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selten Anfänger der Schlechtigkeit zu vollendeten Künstlern dapin gebildet, werden. Unser nobles Kleeblatt, rasende» ,Bacch»sbrüderni vertrieb sich die Zeit mit Zechen, Singen, Erzähle» lind Schlafen. DaS gemeinschaftliche Loos einigte die Drillinge zu einer gleichen Gesinnung, die sie im Stande der wiedcrgegcbcncn Freiheit zu bewähren entschlossen waren. Der Fiscal verspottete die Gesetze, welche die heillosen Leidenschaften der Bürger in Ketten schlagen sollten; er snchte seine Vergehungen und die seiner Mitgenoffen als rechtmäßige Handlungen darznstellen; er beschuldigte die Obrigkeit der Ungerechtigkeit gegen sie, schilderte die Schwächen einzelner Beamten, rühmte sich seiner Angriffe auf letztere und vernichtete mit teuflischer Beredtsamkeit in dem leichtfertigen Herzen des schmiegsamen Schlossers den letzte» Rest von Scheu vor einer gesetzlichen Ordnung im Menschenleben. Der dickleibige Kaufmann ergänzte und bestätigte dir Vor träge seines Busenfreundes, sprach von den Fällen, in denen er vor.Gericht durch List und Lüge gesiegt, von den Verwün schungen, welche die Betrogenen über ihn äuSgosse» ünd die er mit Hohnlacheu von sich geschüttelt, von den Weibspersonen, die in seine Falle gegangen, von allen Lastern Und Niederträch tigkeiten , worin er cS zur Meisterschaft gebracht habe. Beide wetteiferten mit einander, die Religion als ein Eczengniß sch va- cher und furchtsamer Geister zu verhöhnen, die Kirche als eine Anstatt des Aberglaubens und deren Diener als Heuchler zn brandmarken, Lie Schule als ein Zuchthaus für dieheranwachsende Jugend zu betrachten, in welchem diese die Dressur für ihre künftige Fügsamkeit unter das Joch der bürgerlichen Tyrannei empfange. Sie trugen dem lernbegierigen Recrnten Brüder schaft an und dieser versagte sie nicht. Mit dem Handschlag und Kuß war er emancipirt, d. h. er war der Sohn eines freien Lebens, dessen Früch'e die Mit- und Nachwelt genießt. Als die Strafzeit abzelaufen war, ging das Kleeblatt aus einander und der Exeorporal, reich au finstern Plänen und durch uud durch vergiftet in seinem innersten Wesen, eilte seiner Hci- math, dem Dorfe Stock.nannshausen, zu. Hier überlegte er die letzte Vergangenheit. Seine Gefäng- nißbrüdcr schwebten ihm fort und fort vor der Seele. Ec ge stand sich ihre R uchlosigkeit und Verworfenheit; sic hatte» ih» jedoch an ihren Genüsse» und Freuden theilnehmen jassen und seine Gefangenschaft versüßt. Er verglich ihren Bildungsgang und ihre Stellung mit seinem Schicksal, mit seiner Aemuth, mit seiner Aeltcrn Eiend, und kam zu der Ansicht, daß, wenn jene unter Leu Sonnenblicke» des Glücks so schlecht geworden, es ihm nicht verdacht werden könne, wenn er nicht besser sei; ja, .selbst wenn er sie übertreffe, so trage nicht er, sonder» seine Armuth die Schuld.. Der verabschiedete und tief gesunkene Korporal lebt jetzt in höchst unglücklicher Ehe in Stockmannhause». Ec und sein Weib mache» große Ansprüche an das Leben; sie wollen alle Tage herrlich und i» Freuden leben, —aber nichts arbeiten, Lug, Trug und Diebstahl siud ihre Ecwcrbzwcige. Für .die Gemeinde sind sie eine Pest. Wie lange kann uud wird aber diese Lebens weise währen? .... Das Zuchthaus mit seinen klirrenden Ketten wartet ihrer. — Wer trägt die Schuld!? Ein grelles, aber wahres Lebensbild! Helti. , ' —— 2 ) Wochenchronik -er neuesten Welt begebenheiten. Deutschland. Kachsen. Die Arbeiten an der Chemnitz-Riesaer Bahn sind gerade aus der schwierigsten Strecke, im Zschöpauthale, seit April d. I. ganz unterbrochen, werden aber von Chemnitz bis Waldheim eifrigst, betrieben. Bereits ffn Augvst M von Lhem- ! nitz bis