Anerkennung sür die hervorragende Haltung in vielen Gefechten aus. Der Nachmittag war dem Besuche des Schlachtfeldes von Demfk gewidmet, wo sich sächsische Landwehr im März dieses Jahres ausgezeichnet hat. Gegen abend wurde das Lazarett in Mlawa be sucht, in dem eine Anzahl sächsischer Offiziere und Mann schaften vortreffliche Fürsorge und Pflege gefunden hat. Dresden Die Arbeiter der fünf größten Zigarren, betriebe hier fordern durch ihre Arbeiterausschüsss unter Hinweis auf die Teuerungsverhältnisse eine 15prozeniige Lohnzulage. — In einer Kellerwohnung Struvestcaße 27 würbe Sonntag abend gegen 9 Uhr die Frau des Eisenbahn hilfsbeamten Vogel ermordet aufgesunden. Um 12 Uhr war die Frau noch von den Hausbewohnern gesehen worden. Der Ehemann fuhr gegen 2 Uhr mit dem Schandouer Zug von Dresden weg. Als er abends vom Dienst nach Hause zurückkehrte, traf er seine Frau in der Küche in einer Blutlache liegend an. Der Tod muß durch einen wuchtigen Schlag auf den Kopf ausgeführt worden sein, denn die Trümmer eines Schildpaithaarkammes lagen im ganzen Raum verstreut. Am Tatorte fand sich ein Beil, das aus dem Kohlenkeller der Ermordeten stammt. Gestohlen ist vermutlich ein kleiner Geldbetrag. Die ganze Situation, in der die Leiche gefunden wurde, legt die Ver mutung nahe, daß die Frau überfallen wurde, während sie aus dem Sofa ihren Nachmittagsschlaf hielt. Auffallend ich daß der Sohn der Toten, ein trotz seiner Jugend schon mehrfach vorbestrafter Bursche, er ist erst 16 Jahre alt, seit Sonntag nachmittag verschwunden ist. Höchstwahr scheinlich dürfte er der Täter sein. Chemnitz. Der diesjährige Glasertag des Verbandes der Glaser-Innungen im Königreich Sachsen, dessen Sitz Chemnitz 'tt, fällt wegen der Kriegszeit aus. Für den nächstjährigen Berbandstag ist Freiberg in Vorschlag ge bracht worden. Blasswitz. Eine neue Gemeindesteuerordnung soll demnächst hier zur Einführung gelangen, und zwar soll die Gemeinvetteuerpflicht erst bei einem Einkomm-n von über 800 M. beginnen, während das Einkommen aus außersächsischem Grundbesitz und Gewerbe zur Hälfte zur Gemeindesteuer herangczogen werden soll. Letzte Nachrichten. Wettervorhersage. Süd westwind, trüb, Temperatur normal, Gewitter neigung, sonst keine wesentlichen Niederschläge. Aufnahme der deutschen Siege in Italien. Kopenhagen, 17. Mai. Das führende Blatt Politiken schreibt: Die Stege Ler verbündeten deutschen und öster- reichisch ungarischen Heere im Osten hätten die friedens- freundliche Richtung in Italien mächtig gestützt. Ohne einen ernsten Konflikt mit Serbien tönne Italien die er wünschte Ordnung in Albanien nicht erreichen, weshalb Italiens Platz eher an der Seite der Zentralmächte als bei den Dreiverbandsmächten zu sein scheine. Die Türken in Persien. Genf. Der „Temps" bringt eine Meldung der „No- ! woje Wremja" aus Tiflis, wonach dort eingelaufene ! Nachrichten aus Persien von der Möglichkeit einer Be- s setzung Teherans durch die Türken sprechen. Zur Revolution in Portugal. Madrid. Die Verbindung mit Portugal ist unter- krochen Die Nachrichten über die Revolution laufen äußerst spärlich ein. Soviel steht jedoch fest, daß die Be- wegung ernst ist. Gestern hielt König Alfons mit dem Ministerpräsidenten und den Ministern des Aeußeren und der Mar ne eme außerordentliche Sitzung ab. Die Lage ist sehr ernst. Ans Paris wird der „Frankfurter Ztg." gemeldet: Die „Agence Havas" meldet aus Madrid: Nach den im Mini sterium des Innern erhaltenen Auskünften ist die Lage in Portugal sehr ernst Die Verbindungen sollen unterbrochen sein. Der Ausstand soll in Coimbra, Porto und Santarem ausgebrochen sein. In Lissabon soll die Kommune pro klamiert morden sein. Es geht auch das Gerücht, daß Costas ermordet wurde. Die Truppen sind nicht stark genug, die Bewegung zu unterdrücken. Der Zusammenbruch der 8. russischen Armee. Wien, 16 Mai. „Az Est" melde,: Der Rest der 8. russischen Armee des Generals Brussilow flüchtet in wilder Panik. Da der Train abg,schnitten ist, find di« Soldaten dieser Armee dem Hunger preisgegeben. Ueber- dies werden sie von unseren Truppen aus zwei Richtungen bei Stary Sambor und Chyrow bedroht, wodurch diese Armee und auch jene russischen Truppenkörpec, die sich östlich Uzsok in der Richtung auf Stryj zurückziehen, un ausbleibliche Vernichtung gewärtig haben. Die Wiederaufnahme des Eisenbahnbetriebes in Galizien. Wien, 17. Mai. Wie polnische Blätter melden, wurden