gegenübergestellt wurde. Das Ganze hieß „Concerto grosso“ (G. F. Händel). Bach nannte diese Musizierform „Brandenburgische Konzerte“. Burkhard hält sieh nicht streng an das klassische Vorbild, er teilt sein Werk in vier Allegro-Teile unter, die jeweils durch Interludien (Zwischenspiele) getrennt sind. Im Gegensatz zu den schnellen, spielerischen und überaus musikantisch bewegten Allegro-Sätzen stehen die Interludien im sehr langsamen Tempo des „lento“. Drei Kadenzen sind für das Cembalo, für die zwei Soloflöten sowie für das Cembalo in Gemeinschaft mit den Flöten eingefügt. Das gesamte Werk ist sehr knapp und konzentriert gearbeitet und dauert nicht länger als eine Viertelstunde. Burkhard schreibt eine persönliche, oft eigenwillige, stets aber konsequent ehrliche Musik, die heute — im Gegensatz zu den früheren Werken mit ihrer oft radikalen Polyphonie — durch ihre dezente Chromatik eine reizvolle Tönung erhält. Ein Biograph rühmte einmal „Geschmeidigkeit, Rundung und Fülle“ der Burkhardschen Musik. Einflüsse alter Chormusik aus dem 15. und 16. Jahrhundert über Bach bis hin zu Schönberg, Strawinsky und Bartok werden von Burkhard zu einem durch und durch persönlichen Stil umgeschmolzen, der auch dem „Concertino für 2 Flöten, Cembalo und Streichorchester“ sein unverkennbares Gepräge verleiht. Sch. Johannes Brahms Das Konzert für Violine, Violoncello mit Orchester op. 102 von Johannes Brahms entstand im Jahre 1887. Es verlangt eine starke geistige Bereit schaft. Nicht nur, daß es Anforderungen an die geistig und technisch eben bürtigen Solisten stellt, sondern auch wegen seiner polyphonen Struktur an die Hörer. Brahms greift die Musizierpraxis des Concerto grosso wdeder auf, wobei er die beiden Soloinstrumente als ein gleichwertiges Concertino dem Tutti gegenüberstellt. Der erste Satz beginnt mit einer viertaktigen Orchester einleitung, in der das Hauptmotiv des Satzes festgelegt wird, worauf ein breites Rezitativ der Soloinstrumente folgt, ehe der eigentliche sinfonische Beginn anhebt. Und damit fängt ein so gelöstes und gar nicht grüblerisches Musizieren an, das ganz vergessen läßt, daß Brahms eigentlich ein ver schlossener und pessimistischer Mensch war. Vor allem ist das zweite Thema von anmutiger Stimmung. Der zweite Satz ist wohl am besten mit einer Romanze zu vergleichen, schlicht in ihrer Haltung, warm in ihrer Stimmung. Der Schlußsatz sprudelt über von Laune und Übermut, von Keckheit, Fröhlichkeit und Kraft. Wie so oft, spricht Brahms dies in ungarischen Rhythmen und Anklängen aus. Das Werk auf dem Höhepunkt des Schaffens von Brahms zeigt ihn im Voll besitze einer Meisterschaft, die es vermag, alle Seiten seines Wesens zu offen baren, auch jene, die er so gern versteckte. Th.