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•Sjaupffßema, bad nad) ber gcheitnnisooll flattierten ©inleifung im Unifono beö gangen OrcßeßerS ertönt. Siefen Orcßeßer ifl in ber Neunten — im ©egenfaß gu £>en frühen Sinfonien — feßr ftarf befeßt, es gäfßf brei glöten, brei Oboen, brci Slari netten, brei gagotte, acht ©örner, brei Xrompefen, Ult-., Xenor* unb Baß= pofaune, Sonfra*Saßfuba, Raufen unb ©freicßquinfeff. 3n ßarfem ©egenfaß gum erßen ßeßf bas groeife Xßenta, bas? bic ©eigen in rounberooller ßprif aufbiüben [affen. 21ber es fann ben SinbrucE jenes Scßicffaisthcmas mißt oerroifcßen, gumal if)ti aucf) bie für bie Srucfnerfcße 21rchiteffomE fo begeicßnenbe ©cßlußgruppe ber ©ppoßtion nocß ocrßärft. 2lucß ber 2Iusf[ang beö Saßed bringt feine ßöfung. Und) mcßf ber groeife ©aß, ber roie in ber näßten Sinfonie als ©eßergo folgt. 2üoßl ßißf er locEer toie ein Xang oorüber. 2Iber i(l es mcßf ein Xofenfang, gu bem hier aufgefpielt roirb? ©rß bas Dlbagio bringt bicßöfung. 3n biefem überirbifcß frönen Saß Oermähif ficf> ber DHpßifer ber beutfcßen DKuf/f mit feinem ©off. Unio mystica . . . „ßs foU bas Scßönße fein, roaS id) gefcßrieben. ©S ergreift mirfj jebesmal, roenn icfj’s fpiele." ®o fagte ber DIteißer felbß. ©eßörf \)at er bas 2Berf nicht meßr. Sie Sinfonie mürbe am 11. gebruar 1903 burcß bas SongerfOereindoreheßer in Zöien unter ßeifung t>on gerbinanb ßöroe uraufgefüßrt. Salb gehörte fie gu ben beliebtefien Schöpfungen Brucfners. Dieben ber oierten unb ber fiebtcn mar fie öerßältnis mäßig off in ben Songertfälen angutreffen. Bis oor Eurgem aderbings in einer gorm, bie nicht bie SrucEnerfcße, oielmehr eine oon gerbinanbßöroe eigenmächtig ßergeftellfe geworben mar. ßöroe hat aus ßicbe gu Srucfner beffen 2Berf „bearbeitet". Dieben ber fünften ift es oor allem bie neunte, bic unter fooiel Siebe gu [eiben hafte. Saher feien ein paar Seifpiele genannt. ßöroe hat Srucfner „fultioierter" gemacht, fa[onfäßiger, umgänglicher, ßöroe hat bem ßöroen Srucfner bie SraQen befcßniften. Srucfner mar ihm gu füßn. ßöme tniß= traute feinen 3eifgeno|Jen. (ÜBaßrfcßeinlich mit Dterf)f.) Srucfner beginnt g. 23. mit bem über ben geßeimnisooB rafcßelnben Streichern hingefeßten d=DIlo[I=21fforb, gcblafen oon ben brei Oboen, brei Slarinetfen unb brei gagotten. ßöme rebugierf bie Snflrumenfe, fo baß ber Slang meniger feierlich, bünncr roirb, baß ber ungeheure ©rnß, ber ßcß in biefer Dlfforbfäule ausfprichf, nicht gum 21us= bruef fommt. Sei Sucßßabe A änberf ßöroe bie Srucfnerfdßen 3roeiunbbreißigße[ ber Streicher in Sechgehnfel um. Sie ©inmürfe ber Oboen oerlegf ßöme in bas piggifato ber ©eigen. ©S fommt bas große Unifono=Xhema. Srucfner fd)reibt für bie Streicher bei jeber Dlofe, fogar bei ben erßen ©echgeßnfctn bes DfitarbanboäXaEfeS, Slbßricß oor. Oaburcß roirb bieüBucßf öerßärft. ßöroe ßreicßf bie ©frießarf roeg. SaS Xhema roirb oerbinb* [icfjcr. ©s läßt einen Slusroeg offen, roo es hoch Srucfner unerbittlich gemeint hafte. ßöroe ßreicßf. ®r ßreicßf bpnamifeße Sorfcfjriffen. @r ßreichf einen eigentümlichen Slangcßcft (Xremolo ber hohen ©eüi). Dltancßmal feßf er aucf) cfroaS hingu. Sinbc bogen, roo feine hingehören, ©in 21cce[[eranbo, roo Srucfner feines Dorgefehen hafte. Unb einmal Eomponierf er auch- 23or Sucßftabe M läßt Srucfner ben fmfonifeßen g[uß in einer ©eneratpaufe, einer feiner beliebten Raufen, auSafmen. ßöroe läßt fie bureß bie Älarineffe überfpielen. Bcfonbers roeifgehenb roar ber ©ingriff ins Sch^rgo. SaS berühmte Xhema, über betn oerminberfen Septafforb fpufhaft auf= unb abjagenb, hat Srucfner für bas Piggifato ber ©eigen gefdjriebcn. ßöroe läßt bie glöfe miffpielen, roo bureß bas Xhema oöllig oeränberf roirb. Seim Sucßflaben A ßreicßf ßöroe oier .^»örner, roaßrfcheinlich um bie Oßren ber gartbefaiteten fpörer gu feßonen, an ber gleichen Stelle ftreießf er bie 2Ibßricß»Segeichnung unb läßt bie Paufe groei Xafte fpäter einfeßen, aueß in biefen beiben gällen ben Slang retoufeßierenb, gurücfnehmenb, Oerblaffenb. Sas finb nur einige Seifpiele. ©eroiß, ßöroe ßaf aus ßiebe geßanbelf, oßnc ßöroe roäre Srucfner oielteicßf heute noeß nießf fo bureßgefeßf, roie es ber gall iß. gür uns aber gibt es nur ben originalen Srucfner, ber uns in feiner Dleunfen ßmausfüßrf aus bem ßeben an bie Pforten ber ©roigfeit. Dr. Karl Laux.