die Eisenbahnstationen der besreiten Bezirke West galiziens, wie Gorlice, Sasno, Lisko, Mieleo, Pilzno, Sanok, Tarnow und andere instand gesetzt. Seit vorgestern ist die Staatsbahnlinie von Krakau bis Debica für Mili- tärzüge wieder in Betrieb gelegt. Die von den Russen zerstörte Eisenbahnbrücke über den Dunajec wurde, soweit dies möglich war, wieder herqestellt, sodaß die Bahnzage diese langmm paisieren können. Die russischen Branntweinbrenner. Kopenhagen, 17. Mai. Der „Nowoje Wremja" zu folge beschlossen hundert russische Branntweinbrenner in Moskau, von der russischen Regierung 18 Millionen Rubel Schadenersatz zu verlangen, für den Verlust, den sie infolge des eingetrctcnen Stillstandes wegen des Alkohol- verbotes erlitten hätten. -Wir sind bereit. Berlin. In der „Deutschen Tageszeitung" heißt er zu der Ablehnung der Entlassung des Kabinetts Salandra: Wir müssen auf verhängnisvolle, vielleicht vorzeitige Ent schlüsse gefaßt sein. Bereit sein, ist alles. Wir sind «s. Darum können wir den, Schlüsse des Dramas auch weiter gelassen zusehen. Aus Kurland. Kopenhagen. „Nowoje Wremja" meldet: Windau wird von den Einwohnern verlassen. In Riga werden täglich viele Uebertretungen des Verbotes, auf der Straße und in den Läden nicht deutsch zu sprechen, gemeldet und bestraft. Das Ministerium Salandra bleibt. Lugano, 17. Mai. Der König hatte eine lange Unterredung mit dem Generalstabchef General Cadorna. Dann begab sich diefer zum Kriegsminister Zupelli. Eine ungeheure Menschenmenge zog vor das Quirinal. Die Menge trug Fähnchen mit den Farben der Dreioerbands mächte und brachte Hochrufe auf den König, den Minister Salandra und Sonnino aus. Eine Abordnung des Mailänder Jnteroentionskomitees wurde sgestirn in Rom vom königlichen Hausminisler Mattioli sowie dem ersten Flügeladjutanten des Königs, General Brusati empfangen. Die Abordnung drückte die Krieaswünsche des Volkes von Mailand aus. Der Hausminister und der Flügel adjutant versprachen, den König sofort zu verständigen. Lugano, 17. Mai. Es verlautet, Salandra wolle mit einem erweiterten Ministerium vor die Kammer treten und einige Minister ohne Portefeuille aufnehmen. Man nennt Bissolati, Barzilai und einige andere ent schiedene Jnterventionalisten. Die Frage ist, ob angesichts des Orkans im Lande die Giolitti-Partei überhaupt eine parlamentarisch- Aktion unternehmen wird. Der „Secolo" und die übrigen Blätter jubeln. Valandras Rückkehr reite dem Volke das Recht, nach seinem Herzen und Ge wissen, seiner Ehre den Krieg zu führen. Der „Corrier« della Sera" bezeichnet den Krieg heute als unerläßlich, weil sonst nach zehn Monaten Heer und Flotte rebellieren würden. In Rom dauern di« Tumulte an. U Nach Ver übung wüsten Unfungs gegen die friedensfreunvlichen Blätter zog eine große Menge zur englischen Botschaft und stimmte Hochrufe auf das verbündete England an, worauf d-r en gische Botschafter und das gesamte Personal der Botschaft auf dem Balkon erschienen und gnädig dankten. Auch in den Kasernen fanden Kriegskund gebungen statt. In Rom beschlossen außer dem Professorenkollegium der sämtlichen Hochschulen, die Handelskammer, die Dampfergesellschaften, Vereine der Eisenbahner, der Postbeamten, der Ärzte, Rechtsanwälte usw. die Zustimmung zum Kriege. d'Annunzio feuerte die Studenten zum Marsch nach Wien auf. Wer weiß, was alles fällt! Berlin. Zu der Ablehnung der Entlassung des Kabinetts Salandra durch den König schreibt das „Berliner Tageblatt": Das Geschrei der Straße, die Drohung mit der Revolution haben auf den König den beabsichtigten Eindruck gemacht. Es scheint, daß der Krieg, den Sonnino gewollt, kaum noch zu verhindern ist. Sollte der Sturm losbrechen, so wird man sehen, was er alles mit sich reißt. Man winkt dem italienischen Volke mit dem Strahlenkranz des Kriege», der Beute und dem Ruhme, aber die Mütter gehören auch zum Volke. Wie das Berliner Tageblatt weiter aus Lugano meldet, hatte der Känig eine lange Unterredung mit dem Generalstabs-- Cyef. Dieser b«gab sich dann zum Kriegsminister. Aus dem türkischen Hauptquartier. Konstantinopel. 8 Uhr 5 Minuten abends meldet das Große Hauptquartier: An der Dardanellenfront bei Ari-Burnu unternahmen drei feindliche Bataillone mit Genietruppen gestern früh gegrn die Stellungen unteres rechten Flügel» wiederholte Angriffe, durch die wir überrascht werden sollten. Die Feinde wurden jede»- mal mit Verlusten zurückqeworfen und durch