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Weißerih-Mullg Nl. 98 81. Jahrgang Mit achtseltigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt** und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. vnsernte werden mit 18 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 12Pf. die SpaltzeN« oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 38 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteInserate mit entsprechendem Auf« schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, dis Spaltenzeile 30 Pf. Die MMerltz-Zeitung« erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 80 Pf., zwei monatlich 1 Mark, ein monatlich 80 Pf. Ein- zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Freilag den 30. April 1915 abends Tßgtszeitnß M Aizchtr fir Cchmtiielitrgyll AmlSölllU für die königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde- Zahlreiche Beschwerden und Klagen über das ungehörige Verhalten jugendlicher Personen an öffentlichen Orten veranlassen die Kgl.Amtshauptmannschast mit Zustimmung des Bezirksausschusses zur Wahrung von Zucht und Sitte und zur Ausrechterhaltung der ösfentlichen Ordnung folgende Beschränkungen für das Verweilen jugendlicher Per sonen im Freien und für deren Besuch öffentlicher Schankstätten zu erlassen. "" JugendUchen Personen beiderlei Geschlechts, die das 17. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ist es verboten nach 10 Ahr abends im Freien zwecklos zu verweilen (herumtreiben). j Der Besuch von Tchankstatten, Gasthäusern und Casos ist ihnen nur in Be gleitung erwachsener Anverwandter oder von Lehrherrn und nur bis 10 Ahr abends gestattet. Die Beschränkung des Besuchs von Schanlstätten gilt nicht für die Teilnahme an Veranstnltimgen von Vereinen, sowie sür den Besuch lehrreicher Vorträge, Konzerte, Theateraussührungen und sonstiger Schaustellungen. Soweit die Lokalschulordnungen sür das Verhalten der Fortbildungsschüler wcitergehende Beschränkungen enthalten, haben diese Bestimmungen Geltung. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Bestimmungen werden mit Geld- strafe bis zu 60 M. oder mit entsprechender Haftstrafe bestraft. Dippoldiswalde, am 23. April 1915. 30l l). Königliche Amtshauptmannschaft. Haferlieferung. Für den aus hiesigem Bezirke an das Kgl. Proviantamt Berlin gelieferten Hafer wird von diesem ohne Mitwirkung der Kgl. Amtshauptmannschaft Zahlung geleistet. Gesuche um baldige Auszahlung jener Hafergelder sind deshalb unmittelbar an das genannte Proviantamt zu richten. Nr. 2073a Mob. Kgl. Amtshauvtmannfchaft Dippoldiswalde, am 29. April 1915. Brotmarlen-Ansgabc. Die Ausgabe der vom 3. Mai d. I. ab giltigen Brotmarken erfolgt Sonnabend den 1. Mai dieses Jahres im Rathaussaale in der Zeit von vormittags 10 bis mittags 1 Uhr und nachmittags von 3 bis 5 Uhr Dippoldiswalde, am 30. April 1915. Der Etadtrat. Großes Hauptquartier, 29. April vormittags. Westlicher Kriegsschauplatz. Die auf dem westlichen Kanalufer befindlichen Stellungen nördlich von Wern am Werlee-Vache bei Steenstrate und Het-Sas werden seit gestern nach mittag ununterbrochen aber vergeblich angegriffen. Oestlich des Kanals scheiterte ein gegen unsern rechten Flügel von Franzosen, Algeriern und Engländern gestern abend gemeinsam unternommener Angriff unter sehr starken Verlusten für den Feind. Die Zahl der von uns in den Kämpfen nördlich von Wern erbeuteten feindlichen Geschütze hat sich aus 63 erhöht. Feindliche Minensprengungen an der Eisenbahn La Bassee—Bethune und in der Champagne nördlich von Le Mesnil waren erfolglos. Bei Le Mesnil wurden nächtliche französische Angriffe gegen die von uns gestern nacht eroberten Stellungen unter starken Verlusten sür den Feind abgeschlagen. Die hier gemachten französischen Gefangenen befanden sich in jammervoller