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Krämer hatten eben gehofft, daß von England jede Ge fahr abgewendet sein würde, wenn die Dummen, die ihnen ins Garn gegangen, ihre wehrfähigen Männer hingropfert hätten. Falsch ausgesonnen. Frankreich ist jetzt, da bei Caisson der deutsche Eisensturm durchgebrochen, genötigt, nur an das eigne Heil zu denken. An der Riviera weilen in trauervoller Reue 50000 der Schwind sucht verfallene Indier. Neueintrefsenden ist das gleiche Schicksal gewiß. Kein anderer tritt mehr für England ein. Es mutz, je länger, um so mehr mir dem Blute seiner Söhne seinen himmelschreienden Frevel sühnen. Nichts kann gerechter sein, als diese selbstverschuldete Heimsuchung. Die Regentschaft des Herzogtums Sachsen- Meiningen aus Herzogin Charlotte übertragen. Herzog Bernhard von Sachsen-Meiningen und Hild burghausen hat die Regentschaft des Herzogtums für die Dauer seines Aufenthaltes im Felde seiner Gemahlin, der Herzogin Charlotte, übertragen. Für die Dauer dieser Regentschaft hat das Gesamtministerium Bollmacht zur Ausübung von Regierungsgeschästen in dem bisher für Zeiten der Abwesenheit des Herzogs bestimmten Umfang. (Herzogin Charlotte ist die Schwester Kaiser Wilhelms.) Die Japaner weisen die französischen Hilferufe ab. Petersburg. Aus Tokio werden dem Slowo lange Auszüge au» japanischen Blättern gekabelt, die alle die französischen Hilferufe teils höflich, teils schroff zurückweisen. Die Zeitung Asahi äußert sich besonders scharf. Sie be merkt, wer andere zum Siege braucht, der habe schon verloren. Neutrale Stimmen zur Niederlage der Franzosen bei Soissons. Berlin. Wie verschiedene Morgendlätter berichten, schreibt der militärische Mitarbeiter des Holl. Neuen Cour., habe der Kampf eine mehr als gewöhnliche Bedeutung. Er weist auf die unannehmbare französische Darstellung hin, daß die weggeschwemmten Brücken den Rückzug veranlaßt hätten; denn, wenn über die Aisne keine Ver stärkungen gesandt werden konnten, wie konnten die jen seits der Aisne stehenden Truppen sich zurückziehen? Auch die Behauptung, daß dieser Teilerfolg nicht auf eine Ge samtoperation zurückwirken könne, sei unannehmbar. Jeden falls sei di« französische Offensive nicht nur mißglückt, sondern habe einen wohlgelungenen Gegenangrifs herbei- geführt. Da» holländische Blatt Het Vaterland schreibt: Die Niederlage der Franzosen scheint größer zu sein, als es sich anfangs aus den Berichten schließen ließ, größer, was das eroberte Terrain angeht, und größer vielleicht auch in den Folgen. Der Dank des Kaisers. Amtlich wird au» Berlin gemeldet: Nach einer amtlichen Meldung des Gouverneurs von Deutsch-Südwest- asrika wurde am 21. Oktober 1914 die offene unver teidigte Stadt Swakopmund von den Engländern be schossen, nachdem schon vorher der Kapitän des in der Walfischbucht liegenden Hilfskreuzers Kinfaunce Castle, Kapitän Crampton, wiederholt die Beschießung angedroht hatte. — Beim Staatssekretär des Reichskolonialamtes l)r. Solf ist folgendes Telegramm aus dem Großen Haupt quartier eingegangen: Ihre Meldung von dem schönen Siege bet Tanga in Ostasrtka hat mich hoch erfreut. Ich spreche Ihnen zu dieser Ruhmestat unserer Schutztruppe meinen herzlichsten Glückwunsch aus. Uebermitteln Sie meine Anerkennung an die braven Männer, die fern von der Heimat eine vierfache Ueberlegenheit entscheidend ge schlagen haben zur Ehre des deutschen Namens. Das Vaterland ist stolz auf diese Söhne. Wilhelm l. K Der amtliche österreichische Kriegsbericht. Wien, 18. Januar, mittags. Amtlich wird verlautbart: Nördlich der Weichsel keine wesentlichen Ereignisse. Auf den Höhen östlich Zakliczin zwang unsere Artillerie durch konzentrisches Feuer die Russen