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2. heiliger Osterstiertag. Areifcha. Vormittag» 9 Uhr Predigtgotterdienst. — Nachmittag» 2 Uhr Tausgottesdienst. Possendorf. Vormittag» 9 Uhr Predigt. Pfarrer Nadler. , An beiden Osterfeiertagen hoher Anordnung gemäß Kollekte für die Sächsische Hauptbibelgesellschaft. Vermischtes. " Bierstreik im Herzogtum Gotha. Die von den Brauereien geplante Erhöhung der Bierpreise wird allem Anschein nach für das ganze Herzogtum Gotha einen Streik aller Biertrinker im Gefolge haben. In einer von den Vorständen der Eastwirtsvereine de» Herzogtums nach Gotha einberufenen allgemeinen Wirte-Versammlung wurde beschlossen, bah nur noch das Bier ausgeschenkt werden soll, das die Wirte zum alten Einkaufspreis im Keller haben. Zu höheren Preisen wird kein Bier gekauft und auch nicht ausgeschenkt. Da die biertrinkend« Be völkerung des Herzogtums Gotha mit diesem Beschluß der Wirte sehr einverstanden ist, wird es dahin kommen, daß in der nächsten Zeit im ganzen Herzogtum Gotha lein Bier getrunken wird. Die Brauereien hatten beschlossen, für Helle» Bier einen Ausschlag von 3 Mk.. für dunkle» einen solchen von 7 Mk. auf das Hektoliter zu erheben Letzte Nachrichten. Aus den Karpathenkämpfen. Wien, l. April. Di« Blätter berichten: Der russische Angriff auf das Zentrum der Duklasenke wurde gestern abgeschlagen. In der Gegend des Laboraza-Tales bauern die Kämpfe noch an. Die Russen machen dort verzweifelte Anstrengungen, unsere Front zu durchbrechen. Hier und in der Duklasenke ziehen die Russen fortgesetzt Truppen- rnassen zusammen, die ununterbrochen vorzudringen suchen. Budapest, l. April. „Az Est" meldet: An der Kar pathenfront halten die Kämpfe ununterbrochen an. An der Uzsoker Front griffen die Russen gestern mit erneuter Kraft an, wurden jedoch zurückgeschlagen. Im nördlichen Teil des Saroser Komitats fanden schwere Kämpfe statt, in deren Verlauf wir bei Molnarwags einige Vorteil« errangen. Die österreichisch-ungarischen Truppen über schritten am 27. März die bessarabische Grenze und zwangen die Russen zum schleunigen Rückzug. Sie stehen 35 Kilo meter weit auf bessarabischem Gebiet und haben mehrere Orte besetzt Genf, I. April. Eine Petersburger Meldung franzö sischer Blätter besagt: Der Feind leistet in den Karpathen in der Richtung Uzsok und Barlsfeld hartnäckigen Wider stand und ist zu erbittertem Gegenangriff übergegangen. Feindliche Abteilungen, die von Czernowitz aus die Offen sive ergriffen, haben die Grenze überschritten und sind bis in die Nähe von Chotin vorgedrungen. Die Torpedi-rung der „Falaba". Haag, I. April Beme<kcnswerte Lnzelheilen über die Torpedierung des Paketdampfers „Falaba" bringt die Mit teilung des Steuermanns Blair, der von einem Bericht erstatter ausgefragt wurde. Er sagte, datz, als die „Falaba" am Sonntag morgen 5 Uhr von dem deutschen Unterseeboot zum Halten aufgesordert wurde, das Schilf sofort mit Volldampf zu entkommen suchte, aber mittags um l2l/2 Uhr eingeholt war. Somit dauerte die Ver folgung sieben Stunden. Dadurch wiro die Schnelligkeit des Unterseebootes bewiesen, da der Postdampfer trotz seiner langen Fahrtdauer nicht zu entkommen vermochte. Da» wird auch noch von den Deckossizieren der „Falaba" bestätigt, die bekunden, datz sie niemals ein Unterseeboot mit derartiger Beweglichkeit ges hcn hätten. Wiederholte Rammoersuche der „Falaba" mißlangen. China und Japan. Kristiania, l. April. Aus London wird „Aftonbladet" gemeldet, englische Regierungskreise seien überzeugt, datz die chinesisch-japanischen Verhandlungen auf dem toten Punkt angelangt seien. Täglich könne die Krisis eintrcten. Alles hänge von jener Gruppe der japanischen Forderungen ab, die Chinas zukünftige Existenz als souveräner Staat berührten. Schon jetzt könne mit Bestimmtheit festgestellt werden, datz China sich vor den meisten dieser Forderungen nicht