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Dresdner Journal : 26.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188507266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18850726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18850726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-07
- Tag 1885-07-26
-
Monat
1885-07
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Journal : 26.07.1885
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I88S. P171. ILdrlivt»: .... 18 U»rk jU^UoL- 4 40 I»k. 10 kl. 4»»»«rk»Id 6«, 6«ut»ev«o tritt koit- iu»ä 8t«ap«1»i»»ot»I»b iuLTi». ^»»«»toNProt»«» ^üi 6vi. li»ulu vruur jLv«z»»tt<!uvii kvtitrsil« >0 kl 0at»r „kio^8«Lv6t" äi« 2«il» 40 kl. ü« I »b«UsQ- <u»6 LiL«Et» »0 ^"^»>1», Ztts-nerÄurnal. ^»llod mit ä«r Sou»- 1126 ksi«rt«F» Hd«»6i lvr ä«o 1oI^«Q6«v 1'»^. Verantwortliche Nedaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ioner»1«aitoi»»koi« »ui,-»Lrl»i l^lpilU: LomwisLiooLr äs, l>r««6n«r N»md«r^ -IsrNv Vi«o ««tpiix »»»«> 7r»ni6vn » N.: k<»A/<r,' 8«r!ill-N't-o 1l»wk«r^ kr,x-L«ip»ix 7r»Qkkr» ». N. Nüu-'d-L: /tu«/. .Vmr, 8«rUa: /»,rkit»6k»i6a«t, Lrei> »a . 8r«»I»u /. urrau krintikart » II ^«rArr'oekv kuekÜLoälun^: OSrlio: (r ^1/üNrr, S»»l>o,«r: t> Lc/iU-.t«-'/ ?»rt» N«rUL-7r«vkturt ». U. DauLr Oo., s»md»r^: Ali. LtriE. S»r»a»xed«rr »voisl. Lrpräition 6s« I>rss6r>«r 6ourn«U», vr«6«i>, 2vi^^«r»tr»»»« Ho 80 Amtlicher Theil. Dresden, 25. Juli. Se. Majestät der König haben heute früh eine Reise in einem Theile des Re gierungsbezirkes Zwickau angetreten. Dresden, 22. Juli. Der Privatdocent Via. tbvol. vr. pd. Eduard Koenig in Leipzig ist zum außer ordentlichen Professor in der theologischen Facultät der Universität Leipzig ernannt worden. Nichtamtlicher Scheil. Telegraphische Nachrichte». Köln a. R., Sonnabend, 25. Juli, Lor- mittagS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Kurz nach 9 Uhr gestern Abend» stürzte ein Theil deS bei dem Häusereivsturze am Holzmarkte stehen ge bliebenen Hinterhauses ein; ^10 Uhr schlugen wieder Klammen daraus empor. Gegen 10 Uhr wurde rtu kleines Kind unversehrt gerettet; eine auS den Trümmern hervorgezogene Person ist im Hospital gestorben. Wie viel Personen noch unter den Trümmern sich befinden, war bisher noch nicht ftstzustrüen. (Vgl. umstehend die Rubrik .Ver mischtes".) Köln a. R., Sonnabend, 25. Juli, Mittags. «Tel d. DreSdn. Journ.) Bis vw 10 Uhr Vormit tags waren iw Ganzen 7 Todte und SO Verwun dete aus den Trümmern deS HauSeinsturzeS am Holzmarkte herauSgrschafft. Die Nachgrabung wird durch Militär und Feuerwehr eifrig fort gesetzt. Gitschin, Freitag, 24. Juli, Abend-. (Tel. d. Boh.) Die heutige Verhandlung in dem Pro teste gegen die Arnauer Angeklagten begann um 9 Uhr. Der Staatsanwalt Ockeufuß beantragte die Stellung einer Evrutualfragr bezüglich Ro bert Schmidt wegen deS Vergehens nach Z 302 St. G. Hierauf hielt vr. Knotz als Bertheidiger deS Schmidt und deS Riedel eine 1 stündige Rede, io welcher er u. A. darauf hiuwie«, daß brr Staats anwalt selbst die Bewegung in Böhmen zugirbt, daß möglicherweise wegen Errichtung der Brseda in der deutschen Stadt Arnau eine Erregung herrschte, daß aber diese Erregung zu keinen feindseligen oder gar gefährlichen Handlungen oder selbst nur zu Aufreizungen, zu Feindseligkeiten gegen die böh mische Nation führte. Or. Aischl als Bertheidiger Heilige'» wieS u. A. darauf hin, daß Heilige ledig lich den Wirth Bürgel und dessen Gattin be leidigte und daß die tschechische Ration sicher An- stand nehmen wird, Bürgel alS ihren Repräseu- tauten zu erklären. Hierauf folgte das objektiv gehaltene Resumö deS