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Dresdner Journal : 20.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188503201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18850320
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18850320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-03
- Tag 1885-03-20
-
Monat
1885-03
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Journal : 20.03.1885
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V«s. l» E»»— »«teil« : ILbrliob, .... IS H»rk HMrliob, L SO ?k. L>»»I»»Nilwwor»i IvkL L»»»«rluUr> «j«, d«ut»cti«o Kmcbv« tritt?o»t- uud 8t«N0 p« t, u»c lü»js tULLL. für doo lt»uw vu»«r b«»p<"t«uvii l*«titr»il« SO H»t«r „?^L^s»Lodt" di« Teil« SO ?s. 8«i ^»t>«IIev- uad 2i2«r»i»t» SO ^h AuL»oiü»z. Freitag,"den 20. März. DreMerÄumal. Lr»ep«I»«z Mlbüvb »it Aunuttim» dar kann- nud l'aiart»^» Ad«»d» Kr d«n kol^and«» 1»^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 188S. I»»arat«>oi»nnal>m<> l,«ip»tg: />r. /trandldrttrr, Oomiuit-sionür da» llraxdiior du'i.na!«; N«rni,urx-L«rNn-Vwn t«ip»ix »«««! ^ravIlSirt ». U : 7/«n>a»>trin <t' I^lA/rr. K«7lw-V,'ien kk»wdur^- ?7«<k-l.«iv»ix k'rsvlltlli't ». H. ILuv-'teil: /'«,< v«r!ia: </<"»</«»»/',' Bremen: ^t7-/„((<>. 8ro«l»a. i<renu (Hii A'adai/i-,' Brnnlilurt n U : liiirlikandlurix; Vor»'»: il/ii/ier; 8»unovor: <7. v»rt» Lsriiu - kr»vilt^rr » H Ktun^nrt^ /-aitde <t (,'a.,' Sewdur^: Ad. Ltei ner. N e r a u « x a d v r r Ldoiol. krpedition de» Dresdner dourval», Oreedeu, ^vio>-'!r»tra»»s ^o. 20. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. E- wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge- bracht, daß den Lotterie-Collecteuren H. E Köhler in Börnchen bei Dippoldiswalde, Karl Friedrich «Klöckner in Carlsfeld, F. L. Schröter in Eisenberg bei Moritzburg, Friedrich August Gerstenberger jun. in Ge ringswalde, Johann Friedrich Hoffmann in Gersdorf bei LeiSnig, Joh Fr. Ernst Stelzner in Großdobritz bei Großenhain, Ernst Adolph Lunze in Großnaundorf bei PulSnitz, Gustav Adolph Schürer in Grünhain, LouiS Oskar Heßmann in Grünhainichen, Karl Heinrich Storch in Haselbach bei Forch heim, August Heinrich Rast in Kleinwaltersdorf bei Freiberg, Emil Hornig in Lauter bei Schwarzenberg, Gustav Schöntag in Ober-Leuba bei Ostritz, E. F. A. Metzner in Lichtenstein, Moritz Nöbel in Linda bei Kohren, Friedrich Robert Noack in Neusalza, Franz Richard Pinkert in Niederrödern bei Radeburg, Friedrich Wilhelm Hunger in Oberlichtenau bei Chemnitz, Julius Oswald Biermann in Oberseiffen bach bei Seiffen, Friedrich Wilhelm Ferdinand Meinel in Wernitzgrün bei Markneukirchen und Ernst Julius Ullmann in Zöblitz Agenturen der Altersrentenbank übertragen worden sind, sowie daß daS Untersteueramt zu Neusalza von der Fortführung der Geschäfte der Altersrenten bank entlastet worden ist. Dresden, den 14. März 1885. Finanzministerium. Frhr. von Könveritz. Dietzel. Nichtamtlicher Lheit. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Bund.) TageSgeschichtr. (Dresden. Berlin. Wien. Prag. London. Kopenhagen. Bukarest. Alexandrien. Washington.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Frankenberg. Netzschkau.) UnglückSfällr in der Provinz, vermischtes. Statistik und LolkSwirtbschaft. Feuilleton. Telegraphische WitteruugSberichtr. TageSkalender. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 18. März.) Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Plauen i. B.) Statistik und BolkSwirthschaft. Börseuoachrickten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Mittwoch, 18. März, AbendS. (W. T. B.) Der heutige Jahrestag drö Commune- aufstanbeS hat biS jetzt keinerlei Ordnungsstörung veranlaßt; eS sind jedoch Vorsichtsmaßregeln ge- troffen und die Truppen in den Casrrnen con- . fignirt. Rom, Mittwoch, 18. März, Abends. (W T. B.) Im Verlaufe der heutigen Sitzung der De- putirtenkammer schloß sich der Präsident namens der Kammer den Grüßen an, welche der Minister Mancini gestern am Schluffe seiner Rede den italienischen Land- und Seetruppen am rothen Meere entboten hat; derselbe legte der Regierung die Fürsorge für die Bedürfnisse der Truppen ans Herz und versickerte Letzterer, daß das Land mit Zuversicht auf sie blicke und nicht zweifle, daß sie ihm Ebre machen würden. Das amtliche Blatt veröffentlicht ein von dem Justizmiuister contrasignirte» königl. Decret, durch welches eine Commission unter dem Vorsitze de» Senators Cadorna eingesetzt wird, um binnen Jahresfrist einen Gesetzentwurf, betreffend die Re organisation und Erhaltung der Administration des KirchenvermögenS auszuarbeiten. Dieser Ge- setzentwurf ist in den Artikeln 1« und 18 deS Garantiegesetzt- vorgesehen. London, Mittwoch, 18. März, AbendS. (W. T B.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses theilte der Kanzler der Schatzkammer, Childers bezüglich deS ägyptischen Finanzabkommens ferner mit, dasselbe enthalte eine Declaration der Groß mächte und der Türkei, ferner dir Convention der Mächte und der Türkei und endlich den Entwurf eines DecrrtrS deS Kbedive. Die Declaration sei gestern von allen Mächten, mit Ausnahme der Türkei, unterzeichnet worden; die Vollmachten deS Vertreters der Türket seien aber unterwegs. Die Convention sei heute unterzeichnet worden, und was daS Decret deS Khedive anlange, so habe sich derselbe verpflichtet, dasselbe zu vollziehen. Diese drei Instrumente würden morgen veröffentlicht, die dieselben begleitende Correspondenz am Mon tag im Hause vertheilt werden. Childers gab sodann einen geschichtlichen Rückblick auf die Unterhandlungen seit dem Bombardement von Alexandrien und sagte hinsichtlich der in den letzten Monaten erzielten Resultate dieser Unterhandlungen: Die Mächte sind einig über die Verwaltungskösten Aegyptens, deren Betrag auf 5 237 000 Pfd. Sterl, jährlich angenommen ist, einschließlich der Kosten der Occupationsarmee im Betrage von höchstens 200 000 Pfd. Sterl. Das Anlehen ist auf 9 Millionen Pfd. Sterl, festgestellt, das gegenwärtige Steuersystem auf die in Aegypten lebenden Fremden ausgedehnt worden. (Beifall.) 2 Jahre sind für eine sofortige Enquete hin sichtlich der eigentlichen Ziffern für die Feststellung der Grundsteuer und anderer Einnahmequellen bewilligt worden; aber während dieser 2 Jahre ist das Ver langen Englands nach einer Zinsreduction durch einen Abzug von 5 Proc. von allen Coupons und einen Abzug von H Proc. von den Zinsen der im Besitz Englands befindlichen Suezcanalactien er setzt worden. Die Wiedererstattung dieser Abzüge soll erfolgen, wenn nach Ablauf dieser 2 Jahre das Re sultat der Enquete zeigt, daß die Einnahmen dieselben ertragen können. Wenn nach dem Ablaufe von 2 Jahren eine fernere Reduction der Coupons erforder lich erachtet wird, soll der Khedive eine internationale Commission einberufen, welche eine allgemeine Enquöte über die ägyptischen Finanzen zu veranstalten hat. Von Seiten der Mächte wurve vorgeschlagen, daß die Anleihe einer internationalen Garantie unterworfen werde. Wir haben keine Garantie verlangt, da wir bereit sind, sie zu übernehmen; jedoch haben wir dem Vorschläge nicht widersprochen in der Voraussetzung, daß derselbe nicht eine internationale Einmischung in die Leitung der Angelegenheiten Aegyptens involvire. Wir haben also der internationalen Garantie unsere Zustimmung gegeben, wenn dieselbe nach Art der eng- Usch-französischen Garantie für die türkische Anleihe von 1855 ist, welche ein reines Finanzabkommen war. Alle 6 Großmächte haben eingewilligt mit einem Vor behalte Rußlands, der jedoch ohne praktische Bedeu tung ist. Danach erstreckt sich diese Garantie nur auf die Zinsen der Anleihe im Betrage von 315000 Pfd. Sterl, per Jahr. Die Verzinsung soll 3H Proc. nicht überschreiten; außerdem wird ein besonderer Amorti sationsfond eingerichtet. Childers theilte ferner mit, daß noch