Volltext Seite (XML)
„Homerische Helden". Der Berliner Polizeipräsident von Jagow hat be kanntlich den Pferdedroschken Len Tod geschworen und gibt sich durch Erlass« und Verordnungen aller Art redlich Miihe, ihr Verschwinden aus dem Berliner Straßenbilde möglichst zu beschleunigen. Um die Drosch- kengäule und die von ihnen gezogenen Mapperkasten", deren eintöniges Rütteln den müden Körper LeS Fahr gastes in sanften Schlummer wiegt«, ist eS wahrlich nicht schade, um so mehr jedoch um die grotesk-komische Type des biederen RosselenkerS, deren Schicksal mit dem Verschwinden der Pferdedroschke ebenfalls be siegelt ist. Einige von ihnen, die jüngeren, die eS noch nicht zum ,-Original" gebracht hatten, werden sich ja ohne große Mühe mit der Konkurrenz, das heißt dem erst um die Zeit von Christi Geburt erwähnt. Der Süßstoff des Honigs ist ein Gemisch aus zwei Zucker« arten, dem Traubenzucker und dem sogenannten Frucht zucker. Der von ihnen verschiedene sogenannte Rohr- oder Rübenzucker, der heute die größte Verbreitung besitzt, hat eine viel stcüker süßende Eigenschaft. Tie Heimat des aus dem Zuckerrohr gewonnenen Rohrzuckers ist Indien, wo noch heute eine Stadt in Bengalen „Gur", d. h. Zuckerstadt, heißt. Nachdem man bald gelernt hatte, aus dem süßen Saft des Rohre- den festen Zucker herzustellen, verbreitete sich d«r An bau des Zuckerrohrs und die Gewinnung des Zuckers über ganz Zentralasien. Tie Namen Zuckerbrot und Zuckerhut erinnern noch heute daran, daß die Orien talen den eingedickten Saft in flache, brotartige Ge fäße ausgossen, während diese Gefäße bei den Per sern wie ihre eigentümlichen spitzen Hüte aussahen. Im 9. Jahrhundert n. Ehr. ist der Zucker bei den Persern bekannt und wird, hauptsächlich zu medizini schen Zwecken, in sogenannten Apotheken hergestellt. Zunächst bedeutete das griechische Wort Apotheke nur einen Speicher; eine Apotheke im heutigen Sinne und zwar in Verbindung mit «einem Krankenhaus wird zum erstenmal im Jahre 754 in Gondisapur erwähnt. Tos Zuckerrohr wurde dann von den Arabern nach Sizi lien und Spanien, später durch die Portugiesen nach den Kanarischen Inseln, durch «Kolumbus nach den An tillen und von dort 1532 nach Brasilien gebracht. Der Zucker aber wurde durch das ganze Mittelalter hin, durch den Levantehandel, vornehmlich über Venedig, in den mitteleuropäischen Ländern verbreitet. Als eine köstliche Speise galt dieser Zucker; er wurde in Deutschland im 16. Jahrhundert stark ge braucht. ,FDHne Zucker wird fast nichts mehr verzehrt," berichtet Percirollus in einem 1602 erschienenen Werk». „Zucker kommt an die Kuchen, Zucker in den Wein; statt Wasser trinkt man Zuckerwasser; Fleisch, Fische und Bier bereitet man mit Zucker. Kurz, man ge braucht Salz nicht mehr häufiger als Zucker." Neben dem Rohrzucker vermochte sich kein anderer aus süßen Pslanzensäften gewonnener Zucker, weder der Palm-, Ahorn- noch Maiszucker, den Weltmarkt zu erobern. Dies gelang erst dem aus dem Saft der Runkelrübe bereiteten Zucker. Schon 1747 hatte der Berliner Cheiniker Mürggraf diesen Rübenzucker dar gestellt, aber erst 1802 legte ein anderer Berliner Che miker, Achard, die erste Runkelrübenzuckerfabrik zu Kunern in Schlesien an. Dieser Rübenzucker war zu nächst sehr verachtet; man fand ihn schlecht schmeckend und gesundheitsschädlich; erst als die von Napoleon durchgeführte Kontrnentalsperre den Import von Rohr zucker fast völlig verhinderte, fing man an, sich mit Lem Rübenzucker zu befreunden. So wurde die heimi sche Huckerinvu;crie lebhaft angeregt und schließlich