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Lenrrl- Na- „Ach auch nur Um- aufs wie Rußland und Oesterreich aber, denen diese Wälzung der Staaren nicht gefiel, verbanden sich neue zum Kriege gegen den „kleinen Korsikaner", man Napoleon allgemein nannte. ! schichte ms Gedächtnis zu rufen, um den Inhalt sener ! Tagebuchblätter verstehen zu können. Im Jahre 1804 stürzte Napoleon Bonaparte mit Zustimmung des Volkes die Republik und erhob sich zum Kaiser der Franzosen. Mil diesem unerhörten Er- folge noch nicht zufrieden, trachtete er nach der Ober herrschaft über ganz Europa. Er vereinigte Italien mit Frankreich, drang in Deutschland ein und entriß dem Könige von England Hannover. Oenkspruch wühl Su Sen Menlchrn prüten, l« delsulch' Ikn z»r 8u>en äe» HeuSe. Ein Jahr nach seiner Thronbesteigung drang Poleon I. in Deutschland ein und zwang alle süd deutschen Staaten: Bayern, Württemberg und Baden, sich mit ihm zu verbinden. Bei Ulm nahm er ein öster reichisches Heer gefangen und besetzte Wien. Kaiser Franz, der nun nicht mehr die Aussicht hatte, glän zende Siege zu erwarten, schloß eiligst Frieden und wehrte sich nicht. Und das wollte nur der „Korsi- lauer". . , — warum bin ich kein Mann! — Wie gern folgte ich meinem Leopold zur Armee — und wär's a..ch als Marketenderin! — aber die Kinder? Fiekchen (Friederike) hat die Fäustchen dicht an der Nase geballt — Jettchen ihre Lappenpuppe im Arm, mit der sie alle Abende vor dem Schlafengehen zum Herrgott im Himmelreich „für den guten Vater" betet — und Peter und Ehristian liegen mit dem Hof hund, dem Phylax, zusammen in ihrem Bettkasten unter Eine resolute Frau. Erzählung aus den Kriegsjahren 1800—1813 von M. vonLettkow. ^Nachdruck verboten.» Ten schönsten Kranz aus weißen Nelken und Tube rosen, den ich finden konnte, hatte ich hinausgetragen, Großmütterchens Grub zu schmücken, — hatte lose Blü ten und Blätter, wie in jedem Jahre, über der Heim gegangenen grünen Efeuhügel gestreut. Nun war ich heimgekehrt und^mollte den Abend in Erinnerungen an meine lieben Abgeschiedenen feiern. Wohl habe ich sie nicht gekannt, die Mutter meines Vaters, diese herrliche Frau mit dem reichen rotblon den Haar, das, einer Glorie gleich, einen Schimmer von Gold über ihren prächtigen NubenSkopf warf und auf alle, die ihr nahegetreten, einen unwiderstehlichen Eindruck machte. Ich zählte vier Jahre, als sie Plötzlich starb; aber ein lebensgroßes Porträt besitze ich von der Teuren. Uich noch etwas aus ihrem Nachlasse ist auf mich übergegangen: eine uralte Truhe aus Eichenholz, be schlagen mit schweren, silbernen Nägeln und wunder vollen Ornamenten. Dieses altmodische Erbstück ist mir um nichts feil. Und erst der Jchhalt! —> Obenauf ein zartes Blon denhäubchen, dessen vergilbte Spitzen und Barben heute noch nach Lavendelessenz duften, — hier ein schweres orangefarbenes Moirsband, das einst das weiße Ball kleid Großmütterleins geschmückt, als sie sich kaum ver heiratet. Tort ein prachtvoller, breiter Gürtel mit ebenso breiter Schnalle, an der Türkisen, Perlen und wunder volle Rubinen schimmern; er hat die feine Taille ihrer hohen, ebenmäßigen Gestalt umschlossen. Nun eine Robe aus maigrünem Brokat — ein Paar zierlicher Hackenschuhe aus feinstem weißen Hand schuhleder — in zarte Spitzentücher gehüllt das ab gegriffene Gesangbuch — und unten auf dem Boden der Truhe eine Mappe aus rotem Maroquin. Sie ist alt und viel benützt, diese Mappe — — vier Generationen hat sie gesehen — das Zeitenrad ist über sie hinweg gerollt — mit seiner Sense hat der Schnitter Tod Hunderttausende hinweg gemäht — sie aber ist noch da. Ach, alles Nichtlebendige überlebt den Menschen. Ich habe diese mir teure Mappe in starkes Wachs papier gehüllt, um sie vor gänzlicher Zerstörung zu bewahren, denn sie enthält vergilbte Tagebuchblätter meiner Urgroßmutter: der „ehrsamen und tugendbe lobten" — wie man damals sagte — Frau Oberamt mann Cordula Schindler. Es sind leider nur noch wenige Blätter, aber aus den Napoleonischen Kriegen — den Jahren 1804—13. Jeder gute Deutsche kennt aus »einem „Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte" jene schreckliche Zeit. . denn «WS dev Französischen Revolution war ein Mann hervorgegangen, welcher durch seine kriege- rischen Taten die alten Ordnungen und Zustände Euro pas in ihren Grundvesten erschütterte: Napoleon Bona parte, ein Mann, ausgerüstet mit einer ungeheuren Geisteskraft und eisernen Willensstärke, beseelt von maßlosen! Ehrgeiz — —" Cs ist wohl nötig, hier dem Leser ein wenig Ge- der großen Standuhr. Glückliche Jugend — glückliche Kinder!" — Tie Herzensangst eines liebenden Weibes, die Sorge um die unmündigen Kinder, denen sie kein Schutz sein konnte, spricht aus dem folgenden Blatte Cordula Schindlers: „Herr, mein Gott — dich rufe ich! Siehe nicht an unsere Missetaten, sondern verschone uns mit deiner Züchtigung! Nimm den Erbfeind von uns, der unsere Städte und Dörfer versengt und verwüstet — unsere Nun war Napoleon I. Herr in Deutschland. An dem letzten Kriege gegen Napoleon hatte Preußen nicht teilgenommen, obgleich es von diesem schwer be leidigt worden war: Französische Truppen hatten ohne die Genehmigung König Friedrich Wilhelms 1806 ihren Weg durch preußisches Gebiet genommen. Aus diesem Jahre — 1806 — sind die ersten Tage buchblätter. Cordula Schindlers Gatte, Leopold, welcher in dem thüringischen Städtchen I, . . . . durch zehn Jahre seinen Posten als Oberamtmann versehen hatte, war bereits seit langen Monaten bei der Armee. Seine kleine, aber geistig lebhafte und ungemein resolute, hübsche Frau hatte außer ihren sieben un mündigen Kindern einen altersschwachen, kindisch ge wordenen Onkel, den ehemaligen Professor Leberecht Knötlein, gemeiniglich nur „Pate Leberecht" genannt, im Hause. Und dieser Professor-Pate machte ihr unglaub lich viel zu schaffen. Cordula Schindler schreibt nun: „Gott helfe uns! Seit drei Uhr morgens bin ich aus den Beinen, — hab' zur Bodenluke hinausgesehen uno die verschiedenen Feuerzangen beobachtet. Es muß an vier Stellen zugleich gebrannt haben. — Tas Vieh brüllt in den Ställen, als wittere es das Unheil. . . . Heut früh brachte der Bader neue Nachrichten r Prinz Louis Ferdinand ist bei Saalfeld auf den Feind gestoßen — so sagen sie — und unsere Soldaten gehen drauf und dran, wie die Bären —!" (Also damals genau so, wie heut unsere tapferen Krieger.)