Mitwcida, gegen Ende d. I, aber bis Keiligcnborn bet Waldheim gefahren werden. Aitch auf der S ä ch s, - B ai e r.S ta a th bgchp, hat man nun angefangxn, Sonntagsfahrten nach allen Mtatipnest, ßff, halben Preisen einzuführen. Zum ersten Male geschah hieß Mfi Ä ug. Am 6. August feierte das LanoeSwaisenhaus zu HrpM«- nersdorf den 10. Jahrestag seiner Eröffnung, Bis ,zu diesem Tage waren in diese Anstalt 15k Waisenknaben ausgenommen und 78. wieder entlassen worden. ,5 Am 1. Ang. wurden im Dorfe Großschönau bei Zittau 12 Ge bäude m Asche gelegt. Auch ergriffen die Flammen einenTheildeS an stoßende» Dorfes Hainewalde, woselbst S Häuser nirderbrannten. Der von Neuem zusammcngetretene, durch den leitenden Ausschuß bereits anerkannte Leipziger Vaterlandsverein hielt am Abend des 8. August in seinem alten Sitzungslocalc, im Tivoli, seine erste Versammlung. Professor Wuttke eröffnete dieselbe mit einer längeren Rede. Die Versammlung ipar hoff 40Ü--Z00 Mitgliedern, also fast eben so zahlreich besucht wie vor her Spaltung. (Land tag.) In der SS, öffentlichen Sitzung der,2, Kam mer, am 7. August, gelangte der anderweitige Bericht der ersten Deputation über das Kön. Decret wegen der zur A des sächsischen Contingentes erforderlichen Liefe rung von Artillerie- und Trainpferden, zur Bera- thung. In ihrem ersten Berichte hatte die Deputation sich gegen die Annahme der betreffenden Verordnung erklärt, die Kammer aber einen anderweiten Bericht verlangt. In diesem beantragt nunmehr die Deputation (Res. Helbig): „den der Regicxungs- vorlage zum Gcuude"liegenden Weg der Lieferung zu genehmigen, dergestalt jedoch, daß derselbe nur für die gegenwärtig bevorste hende Ausrüstung gilt und nur insoweit zur Anwendung koinmt, als durch freien Ankauf die erforderliche Anzahl Pferde nicht zu erlangen sein sollte." Der allgemeine Antrag der Deputation, über welchen die Abstimmung ausgesetzt worden, wurde von allen gegen 17 Stimmen genehmigt. - In der 40. öffentlichen Sitzung der 2. Kammer am 8. Aug. begann-die Berathung des Berichts der erste» Deputation über de» Gesetzentwurf, die Umgestaltung der Uutergerichte u.s. w., sow ie dem Gerichtsverfahren künftig unter zulegenden Hauptgrundsätze betreffend, welche in den folgenden Sitzungen fortgesetzt wurde. In der 41. öffentliche» Sitzung der 2. Kammer erklärte der Staatsminister v. d. Pfordten: Am 1. August sei ein Schreiben des Reichskriegsministers hier einzetroffcn, des Inhalts, daß bei dem ersten Reichskriege Deutschland so stark als möglich auftreten und dabei alle deutschen Stämme sich betheiligen sollten; deshalb solle Sachsen ungefähr 6000 Mann an Infanterie, Cavalerie und Artillerie sobald als möglich nach Altona dirigiren. Am 2. August sei hierauf geantwortet worden, daß dem Befehle un verzüglich nachgekommen werde, ein sächsischer Offizier sei sofort zum General Wrangel entsendet worden, um mit diesem Rück sprache zu nehmen und sich unterwegs über die geeignetsten Trans portmittel zu unterrichten. Am 9. August sei ein neues Schreiben eingegangen, welches sage, daß der Reichsverweser die ftühern Beschlüsse bestätige, aber den sofortigen Abmarsch der Truppen nach der Wenwärtizen Lage der Dinge einhalte. , Pie Centralge walt, das ersehe man hieraus , sei thätig shr die Ehre und Ein heit Deutschlands; und die sächsische,Hegierung ebenso bereit, dazu Mitzuwirken.. , der Minister in der 1. Kämmer gemacht habe, müsse yp wiederholen, daß nämlich die Erhaltung des europäischen Friedens wahrscheinlicher als ein Krieg sei. .. In der 29. öffentlichen Sitzung der 1, Kammer vom 10. Au gust kam in Vortrag, chäß die veiftsnigten f Kamm«» über dioEinkompsfustener sichvereinbatthätte«, und ward