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Weißeritz-Zeitung : 20.02.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191502208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19150220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19150220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-02
- Tag 1915-02-20
-
Monat
1915-02
-
Jahr
1915
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 20.02.1915
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Mdpostbrtefe. vo» Oberkommando zur Veröffentlichung zugebaßen. yelße Kämpfe Im Schützengraben. L. B. Heut« komme ich endlich dazu, diesen großen, schon so ost und Mich allen Stellen angekündigten „S ch l a ch t b«r i ch t" nteder- zuschretben. Zuletzt schrieb ich Dir ausführlicher von unserem Auf» «thalt 1« Fl. Was nun bis zu den Eefechtstagen dazwischen liegt, wLr« nun wieder ein größerer Brief für sich und will ich heute von d»r Schilderung jener Vorgänge absehen und gleich vom inter- «Aa niesten Teil, der Schlacht an der Somme, schreiben. Früh gegen 6 Uhr. in aller Dunkelheit, wurde Ich tn meinem Unterstand (Alleinbewohner) durch heftiges Ee- wehrfeuer und kräftiges Pochen an der Tür: „HerrLeutnant, di« Franzosen greifen a n", geweckt. Schnell gtng's heraus au» der Deckung, in den fußtiefen Schlamm und Matsch im Schützengraben. Die Tage vorher hatte es stets tüchtig geregnet (Eeelltma, ordentlich kalt wird's hier auch im Winter nicht so recht) und so war diese „üble" Reinlichkeit in den Gräben, trotz Aiglicher Reinigung, gar nicht zu vermeiden. Man sah auch ent sprechend aus, jeder wie ein Höhlenbewohner. Aber das „macht «i ix", wie die Franzosen hier sagen. Da» Bild, das sich dem überraschten Leutnant bot, war Äußerst kritisch. Also die Franzosen hatten an dem Tage, um «» vorweg zu nehmen, ihre „eranäe okkensivo" auf der ganzen Linie angesetzt und waren in dem Augenblick tatsächlich schon in meinrm Schützengraben drinnen und teilweise sogar schon darüber htnweggebrochen. Ein richtiger französischer nächt licher Urberfall— ihre Hauptstärke, mit der sie trotz aller Wachsamkeit von deutscher Seite, doch wieder hin und da einige Keine Erfolge erzielen. Um sich ein richtiges Bild von der Situation machen zu können, muß ich erst eine kleine Beschreibung unser er Stellung und einen Plan geben. Diese Berichte ersetzen mir mein Kriegstagebuch und bin ich deshalb (für mich) etwas ausführlich. Dem vollständig . zer schossenen Dorf M ... ist die Höhe . . . vorgelagert, auf deren Kamm sich die Gräben von uns Deutschen hinzogen. Erobert wurde die ganze Gegend durch die gegen dl« französische Territorial-Z^an-terie. Die französischen Gräben zogen sich dre Höhe herauf und kamen den unsrigen teilweise bi» auf 1S und LV Meter nahe. Der französische Stützpunkt ist da» Dorf T . . ., von wo aus sie alle Angriffe vorbereiteten und ansetzten. Wie es da drinnen aussieht, ist grauenhaft und Ihr, tn dem gottbegnadeten, von der rauhen Kriegsfurie verschonten, gesegneten Vaterland, könnt diese Wohltat, glaub ich, wirklich nicht ganz ermessen. Diese Beschreibung gibt ein Kapitel für sich. Heute nur kurz den Verlauf der Kämpfe. Die Herren Franzosen waren also, wie ich von den später von uns Gefangenen ^örte, um 4 Uhr stanz. Zeit (5 Uhr deutsche Zeit) zum Angriff vorgegangen und in aller Stille — meister haft — bis zu unserer Stellung vorgedrungen. Da machten sie aber den großen entscheidenden Fehler, in einer Ent fernung von noch nicht 200 Metern von unseren Gräben blöd sinnig Hurra surra) zu brüllen. Die Postierungen von uns schossen, als sie den Angriff erkannt hatten, tüchtig Alarm und so erwachten die in ihren