Vorsitzenden, Landgericht»- rathS Raschin, und wurden den Geschworenen 5 Fragen zur Beantwortung vorgelegt. Nach eiu- tzüudiger Berathuug wurden sämmtlichr Angeklagte freigrsprochru. Die Bertheidiger vr. Knotz und vr. Kischel, mit ihren frrigesprocheorn Clienten aus der Stadt Gitschin fahrend, wurden von beiden Seiten mit Steinen beworfen. London, Freitag, 24. Juli, AbendS. (W. T. B.) Das Oberhaus nahm in seiner heutigen Sitzung die Bill, betreffend dir Verbesserung der Arbeiterwohnungen, sowie die Bill, betreffend den Berkaus von Pachtgütrrn in Irland, in dritter Lesung an. London, Sonnabend, 25. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Den Morgenblättrra zufolge nehmen die englisch - russischen Unterhandlungen bezüglich der afghanischen Grenze einen befriedigenden und glatten Verlauf. Der Baron v. Staal conferirte gestern längere Zeit mit dem Marquis v. Salis bury. Kalkutta, Sonnabend, 25. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In Rungapnr und Bengalen haben 3 heftige Erdrrschüttrrungru große Verheerungen angerichtet. Ein Dorf bei Rattore (Bengalen) ist vollständig vom Erdboden verschwunden. New-Aork, Sonnabend, 25. Juli. (Tel d. DreSdn. Journ.) Dir Beerdigung de« Generals Grant findet am 8. August d. I. im New-Dorker Crutralpark Statt. Die Leiche wird am 4. August von Marnt Mac Gregor, wo Grant starb, hierher überführt, nachdem sie dort 1 Tag ausgestellt wor- dru ist. Hier wird die Leiche 3 Tage ausgestellt werden. Dresden, 25. Juli. Das Uebergewicht des finnischen über das schwe dische Element, welches bei Gelegenheit der letzten Landtag-session abermals zu deutlichem Ausdrucke ge kommen war, scheinen seiten der kaiserl. Regierung in St. Petersburg als geeignete Veranlassung zu ener gischerer Befolgung desselben RussificationSsystemS angesehen zu werden, das in den benachbarten Ostsee provinzen Liv-, Esth- und Kurland bereit- in vollster Blüthe steht. Die Fennomanen des Großfürstenthums Finnland, dem der Besuch der Kaiserfamilie unmittelbar bevorsteht, sind in ähnlicher Weise Bahnbrecher der Russification und der Bekämpfung dis SchwedenthumS, wie die baltischen Jungletten und Jungesthen als Vorkämpfer für Verdrängung des deutschen durch den russischen Einfluß fungiren. Auch die Methode der Arbeit verräth eine gewisse Aehnlichkeit. Allgemein wird die dem fivnländischen Landtage angekündigte Einsetzung eines Gehilfen de- GeneralgouverneurS al» Vorläuferin einer strengern Anziehung der rufsischen Regierungszügel angesehen; von diesem neuen Beamten nimmt man an, derselbe werde (gleich dem Lurator- gehilfen in Riza und Dorpat) einerseits mit Wahr nehmung der Interessen de- im sogen, „alt-finnlän dischen" (vor dem Jahre 1809 mit Rußland vereinigt gewesenen) LandeSthellen bereit- ziemlich mächtigen griechisch-orthodoxen KirchenthumS, andererseits mit Förderung der specifisch finnischen Nationalbestrebungen betraut werden. Daß ein auf sich selbst gestelltes, des Rückhalt- an der schwedischen Eultur beraubte» Finnenthum der Russificirung ebenso wenig werde Widerstand leisten können, wie da- Letten- und Esthen- thum der baltischen Provinzen, kann für urtheilSsähige Politiker selbstverständlich keinen Augenblick zweifel haft sein. Hier wie dort sollen die pseudo-nationalen und demokratischen Tendenzen des Bauern- und Klrin- bürgerthumS als Keile in das schwedische, beziehentlich deutsche ständische Wesen und in die überkommene ge schichtliche Ordnung getrieben und nach Erfüllung dieser Ausgabe gewaltsam beseitigt werden. Rechtlich ist das mit einer selbstständigen Verfassung versehene Großfürstenthum Finnland unvergleichlich besser da ran, als das mehr und