vor Ende dieses Monats sich Vertreter der Mächte in Paris versammeln würden, um auf Grund des Circulars des Earl Granville vom 3. Januar 1883, betreffend den freien Verkehr auf dem Suezcanal, in Berathung zu treten und eine internationale Acte hierüber zu vereinbaren. Diese Acte werde jedoch, da es sich in derselben nicht um Finanzsragen handle, der Sanction des Parlainents nicht unterbreitet werden. St. Petersburg, Donnerstag, 19. März. «Tel. d. Dresdn. Journ.) Das „Journal de St. PöterSbourg" sagt bezüglich der russisch britischcn Grenzverbandlungen in Sache» Afghanistans: Es müsse verhütet werden, daß locale Conflicte der augenblicklich sehr nahe aneinanderüehenden Par teien die Verhandlungen behindern; die britische Re gierung habe diese Nothwendigkeil betont, die russische die erforderliche» Befehle zu erlassen nicht verweigert. Indem jeder Theil in den augenblicklich innegehabten Stellungen verbleibe und werteres Vorgehen unter lasse, bleibe Raum für die zwischen beiden Cabineten fortdauernden Verhandlungen. Bukarest, Mittwock, 18. März, Abends. <W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat heute mit 90 gegen l Stimme den Gesetzentwurf über Feststel lung eines Generaltarifs für die Ausfuhr- und Einfuhrzölle angenommen. Durch kaS Gesetz werden die gegenwärtigen Tarife aufgehoben und autonom Tarife bis zur Promulgation neuer Ta rife wieder hergestellt. Das Gesetz soll am I.Juli d. I. in Kraft treten. Dresden, 19. März. Als eine sehr beachtenswerthe Erscheinung auf dem Gebiete des wlrthschaftlichen Lebens ist die Sticker bewegung anzusehen, welche gegenwärtig in der Ostschweiz immer größere Wellen zu schlagen sich anschickt; beachtenswert!; nicht blos durch die große Zahl der bei ihr direct Jnteressirten — man schätzt dieselben auf qut 25000 bis 30000 Personen —, sondern ebenso sehr durch ihre Ursachen und die Mit tel, welche zur Abhilfe vorgcschlagen werden. Hervor gerufen wurde dieselbe äußerlich durch den Umstand, daß, obgleich alle sich der Stickerei widmenden Kräfte vollauf beschäftigt sind, doch die Arbeitslöhne die Feuilleton. Redtgirt von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt — Am 18. März: „ Oedipus in Kolonos", Tragödie von Sopho- k le«, übersetzt von Donner. Musik von Mendels- fohn-Bartholdy. Es erfreute sich diese Vorstellung zu ermäßigten Preisen eines lebhaften Besuches, verbunden mit einem großen künstlerischen Erfolg. In erster Linie ist dies der bedeutenden Kraft des Hrn. Porth zuzu schreiben, der in sinnvoller Weise sich und die Zu schauer in den Geist der Dichtung hineinzuversetzen versteht und in feinem Helden nicht nur das Opfer de« finstern Schicksals zeichnet, sondern auch den Ki an sein Lebcnsende mit ebensoviel Leidenschaft und Hast al- Würde des Schmerzes erfüllten OedipuS charakterisirt, welchen der Dickter geschildert und so gleichsam von rein menschlicher Seite als den eigenen Förderer, wenn nicht Schöpfer seine- furchtbaren Loose- gedacht hat. Der in heißer, unbedachter Hast Foristürmende tritt bereitwillig, obwohl unbewußt, in die unheilvollen Fußtapfen, die da» Fatum im Vorau- feinem Lebenswege eingedrückt hat. Ebenbürtig steht dieser schönen, tiefergreifenden Leistung die Antigone von Frl. Ulrich zur Seite, die ihrer poetischen Aufgabe durch eine einfache Sprache innigsten Au-druck gab. Im Anschluß an den höch sten Gipfel der Tragik, welch« da- Berhängniß der Sieb« vor Theben ernleitet und zum kommenden Weh deS Antigonetrauerspiels hinüberdeutet, machte die schmucklose klar empfundene Darstellung des Hrn. Matkowsky al-Polineikes einen sehr günstigen Ein druck. In zweiter und dritter Reihe unterstützen das Werk noch die Herren v. d. Osten, Grube und Kramer als TheseuS, Kreon und Bewohner von Kolonos, sowie Frl. v. Olüh in der JSmene. Der Diener des TheseuS muß bei einer künftigen Auf führung in andere Hände übergehen; die Aufgabe ist zu gewichtig und schwer für