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^us vergangenen Tagen Wichtige Funde aus Sardinien- Vorgeschichte. Die im Auftrage der italienischen Regierung unter der Leitung von Prof. Taramelli in Sardinien auf dem Ge biete der Gemeinde Sardara vorgenommenen großen Aus grabungen Haben zu einer Reihe sehr bedeutungsvoller Ent deckungen geführt, die neues Licht auf die Vorgeschichte Sar diniens werfen und die Wissenschaft veranlassen müssen, die bisherigen Anschauungen über den Ursprung des Kupfer- und Bronzegusses der Mittelmeervölker einer Revision zu unterziehen. Auf dem Platze vor der alten Kirche Santa Anastasia gelang die Freilegung eines großartig angelegten uralten Brunnentempels, „eines wirklichen unter irdischen Nuraghen, mit Zugangstreppe, der zum Schutze einer heilig gehaltenen alten Thermalquelle errichtet war, die noch heute fließt". Tie dabei entdeckten Architektur details und Ornamente weisen Verwandtschaft mit ähnlichen Arbeiten der Paläo-Etrusker und mit Arbeiten von Mykenä und Aegypten auf. Aufgefundcne Götterbilder bestätigen den Doppelkult, der einer schöpfenden Göttin, einer vsa water und einer männlichen Gottheit, die als Stierkopf dargestellt ist, gewidmet war. Damit ist der Nachweis für das Bestehen eines altsardinischen Kultes erbracht, der dem Kult des Minotaurus, des Gottes Apis und des chaldäischen Stieres ähnelt. Zn Gräbern fand man Töpferarbeiten aus neo lithischer Zeit. Vor allem aber gelang die Entdeckung einer vorgeschichtlichen Gießerwerk statt mit Guß gefäßen für Kupfer und Bronze. Sie zeigt, daß die vorge schichtlichen Bewohner Sardiniens diese Kunst mit ihren ärm lichen Hilfsmitteln bereits sehr weit entwickelt hatten und allem Anschein nach darin für alle am Mittelmeerbecken lebenden Völkerschaften Vorbild wurden. Denkspruch. Sied do entbrennen in teurigem Kampl die eiternden «M»; grober wirket ihr Streit, gröberer wirket ihr öund. Schiit,e. Der böse Krieg. ^Am Stammtisch wurde über den drohenden Krieg ge redet, und die Gemüter erhitzten sich. „Krieg," rief ein älterer Mann, „ist eine Schmach für die Zivilisation und ein Fluch für das Land. Es ist eine Schande, ein Hohn auf alle Kultur, daß die Völker noch immer Krieg führen. Das Wort „Krieg" allein genügt schon, einen vernünftigen, anständigen Mann zur Verzweiflung zu bringen!" Er schlug mit der Faust auf den Tisch, daß es klirrte, dann verließ er, immer noch vor sich hin scheltend, das Lokal. „Der Herr scheint sich die Sache ja sehr zu Herzen zu nehmen," sagte ein Geschäftsreisender, der zufällig mit am Tisch saß. „Er hat wohl einen nahen Verwandten im Krieg verloren?" „Allerdings," erklärte einer der Einheimischen, „das hat er." „Und wer war es?" „Der erste Mann seiner Frau." Hochzeitsbitter, der zu der damaligen Zeit eine wichtige Person war und meist das ganze Fest arrangierte. ' Mehr und mehr erscheinen alle, festlich geputzt; man sieht es ihnen an, daß, sie dem wohlhabenden Bürgersbande angehören — o, ein geübtes Auge er- kenflt dix Atandesunterschiede sogleich. Endlich langt auch das Brautpaar an. Die alle die Hälse recken! Wie einer den andern zurückdrängt, um nur ja nichts zu verpassen! Erst kommen die Brauteltern: die hübsche, noch frische Mutter Evas, im steisen „Grauseidenen" — dann Lebrecht Traugott, der Vater, der die Tochter nicht aus den Augen jäßt — nun Christian Tipfel, der Schmiedemeister und Bräutigam, der zu dem lieblichen Mädchen, das er freien will, paßt wre ein Kürbis zu einer Maiblume. Er ist groß, massiv, mit hochrotem Gesicht, hat kins tüchtige Glatze — dazu Helle Fischaugen und schmale Lippen. Es ist ihm seltsam beklommen zu mute — auch er betrachtet unruhig diejenige, die bald sein Weib heißen soll. Eine gewisse Bangigkeit steigt ihm seit Tagen schon vom Herzen auf, die er nie gekannt hat — wenn's nur erst vorüber wäre! — das Herz schlägt ihm so stürmisch, dem Meister Tipfel so seltsam Endlich bringen die Kranzjungfern, sechs an der Zahl, liebliche Mädchen in Rosa, die Braut. Mein Himmel! Ist die aber blaß und verweint! Hm! Hm! Das schöne weiße Brautkleid von Tüll> spitzen — und der prachtvolle Perlenschmuck — gewiß ein Geschenk des Bräutigams? Aber das liebe Ge sichtchen, um das sich der blonde Flechtenkranz legt, ist. so entstellt und vergrämt, daß man Traugotts allseits beliebtes Evchen nicht wiederertennt. Mitleidig blicken die Frauen auf Lie Braut — nur Lebrecht^ Traugott, ihr Vater, nicht. Er raunt der armen Eva zu: „So nimm dich doch zusammen! — was wll Las Flennen? Wirst dich schon gewöhnen!" Dann führt er die Tochter, die sich kaum noch aufrecht halten^kann, zu ihrem, mit Blumen geschmückten Sessel. Der Seelsorger tritt zum Altar und beginnt die Trauungszsremonie: Zuerst fragt er den Meister Christian unPsel: — „ob er die ehrsame Jungfrau Eva Marm Traugott zum Weibe begehre?" Ein sehr bellommenes „Ja" ist die Antwort des Schmiedes. Dann richtet der Pastor an Eva seine Fragen — die blasse Brant zuckt zusammen, als kehre ihre Seele aus weiter Ferne zurück. Und nochmals wiederholt der Geistliche leise die vorgeschriebenen Fragen: — „ob sie gewillt sei, das eheliche Weib des ehrbaren Bürgers und Schöffen Herrn Christian Tipfel " Da geht^eine starke Bewegung durch die vordersten Reihen der Trauzeugen — ein junger Husar drängt sich durch die Menge. „?iein — nein!" gellt Evas Ruf verzweiflungs voll durch die Kirche — und gleich darauf ein zweiter Ruf: „Hans! Hans, du? Ach, rette mich, guter Hans!" Eine tiefe Ohnmacht umfängt ihre Sinne — leichen^ blaß sinkt sie der zu Tode erschrockenen Mutter und den Brautjungfern in die Arme. Noch übler ist der Bräutigam daran. Der Schreck und die Aufregung wirken verhängnis voll auf ihn. Kaum hat man ihn in die Sakristei getragen, so macht ein Herzschlag seinem Leben ein Plötzliches Ende. Entsetzt und verwirrt verlassen die Teilnehmer an dieser traurigen Hochzeit die grüngeschmückte Kirche, Und das Volk stiebt, heftig schwatzend und gestikulierend und die Hände über dem Kopf zusammenschlagend, eben falls nach allen Himmelsrichtungen auseinander, (Schluß folgt.)