mehr seiner capitulattons- mäßigen Rechte entkleidete Ostseegebiet; thatsächlich dürste die Widerstandsfähigkeit der finnläadischen Schweden indessen geringer sein, als diejenige der baltischen Deutschen, die emen ältern und werthvollern Eulturbesitz zu vertheidlgen haben, als ihre bisher vom Geschicke begünstigten nordischen Nachbarn. Un willkürlich wird man durch die neuesten Vorgänge an eine Borhersaguvg erinnert, welche der verstorbene Züricher Professor Vr. Ofenbrüggen bei Gelegenheit einer vor 36 Jahren unternommenen Reise durch Finnland veröffentlichte und die dahin ging, daß das Großfürsten thum trotz seiner schützenden Verfassung rascher werde consumirt und russificirt werden, als die in „Gou vernements" verwandelten baltischen Herzoachümer. Höchst bezeichnend ist in dieser Hinsicht, daß die Liv, Esth- und Kurländer mindestens im Besitze ihrer trefflichen deutschen Hochschule und zahlreicher deutscher Gymnasien geblieben find, während die ehemals schwe dische Helsingforser Universität und die Mehrzahl der finnländischen Gymnasien und höheren Lehranstalten sich freiwillig finnisirt, d. h. um den besten Theil ihrer wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit gebracht worden sind An die Stelle der immerhin werthvolleu schwe dischen Literatur ist für diese Anstalten ein finnisches Schriftthum getreten, das zu 5 SechStheilen von Ueber- setzungen und künstlich fertig gemachten Handbüchern dritter Classe mühsam sein Dasein stiftet und, allen aufgewandten Bemühungen zum Trotze, schlechterdings nicht von der Stelle kommt. Die Gründe davon liegen auf der platten Hand. Stach blojen Hundert taufenden zählende, vor kaum einem Menschenalter aus uralter Abhängigkeit zu nationalem Bewußtsein er wachte keine Völker, wie die Finnen, Esthen und Letten, sind ein für alle Male außer Stande, eine selbstständige wissenschaftliche oder staatliche Eultur zu erarbeiten, geschweige denn ihre kleinen Errungenschaften gegen den unwiderstehlichen Andrang größerer staat licher Organismen dauernd und mit irgend welchem Erfolge zu behaupten. Lösen diese Völker die alten Beziehungen, durch welche sie mit der schwedischen, beziehungsweise germanischen Bildung und mit dem Pro testantismus ihrer früheren Beherrscher verbunden waren, so ist unvermeidlich, daß sie nach kurzer Scheinexistenz dem orthodoxen Russenthume verfallen und von die sem vollständig aufgesogen werden. Daß über die sen Punkt Illusionen möglich sind und daß es an gesehene finnische und finnländische „Politiker" giebt, welche die Ueberlegenhett der auf eine ungeheure nu merische Mehrheit gestützten slawisch-russischen Eultur über das künstlich aufgebauschte, innerlich hohle finnische Scheinwesen verkennen, nimmt sich, wie der „Ham burgische Eorrespondenl" bemerkt, in unseren Tagen der Alleinherrschaft der großen Staaten und Völker geradezu unbegreiflich aus. Die bei uns modisch gewordene „Fennomanie" ist etwa 100 Jahre alt, der lettisch-esthuische Nationalitätensanatismus be gann vor kaum 25 Jahren sein Wesen zu treiben, während Schweden und Deutsche auf eine mehr, al» 1000jährige Entwickelung zurücksehen und der russisch« Staat bereits im Jahre 1862 da- Millennium seiner politischen und nationalen Existenz gefeiert hat, Wie sollten die kleinen an der Ostsee sitzenden Völkersplitter eS anfangen, ihren mächtigen westlichen und östlichen Nachbarn den Vorsprung abzugewiunen und die Culturarbeit nachzuholen, welche diese viele Millionen zählenden Stationen Jahrhunderte lang getrieben Haben- Ls kann ihnen die- ebensowenig gelingen, al» den Lithauern und Samogitiern die Behauptung ihres Volks thums geglückt