einen schwachen, wenn auch fleißig bemühten Anfänger, der in feiner Sorge um daS Gelingen gewiß keine Ahnung davon hat, wie er den Schluß der Tragödie abschwächt. O. B. Sommertage. Novelle von M. Schwartz. Verfasser der .Venetiana (Fortsetzung) Gotzenalm, den 1. August. Ach Gott, Netti! Du hast, glaube ich, doch recht gehabt! DaS ist ja ein schrecklicher Mensch, mein Nachbar nämlich! Das heißt, schrecklich ist er eigentlich nicht, er ist auch immer recht artig, aber so zudring lich, daß er mich ganz au- der Fassung bringt. DaS heißt, zudringlich ist er auch nicht gerade, aber so — so — der Fehler liegt eben darin, daß er mich für Da- hält, wa- ich zu sein scheine, für des Burgi Tochter, ein hübsche- frische« Sennermädchen, mit welchem er natürlich nicht auf gleichem Boden steht und mit dem er vertraulicher verkehren kann, al« wie mit einer jungen Dame feine- Stande-. Die Burgi, auf deren ehrbaren Schutz ich so sehr getraut hatte, nutzt mir dabei auch gar nichts. Ich hätte mir das unten denken können, aber ich muß trotz meiner 21 Jahre noch recht dumm sein, daß ich das gar nicht vorhergesehen babe. Die gute Seele findet nämlich gar nichts darin, wenn unser Nackbar allabendlich herüberkommt, sich zu mir auf die Bank setzt und so vertraulich mit mir redet, als wäre er mein Bruder und es müßte so sein. „Kind", sagt sie, wenn ich mich darüber be klage, , Kind, es ist ja in allen Ehren, Du wirst wohl mit dem traurigen Menschen ein gutes Wort reden können, ohne an Herzdrücken zu sterben " (Sie nennt mich nämlich „Du", theils aus wirklicher Zuneigung, theil« weil ich sie darum gebeten habe, de« Fremden wegen.) Na ja, wenn die wirkliche Therese an meiner Stelle wäre, so wäre ja auch gar nichts dagegen ein zuwenden, aber mir ist dieser Verkehr doch höchst fatal, besonders wenn die Burgi sich bei ihren Kühen zu schaffen macht und uns den halben Abend allein läßt. Ein paar Mal bin ich ihr dann nachgegangen unter dem Vorwande, ihr helfen zu wollen; aber an statt diesen Wink zu verstehen, ist der Fremde regel mäßig mitgegangen uvd dann wurde es noch schlim mer; denn rch wußte nicht recht, was ich anfaugen sollte und die Burgi sagte höchstens: „Was willst? Geh' Du nur hinein, Du kannst nix helfen". Dann bin ich dunkelroth geworden vor Aerger und kam mir vor wie ein bei einer Unart ertapptes Kind, und da« Lächeln meines Begleiter- habe ich bedenklich gefühlt, obgleich ich ihn gar nicht angesehen habe. Zwei Mal bin ich auch am Nachmittag fortge gangen, weit in die Berge hinein, und bin erst wie denkbar schlechtesten sind, sowie durch angeblich allzu große Genauigkeit der Fabrikanten in Ausführung der Waare, welche sich in verhältnißmäßig strengen und häufigen Lohnabzügen äußert. Der innere Grund dieser beiden Factoren liegt aber tiefer, nämlich in einer großartigen Ueberproduction, die zwar nicht da rin besteht, daß mehr Waare producirt, als verlangt wird, sondern darin, daß bei dem an und sür sich großen Angebote von Arbeit eine noch größere Ar- deitsnachfrage sich geltend macht. Es ist dies eine Folge der in den letzten Jahren immer stetig gewach senen Ausdehnung der Hausstickerei, welche zuerst allerdings ein mächtiges Hilfsmittel dazu war, daß die schweizeriscke Stickerei überhaupt die Concurrenz des Auslandes siegreich zu bestehen vermochte, aber jetzt ihre eigenen Kinder zu verschlingen droht. Welchen Umfang die Stickerei als Hausindustrie z B. im Can. ton Thurgau angenommen hat, kann Jeder leicht beur- theilen, der die fieberhafte, nun seit Jahren fortgesetzte Thätmkeit der schweizerischen Maschinenfabriken in der Herstellung von Stickmaschlnen beobachtet und der Gelegenheit hat, das Land zu durchziehen und die wie Pilze aus der Erde schießenden kleinen Anbauten an den Bauernhäusern zum Zwecke der Aufnahme solcher Maschinen zu zählen. Nicht nur wandte sich ein großer Theil der herangewachsenen Jugend diesem als verhältnißmäßig mühelos und