Deckungen süß schlummernden Jager zu einer grauenhaften Blutarbeit. Jedenfalls war dieser morgendliche, hinterlistige Ueberfall der Franzosen der An fangsakt der dann unaufhörlich bis 21. Dezember dauernden hartnäckigen Angriffe und Durchbruchsversuche. Seit dem Tage unseres Einsteffens in der Stellung, aus der wir die .... ab losten, wurde andauernd an der Verbesserung der Gräben und Unterstände gebaut. So hatte vor allem meine 1. Kompagnie di« schon bestehenden Schützengräben auf dem Hang der Höhe... weiter auszubauen und was die Hauptsache war — und später im Verlauf dieser Tage von entscheidender Bedeutung war, — die Kammhöhe selbst zu gewinnen. Denselben Wunsch hatten unsere unfreundlichen Nachbaren von der anderen Fraktion, die Franzosen, und so entwickelte sich zwischen uns das reinste Wett rennen. Tag und Nacht spannte ich meine Leute an und so zwangen wir es auch bis auf ein ganz kleines Stück. So war es auch in dieser Nacht gewesen. Der bereits fix und fertig ge- fkllte Teil des neuen Schützengrabens wurde die Nacht über st«t» mit einigen Gruppen besetzt, das sogenannte Wacht- kommando und an den übrigen Teil der Gräben buddelten wieder andere Jäger, das sogenannte Arbeitskommando. Diese letzteren hatten natürlich auch ihre Gewehre bei sich, doch io einiger Entfernung im Graben stehen. So war also die Ge schichte, als die Franzosen in großer Zahl angestürmt und gleich ku die vordersten Gräben gesprungen waren. Den arbeitenden Jägern blieb nichts anderes mehr übrig, als sich zurückzuziehen. Die» bewerkstelligten sie durch den sogenannten Laufgraben, der uur zur Verbindung dient. Natürlich blieben die Wacht- ^»m man dos an ihrem Platze und es erhellt aus einem Mck auf die Skizze unserer Stellung, daß die dummen Franzo- kn jetzt direkt in einer Mausefalle saßen. Die Schützengräben stnd mit vielen Windungen und sogenannten Schulterwehren ge baut und so tief, daß ein Mann aufrecht darin stehen kann, ohne da, geringste Ziel zu bieten. Zum Feuern sind Schießscharten «tugebaut. Inzwischen war es endlich auch etwas Heller geworden uud di« Eindringlinge konnten weder hin noch her und noch weniger schießen. Wollten sie etwa nach vorne, so liefen sie in die um die nächste Ecke gehaltenen schubfertigen Gewehre der auf Ihren Posten ausharrenden Wachtposten, hätten sie zurückgewollt, Hann wären sie wie die Hasen, einzeln beim schwierigen Heraus- Dstigen aus unseren tiefen Gräben von den in zweiter Linie (im alten Graben) postierten Jägern abgeschosien worden. Eigentlich ein großartiges Bild, die in der Falle Ditzenden Franzosen, weniger lieblich aber für mich, den Aompagniesührer und verantwortlichen Redakteur für meine Mellung. Die unter so großer Mühe gebauten Gräben mußten »k wieder haben, sonst o weh, armer Leutnant R. Ich überlege, wb wir au» unseren Gräben in zweiter Linie heraussteigen, über Da» Zwischenfeld hinwegstürmen und von oben her in die besetzten Gräben Meßen und stechen sollten, aber das hätte enorme Ver- Duft« gekostet. Da erinnere ich mich an die unvergleichlich tapferen, »ackeren Pioniere. Bald ist einer mit der schlimmsten aller Mord waffen, mit Handgranaten, zur Stelle. Der überzeugenden Kraft di«s« Dinger bewußt, wollt« ich die armen Kerl« nicht so HIn- »ord«n lassen und forderte sie also in meinem besten Französisch >»r ll«d»rgab« auf: „Vener äone, NOU, NO tiron» PN,, nau» « tlron» plus" usw., aber nichts half, sie wollten nicht« davon wissen, „klon, non!" Gut. Nochmal wollt« ich es versuchen und Netz den Zugftlhr« meines dritten Zuge«, «inen Ossizier^ell» «rstetrr H., kommen, dessen Muttersprache Französisch ist. Auch « nnterhtrlt sich einig« Zeit