beugen werde, ausgenommen vielleicht die Aufrecht erhaltung des Geheimkvntraktes zwischen Japan und China. Bisher gäbe es kein einziges Blatt, das Nachgiebigkeit in irgend einem Punkte gezeigt habe. Die Ansammlung großer japanischer Truppenmassen und neue Anzeichen einer japanischen Invasion von Schantung und westlich gegen Sinanfu bedeutet wahrscheinlich, datz Japan im April die Entscheidung herbeiführen will. Torpedierter Dampfer. London, l. April. (Reuter) Aus Glasgow wird ge meldet, datz der Dampfer „Crown os Castle" auf der Höhe der Scilly Inseln torpediert wurde. Wieder ein Dampfer verfenkt. Berlin, 3l. März. Der britische Hande'sdampfer , Flamenian", von Glasgow unterwegs, wurde am Dienstag 50 Seemeilen von den Scylly-Jnseln entfernt, zum Sinken gebracht. Die Mannschaft 3l Mann wurde von dem dänischen Dampfer „Finnland" ausgenommen und in Holland gelandet. Deutsche Flugzeuge auf der Fahrt. Amsterdam, I . April. „Telegraaf" meldet au» Pmu- iden: Der Kapitän de» Dampfer» „Libernia" berichtet, datz am Montag morgen zwischen 10 und I I Uhr, während er «twa 54 Grad >6 Minuten nördlich und 5 Grad 30 Minuten östlich fischte, das deutsche Wasserflugzeug 79, mit drei Personen bemannt, in geringer Höhe über sein Schiff flog und eine Bombe warf, obwohl der Dampfer die holländische (?) Flagge führte. Die Bombe fiel in 15 Metern Abstand von Steuerbord und explodierte, das Wasser haushoch über das Schiff werfend. Bald darauf überflogen zwei große Flugzeuge, die wie Zeppeline aus sah«« und von denen das eine „l. 9" gezeichnet war, das Schiff, während kurze Zeit später eine Anzahl deutscher Kriegs schiffe herannahten. Der Offizier eines Torpedoboote» untersuchte das Schiff, fand aber nichts verdächtiges. Wettervorhersage. Keine wesentliche Aenderung. Blsmarckfeier. Hamburg. Zu der Gedenkfeier zum l 00. Geburtstage Bismarcks trafen gestern die Rektoren aller deutschen Uni versitäten in Friedrichsruh ein. In der Gruftkapelle legte der Rektor der Universität Halle, Professor vr. Gutzmer, ein gewaltiges Lorbeergewinde am Sarkophage nieder. Auch etwa 20 Vertreter vom Kreisausschuß und Kreistag des Herzogtums Lauenburg legten einen Lorbeerkranz nieder. Der Zentralausschutz der Hamburger Bürgrrver- eine veranstaltete am Grabe des Altreichskanzlers eine er hebende Feier. Das Hamburger Bismarckdenkmal war erleuchtet und die Kapelle des Ersatz-Bataillons Nr. 76 spielte patriotische Lieder. Trügerische Hoffnung. Berkin. In russischen Blättern wird nach der „Vossischen Zeitung" gesagt: Die Hoffnung, daß der Fall von Przemysi der Unschlüssigkeit der Neutralen ein Ende machen werde, habe sich nicht erfüllt. Dem Unterseeboot entronnen. London. Reuter-Bureau meldet: Der englische Dampfer „Dunrdin"ist in Dublin eingetroffen. Er wurde 18 Stunden von einem deutschen Unterseeboot verfolgt. Politischer Empfang. Sofia. Der König hat den früheren Ministerpräsi denten Deschow in Audienz empfangen. Die haben Mut. London. Nach einer Reulermelvung hat der Sekretär des Vereins der Kapitäne der Handelsschiffe erklärt, das Versenken des Dampfers „Canade" habe die Kapitäne zu dem Entschluß gebracht, den Tod des Kapitäns der „Ca nada" zu rächen. Die Kapitäne bemühten sich, Kanonen zu erhalten. , Französische Berichte. Paris. Amtlicher Bericht von heute vormittag: Gestern ist keine Aenderung der Lage seit dem gestrigen Abenvbe'icht gemeldet. Parts, 31. März. Der „Temps" meldet: Ein deutsches Flugzeug warf gestern Bomben auf Effars, die nur Sach schaden anrichteten. Ein französisches Flugzeug hat fest- gestellt, datz alle zerstörten Brücken bei Maubeuge wieder hergestellt sind. Revolution in Portugal. Lyon, 31. März. In Oporto sind Mehrers Unter offiziere wegen revolutionärer Umtriebe verhaftet worden. Neun mit Nitroglycerin gefüllte Bomben sind auf einem Bahnhofe gesunden worden. Sehr richtig! Washington. Die „Washington