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M gben-slim-e Im Aleltenbranä Orig'Nsl-kriegsroMÄN aus ernster Leit von Rudolf Zollinger. (2. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten Alle Rechte Vorbehalten.) Sie dachte eine kleine Weile nach, dann schüttelt» sie den Kopf. „Nein, ich will dir lieber schreiben! Es wird mir leichter fallen als ein mündliches Bekenntnis. Und es muß doch alles, alles gesagt werden, wenn du nicht allzu schlecht von meinem heutigen Benehmen denken sollst." „Für dein heutiges Benehmen werde ich dir danken bis an meinen Tod!" ries er mit ausbrechender Leiden schaft. „Denn dein heutiges Benehmen hat mir ja di« Gewißheit gegeben, daß du mir gehörst, daß du mein köstliches, unverlierbares Besitztum bist — allen Ver sprechungen und Verlöbnissen zum Trotz! Die Zuver sicht kann nichts mehr aus meinem Herzen reißen. Und nicht, ehe ich meinen letzten Atemzug getan, gebe ich dich frei." Die Glut, die in seiner Stimme wie in seinen Augen loderte, machte Hertha willenlos. Noch einmal duldete sie seine Küsse, bis sie sich abermals mit einem kleinen Aufschrei des Schreckens losrang. Ein seltsamer Laut wie heiseres, höhnisches Menschenlachen war an ihr Ohr gedrungen, und aufblickend hatte sie in geringer Entfernung eine menschliche Gestalt zwischen den Stämmen auftauchen und wieder verschwinden sehen. „Was hast du?" fragte Erich Leuthold. „Was hat dich wieder erschreckt? Es war ja nur das Gekrächze eines Raubvogels." „Nein," widersprach sie erbebend. „Es war Milan Georgewitsch. Ich habe ihn deutlich erkannt — er muß uns belauscht haben." „Zum Henker mit dem serbischen Schleicher!" fuhr Leuthold ingrimmig auf. „Ich werde den unverschämten Burschen zur Rede stellen, daß ihm ein sür allemal die Lust zum Spionieren vergeht." „Nein, das wirst du nicht tun I" bat sie ein- ! dringlich. „Soll ich denn noch mehr bloßgestellt werden, als ich es jetzt schon bin? Er hat ja auch nichts ge tan, wegen dessen du ihn zur Rechenschaft ziehen l könntest, und ich will nicht, daß du Händel suchst um meinetwillen I" Er sügte sich ungern, aber er bemühte sich umsonst, sie jetzt noch zu längerem Derweilen im Walde zu be wegen. So inständig flehte sie ihn an, sie jetzt zu den anderen zurückzuführen, daß es sine Grausamkeit ge- s wesen wäre, ihre Bitte unerfüllt zu lassen. Nach weiteren hundert Schritten schon hatten sie den Rand des Waldes erreicht, und die jetzt dunkler r gefärbte Fläche des Sees breitete sich wieder zu ihren . Füßen. Bor dem freundlichen Gasthause „Jäger am ch sagte dir ja," sprach Hertha weiter, „daß ich mich damit eines schweren Un rechts schuldig gemacht habe — eines Unrechts gegen dich und — und gegen ihn. Denn auch er hat nicht um mich verdient, daß ich ihm das antat. Oh, ich kann es nicht aussprechen, wie ties ich mich verachte!" Sie brach in Tränen aus, und vor diesem Anblick war Erich Leutholds Groll wie mit einem Zauber schlage verflogen. Er schlang seinen Arm um die feine, biegsame Mädchengestalt und zog mit unendlicher Zartheit ihr Köpfchen abermals an seine Brust. „Du sollst nicht weinen, mein Liebling l Was auch immer es mit dieser angeblichen Verlobung auf sich haben mag, du hast ihretwegen keinen Grund, dich vor mir anzuklagen. — Aber du darfst freilich auch nicht von mir erwarten, daß ich mich so leicht ent mutigen lasse. Muß ich mir mein Glück erst erkämpfen — nun, um so besser! Ich gehöre, Gott sei Dank, nicht zu den Leuten, die vor einem frischen, fröhlichen Kampfe zurückschrecken. Aber sagen mußt du mir freilich alles. Es darf nichts Heimliches und Unaus gesprochenes zwischen uns sein nach dieser Stunde! Und da das Schlimmste nun doch schon heraus ist, kann es dir doch nicht mehr schwer fallen, mir eine Generalbeichte abzulegen." Herthas Atem ging rasch, und ihre Lippen zuckten, aber sie entzog sich seiner Umarmung nicht, und eng aneinander geschmiegt gingen sie langsam Seite an Seite dahin. »Ich — ich kann nicht, Erich," brachte sie nach einer geraumen Weile, während deren er geduldig auf ihre Antwort geharrt hatte, mit Anstrengung heraus. „Jetzt wenigstens — in diesem Augenblick — kann ich nicht darüber sprechen." Schmerzlich berührt, doch ohne jeden Unmut, er widerte er: „Ich hätte dir innigen Dank dafür gewußt, wenn du mich noch in dieser Stunde aus meiner qualvollen Ungewißheit befreit hättest. Aber ich will dich nicht quälen. Später — nicht wahr, mein süßes Lieb? — später wirst du mir alles sagen!" „Ja! — Denn du hast ein Recht darauf, es zu er fahren. Morgen — morgen sollst du es wissen." Erich Leuthold seufzte schwer. „So wollte ich fürwahr, diese Nacht wäre erst überstanden. Ich darf dir also morgen vormittag meinen Besuch machen?" Aglickt O»te?!islkingr-kti!sge rak Zeitung (ilmkblstt)