mit negativem Erfolg. Man stell« Wh da. Bild vor. Kein« Partei steht die and««, man unter» Handelt und erklärt ihnen da. Fruchtlose ihre. Beginnens. Unter» »AK« W «»dlich wieder einmal die liebe Sonn« aufgegangen und dazu di« Überlrgknen Jäger, dt« schußbereit und aufgeregt dasteh«», -uhören und — auch Französisch schreien — plattfranzösisch — und die endlich einmal ihre gehaßte» Gegner, ihre Peiniger, die daran schuld sind, daß sie bei Tag und Nacht im ewig nassen Zeug schanzen müssen, vor der Flinte habenl Also sie wollten nicht« Unter allgemeiner Spannung wirft der Pionier die erste Hand granate. Alles duckt sich bis auf den Boden. Mit gewaltigem Krach krepiert das Ding, einige Meter zu weit links. Nochmals reden wir mit ihnen. Wieder ohne Erfolg. Eine zweite und dritte Handgranate jetzt von mir befohlen, erzielen eine greuliche Wirkung. Unendlich viele Gewehrkolben mit angebundenen Taschentüchern winken aus dem Graben. Die beiden letzten Wurf geschosse waren, wie ich mich später überzeugen konnte, mitten unter den hintereinander stehenden Franzosen explodiert und hatten die ganze Brabenwand meterweit schwarz verbrannt. Das übrige Bild will ich lieber nicht beschreiben. Aber wir hatten ja alles mögliche vorher getan, e'est In xuerre. Der unvernünftig« Widerstand war von einem Mit gefangenen Offizier ausgegangen, wie sich nachher herausstellte. Er glaubte natürlich auch wieder damit seine Pflicht zu tun. Jetzt wurde den verzweifelten Kerls zugerufen: „Jeter vos armes!" (Werft eure Waffen weg!), „approclier!" (Kommt ranl), und sie folgten zitternd und winselnd. Unsere Jäger empfingen sie jetzt mit Mitgefühl. Jeder mußte sein Lederzeug, Patronen taschen usw. ablegen, ebenso das Taschenmesser, und zuletzt wurde jeder der etwa 80 Gefangenen nochmals betastet und dann ab- gcführt. Sie waren jetzt glücklich, und manche weinten vor Freude, daß für sie jetzt endlich der Krieg zu Ende sei. Es waren alles ältere Reservisten und jetzt echt französisch schwatzhaft. Nur der Offizier hatte Angst, indem er mich im Vorbeikommen unter militärischem Gruß (wie die anderen Gefangenen natürlich auch) und unter Abgabe seines Degens, Revolvers usw. fragte, was jetzt mit ihm geschehe. Ich konnte ihm natürlich die beruhigendsten Zusicherungen geben, indem ich sehr laut hinzufügte: „I^er ^üemanäs oo sont pa» ckes dsrdares". Weg mit diesen Gefangenen. Dieser Vorgang ereignete sich auf der rechten Hälft« in aus gedehnter, etwa SOO Meter langer Stellung. Erwähnen muß ich hierbei einen kleinen humoristischen Vorgang. So ziemlich einer der ersten Franzosen, die aus dem Laufgraben herausgefiihrt wurden, trat auf mich zu, Hand an der Mütze: „Guten Morgen!" Es war dies «in blutjunges Pariser Bürschchen, das sehr gut deutsch sprach. Es stellte sich heraus, er sei der sergeant-major, der Kompagnie- Feldwebel, und schleppte auch zum Zeichen dessen eine große Lederniappe mit sich. Jede Waffe, nicht einmal das selbstverständ lich unter den Bauch gebundene Bajonett hatte er verschmäht, und so hatte er unsere Stellung mitgestürmt. Alles lachte. Sie hatten es ja auch bereits in der Tasche, unsere Stellung zu erstürmen, echt französische Ueberhebung, aber es sollte diesmal bei uns doch etwas anders kommen. In der erwähnten Tasche befanden sich die ge samten Kompagnieschriststücke (21. Komp. 319. Res.-Jnf.