zum Verlassen einiger vorderster Schützenlinien. Die rückgängige Bewegung über trug sich beim Feinde auch aus andere Teile der Front, so daß schließlich in einer Ausdehnung von 6 Kilometern der Gegner seine vordersten Stellungen räumte, in unserem wirkungsvollsten Artillerie- und Maschinengewehrfeuer in Unordnung auf die nächsten Höhenlinien zurückging, hierbei zahlreiche Gewehre und viel Munition in der früheren Stellung zurücklassend. An der übrigen Front in Westgalizien nur Geschütz kampf. In den Karpathen nur unbedeutende Patrouillen- gefechtr. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes v. Höser, Feldmarschalleutnant. Wieder ein deutscher Flieger über Warschau. Nach einer Meldung aus Petersburg ist ein deutscher Aviatiker über Warschau erschienen und hat mehrere Bomben abgeworsen, die sehr großen Materialschaden anrichteten, besonder» in der Moskauer Straße, wo ein ganzer Häuserblock einstürzte. Mißstimmung zwischen dem Zaren und dem Großfürsten Nikolai? In Sofia lind vertrauliche Berichte au» Petersburg eingrlaufen, denen zufolge der Koniltkt zwischen dem Zaren und dem Generalissimus Großfürsten Nikolai sich in der letzten Zeit derart verschärft hat, daß bereit» die Absetzung des Generalissimus erwogen wird. Die russische Friedenspartei gewinnt täglich an Einfluß, zumal nach der allgemeinen Ueberzeugung Rußland den Krieg wirt schaftlich höchstens noch drei Monate fortsühren könne. Für den baldigen Ausbruch innerer Unruhen seien zwar keine Anzeichen vorhanden, dafür liegen aber sichere Merk male vor für die Unabwendbarkeit einer späteren Revo lution. Diese werde diesmal nicht von den Arbeiterklassen, sondern von den weiten Schichten der Bauernbevölkerung ausgehen und somit einen ungeheuren Umfang annehmen. Eingeweihte Kreise bringen mit diesen von sehr ernster Seite stammenden Informationen auch die neuesten fieber haften Bemühungen der Russen und Engländer in Ver bindung, alle neutralen Staaten zum unverzüglichen An- M BrMM mWri, msSM sich « Mklack Nd sacht sich HM! schluß an den Dreiverband zu bewegen. Besonders die Engländer lügen den Neutralen fast täglich vor, daß bald Rumänien, bald Italien oder gar Bulgarien in den Krieg eingreifen würden, und machen die lächerlichsten Ver- sprechungen, um auch die übrigen zum Anschluß zu be wegen. Sächsisches. — Am 15. Januar war der Bezirk der Amtshaupt- Mannschaft Dippoldiswalde von ansteckenden Tierkrankheiten frei. — Im Königreich Sachsen trat am genannten Tage die Maul- und Klauenseuche in 253 Gemeinden mit 443 Gehösten auf, gegen 289 Gemeinden mit 454 Gehöften am 31. Dezember 1914. Leipzig. Die Bücherei der deutschen Turnerschast, untergebracht im Goetz-Haus zu Leipzig. Lindenau, ist im Kriegsjahre 1914 von 87 Personen benutzt worden, an die in 117 Sendungen 708 Bücker verliehen wurden. Im Turnfestjahr 1913 konnten an 159 Leser in 200 Sen dungen 1386 Bände abgegeben werden. Der Bücher bestand ist von 11 460 Nummern auf 11 839 Nummern bis 31. Dezember 1914 gestiegen. Tagesgeschichte. Berlin, 18. Januar. In brr heutigen Sitzung des Bundesrats gelangten zur Annahme die Vorlage be- treffend Anrechnung des Kriegsdienstes auf die medizinische Ausbildung»; it und der Entwurf einer Bekanntmachung über die Fälligkeit im Auslande ausgestellter Wechsel. Essen, 18. Januar. Die hiesige Kriminalpolizei ver- hastete die Schlosser Friedrich Schwarz und Adam Krekel. Man fand bei ihnen eine fein ausgestattele Falschmünzer werkstätte. Schwarz wurde von Frankfurt a. M. aus gesucht, wo er zusammen mit einem anderen Verbrecher Uhren und Eoldwaren im Werte von 30 000 M. gestohlen hatte. Einen Teil des Edelmetalls der Uhren hat Schwarz bei der Falschmünzerei verwendet. Rußland