auf rhre irtzige Höhe gebracht. L. kutturgeschichliches von 5alz und Zucker. ^Nachdruck verboten.! Salz und Zucker spielen im Organismus des Men- scheu eine so gewichtige Rolle, daß sie zu seiner Existenz unbedingt notwendig sind; salz- und zuckerhaltige Ele- mente haben daher von Anbeginn in der Ernährung des Menschen eine große Rolle gespielt. Freilich, die Formen, in denen wir heute Salz und Zucker in reiner Gestalt zu uns nehmen, haben sich erst ganz allmäh lich herausgebildet. In einem Aufsatz der „Deutschen Revue", in dem Geheimrat Ewald die Bedeutung von Salz und Zucker für den menschlichen Organismus er örtert, spricht der Gelehrte auch ausführlich von der hervorragenden Stellung, die diese beiden Nahrungs mittel in der Kulturgeschichte einnehmen. Zunächst mag es wohl der Geschmack gewesen sein, der das Salz Lem Menschen wertvoll machte und es schon in der ältesten Zeit als Tauschobjekt erscheinen läßt. Dazu kam noch seine Eigenschaft als Konser vierungsmittel, besonders für Fleisch und Fische, und bald seine Verwendung zu allerlei gewerblichen Zwecken. So spricht sich die immer größere Verwendung und die völlige Unentbehrlichkeit des Salzes in zahlreichen Symbolen und Gebräuchen aus, die bis in das graue Altertum zurückreichen. Homer spricht von dem „heiligen Salz", und dem Römer galt ein silbernes Salzfaß als das heilige Fa milienvermächtnis der Ahnen. Salz wurde den Opfer gaben zugesetzt; mit Salz wurde bei den Juden der Neugeborene vor der Beschneidung eingerieben, um ihm eine höhere Reinheit zu geben. Schon bei den Griechen erscheint das Salz als das Bild der Freundschaft, und noch heute werden bei den Slawen dem Gaste Salz und Brot, häufig in kostbarer Schale, als Zeichen der Gast freundschaft überreicht. Aber auch die Liebe wird mit dem Salz in Verbindung gebracht; einen verliebten Menschen nannte man „Talal", und wenn die verliebte Köchin die Suppe versalzt, so geht auch dies auf den Glauben zurück, daß der Verliebte Lem Salze eine be sondere Sympathie entgegenbringt. Tas zum Leben so notwendige Salz galt auch als besondere Kostbarkeit, als belebendes und beseelendes Element. Die Jünger heißen in der Bibel „das Salz der Erde"; im Märchen sagt Lie Königstochter zu ihrem Vater: „Ich hab' dich fo lieb wie das Salz"; Lie andalusische Sprache bezeichnet sogar ein recht liebens würdiges, anmutiges Mädchen als „Salzfaß der Liebe". Tas heilige Salz ward auch für eine gute Waffe im Kampf mit dem Teufel angesehen. So sollte man nach altem Glauben eine Handvoll Salz ins Feuer werfen, wenn ein Mensch im Todeskampfe liegt, damit der Teufel die Seele nicht davonführt; in der Altmark besteht noch jetzt der Brauch, daß die Braut im Hoch zeitsschmuck Salz in der Tasche haben Muß, damit ihr der Böse nichts anhaben kann. Zum Symbol der Zerstörung oder Ler Unfrucht barkeit wurde das Salz dagegen dadurch, daß auf Len Salzsteppen jede Fruchtbarkeit der Natur aufhört. Schon im Buch der Richter läßt Abimelech die von ihm ein genommene Stadt Sichern mit Salz bestreuen, und ebenso ließ Friedrich Barbarossa im Jahre 1162 auf die Straßen des von ihm zerstörten Mailands Salz schütten. Während die Verwendung Les Salzes in der Küche uralt ist, ist die des Zuckers weit jüngeren Datums. Die Alten kannten überhaupt keinen Zucker in der heutigen Gestalt, sondern nur einen Süßstoff, der aus Honig gewonnen wurde. Daher kommt in frühester Zeit die Verehrung der Bienen. IM Altertum scheint es sich jedoch stets um wilden Honig .gehandelt zu haben; denn die Zucht der Bienen in Bienenstöcken wird