Verfassung. Sie zitterten vor Angst, da ihnen von ihren Offizieren vorgeredet worden war, sie würden, in deutsche Gefangenschaft geraten, sofort erschossen. Auf den Maashöhen südöstlich von Verdun schoben wir unsere Stellungen um einige hundert Meter vor und befestigten sie. In den Vogesen ist die Lage unverändert. Oestlicher Kriegsschauplatz. Südlich von Kalwaria setzten wir uns in den Besitz des Dorfes Kowale und der Höhen südlich davon. Bei Dachowo südlich Sochaczew eroberten wir einen russischen Stützpunkt. Oberste Heeresleitung. Das Ringen bei Ypern. Kopenhagen, 30. April „Politiken" meldet aus Dün kirchen: Die Verluste der Beibündeten bei Ppern sind fürchterlich- Die Verwundeten müssen größtenteils liegen bleiben, da die LazareUzüge und das Personal nicht aus- reichen. Allein im Walde von Oostoletteren liegen 1500 französische und belgische Verwundete, die noch nicht ab- transportiert werden konnten. Rotterdam, 30. April. Der „Times". Korrespondent in Nordsrankreich depeschiert: Die Verbündeten behaupten sich noch immer auf dem westlichen Ufer des Kanals. Die Versuche, sie vom Kanalufer zu vertreiben, sind vereitelt. Die englischen Truppen haben jetzt eine neue Laufgraben- linie nördlich und nordöstlich von Ppern eingenommen. Die Kanadier wurden von den viertägigen Gefechten gänzlich erschöpft hinter die Linie gebracht. Sie haben zwar ruhmvoll gekämpft, ober ihre Reihen sind traurig gelockert. Der Kampf auf der Linie nördlich von Ppern ist vielleicht so wütend gewesen, wie bisher nie ein Desecht in diesem Kriege. Es ist wahr, daß der Feind zunächst einen Erfolg errungen hat, aber schon sind die Verbün deten wieder in der Osfensive und es besteht die Hofsnung, daß wir dem Feind wieder den Boden entreißen, den er so blutig erkämpft hat. Merkwürdige Todesfälle. Frankfurt a. M. Private Todesanzeigen melden den plötzlichen Tod des Konteradmirals Tyskow, des Kommon- danien des Schlachtschlsfes „Imperator Paul l", sowie von drei Schisfsossizieren der Ostjeeflotle. Dies läßt aus eine Katastrophe schließen, von der das Schlachtschisf betrosfen worden ist. Frankreichs Kriegslasten. In dem ständigen Pariser Kammerausschuß gab der Finanzminister Ribot dieser Tage etliche vertrauliche Auf klärungen über die bisherigen französischen Kriegskosten und ihre Deckung. Danach betragen die Kriegskosten vom 2. August bis 15. April rund 11 000 Millionen Franken, und dazu kommen noch die Vorschüsse an Rußland und die kleineren Verbündeten, sowie die Frankreich in London und Neuyork eingeräumten Kredite sür Kriegslieferungen. Von den 11 000 Millionen lieferte die Bank von Frank reich (also die Notenpresse) 5000, der Verkauf der Bons de la Defense Nationale 3300 Millionen. Aus dem Erlöse von Schatzwechseln und aus den Steuererträgnissen wurden weitere 2000 Millionen zu Kriegszwecken verwendet. Die übrigen 700 Millionen muß die Negierung wegen Geld- mangels schuldig bleiben. Während die französische Presse stets den flotten Verkauf der nationalen Verteidigungs scheine rühmt, beklagte sich Ribot im Kammerausschusse über den schleppenden Gang dieser Emission und über die Lage der Sparkassen, die zehnmal soviel Gelder zurück zahlen, als sie an Neueinlagen empsangen. Calais unter englischem Befehl. Rotterdam, 28. April. „Eourant" meldet, daß das Departement Pas de Calais dem englischen Befehlshaber der Festung Calais unterstellt worden ist. Stadt und Festung Calais wurden infolge des deutschen Vorrückens in Flandern wieder polizeilich und militärisch abgesperrt. Das Alkoholverbot in Rußland. Petersburg, 29. April. „Rjetsch" führt in einem Leit artikel aus, daß das Alkoholverbot seine Wirkung verfehlt habe. Dies beweise die Entdeckung vieler heimlicher Schnaps- brennercien. Außerdem verbreite sich auch im flachen Lande dadurch das Hazardspiel. Das