nimmt in England und in Frankreich einen Kredit von N/r Mill arden Franks auf. MMG-AnW In Äck MOiAM auf das Jahr 1914. (Schluß.) Bürgerschule. Ostern trat Herr Lehrer Hering in den Ruhestand und wurde mit dem Oberlehrertitel ausgezeichnet. Die ihm in einer schlichten Feier ausgesprochenen herzlichen Wünsche erfüllen uns heute noch. Außer seiner Stelle war eine neugeschasfene ständige Lehrerstelle für eine aufgehobene Htlsslehrerstelle zu besetzen. Nach einer mit 5 Bewerbern abgehaltenen Probe wurden die Herren Hilfslehrer Maultzsch Verwertet alle Kilchenavfälle als Viehfntter. von hier und Gast von Königsbrück gewählt. Zu Ostern verließ auch die Hilfslehrerin Fräulein Wischke unsere Schule. Neu trat ein Herr Schulamtskandidat Lehmann. Herr Lehrer Brodkorb nahm teil an einem Lehrgang für Fortbildnngsschulturnen in Dresden und Herr Lehrer Unger dank der Vermittelung des Königlichen Herrn Be zirksschulinspektors an einem Kursus für Hilfsschullehrer in Leipzig. In den ersten Monaten nach der Mobilmachung wurden die Herren Lehrer Brodkorb, Gast, Maultzsch und Silbermann, sowie die Hilfslehrer Meißner und Schütze zum Heeresdienst einberufen. Am 8. Januar hatte der Vikar Lehmann einzulreffen. Diesen Verhältnissen mußte der Stundenplan angepaßt werden, der nach mehrfachen Aenderungen niit verschiedenen Ministerialverordnungen in Einklang zu bringen war. In den Oberklassen wurden, ebenso wie in den Unterklassen 4 Stunden in Wegfall ge stellt, in den Mittelklassen 3 Stunden. Die achlklassige Schule wurde zu einer siebenklastigen umgewandelt; das siebente und achte Schuljahr sowohl bei d-n Knaben als auch bei den Mädchen, wie es bis 1908 der Fall war, zu einer Klasse vereinigt. Im Fortbildungsschulunterricht fielen 2 Stunden, in der Selekta 1 Stunde au». Die Nach- hilfeklasse kam zur Aushebung. Der Anspannung und Ausdauer aller Kräfte de» Lehrerkollegiums und dem Organisationstalent seines Leiter» ist es zu danken, daß der Unterricht in geordneten Bahnen weitergesührt werden konnte. In freundlicher Weise hatte sich Herr Oberlehrer Wolf von der Deutschen Müllerschule zur Verfügung gestellt. Ende Oktober wurde der Vikar Etzdorf au» Reichenberg der Schule zugewiesen. Die Zinsen der Biedermann-Stiftung gelangten in Form von Gutscheinen an 9 Konfirmanden zur Verteilung. Der neu eingesührte Schwimmunterricht zeigte reg« Be teiligung. Aus den Mitteln der Suppenkolonie wurde zur Unterbringung bedürftiger Kinder im Georgenselder Kinder heim eine Summe zur Verfügung gestellt. Die Schulkindrrzahl betrug am 1. Dezember 628. Selt ' Ostern traten 21 Fälle ansteckender Krankheiten auf, die 1682 Versäumnisse zur Folge hatten. Dank der Fürsprache des König!. Herrn Bezirksschul- Inspektors Kuhne erhielt di« Schulgemeinde zum Teil er höhte Staatsunterstützungen. Der Schulausschuß hatte sich unter anderem auch mit Gesetzesvorlagen, der Schulsteuerordnung und den ver änderten Bestimmungen über die Bewilligung fortlaufender Staatsbeihilfen zu befassen. Die Errichtung des Brausebades wurde in Anbetracht der gegenwärtigen Verhältnisse vorläufig zurückgestellt. Neu anschaffungen beschränkten sich auf Schulbänke und dergl. Die Schule beteiligte sich durch Verarbeiten großer Posten Wolle an den Liebesgaben für unsere Krieger. Uns alle beseelt der Wunsch, daß unsere im Felde stehenden Lehrer recht bald und gesund zu uns zurückkehren mögen. Säge werk»-Fach schule. Der Gedanke, neben unserer seit 32 Jahren bestehenden Deutschen Müllerschule noch eine Fachschule für Sägewerke und für die sonstige Holzindustrie zu errichten, war von Herrn Prof. Ehemann schon längere Zeit erwogen worden. Auch in der Fachpresse hatten sich Stimmen erhoben, die für die