-Territor.» Reg.) und sonstige interessante Akten. Auf den wiederholt aus gesprochenen Wunsch unseres schon bekannten jungen, tüchtigen Feldwebels, Maurice Signoret ist sein hübscher Name, ein be stimmtes Buch aus der Mappe zurückzuerhalten, konnte ich mich als nunmehriger glücklicher Besitzer nicht einlassen. Er wollte absolut das Kasiabuch der 21. Komp, haben. Auf-meine Frage, warum auch nur, meinte er sehr naiv, ja, er müsse doch nach Be endigung des Krieges Rechnung legen. Selbstverständlich habe ich ihn kulanteiweise von dieser verdammt schweren und schwierigen Pflicht entbunden. Also ab nach Kassel. Zur selben Zeit waren die Franzosen auch auf der linken Hälfte der Kompagniestellung angestürmt und da sogar durch gebrochen. Ja, sie waren tatsächlich über unsere zweite Stellung, in der unten noch in den Deckungen die Jäger schliefen, hinwcg- gefegt und hatten sich hinter unserer eigentlichen Stellung festgesetzt und schon ein wenig einzuschanzen begonnen. Das letztere ist eine hervorragende Fettigkeit der Rothosen. Alle waren sie im Sturm gepäck gekommen, d. h. ohne Tornister, nur mit Gewehr, Bajonett, und das Schanzzeug mit Schnüren auf dem Rücken gebunden. Meine Jäger waren natürlich wie der Wind aus ihren Unter» schlüpfen raus und eröffneten ein kleines Feuergefecht gegen den Rücken unserer eigenen Stellung. Es war ein ganz gemeiner Nahkampf und die Schußwirkung unbeschreiblich. Dies war bei meinem mittleren, dem zweiten Zug. Die Zugführer waren dies mal ein Vizefeldwebel (erster Zug, verwundet), zweiter Zug ein Oberjüger (hervorragend anständiger und tüchtiger Mensch, gefallen) und im dritten Zug der Forstreferendar Offizier- Stellvertreter (jetzt Leutnant) H., der mit seinen Sprachkenntnisien alles kann und überall geholt wird. Bei dem erwähnten harten Zweikampf deckten schließlich etwa 20 tote Franzosen und leider auch vier Jäger das Kampffeld. Es waren böse Verletzungen. Der Rest der Franzosen, etwa 40, hatte sich in einem Teil unseres Schützengrabens und in der an schließenden Latrine festgesetzt und wollten sich ebenfalls nicht ergeben, obwohl sie von vorn und hinten eingeschloßen waren. Dasselbe Manöver wie oben geschildert. Nach der zweiten Hand granate waren sie unsere dankbaren Gefangenen. Nun noch zur Einbruchs st ekle am weitesten links. Dott zog sich ein Hohl weg zwischen meiner und der mir links benachbarten zweiten Kompagnie hin, und dort war der morgendliche Ueberfall zuerst bemerkt worden. Ein Haufen von gut 80 Franzosen war dort angerannt und von nur drei rasch herbeigeeilten Jägern in Schach gehalten worden. Indem letztere blind in den Pulk hineinschosien — Zielen war unmöglich und auch gar nicht nötig —, erzielten sie, wie hinterher gezählt wurde, 42 tote Franzosen. Der schon oben erwähnte H. rettete auch hier di« Situation, indem er den verdutzt auf dem Erabenrande stehenden übrig gebliebenen Fran zosen zurief, sich sofort glatt auf den Boden zu legen, sonst würde weiter gefeuert. Die kläglichen Schmerzensschreie der Verwundeten taten das ihre, und wie der Blitz lag der Nest auf dem Bauch. Die umfaßende und perfekte Kenntnis der französischen Sprache hat doch vieles für sich. Einige wenige versuchten dennoch, sich nach hinten zu verdrücken: wie sie aber nur den Kopf hoben, er hielten sie auch schon den zugesicherten Schuß. So konnten wir auch dieses Häuflein am Morgen bei Hellwerden gefangen weg führen. Dies waren die ausführlichen Vorgänge am Morgen des 17. Dezember. Mit überraschend minimalen eigenen Verlusten hatten wir diesen wohlvorbereiteten nächtlichen Ueberfall ab gewehrt und zu so schönem Erfolg für uns verwandelt, '.