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Erläuterungen. 4. Siegfried Wagner: Vorspiel zu „Der Friedensengel“. Die Gnade des Allgütigen verzeiht der verirrten Menschenseele, auch da, wo die engherzige menschliche Selbstgerechtigkeit ein Verdammungsurteil spricht. Das ist der ethische Sinn des Werkes und zugleich der Leitgedanke des Vorspiels. Mit ruhiger milder Feierlichkeit entfaltet sich zunächst das Thema der Friedensmahnung in einem einleitenden Fugato, das von der nach lichtem Dur gewendeten innig gesangvollen Melodie des Friedensengels gekrönt wird. Nun aber seufzt in herber Tonfolge bitteres Menschenleid auf. Tröstende Stimmen treten ihm entgegen, scheinen es zeitweise wohl auch schon besänftigt zu haben. Doch wieder und wieder ringt es sich empor und scheint selbst vor der majestätisch dazwischenklingenden Friedensmahnung nicht weichen zu wollen. Endlich gewinnt die Melodie des Friedensengels neuen Boden, mystische Akkorde umweben sie mit HimmjSlsglanz und in lichter Verklärung klingt das Ganze dankerfüllt aus. , ) h — 5. Siegfried Wagner: Orchestervorspiel zum Märchenspiel „An allem ist Hütchen schuld“. Katherlieschens und Frieders Liebe zu einander, ihre Trennung durch die losen Streiche des schadenfrohen Kobolds Hütchen, ihre schließliche Ver einigung, sowie die Versöhnung des Kobolds durch Katherlieschens Herzens reinheit und Herzensgute — das bildet den Inhalt des Märchenspiels und klingt auch bereits im Orchestervorspiel an. Die Weise von Katherlieschens kindlichreinem Herzen eröffnet es. In ihren Ausgang hinein drängen sich flinke, neckische Themen Hütchens und ergehen sich in munterem Spiel. Auch Frieders frisches Buischentum und der Liebenden Glückessennen und Liebesleid rühren nicht den schadenfrohen Wicht. Er hetzt alle gegen alle und führt die Verwirrung bis zum Gipfel einer allgemeinen Rauferei — („wütendes“ Fugato). Doch treue Liebe bringt alles :.um guten Ende und Katherlieschens mitleidiger Sinn versöhnt und erlöst den Kobold selbst: Alles Leiden, allen Schmerz, zwingt ein kindlichreines Herz“. 7. Siegfried Wagner: Vorspiel zu „Sonnenflammen“. Der Frankenritter Fridoiin zieht, um schwere Schuld zu sühnen, als Kreuzfahrer ins heilige Land. Doch in Byzanz lockt ihn die Sinnenlust des üppigen Hoflebens aufs neue vom Pfade der Tugend. Eheliche Treue und Ritterehre opfert er dem Phantom sündiger Liebe. Endlich gewinnt die Er innerung an die Heimat wieder Macht in ihm, und im freiwilligen Sühnetod findet er Erlösung. Dieses Drama deutet das Vorspiel voraus. An der Spitze steht das drohende Motiv von Fridolins Schuld. Dann entfaltet sich in warmherzigen, lieblich idyllischen Tonbildern der Zauber der deutschen Waldheimat. Doch gleißend tritt der wehmütigen Erinnerung die Lockweise des üppigen Byzanz entgegen: in leidenschaftlichen Melodiebögen leuchtet das Bild der schönen Iris auf, der Fridolins heiß entflammtes Ritterherz sich in Liebe neigl, dazwischen läßt der gewissenlose Hofmann Gomella seine. Intriguenkünste spielen und Festespomp rauscht sinnverwirrend hin. Ver geblich suchen die Motive der Heimat und des Rittertums sich aufzuraffen. Unter der Wucht seiner Schuld bricht der Sünder zusammen, und gleich einem Schicksalsfluch dröhnt das Unisono des Orchesters. Doch damit ist der Bann gebrochen. Zart melden sich wieder die Stimmen der Heimat, vor denen der byzantinische Spuk nun ohnmächtig weichen muß. So wird in schmerzlich schwärmerischer Erinnerung der versöhnende Ausklang erreicht. — h —