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9t- tritt die Cholera mit großer Heftigkeit auf. Am 17. Sept, fand in Wien eine große, von 8—10,000 Mmschen besuchte Versammlung der Deutsch- katholiken Statt. Johanne- Ronge hielt eine kräftige Rede über das Wesen des DeutschkatholielSmuS. 2000 Mit glieder erklärten ihren Beitritt. Ronge geht von dort nach Grätz, Linz und andern Städten, wo deutsch-katholische Gemein den sich zu bilden im Begriff stehen — In Wien ist auf- Neue eine ungarische Deputation, um Hilfe bittend, angekom- men. Der Reichstag hat sie Nicht persönlich empfangen, son dern nur deren Adresse entgegenommen. Ungar«. In Pesth kam am iS. Sept, die entsetzliche Nachricht an, daß auch der General Adam'Teleki, welcher an der Spitze der dem Bonus von Croatien, Jellachich, entgegrnge- stellten Truppen steht,, die ungarische Sache verrathen und mit Jellachich offen zusammenhält. Als der Ministerpräsident Bat- thyany dieß den Boltsrepräsentanten anzeigte, brach ein unbe schreiblicher Sturm aus. „Verrath und Tod!" donnerte eSim ganzen Hause. Der Erzherzog-Palatin zog am felgenden Tage mit 6000 Nationalgarden nach Veszprim, wo die ungarischen Streitkräfte unter seiner persönlichen Heeresführung vereinigt werden sollen. — In Preßburg rüstet sich Jung und Alt. Jellachich ist -indeß bis Keszthely vorgedrungen und rückt gegen Stuhlweissenburg vor. Ofen und Pesth sollen verschanzt werde». — Die Stadt Komorn ist am 18. Sept, bis auf wenige Häuser in Asche gelegt worden. Dänemark. Dänische Zeitungen erklären, sie seien in den Stand gesetzt, auf das Bestimmteste zu versichern, daß von Seiten der dänischen Regierung durchaus nicht die Rede sein könne, sich auf anderweitige Bewilligungen Deutschland gegen über cinzulassen. — Auch brachte die am 22. in Hamburg eingetroffene kopenhagener Post die bei der gegenwärtigen Lage der deutschen Verhältnisse doppelt wichtige amtliche Nachricht, daß Dänemark in keinerlei Abänderung des Waffenstill standes willige und den Grafen Karl Moltke als Präsi denten der interimistischen Regierung aufrecht halte. Der gültig abgeschlossene Waffenstillstand .müsse vollständig angenommen, und so treu gehalten werden, wie von Dänemark, oder verwor fen werden. . ' Frankreich. Am 16. Sept, überreichte F. v. Raumer, der deutsche Reichsgesandte, dem General Cavaignac ein Schrei ben des Erzherzogs Johann, worin derselbe der sränz. Regier, bekannt macht, daß der Bundestag zu Frankfurt die Central- und Bundesgewalt von Deutschland in seine Hände gelegt habe." — Ein von Raumer in Berlin eingetroffner Brief meldet von einem Gespräch, welches er mit Cavaignac gehabt. Dieser tap fere General,"welcher die Republik im Namen der Freiheit in Fesseln geschlagen, habe geäußert, er sehe jetzt ein, daß keine Regierung bestehen könne, so lange das Volk das Versamm lungsrecht und die Preßfreiheit habe! — In der Sitzung der Nationalversammlung am 18. Sept, wurde der Antrag auf unbedingte Abschaffung der To desstrafe mit L96 Stimmen gegen 216 Stimmen verworfen: eben so die vollständige Trennung'der Kirche vom Staate. — Bei den Ergänzungswahlcn fürchtet man sehr einen Sieg der Partei der rothen Republik. Italien. Der Waffenstillstand zwischen Oesterreich und Sardinien ist am 12. Sept, durch das entschiedene Auftreten des englischen und französischen Gesandten in Alessandria auf zwei Wochen verlängert worden. — Die Blocade von Be- nedig hat wieder begonnen. Am L. und 5. Sept, wurde Messina von den neapolita nischen Truppen und vom Hafenschloß beschossen. Obgleich an mehrer» Orten brennend und halb In Ruinen, widerstand dir Stadt mit dem beispiellosesten Hcldenmuthe bis zum 6. A- bend», wo die