Post" sagt: Der Krieg ist de: Geldsvcht Großbritam iens zuzuschreiben. Kauf männischer Wettbewerb und industrielle Rivalität haben noch nie einen Krieg gerechtfertigt Sie sind aber die geistige Ursache, datz England gegen den eigenen Vetter kämpft. Gesunkener Dampfer. London. Ein Dampfer hat berichtet, daß ein britischer Dampfer von 7000 Tonnen >30 Meilen südwestlich der Scilly-Jnseln gesunken sei. Die Besatzung befinde sich in den Booten. (Aus der Meldung geht nicht hervor, ob es sich um einen der gestern als torpediert gemeldeten Dampser oder um einen anderen Fall handelt) Streit in der englischen Baumwollindustrie. London. In der gestrigen Konferenz zwischen den Arbeitgebern uud den Arbeitern der Baumwollindustrie in Manchester weigerten sich die Fabrikanten, den Arbeitern die verlangt« Extrazulage von 10 Prozent zu geben, da die Baumwollindustrie sehr unter dem Kriege zu leiden habe und es den Fabrikanten Schwierigkeiten mache, ge nügende Beschäftigung für die Angestellten zu finden. Die bösen Unterseeboote. London, 1. April. Die „Times" schreibt: Das Auf- tauchen von Unterseebooten mit 20 Knoten Geschwindigkeit in den britischen Gewässern lasse aufs neue die Frage nach ausreichenden Verteidigungsmitteln der Handels schisse laut werden. Die Ausstattung der Schisse mit Kanonen sei schwer durchführbar, da die Zahl der Schisse groß sei und die Kanonen außer in der Gefahrenzone auf der langen Reise unausgenützt bleiben würden, auch die Bedienungsmannschaft fehle. Das vorgeschlagene Lonvoi-System würde die Bewegungsfreiheit der großen Handekstott« zu sehr einschränken. Bismarckfeier in Rom. Rom, l. April Gestein, am Vorabend von Bismarck« Geburtstage, fand im Kronsaale der deutschen Botschaft eine sehr stark besuch!« Gedenksri r statt, bei der der Direktor des histvrüch n Instituts in Nom, Piostsior Kehr, die Fest- rede hielt. Anwesend waren Fürst und Fürstin Bülow, der österreichisch-ungarische Botschafter Freiherr von Macchio, der öslerre chisch-ungariiche Botschafter beim Vatikan Prinz Schönburg Harterstein, der preußische Geschäftsträger beim Vatikan Oskar v. Mühlberg, das deutichs und das öster reichisch-ungarische diplomatische Korps und zahlreiche Personen aus dir deutschen und aus der österreichisch- ungarischen Kolonie. Sparkasse zu Seisersdorf. Nächster Erpedltionstag: Sonnabend den 3. April nachmittags 3—b Uhr. Vermischkes. Aivttliste. Das dem Landesherrn verfassungsmäßig zustehende, aus Landesmitteln ihm zufließende Einkommen pflegt man gewöhnlich als „Zivilliste" zu bezeichnen. Bisher ist unseres Wissens, so schreibt Martin Berger (Straßburg) in der „Sprachecke des Allg. Deutsch. Sprach. Vereins", ein deutscher Ausdruck nicht gefunden, jedenfalls nicht öffentlich in Vorschlag gebracht oder gar gebraucht worden. Nun kommt aus einem deutschen Bundesstaate, der nach allgemeiner Auffassung gar sehr am Alther gebrachten hängt, eine einfache, aber völlig zutreffende Verdeutschung. Die kürzlich erschienene Anzeige einer Gutsverpachtung in Mecklenburg ist unterzeichnet von der „Obersten Verwaltungsbehörde des Grobherzoglichen Haushalts" zu Schwerin in Mecklenburg. Liest sich das nicht viel besser als beispielsweise „Präsidium der Groß herzoglichen Zivilliste zu Karlsruhe i. B." ? Der in der gleichen Anzeige sich noch vorfindende Fremdling „Doma- nialamt" läßt sich leicht und schmerzlos ersetzen durch „Herrschaftsamt" oder „Herrschaftliches Amt", — nennt man doch im Schwarzwalde die im Besitze des Groß- herzoglichen Hauses befindlichen Waldungen „Herrschasts- wald" im Gegensätze zum „Schifferwald", dem Eigentum« der großen Schissergesellschaften, die sich mit dem Fällen und Flößen der Tannen beschäftigen. Deutschland und die „französische" Schweiz. Der bekannte Professor der Theologie v. Hermann Strack, Berlin, schreibt der „Nordd. Allg. Ztg.": „Die weit überwiegende Masse der