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.As L2 . ward, nachdem er von seiner Fra» geschieden, seiner Stelle ent setzt. Von nnn an zeigte er sich offen in seiner fchanerlichen Größe als Jüngcr der Lasterhaftigkeit. Der AUöwkdf der Menschheit war seine Gesellschaft und in den gemeinsten Kneipen hielt er sei» Hoflagcr. Das Ende seines Treibens war später ein - schmachvoller Tod, der sich'erst einstcllte, als sein Körper stück weise verfault war. . ' Dcr.'zwefte Bundesgenosse dcS Schlossers in der Gefäng- F «ißstubeiE der erwähnte Kaufmann Bra » nkopf, ein bru- talcr Mensch und unbesiegbarer Feind der christlichen Civilisation. Seine untersetzte Gestalt, auSstaffirt mit einer schwammartigen Corpulenz und c'rem blanröthlichcn, durstig lächelnden Ange sicht,. sein die Hölle im Innern offenbarendes Ange, und seine glatte Sprache ließen selbst den unerfahrenen Menschenkenner nicht in Zweifel, daß mitten in einer christlichen Stadt ein tür kischer Pascha seine Rcllc spiele. Weiber waren ihm gestorben, Weiber hatten sich von ihn» scheiden lassen. Mägde entflohen ihm, andere klagten gegen ibn. Wer vor seinem Hanse vorüber- ging, dachte mit Schrecken an die geheimen Verbrechen, die in dessen Räumen begangen sein möchten. Eine würdige Stätte für einest später« Polizciscnat, der die Lasterhöhle zur Putz- bude der Willkühr erhebe« dürfte. — Betrug und Meineid, Ver achtung göttlicher nnd menschlicher Gesetze und die Befriedigung widriger Leidenschaften waren die Hcldcnthaten eines ManncS, der in de« Vierzig«« stand und im Bunde mit dem Fiscal ein unmenschliches Lebe« führte, zu dessen Versellimiucrung selbst die Haft beitrug, die beide zugleich mit dem jungen Excorporäl erleiden sollten. .Was letzterem an dem Gifte der Nichtswür digkeit fehlte, das empfing er von zwei Städtern, die ihn bei weitem übertrafen. Wunderbar! Die Liebe des Mnttcrhcrzcns ist allmächtig und nnverärrdcrlich, mag dieses ei« seidenes Kleid oder er« grobes Misdcr trage«. D" Mutter des Fiscals «nrfaßte den Soh« des Verderbens noch, als ihn die Menschheit verstoße« hatte, mit ihrer Zärtlichkeit, und die Mutter des Schlossers eilte der Stadt zu, uni ihren Augapfel durch/,ihre Gegenwart hell zu erhalten. Sie hatte den süßen Trost, ihren Sohn in der Gesellschaft zweier vornehmen Männer zu finden, hie vom Schicksal weit mehr be vorzugt zu sein schienen, als ihr geliebter Robert Diabolo. Aus die Hiobspost seiner Gefangenschaft besuchte sie ihn. Sic ward zugclaffen, und das Kleeblatt empfing sic mit unbeschreib lichem Jubel. „Mutter!" riefen alle drei, „sie kömmt von unserem Schutzherrn Ahriman« gesendet, damit unsere Schmach in Ruhm und Freude verwandelt werde." Sogleich zog der Fiscal a«s scincr Rocktasche ein Blatt Papier, schrieb mit Bleistift an seine Mntter ein kurzes Brief chen und schicktr die erstaunte Dorfbewohnerin in das große . Haus scincr Acltcru. Sic ward freundlich anfgeuonimcn, mit Geld versehen und mit Brate«, Kuchen und Wein bepackt in's Gcfängniß zurückgcschickt. Die Gefangenen jauchzten hoch auf und erklärten , „Las sei der Lohn ihr,er Buße." „Mutter!" führe« d>c Elenden fort, „sie muß in der Stadt bleiben nnd u«seie Wünsche ML«»; hier ist Geld, cS soll ihr an nichts fehlen." Sie blick drei Wochen da. Als ihr der Zutritt in die Gtfängnißstubc versagt -wmdo, hatten die Taugenichtse^ Pfcn abgedeckt iind empfingen Speise, Trank und Geld,H chgs sie tvoÜicü, durch den Kamin. " Äst hätte es der StockmännShÄuscr Schlosser besser gehabt, äls in dieser Haftzeit, nie hätte vornehmeren Brüdern 'Alim seligeren Umgang 'gepflogen,/als auf dtr HÄiptwache, nie hatte er mrhr Schlechtes gelernt,"als in den drei Wochen seiner Eorrdctionsstritfe!