ist. Wie Jene, haben auch Diese keine andere Wahl, als diejenige, sich entweder der Bil dung des Westens anzuschließen, oder die zweifel haften Experimente des zwischen Extremen hin- und herschwankendev Nordslawenthums und der erstarrten Kirche des Orients mitzumachen. Die Erkenntniß dieser von allen urthellsfähigen Politikern unser« Landes seit einem Menschenalter vorau-gesagten Noth wendigkeit wird den Fauatllern des FinnenthumS vor aussichtlich erst ausgehen, wenn es zu spät ist, und wenn sie mitgeholsen haben, daS alte schwedisch-finu- ländtsche Ständewesen in Trümmer zu legen und für russische Einrichtungen Raum zu schaffen, die sich nicht ein Mal an der Stätte ihres Ursprungs bewährt haben. RussischerseitS sieht man diesen längst vorbereiteten Proceß als blose Frage der Zeit an. Dabei bleibt eS indessen höchst zweifelhaft, ob die russische Mo narchie von dem Zusammenbruche der finnländischen Ordnung denselben Vortheil ziehen wird, wie die rus ¬ sische Nationalpartei. Das Band, welche- diese Partei mit den Jungfinnen, wie mit Jungesthen und Jungletteu verbindet, ist die demokratische Idee. Wird der Sieg dieser Idee zur Stärkung der monarchischen Sache im russischen Reiche beitragen, oder wird derselbe einen Factor mehr zum Umsturz und zur Unterminirung der Traditionen de- Hauses Romanow bilden- In St. Petersburg scheint man sich diese nahe liegende und einfache Frage niemals vorgelegt zu haben. Lagesgeschichtt. Dresden, 25. Juli, lieber den Aufenthalt Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg nebst hoher Fa milie in Heyst für Mer (Belgien) gehen uns von dort nachstehende Mittheilungen zu: Se. königl. Hoheit Prinz Georg ist nebst hoher Familie in bestem Wohl sein seit einigen Tagen im Seebade Heyst in Belgien eingetroffen und hat in der zum Hotel Cursaal ge hörigen Villa du Eomte de Flandre Wohnung ge nommen. Die Badecur der hohen Herrschaften nimmt ihren regelmäßigen Verlauf, und werden die Nach mittage meist zu Ausflügen theilS in die nähere Um gebung, theil- in die hochinteressanten Städte Belgiens benutzt. So ist bereits die alte Handelsstadt Brügge, die sich gleich auizeichnet durch ihre reichen Kunst schätze wie durch die prächtigen Bauten gothljchen Stils und die noch heute ein getreues Bild des 15. Jahr hunderts bietet, mehrfach besichtigt worden und ein Besuch von Gent, von Antwerpen und der dortigen Ausstellung, von Brüssel u. f. w. steht in Aussicht. Am 22. Juli hatten sich die höchsten Herrschaften zum Besuche des belgischen Königspaares nach Ostende be geben und nahmen bei Höchstdemselben im Pavillon royal das Diner ein. Nach einer gemeinschaftlichen Promenade auf dem Damm von Ostende erfolgte gegen Abends die Rückfahrt per Eisenbahn über Brügge nach Heyst. Dresden, 25. Juli. Se. Excellenz der Hr. Staats- minister Vr. v. Gerber-hat eine Urlaubsreife zunächst zum E urgebrauche nach Kissingen angetreten. * Berlin, 24. Juli. Wie der „N. Pr. Ztg." gemeldet wird, werden, so weit bis jetzt bekannt, Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Oester reich Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm in Gastein einen mehrtägigen Besuch abstatten und aus dieser Veranlassung voraussichtlich in den ersten Tagen deS Monats August in Gastein eintreffen. — Das Ein treffen des Reichskanzlers Fürsten Bismarck dahier darf nach der „Nat.