Einwohner sich zurückzögen und den königlichen Truppen der Einzug in die Hrennrnden Ruinen frei stand- vor. Eine Menge Ansprachen an die Soldatin, Vor spiegelungen leichtern Dienste-, höherer Löhnung, Einladung z« Volksverfammmlung bedecken fortwährend die Straßenecken. In Bezug hierauf hielt neulich ein Oberst an seine Truppen folgende practische Anrede: „Ihr werdet nicht zu der Volks versammlung gehen; ich werde heute Abend Jedem von euch ein Pfund Schweinebraten geben lassen; ihr könnt auch eure 'Mädchen holen, und hie Musiker sollen euch zum Tanz auf- spielen." Natürlich zogen die Soldaten den Schweinebraten der Volksversammlung vor, und sie fanden mehr Vergnügen daran, sich mit ihren Mädchen, als mit dem Civil zu verbrüdern. Die Frankfurter Ereignisse haben in Berlin einen um so schrek- kenerregendern Eindruck hervorgerufen, da die dortigen Verwick lungen ebenfalls einen gewaltsamen Zusammensturz in Aussicht stellen. Am 21. Sept, ist endlich ein neues Ministerium zu Stande gekommen,' an seiner Spitze steht von Pfuel, Gene ral der Infanterie. Also ein Soldatenministerium! Am 22. Septbr. herrschte wieder große Bewegung und man verkündete für den Abend sehr ernste Ruhestörungen. Schon vom frühen Morgen an sammelten sich große Menschenmaffen in gespannter Erwartung auf die Eröffnung der Sitzung der Preuß. Nationalversammlung. Es wurden von Volksrednern an die Menge Ansprachen gehalten, in denen zu kräftiger Un terstützung der Nationalversammlung gegen die Pläne des Mi- uisteriums der bewaffneten „Reaclion" aufgefordert ward. Pla- cate ähnlichen Inhalts, welche diesen Tag als den der Ent scheidung, nöthigeyfalls durch die Waffen der Gewalt offen an kündigten, bedeckten die Straßenecken. In sämmtlichen demo kratischen Clubs war es Abends zuvor sehr lebhaft. Ein gro ßer Theil der Bürgerwehr war consignirt, da die erste Sorge für die Aufrechterhaltung der Ruhe der Bügerwehr allein über lassen werden sollte. — Eine Erklärung des Ministerpräsidenten v. Pfuel, welche mit Blitzesschnelle unter die Massen verbreitet wurde, war auf die Auslegung der Volksführcr hin vom Volke mit Mistrauen ausgenommen worden und hat die Erregung noch gesteigert. Man war in den demokratischen Kreisen überwiegend zum Los- schlagcn entschlossen, und auf der andern Seite war Alles gegen einen Ausbruch gerüstet. Es wird versichert, daß gegen 30 Batterien Artillerie in dem Umkreise der Stadt zur Disposition stehen. Auch waren mehrfache Darstellungen der,frankfurter Greuelscenen öffentlich.angeklebt, welche dieselben im ver schiedenen Sinne ausbeuteten. In einem dieser Placate ward das preußische Volk zur Rache an den in Frankfurt gegen seine Abgeordneten begangenen Schandthaten aufgefordcrt. — Bis jetzt ist jedoch die Ruhe nicht gestört worden, obschon die Ver handlungen der Preuß. Nat.-Vers. am 22. Sept, das Volk nicht befriedigt haben und der Präs, des Lindenclubbs Kaufm. Müller in mundgerechter Weise die Verhandlungen als eine Ko mödie darsteltte, zu der das Volk wohl das Entrv bezahlen müsse, aber nicht hineindürfe. In Niederschlessen sind sehr bedeutende Bauern Unru hen ausgebrochcn. — Das S. Armeekorps wird aufs Neue mobil gemacht, und als Bestimmungsort desselben bezeichnet man die polnisch-russische Grenze. 'Koblenz war am 19. Septbr. Abenhs ein Schauplatz von Ruhestörungen, welche durch die Verbreitungen von allerhand größtenteils unwahren Nachrichten aus Frankfurt hervorgerufen wurden. In der Wohnung des Abg. Adams wurden Fenster, Thüren, Laden und Möbels demolirt. Nachdem, der Skandal S Stunden gewährt, ward die Ruhe durch die Bürgerwehr wie der hergestellt, wobei bloß eine gefährliche Verwundung vorge kommen ist.