^Fürwahr, ich kann dieBcMcrknng Nicht »n- terdrückenj daß ünsere Obrigkeit dadurch ihr Ansehen inN «leisten schwächt, daß sic aus die rechte Vollziehung ihrer Befehl« .nicht Sötgfalt genugverweUdei-und daß unter ihren Händen nicht einzvschlagen, um daS gewünschte Ziel sicher zu erreichen, und dahin führte am leichtesten die Gunst und Vermittelung des alten Hagestolzen GerichtsdireptprS, dem sie ihre treue» Dienste anbot. E-Hlüchte, sie ward Äe Hausgenosfln des Gewaltigen und er dtp Lohredner ihrer Tugenden. 'Nach* einer solchen Laufbahn, -- wem darf eS auffallen? — konnte aus ihr nie eine rechtschaffene Frau und nie eine fromme Mutter werden; siekounte nnr eine, Höse Sicbcn sein, dheMeir Mann zur Unredlichkeit, antrich,und sich selbst atler Unordnung ergab. Hätte sie bei ihre» Herrschaften die wahre christliche Bildung gefunden, kein Unrecht gesehen und keineVcrlcitnng dazu erfahren, ihr jugendliches Hcrz hätte nicht so vcrgiftct wer den können und sie wäre so verdorben nicht in ihre Heimath zurückgekehrt. - " < Aber auch der corporalifirte Schlosser hatte im Soldaten- lcben den Grund zn seinem unvermtidlichen Elcnde gelegt. Seine Geliebte stcckte ihm zu, was sie ihrer Herrschaft heimlich entwen det hatte; er gewöhnte sich an Bedürfnisse, z>j deren Stillung ihm sowohl die Arbeitslust, als auch die Mittel später fehlten. Er vergriff sich in der Caserne an dem Eigcnthnnie scincr Ka- meradcn, unterschlug Gelder, die er zu vcrthcilcn hatte, lind ver praßte solche in einem Wirthshause. Sein Verbrechen kam an dm Tag, er wnrde dcgradirt und der Hauptwachc als Arrcstaut überliefert. — Wir schaudern vor dcn Kricgsgcsetzen, welche nicht der Rcchtsidee, sondern der Militärdcspotie entsprechen, und wir bemitleiden Denjenigen, der als Vcrtheidiger des Vaterlandes von andern Richtern verurtheilt wird, als der Büracr; allein unser Mitgefühl erliegt oft ciner großen Täuschung. L icKricgS- gesetze klingen buchstäblich grausamer, als sie in der Praxis zur Fricdcnszeit gehalten werden, und die Strafbestimmnngen für ihre Uebertrctung gleichen den Sieben , die das geschöpfte Wasser leicht und schnell durchlassen. Ich beklage überhaupt nichts mehr, als daß unsere Straf gesetzgebung, möge das bürgerliche Leben oder der Soldat-vo» ihr getroffen werden, mehr das Nachcsvstcm nach jüdisch-heidnischen, als christlich-menM Bcgriffcn durchznführen sucht, indem die Besserling des Verbrechers weniger berücksichtigt wird, als die Gcnugthnung des Gesetzes- — - Unser Held wurde wegen seiner Diebereien und seines Unter- schleifs zu einer dreiwöchentlichen Gefängnißstrafe verurtheilt. Um die Anerkennung seines begangenen Unrcchts„um die Neue darüber bekümmerte sich Niemand, zum Nachdenken und zur Prüfung scincr sclbst wurde ihm nicht einmal Gelegenheit gege ben; vielmehr ward ihm seine Strafe möglichst erleichtert, ja sogar zu nie genossenem Vcrgvügcn gemacht. Er erhielt nämlich zwei Gesellschafter bürgerlichen Standes, denen wegen verübter Exccsse dieselbe Wohnung angewiesen war; ein linübertrcff- liches Kleeblatt — ein abgesctzter Fiscal, ein bankcrottirter Kauf mann und cm dcgradirtcr Corporal! -Der Erste, mit Namen Natterig, war ein Mann von dreißig ünd einigen Jnhrkn, der Sohn einer geachteten Familie, dir än ihm mit der ^zuversichtlichsten Liebe hingi- und dicse Liebe vergalt cr iuit der niedrigsten Gesinnung und den> lasterhaftesten Lebt». Nach Vollendung seincr Studie» stand ihm eine Welt voll der schönsten Aussichten offen. - Von an- MnlhsgtM Acnßern, talentteich,- sclbst geschickt in den schöne» Künste», fcsscltc cr ohne Mühc Dame» nnd Hcrrcn. Er wutdc schütll NNgcstcllt; denn feiii-Onkcl-bcalciiete ein eiuflußrcichcs Amt bei H VfUnd dit> licbenswÜtvigste Brant ward seine Gättin. Doch sein Herz war früher schon verdorben , die Schminke, womittr bisher seine Denkart uüd Handlungsweise übertüncht hatte, vermischte der Platzregen seiner Leidenschaften. -sank liefet lind tiefer in der Achtung seiner peltiachlässigte sein Ault , er bdtrog , vttfälschte Utklülde» ltlid