Bewohner der „französischen" Schweiz steht mit ihren Neigungen auf feiten der Franzosen und der Belgier, und dadurch ist auch das Urteilen bestimmt. Wie allen Ausländern, die in Berlin studieren und zu mir kommen, bin ich auch, vor nunmehr drei Jahr zehnten dem (trotz seinem Namen) aus der „französischen" Schweiz stammenden Herrn A. I. Baumgartner freundlich entgegengekommen und habe ihm förder lich zu sein mich bemüht. Auch nach seinem Fortgange und nachdem er in Genf Professor der Theologie geworden, hielt ich die Beziehungen auf- recht, ließ ihm auch meine Schriften zugehen. Nach Aus- bruch des großen Krieges gegen Deutschland hielt ich ihn für geeignet und geneigt, seine Landsleute französischer Zunge über das, was Deutschland ist und was es nicht ist, aufzuklären. Ich schickte ihm daher mehrfach meines Erachtens hierfür nützliche Drucksachen usw. Vor einigen Tagen fügte ich, um Herrn B. zu einer Aeußerung zu ver anlassen, meine neueste wissenschaftliche Arbeit hinzu. Dar auf erhielt ich heute folgende Zuschrift (ich übersetze aus dem Französischen) vom 22. März/ „Herr Professor. Ich weiß nicht, ob dieser in meiner Mutter sprache geschriebene Vries Ihnen zugehen wird. Gegenwärtig bin ich mebr als je stolz, meinen Gedanken nur in dieser Sprache gut ausdrücken zu können. (Folgt Dank für das Buch.) Sie haben zu wiederholten Malen sich die Mühe genommen, mir Mitteilungen über den Krieg zu senden. Ich erlaube mir, Ihnen zu sagen, daß diese Mühe völlig unnütz ist. Wir wissen mit der ganzen Welt, auf wem die Verantwortlichkeit für diesen ungeheuerlichen Krieg lostet. Die unparteiische Geschichte wird, wie es schon das Gewissen der Gegenwart tut, die „Es ist nicht wahr" der deutschen Intellektuellen ausstreichen, und sie wird die Ableugnungen verdammen, durch welche Ihre Landsleute die Stimmen der Wahrheit zu ersticken und dem klaren Augenschein zu trotzen suchen. Wenn wir auch verstehen, daß Sie das Bedürfnis fühlten, so große Anstrengungen zu machen, um der erschreckenden Verant wortlichkeit zu entrinnen, welche auf Ihnen wuchtet, so wird doch das Verbrechen, welches die Verletzung der belgischen Neutralität l heißt — so wird doch diesen Makel nichts in alle» Jahrhunderten auslöschen können. ' Erlauben Sie mir, noch ein Wort hinzuzusügen. Cs gibt viele, die, wie ich, nachdem sie Deutschland früher als ein Land der Wissenschaft und der Zivilisation betrachtet hatten, heute die Gefühls der Trauer, der Best! ämung und des Unwillens empfinden Im Hin-, blick aus das namenlose Elend, welches cs (Deutschland) über dle Welt gebracht hat." Meine Antwort auf einer Postkarte vom 25. März lautet: „Ich bedauere, daß Ich mich In der Voraussetzung getauscht habe, daß ein Mann, der sein Bestes Deutschland verdankt und In Deutschland nur Gutes erfahren hat, bemüht sein würde, unparteiisch den wirklichen Sachverhalt kennen zu lernen. Wer sich wohl fühlt in der Gesellschaft der englischen Meuchel mörder Grey und Findlay, der russischen Mordbrenner und der heimtückischen Belgier, den beneide ich um diese Gesclllchast nicht. Die Tatsache, daß Belgien die Neutralität seit llwli beständig ge- krochen hat, ist urkundlich erwiesen, und diejenigen englischen Politiker, welche wenigstens gelegentlich noch etwas Wahres sogen können, haben offen ausgesprochen, daß nicht „die Verletzung der belgischen Neutralität", sondern da« Aufblühen des deutschen Handels und Gewerbefleißes der wahre Grund des Krieges gewesen Ist. Deutschland hat in diesem Kriege ein gutes Gewissen und wird auch über eine Welt von Feinden siegen. Ich bin stolzer als je, ein Deutscher zu sein. Hermann L. Strack, Professor der Theologie." Mit dieser mannhaften Antwort hat sich Prof. O. Strack sicher auch die Sympathien der Kreise im Deutschen Rtlche gewonnen, die sein segensreiches Wirken auf dem Gebiete der alttcstamentlichen Theologie nicht kannten.