«HW Englische Menschllchke». - Daß d«n Engländern die Bestimmungen des Völkerrechts Be griffe sind, über die si« sich hinw«gsetz«n, sobald sie sich hiervon Vorteil«, für ihr« Feinde aber Schaden erhoffen, sind längst be kannt« Tatsachen. Daß aber di« englisch« Kriegführung auch die einfach» kt«n Gebote der Menschlichkeit mit Füßen tritt, dafür sei aus der Fülle des Materials ein neues Beispiel an geführt. wir entnehmen «inem uns M VeHÜAttP ReU -«richte zweier Lehrer folgend«»: Auf der Themse geankert, Revision der Passagier« «ch . Ihrer Pässe. Bier Deutsche, darunter «tn Kran-keex wurden von Bord genommen. Der Kranke wurde am dritte» Tage in bedenklichem Zustand an Bord gebracht und starts hier am gleichen Tage." Man denk: In kältester, stürmischer Jahreszeit wird «i» Schwerkranker aus dem Schiff ins Boot, aus dem Boot an Land und von dort in das Gefangenenlager gebracht. Aerztliche Pflege wird ihm schwerlich Guteil geworden sein, denn welcher Arzt hätte die Verantwortung für einen Rücktransport des Kranken, dessen Zustand sich täglich verschlimmert, übernommen? Tatsächlich aber wird d«r Unglückliche, nur um ihn abzuschieben, drei Tage darauf nochmals den Fährnissen und Strapazen des Rücktransports aus, gesetzt und stirbt noch an demselben Tage, Sie Wiche Gefahr für Schweden. (Auslassung einer schwedischen Arbeiter» sachschrift.) In der schwedischen Arbeiterklasse beginnt sich langsam, doch tn immer deutlicheren Ausdrücken die Erkenntnis durchzusetzen, von welch«! Seit« wirklich der schwedischen Freiheit eine Gefahr droht. In der Gewerkschaftszeitschrift „Förbundet" behandelt «tn ang«seh«ner Arbeiterführer dis „Oesüiche Gefahr in historischem Lichte". Wir müßen uns versagen, tn die Details der interessanten Darstellung einzugehen, die die Aeuherungen des russischen „Drangs nach dem eisfreien Hafen am Weltmeer" durch die ganze Entwicklung vom „turanischen Fürstentum bis zur euro päischen Großmacht unserer Tage" verfolgt. Eingehend wird der norwegisch-russische Konflikt über den Warangerfjord geschildert, eingehend die Ucberschwemmung der norwegischen Finnmarken mit russischen „Touristen" um 1840 und der Verlauf der Dinge bis zum Jahre 1867, als Wilhelm l. den Wünschen des Zaren einen Dämpfer aufletzte, indem er einen seiner Generale nach Norwegen schickte, der seinerseits einen norwegischen Kapitän als Begleiter erhielt. Besonders verweilt der Verfasser bet der Russi- fizierung Finnlands. Sie beweist ihm evident, „daß russische Eroberung für die besiegten Völker nicht nur Verlust des poli tischen Daseins, sondern auch Vernichtung von Recht und Gesetz, Kultur und Sprache, allem dem geistigen Gut bedeutet, das dem Menschen am teuersten ist". Uebercinkommend mit norwegischen Zeitungen von 18S6 meint er, daß die eigentliche Gefahr nicht vom Weißen Meere drohe, sondern „von dem großen Militär weg, den Rußland über Finnland zur norwegischen und schwe dischen Grenze vorbereitet", und er belegt das eingehend mit dem Bau strategischer Bahnen und Netz russischer Spionage in Schweden. Zu alledem kann auch noch die Tätigkeit russischer Agenten angeführt werden, die uns auf alle Weise in Straußen- blindheit einzuwicgen suchen. Mit naivem Kinderglauben nimmt man di« Versicherung«!, russischer „Revolutionäre" auf von der baldigen Götterdämmerung des russischen Despotismus und ihre Schwarzmalereien über den schlechten Zustand der russischen Armee ,Es scheint jetzt eine radikale Modesache g«- worden zu sein Rußland in einem schöngefärbten, un schuldvollen Lichte darzustellen. Dagegen versäumt man keine Gelegenheit zur Kritik gegen unser ger manisches Vettervolk, von dem wir doch, trotz allem, so viel gelernt und so reiche Impulse empfangen haben." Der Verfasser schließt: „Wir sagen dies ohne Hetze und ohne Schrecksymptome, vielmehr in ruhigem, klarem Gedenken an eine Tatsache, bekräftigt durch die Geschichte von Jahr. Hunderten, daß es keine Beute gibt, nach welcher der russische Bär