-Ztg." m den nächsten Wochen erwartet werden, da noch ein weiterer Euraufenthalt für diesen Sommer in Aussicht genommen ist. Wahr scheinlich dürste es sich wieder um Gastein handeln. — In seiner Sitzung am 2. Juli hat der BundeS- rath beschlossen, daß etwa 10276000 M. in Ein markstücken und etwa 400000 M.m Einpfennig stücken ausgeprägt werden sollen und daß bei der Vertheilung dieser Prägung auf die einzelnen Münz stätten die bisher geltenden Procentjätze mit der Maßgabe zu Grunde gelegt werden, daß der bisher der Münzstätte in Darmstadt zugewiesene Procentsatz den übrigen Münz stätten nach Maßgabe ihrer Verhälmißzahl zuwachst. — Dem fürstbischöflichen Delegaten Propst Aßmann zu St. Hedwig ist, wie die „Germ." berichtet, »m Auf trage Ihrer Majestät der Kaiserin von ihrem Lommer- anfenthalte in Eobleuz aus nachträglich ein Glück wunschschreiben zur Feier des 25jahngen Priester jubiläums zugegangen. Die hohe Frau giebt darin in der gnädigsten und wohlwollendsten Werse dem Delegaten ihre Freude über das Jubiläumsfeft zu er kennen und fügt in der der Monarchin stets eigenen leutseligen Werse die Glückwünsche für d,e fernere segensreiche Wirksamkeit des Jubilars hinzu. Durch diese Mittheilung stellt sich gleichzeitig die irrige Mlt- theilung der „Schles VollSztg " richtig, wonach der Feuilleton. -iedt-trt von Ott» Banck. Auf den Wogen de- Leben-. Novelle von L. Just. (Sortfetzung.) Tief versunken in Gedanken an längst vergangene Zeiten saß eine hohe Frauengestalt unter der Veranda in einem bequemen Fauteuil, die Füße auf einem ge stickten Kissen, eine leichte Wollarbrit im Schooß, die alte Freifrau v. Rothenau. Das feine blasse Gesicht mit den stolzen Zügen trug den Stempel adeliger Ab- stammung und Gesinnung; weiße, keine Löckchen fielen lose über die Stirn und Schläfe unter der bauschigen Spitzenhaube hervor, ein graues, lang herabfaüendeS Seidenkleid und ein großes goldenes Kreuz an einer schweren Kette gaben dieser ganzen Erscheinung etwas Hoheitsvolles und Ehrwürdiges. Der Abendwiud strich durch die Orangenbäume, welche unten die Ter rasse begrenzten, und so tiefe Stille herrschte ringsum, daß man das leise Rascheln der Blätter hören konnte. La vernahm man plötzlich da- Rollen eines Wagens, und im nächsten Augenblicke fuhr derselbe raffelnd über da- Pflaster de» Gchloßhofe» und hielt an dem großen Portale, da» sich an der Vorderseite de» Schlosse» befand und dessen steinerne Wölbung mit dem alten Wappen derer v Rothenau geziert war. In demselben Moment, al» der alte Diener den Wagenschlag öffnete, sprang ein junger Offizier von den Gardeulanen, der den Wagen zu Pferde begleitet hatte, zur Erde, warf den Zügel seinem Burschen zu, schob den alten Johann bei Seite und war selbst den beiden junge» Damen, welche in dem offenen, be quemen Landauer saßen, beim Aussteigen behilflich. ES war Wolf v. Rothenau, der Sohn des Freiherr», der sich mit ausgesuchtester Galanterie an ein schöne-, elegant gekleidete- junge- Mädchen wendete, die mit seiner Schwester Gabnele den Wagen verlassen hatte. „Ich heiße Sie jetzt erst, au der Schwelle unser- Hauses, willkommen, gnädige- Fräulein! Darf ich um die Ehre bitten-" und damit reichte er Katharina Werner, deren oberflächliche Bekanntschaft wir bereit- gemacht haben, seinen Arm, um sie in die große Vor halle des Schlosses zu führen. Katharina gewährte ihm diese Gunst mit einem heitern Blicke und einem befriedigten Lächeln; sie war auf dringendes Einladen ihrer PensionSsreundin Gabriele für einige Wochen nach Schloß Rothenau gekommen und gar nicht unzu frieden damit, daß sie bereits auf der Eisenbahnstation von ihrer Freundin und einem so eleganten jungen Offizier empfangen worden war. „Johann", fragte Wolff, noch ehe sie in» Schloß traten, den alten Diener, der in ehrerbietiger Stel lung noch am Wagen stand, „wo sind die Herr- schäften-" „Die gnädige Frau Baronm befinden sich auf der Terrasse und der Herr Barou noch m der