einzige Mittel, der eingewurzelten Alkoholsucht zu begegnen, sei die Beschaffung besserer Unterhaltung für das Volk. Der Unterseebootkrieg. Amsterdam, 29. April. Die holländischen Zeitungen geben für die letzte Woche (18. bi» 24. April) die neu be kannt gewordenen Verluste der englischen Handelsflotte mit 13 Handelsschiffen an. Ein russisches Eingeständnis. Bisher hatte man in Rußland immer behauptet, die mit den Karpathen-Angrisfen beabsichtigten Erfolge seien durch die geringe Verschiebung der russischen Front völlig erreicht Jetzt macht ein russisches Blatt ein bemerkens wertes Eingeständnis. In einem Artikel über die Kriegs lage sührt die „Nowoje Wremja" aus, daß die Karpathen kämpfe zu große Anstrengungen und Opfer erfordert hätten, um nur als Flügeldeckung zu dienen. Es liege daher an scheinend in der Absicht der Kriegführung, über Budapest und Wien nach Berlin zu gelangen. Also doch! Erreicht hat man aber nicht nur nicht das, sondern hat durch die Riesenverluste das russische Heer sogar zu weiterer Osfen- sioe unfäh g gemacht. Schwere Beschädigungen der Dardanellenflotte. Zürich, 29. April. Dir Mailänder „Sera" meldet aus Athen: Vor Tenedos sind am Dienstag ein französische« und zwei englische Panzerschiffe schwer beschädigt von den Dardanellen eingetroffen. Die österreichische Offensive in Bessarabien. Bukarest, 30. April. Nach Meldungen aus Czernowitz hat die österreichische Offensive in Bessarabien in ver stärktem Maße eingesetzt. Die Kämpfe spielen sich un mittelbar an der rumänischen Grenze ab. Die Oester reicher rücken langsam an der Eisenbahnlinie vor. Der Pruth führt Hochwasser und ist an verschiedenen Stellen über das Ufer getreten. Das Sumpfgebiet erschwert die Operationen sebr Itark. Nach weiteren Meldungen scheint man sich russischerseits auf die Belagerung der Festung Chotin oorzubereiten. Große Mengen Artilleriemunition und Proviant werden in aller Eile von den Russen in die Festung gebracht. Die aus rumänisches Gebiet über getretenen und hier entwaffneten russischen Truppen be haupten, daß die Oesterreicher sich in numerischer Ueber- legenhcit befunden hätten. Die Russen leiden nach den Aussagen der Gefangenen sehr an Munitionsmangel und zwar sowohl die Artillerie wie die Infanterie. Die ent waffneten Russen befinden sich mit wenigen Ausnahmen sowohl moralisch wie physisch in schlechtem Zustande. Die hohen Brotpreife in England. Rotterdam, 29. April. Das schnelle Steigen der Brot preise, die im Kriegsverlauf sich schon mehr als verdoppelt haben, erregt in England unter der Bevölkerung große Entrüstung, und es geht eine Eingabe zur Sammlung von Unterschriften um, worin über die hohen Kriegs gewinne geklagt wird, die die großen Brotfabriken gegenwärtig einstreichen. So Hai eine der größten Brot fabriken, das Haus Spiller L Bacers, in dem mit Februar zu Ende gegangenen Geschäftsjahr einen Gewinn von 367 865 Psund Sterling gegen nur 89 000 Pfund im verflossenen Jahre eingesteckt. Inzwischen zeig?lr dir Wetzenpreise in ganz Großbritannien nach wie vor sieihcnde Tendenz. Vier Millionen russischer Verluste. In der Wiener „N. Fr. Pr." schreibt Roda-Roda: Der halbamtliche „Rußkij Invalid" gibt die blutigen Verluste der Russen bis 2. April n. St. auf 71608 Offiziere an; die Mannschaftsverluste werden in den russischen Listen nicht angegeben. In früheren Kriegen pflegten die Osfi- zierrverluste 4 Prozent der Gejamtverlusie zu betragen. Den vom „Rußkij Jnvald" angegebenen Ossiziersver- lusten nach müssen die blutigen Verluste der russischen Armee bis Anfang April 1790000 Köpfe ausmachen: 1 234000 Gefangene und eine entsprechende Zahl von Kranken sind hinzuzurechnen. Die Einbuße der russischen Armee ist demnach auf mehr als vier Millionen Menschen zu veranschlagen. Die Berechnung macht natürlich keinen