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Lshars Wunderkind. Eine lustige kleine Geschichte aus Wien erzählt die „Comoedia". In der schönen Donau stadt herrscht nach den Angaben des Blattes eine eigen artige Epidemie, eine Ueberproduktion an musikalischen Wunderkindern, die init ihren kleinen Patschhändchen die Tasten des Flügels und die Saiten der Moline vor be wundernden Zuschauern meistern. Vor kurzem nimmt Franz Lehar, der erfolgreiche Operettenkomponist, seinen kleinen, noch nicht ganz dreijährigen Sohn mit auf einen kurzen Spaziergang. Auf der Straße begegnet dem Komponisten ein Freund, der ihn anspricht: „Ahl Grüß Gott, Herr von LSHar, wie schaut's, wie steht's, ich wußte gar nicht, daß Denßspruch. 5t»7kr InckivläuLliMen sinä «iäekspenstig gegen krrledung. «eil sie schon einen ktriehet in sich Haden, äer äew rweiien wiäerspricht. August p»uix- Der Rehbock. Eine lustige Wilddiebsgeschichte von F. Gantz er. (Nachdruck verboten.) Er zog heftig an seiner Zigarre, die ihm wahrend der langen Rede fast erloschen war, und schaute den etwas überlegen lächelnden Oberförster noch vorwurfs voller an. „Bester Thorwald, Sie sehen Gespenster! Der Schmiedwastl denkt vorläufig an keinen Rehbock. Der ist für ein paar Jahre gründlich kuriert. Und überhaupt den Bock in Ihrem Revier läßt er ungeschoren; Sie haben'Z ihm Loch eingebrockt mit dem halben Jahr, als Sie ihn im vorigen Juni am Eichfeld beim Auf brechen des Bocks abfaßten/' . „Nun, ebendeshalb! Der Lausbub wird mir doch für das halbe Jahr einen Denkzettel geben," fuhr Thor wald auf, „verlassen Sie sich darauf, Herr Oberförster, der hat's auf meinen Bock abgesehen." „Ach was, denkt ja gar nicht oran! Wenn es Ihnen aber durchaus keine Ruhe läßt, na, dann schauen Sie doch gegen Abend hinüber. Vorläufig werden aber keine Grillen gefangen, das bitt' ich mir aus. Immer lustig!" Damit erhob er seine Tasse und trank Thorwald dabei lachend zu. , Dieser mußte jetzt auch lächeln und hatte eben eine Entgegnung auf den Lippen, als ein entfernter Schuß fiel. „Na, da haben wir ja die Geschichte," rief er, sprang auf und stürmte nach dem Scheibenstand, um seine Büchse zu holen. Der Schuß hatte die ganze Gesellschaft alarmiert. Man tauschte die verschiedensten Vermutungen aus. Thorwald schlossen sich ein paar jüngere Beamte an, um mit ihm gemeinschaftlich die Umgebung der Teichwiese abzusuchen; denn dort mußte der Schuß ge fallen sein. Nach ein paar Stunden kehrten sie ohne Thor wald zurück. Sie hatten nichts gefunden, nicht ein mal Schweiß. Thorwald war aber nicht zum Zurück kehren nach dem Festplatz zu bewegen gewesen. Er wollte durchaus an der Wiese bleiben und noch ein mal suchen; vielleicht würde er doch noch eine Spur finden. „Na, dann laßt ihn nur suchen," sagte Oberförster Kahnert, „wir anderen wollen uns das Fest aber nicht durch einen Lump von Wilddieb verderben lassen. Schließlich kommt's noch so, daß Petrus sein schönes Wetter an Unwürdige verschwendet hat." Bald war die alte Fröhlichkeit wieder hergestellt und der kleine Zwischenfall vergessen. Ter ausgehende Mond sandte schon seine silbernen Strahlen durch die Birken, als der letzte Wagen den Festplatz verließ. — (Schluß folgt.) I. - Die heiße Uugustsonne durchflutete das lieblich ge legene Birkenwäldchen. Sie zauberte zitternde Reflexe auf den sattgrünen Rasen und huschte in gleißenden Lichtern über die schlanken, weißen Stämme. — Fürwahr, ein prächtiges Wetter! Tas war so ganz wie geschaffen, um das lange erwartete Scheiben schießen getrost abhalten zu können, ohne befürchten zu müssen, daß Jupiter Pluvius die Festesfreude durch einen kräftigen Guß jäh unterbrechen würde. Tie Grünröcke des Fürstlich Hohensteinschen Reviers hatten sich daher auch an diesem Sonntagnachmittag bis auf den letzten Mann eingefunden: vom Oberförster herab bis zum jüngsten Eleven. Die Damen fehlten natürlich auch nicht; sie fehlten überhaupt nie bei diesen Scheibenschießen. Die jüngere Generation unter ihnen hatte in Anbetracht des herrlichen Wetters die Mull-, Gaze-, Musselin-Garnitur 'hervorgesucht und strahlte im reinsten, hellsten Weiß. Gegen Abend gab's ganz sicher ein kleines Tänzchen. — Auf dem moosigen Waldboden tanzte es sich immer so wunderschön! Was schadete es, wenn auch nur des Bastelhubers Franz, das Fak totum des alten Oberförsters, mit dem Schifferklavier alias Ziehharmonika zum Tanz aufspielte! Augenblicklich war man damit beschäftigt, dick bauchige Kaffeekannen zu leeren und Kuchenberge von gewaltigen Dimensionen zu stürmen. An langen Ta feln saß die fröhliche Gesellschaft plaudernd und scher zend. Der alte Oberförster Kahnert mit dem langen, schlohweißen Bart und dem treuherzigen Gesicht prä sidierte. Er überflog mit vergnügtem Lächeln die ani mierte Gesellschaft und nickte dem ihm schräg gegen übersitzenden Förster Thorwald lebhaft zu. „Ein Prachtwetterchen, nicht, Thorwald? So eins haben wir beim Scheibenschießen lange nicht zu sehen bekommen. Sehen Sie nur, wie lustig alle sind. Beim heiligen Hubertus, der Petrus muß heute einen rauf kommen. Na, aber Thorwald, .nichts für ungut, Sie könnten ein bißchen weniger griesgrämig dreinschauen, sehen ja aus wie ein Leichenbitter." Die letzten Worte wurden von einem dröhnenden Lachen begleitet, aber dasselbe schien auf Thorwald keinen Eindruck zu machen. Er verzog keine Miene, die buschigen Augenbrauen schoben sich noch dichter zusam men, und die kleinen Aeuglein blickten vorwurfsvoll auf den Vorgesetzten. „Ja, ja, alles ganz schön, Herr Oberförster, Pracht wetterchen, Prachtstimmung, alles in schönster Ord nung. Würde gewiß auch anders dreinschauen, wenn seit gestern nicht der vermaledeite Lump, der Schmied wastl, aus dem Loche heraus wäre! Hat glücklich sein halbes Jahr für den letzten Bock abgebrummt. Na, und was meinen Sic? Denken Sie, der läßt die günstige Gelegenheit heute unbenutzt vorübergehen? Kein Mensch draußen im ganzen Revier! Der Kerl sitzt min destens schon ein paar Stunden an der Teichwiese auf dem Anstand und wartet auf den starken Bock, der seit ein paar Tagen dort wechselt. Man müßte über haupt gar nicht hier sitzen und die labbrige Zichorien- brühe schlürfen. Na, gegen Abend schau' ich doch noch ins Revier."