Bibliothek", erwiderte dieser. „O dann", rief der junge Mann lebhaft, „wollen wir bald durch den Garten auf die Terrasse gehen; Gabriele, wir lassen Dir den Vortritt, damit Du Deine Freundin bei der Großmama anmeldest." Und alle Drei schritten durch da- große eiserne Gitterthor, da- seitwärts vom Schlosse in den Garten führte, auf dem breiten Kieswege entlang, zur Hintern Fronte und stiegen die Stufen zur Terrasse hinan. Gabriele eilte voraus, der alten Freifrau entgegen, die erwartungsvoll ihre Blicke nach den Kommenden rich tete; sie küßte bescheiden die Hand der Großmama und indem sie auf die ihr folgende Freundin wies, stellte sie dieselbe vor. Auch Wolf, dessen Arm Katharina auf der obersten Stufe losgelassen hatte, neigte sich zu einem ehrerbietigen Handkusse, und als nun Katharina nahe herantrat, ihr die alte, sich langsam erhebende Dame mit so unendlich viel Würde, aber auch mit einer unzweideutigen Bewegung, die Hand reichte, da hauchte auch sie einen flüchtigen Kuß auf dieselbe, konnte aber nicht verhindern, daß sich ihr ein tiefe» Errüthen über Stirn und Wangen ergoß. Sie war es nicht gewöhnt, irgend Jemandem die Hand zu küssen, und wenn sie eS in der Pension mitunter der Vorsteherin gegenüber thun mußte, so war die- immer mit dem größten iunern Widerstreben geschehen. Kein Wunder, daß sie hier erröthete, wo sie es au» freiem Antriebe that, einer stummen Forderung gegenüber. „Seien Sie uns herzlich willkommen, liebe» Kind," redete die alte Freifrau Katharinen an, indem sie ihren Blick mit Wohlgefallen über da» schöne Mädchen glei ten ließ, „lassen Sie e» sich recht lange bei un» ge fallen; nur fürchte ich, da» stille Landleben wird Ihnen nicht immer zusagen." „O, Frau Baronin," entgegnete Katharina, „wo könnte es nur schöner sein, als hier; und so unendlich habe ich mich darauf gefreut, einmal wieder mit Ga« briete zusammen zu sein, daß mich Ihre gütige Er- laubniß, zu kommen, sehr glücklich gemacht hat." Diese einsachen bescheidenen Worte verfehlten nicht, den guten Eindruck zu erhöhen, den das junge Mäd chen bereits auf die alte Freifrau hervorgebracht hatte; denn so ganz einverstanden war diese nicht mit der Einladung gewesen und hatte nur den Bitten ihrer Enkelin endlich nachgegeben. Es wollte ihr nicht recht in den Sinn, die Tochter eines Emporkömmlings, eines Kaufmannes bei sich aufzunehmen, eines Eom- merzlenraths von gestern, dessen ganzes Verdienst im Geldverdienen bestand. Viel lieber hätte sie die Toch ter eine» einfachen Gelehrten oder eines armen Pfar rer» als Gast auf Schloß Rothenau gesehen. Nun aber, da sie einmal die Erlaubniß gegeben, war sie eine viel zu feine Weltdame, um nur durch eine Miene, einen Blick ihre innersten Gedanken zu ver- rathen. Kurze Zeit darauf saß die ganze Familie um den großen Tisch in dem von Lampen und Kerzen er hellten Saal. Katharina hatte ihren Platz zwischen dem Freiherr« und seinem Sohne. Der Erstere war eine hohe, etwa- gebeugte Gestalt; ein milder Ernst lag über sein ganzes Wesen gebreitet, und obgleich er die strengen gesellschaftlichen Formen in jeder Be ziehung auf- Sorgfältigste beobachtete, so war die» doch mehr Sache der Erziehung und Gewohnheit, al» der eigenen Natur. Mit seiner diplomatischen Thätig- keit einer früheren Zeit angehörend, hatte er sich schon seit Jahren au» der Orffentlichkett auf seine Güter zurückgezogen, und seiner Gesundheit und seinem Liebllng-studmm, der Geologie, zu lcdrn. — Die Unterhaltung war bald eine lebhafte und anregende und bewegte sich in so feinen Formen, daß,Satha- ri»a da» erste Mal in ihrem Leben eine gewisse
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