mehr verlangt, als nach dem Lande am weitesten im Norden. Es mag auch als ein Wort von Verbandsarbeiterseite gesagt sein, daß man dort zum mindesten nicht ungeteilt das Ecichimpf auf die Deutschen und die Ententesympathie mitmacht, die das poli tische Hauptorgan der Arbeiter versieht." Ein Vrief aus Chile. Ein Leser unseres Blattes stellt uns den Brief eine» Eespvein ist zum „Sur" gegangen reicn nicht aufhörten, dann w nicht mehr lesen. Da hat es wohl etwas nachgelaßen, aber viel hat es doch nicht geholfen. Nun kursieren hier tn allen Blättern di« Gerüchte, falls Deutschland gewinne, fürchte man, daß es dann auch Hand auf Siioam«rtka legen werde. Zu dem Zwecke sollen nun Brasilien, Argentinien und Chile rüsten, damit man bereit ist, sich zu verteidigen. Man scheint doch mächtig Angst vor Deutschland zu haben! Wie ist es nun im deutschen Vaterland« selbst, merkt man dort auch sehr von dem Kriege, was Teuerung usw. betrifft? Mein« Frau bekam einen Bri«s von einer Taut« aus Oldenburg, ick welchem si« schrieb, es sei ihnen allen wie ein Traum, daß Krieg s«i: denn Im Vaterlanve selbst merke man fast nichts, sie litten keine Not, e« sei alles fast so ruhig wie sonst. Hier bei uns m«rfi man di« Folgen ganz gewaltig. Die Preise sind furchtbar ge- stiegen: Kiste Zucker 36 Dollar, Sack Mehl 20 Dollar, Sack Weizeck 28 Dollar; di« Eisenbahn hat ungefähr 30 Prozent aufgeschlagen,' dazu fahren jetzt nur 1. und 3. Klasse, so daß ich nun wohl ode< Übel mich zur 3. Klasse erniedrigen muß, denn bei meinen viel«» Reisen würde ich sonst bankerott gehen. — Tausende von Arbeit» losen lausen umher, Diebstähle und UebirWe sind an der L-D» ordnung. .. . .„»-..,1''^ , j Predigers in Chile zur Verfügung, dem wir folgende , Stellen entnehmen: „Was für Lügennachrichten verbreitet werden, ist s wirklich nicht zu glauben. Haben denn di« Menschen kein« Scham I mehr? Gleich in den ersten Tagen war in Conrepoion I an der Plaza bckanntaegeben, die Verbündeten hätten KIelein- s genommen und ständen vor Berlin. Franzosen und ' Engländer feierten nun zusammen mit großer Begeisterung: doch di« Engländer zeigten sich da auch wieder, wie sie sind, denn die Zeche I eßen sie ruhig von den Franzosen bezahlen. Der Kaiser t von Oesterreich war schon fünfmal tot, unser Kaiser einmal schwer 1 verwundet, einmal wahnsinnig und einmal hatten nur fünf Zenti- ! meter gefehlt, und die Franzosen hätten ihn gesangengenommen, j Der Kronprinz war dreimal schwer verwundet, einmal tot und ! einmal gefangen, General von Emmich dreimal tot, davon einmal 1 durch Selbstmord, General von Kluck und sein Heer gefangen, jetzt soll er tot sein, Kreuzer „Bremen" dreimal in den Grund geschossen. Die deutschen Truppen kämen um vor Hunger, viel« desertierten, s 24 österreichische Regimenter erschoßen wegen Meuterei und was »es Unsinns mehr ist. j Gewundert habe ich mich wirklich, daß dt« hiesigen Zeitungen 1 ganz auf der Seit« der Franzosen sind, besonders der „S u r" und > „Mercurio". Letzterem hab«n die Deutschen in Santiago halt j «inen Streich gespielt. Eines Tages gehen einige Deutsche zum j „Mercurio" und bitten, eine deutsche Anzeige aufnehmen zu i wollen, und zwar die erste halbe Seite einnehmend. Ahnungslos 8 wird alles ausgenommen, und am anderen Morgen las man auf i der ersten Seite mit großen Lettern 'DeutscheLandsleute, 4 lest dieses Lügen blatt nicht mehr, das unser«» > Kaiser und unser Vaterland herabsetzt. E«. I denke, daßdueinDeut cherbist!" — Tableau! Konsul t und hat gesagt, wenn die Hetze- j ürden sämtliche Deutsche das Blatt i wohl etwas nachgelaßen, aber viel t
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