Volltext Seite (XML)
2 o Friedrich Rückert. L lö Die Aepfel stehn noch auf dem Tisch, Und jeder blickt Die Kindlein an verführerisch Die Mutter nickt. Da streckt es nach dem goldnen Fisch Die Hand geschickt; ' „Nehm' ich ihn?" fragt es schmeichlerisch; Die Mutter nickt. Kn purpurstreif'gsr, mit Gemisch Lon Gold gestickt. Lacht einem gar zu zauberisch; Die Mutter nickt. Die nickende Mutter, Die Kinder spielen nachts am Tisch, Die Mutter strickt; Der Kinder Augen blicken frisch, Die Mutter nickt. Und eines folgt dem andern risch, Und jedes spickt Sich seine Taschen räuberisch; Die Mutter nickt. Rechenaufgabe. Wieviel Liter Wein ä 1,50 Mark muß man zu 60 Liter 1 Mark gießen, wenn die Mischung 1,20 Wa.rk kosten soll? Scharade. Der Vier in einem Cafä sitzt, Der Eins-zwei stets borüberflitzt, Da ruft er zornig ihn herbei Und spricht: Schnell walte deines Drei. Der sagt zerknirscht: Verzeih'» Sie mir, Verehrüster Herr Eins-zwei-drei-vie'r. Die Auflösung folgt in der nächsten „Kinderlaube Auslösungen Her Mel aus der vorigen „Mderlaube Diamantralfel. Napoleon — Bismarck. 1. N, L. Rad, 3. Kavpe. 4. Kanonen, 6. Neuling, 7. Stern, 8. Bor, L. N. Die Vöglein räumen ab den Tisch, Und alles pickt Und sürchiet sich vor keinem Wisch; Tie Mutter nickt. Die Rache der Puppe. Die kleine Marie saß im Wald mitten zwischen den Glockenblumen und sang leise vor sich hin, während sie einen großen Strauß pflückte. Neben ihr im Gras lag Lavinia, ihre Lieblingspuppe. Es dauerte nicht lange, da hatte Mariechen das Blumenpflücken satt. Sie nahm ihre Puppe auf und sagte zu ihr: „Ach, hier ist's langweilig, komm, Lavinia, hinunter an den Strand." Ein hübscher, schmaler Pfad führte zum Wasser hinunter, und Marie chen eilte den Weg entlang und schleifte die Puppe an einem Arm hinter sich her, bis sie eine Felsengruppe erreichte, in deren Mitte sich ein kleiner Wassertümpel befand. Freu- big schlug sie in die Hände und rief: „Das ist ja herrlich, da kann ich dich fein baden, Lavinia!" Und flugs zog sie der Puppe den roten Mantel und das grüne Kleid mit der blauen Schärpe aus, aber das Band des Unterrocks war verknotet, und soviel Mühe die kleine Marie sich auch gab, fi« konnte eS nicht aufkriegen. Da ward sie sehr ärgerlich und schlug den Kopf der Puppe heftig gegen einen Stein, wodurch Lavinias Aussehen nicht gerade verschönert wurde, denn eS flog ein ganzes Stück von ihrer Nase ab. ' „Na, also, wenn wir die Bänder nicht aufbinden können, dann mußt du eben im Unterrock baden," rief Marie und ließ den Worten die Tat folgen. Dann legte sie die arme Puppe in die Sonne zum Trocknen. Sie selbst setzte sich an einen Felsen; denn es war sehr heiß, und sie war müde. Plötzlich schaute sie auf, da sah sie zu ihrem größten Erstaunen, daß die Puppe aufgestanden war und eben ihr grünes Kleid überzog. „Es ist doch unglaublich," sagte sie dabei, „was man einer Dame alles zumutetl Im Unterrock in der Sonne am Strand liegen! Nein, so was!" Mariechen riß die Augen auf, da war es ihr, als ob die Puppe wüchse, und auf einmal war sie viel größer als sie selbst. Es war schrecklich. „Nein, so was!" sagte Lavinia wieder und hängte sich den roten Mantel um. „Mein Teint wird doch direkt zu grunde gerichtet. Wie kannst du wagen, mich so zu be- handeln?" wandte sie sich plötzlich an ihre kleine Herrin. Die zitterte. „Ach, ich hab's ja nicht böse gemeint," stotterte sie. „Das ist mir ganz egal," schrie die Puppe, „jetzt kommst du mit, und dann werde ich dir zeigen, wie du mich behandelt hast!" Damit ergriff sie Mariechen beim Arm und schleifte sie hinter sich her den Waldweg entlang. Und zwar rannte sie immer schneller und schneller, Mariechen kam überhaupt nicht mehr mit den Beinchen auf die Erde und schrie und jammerte aus Leibeskräften. Sie versuchte sich loszureißen, aber die Puppe schien eine übermenschliche Kraft zu haben, es gelang ihr nicht. Ihre Angst war bis aufs äußerste gestiegen, der Schweiß lief ihr in dicken Tropfen von der Stirn. Da hörte sie plötzlich eine Stimme rufen: „Mariechen, Mariechen! Komm zum Kaffee, und du sollst doch nicht so in der Sonne liegen!" Mariechen fuhr in die Höhe. Das war ja ihre alte Kinder frau, und sie lag auf dem warmen Sand und hatte offen bar geschlafen und geträumt; denn Lavinia lag im Unter rock hinter ihr. Aber von dem Tage an hatte sie die Puppe gar nicht mehr so lieb wie früher, und bei der ersten paffenden Gelegenheit wurde sie verschenkt. Der Vater fragt gebieterisch, Ob das sich schickt; Die Knaben doch antworten frisch: „Tie Mutter nickt." Vydepladde lrölgien von tolle Senn leg.