Gründung einer guten Holzfachschule eintraten. Unsere Stadt erfüllte hierzu die gewünschten Voraussetzungen. Ansangs war geplant, an Stelle einer Fachschule nur eine Fachabteilung mit entsprechenden Vorträgen einzurichten, doch erkannte man im Laufe der Vorarbeiten sehr bald die Notwendigkeit, die neue Schule nicht als bloßen Neben betrieb der Deutschen Müllerschule erscheinen zu lassen, sondern ihr eine selbständige Grundlage zu geben. Von den vorgesehenen 2 Semestern umfaßt das erste neben Spezialsächern auch einige vorbereitende Fächer, während im zweiten Semester nur kaufmännische und technische Be rufsfächer gelehrt werden sollen. Neben sonstigen Auf nahmebedingungen wird eine vorangegangene zweijährige praktische Tätigkeit verlangt. Im Unterricht soll besonderer Wert auf das Kalkulatlonswesen im Holzhandel und Werk- belrieb gelegt werden, für das der in allen Fachkreisen auch durch seine Abhandlungen bekannt gewordene Sach verständige Herr Götze aus Dresden als Lehrer gewonnen worden ist. Außer dem zur Zeit an der Müllerschule tätigen Lehrkörper soll noch ein zweiter Fachmann für die technischen Fächer zur Mitwirkung berusen werden. Erfreulicherweise fanden unsere Bestrebungen die Sym pathien des Verbandes Sächsischer Holzindustrteller, mit dem in wiederholten Sitzungen und in einer vom Ver bände eingesetzten besonderen Schulkommission über die Organisation der Schule, den Lehrplan usw. verhandelt wurde. Hierbei erlangte insbesondere auch das Programm und der Prospekt des Herrn Prosessors Ehemann in allem wesentlichen die Genehmigung des Verbandes. Für das unserer Schule entgegengebrachte Interesse und für die ihr bei der Gründung geleistete wertvolle beratende Unter stützung sei dem Verbände auch an dieser Stelle herzlichst gedankt, wie auch nochmals unserem Herrn Prof. Ehemann. An die Verbände der inländischen und ausländischen Holz industrie und an die Fachzeitschriften wurden Rundschreiben und Abhandlungen versendet, um in allen Fachkreisen für unsere Schule Interesse zu erwecken. Insgesamt sind 35000 Stück Prospekte mit Lehrplan in die Welt hinaus gegangen und haben auch eine erfreuliche Anzahl näherer Anfragen zur Folge gehabt. Die Ecösfnung der Säge werks-Fachschule sollte am 15. Oktober des vergangenen Jahres stattfinden, mußte aber des Krieges wegen ver schoben werden. Hand in Hand damit gingen die Beratungen des Aus schusses in den Angelegenheiten der Müllerschule: Im Sommersemester erforderte die erhöhte Schülerzahl eine Teilung der Klasse III. Bon der Vornahme größerer Baulichkeiten, insbesondere der vorgesehenen Aenderung des Daches, wurde vorläufig abgesehen, um sie später im Zusammenhang« mit den durch die SSgewerksfachschule bedingten Arbeiten au»- führen zu können. Die früheren Wohnräume des Herrn Oberlehrer von Scherz sollen für die neu« Schule mit verwende» werden. Ueber eine von diesem vorgenommene Studienreise besindet sich ein näherer Bericht bei den Akten. Zum Kriegsdienst wurden H«rr Assistent Hornig und eine größere Zahl Schüler einberufen. Da» Wintersemester konnte infolgedessen nur mit 11 Schülern begonnen werden. Von dem Verbände Deutscher Mühlenbauanstalten und Deutscher Müller flossen unserer Anstalt auch imoergangenen Jahre ansehnliche Unterstützungen zu und es sei ihnen hierfür, wie auch für die auf» neue Jahr in Aussicht ge stellten Beihilfen heute nochmal» herzlich gedankt. Der Vorbereitungen für die Sägewerks-Fachschule nahm sich auch da» Lehrerkollegium der Deutschen Müller- schule mit großem Interesse an. Besonderer Dank gebührt ferner der hohen Staats regierung und den anderen leitenden Stellen für die unseren drei Schulen gewährten und in Aussicht gestellten Unter stützungen.