doch lohnend gel tenden Industriezweige zu, sondern auch viele Bauern- knechte und eine nicht geringe Zahl von aurgelernten Handwerkern begannen ihre Beschäftigung mit dem Stickstuhle zu vertauschen. Die Folge war em gegen seitiges, an und für sich durch die ProduclionSverhalt- nisse gar nicht gefordertes Unterbieten in den Arbeits löhnen und die den Fabrikanten gewährte Möglichkeit, in ihren Anforderungen an Genauigkeit der Waare bis zur höchsten Strenge zu gehen und diese Strenge vielleicht hier und da sogar bis zur Chicane und zum Mittel, noch billigere Preise zu erzielen, zu treiben, mit einem Worte, die gegenwärtige Lage, welche Tausenden von Existenzen endlich den Notyschrel des Ertrinkens ausgepreßt hat. Was nun die vorgeschla genen Mittel zur Abhilfe anbelar.gt, so zeugen dieselben leider mehr von dem dringenden Wunsche, dem drückenden Nothstande abzuhelfen, als von der richtigen Einsicht in dessen Ursachen und lassen auch rücksichtlich ihrer praktischen Durchlührbarleit von dem Urtheile ihrer Urheber keine große Mei nung aufkommen. Auf dem einseitig schroffen Jnteressenstandpunkte steht der Antrag, den 11 stün digen Normalarbeitstag auch auf die Hausindustrie auszudehnen, sei es durch Gesetz, sei es, wie neu lich wieder in St. Gallen angeregt wurde, durch frei willige Uebereinkunfc. Die Beobachtung der letztern wäre natürlich uncontrolirbar, em Gesetz, ganz ab gesehen von der Schwierigkeit seiner Durchführung, vorläufig noch inconstltutlonell, und zudem wurde die Maßregel höchst wahrsckeinlich nur der ausländischen Concurrenz zu Gute kommen. Eine noch wunderlichere Blüthe ist das vorgeschlagene Verbot, neue Maschinen anzuschaffen, sowie die einzelnen Maschinenfabriken ge machte Zumuthung, keine Stickmaschlnen mehr an Einzelsticker zu verabfolgen. Das dritte zur Anwen dung empfohlene Mittel, nämlich Festsetzung eines Lohnminimums, „so daß das in den Malchmen steckende Capital einen anständigen Zins abwlrsi und der Sticker ein ordentliches Dasein fristen kann", geht von der durchaus irrigen Ansicht aus, als ob die Höhe der Waarenpreise und Arbeitslöhne von den Fabrikanten beliebig bestimmt werden konnte: eine Meinung, welche jeder Anfänger in volkewirthschastlichen Dingen leicht zu widerlegen im Stande sein dürste. Was aber sonst noch gesagt wird, nämlich allgemeine Phrasen über anzustrebende Einigkeit, gemeinsame Be>eltigung vor handener Uebelstände rc. bietet leider wenig Trost. dergekommen, als die Sterne am Himmel standen und der Mond seine Silberfunken in die Thäler streute. „Nun", dachte ich, „dies Mal mag sich der Herr Nach bar mit der Burgi allein vergnügen." Aber obgleich ich jedes Mal nach einer andern Richtung ausgegangen war, habe ich ihn doch beide Male auf dem Rückweg begegnet und immer ist er, wie zufällig, umgedreht und hat mich bis nach Hause gebracht. Ich fand das ganz schrecklich, aber ich konnte qar nichts dagegen thun; ich war nur so kurz und so schnippisch wie möglich, aber das schien ihn qar nicht zu geniren, er blieb sich stets gleich in seiner ruhigen, ernsten Freundlichkeit, und das empört mich am meisten, daß ich ihn gar nicht aus der Fassung bringen kann. .Wenn das meine Mutier wüßte, Wie mir» in der Fremde geht." Ja, und wenn es verschiedene gute Tanten zu Hause wüßten, daß ich hier mit einem wildsremden Herrn einsam bei Mondschein Spaziergänge mache! Mein guter Ruf wäre für immer dahin. Sage mir ehrlich, Freundin, ist mein guter Ruf wirklich gefährdet? Ober nein, sage es mir lieber nicht, denn wenn Tu „Ja" sagtest, weinte ich mir zu allem andern Elend auch noch die Augen au« dem Kopfe, und ändern könnte ich es doch nicht mehr. Ich wundere mich nur, daß ich über oll' dem Zorne nicht wirklich noch trank werde. Aber mein Husten ist merkwürdiger Weife ganz weg und die Burgi sagt, ich blühe wie eine Rose. Ich weiß nun auch wer mein Quälgeist ist: Herr Rainer heißt er und besitzt große Fabriken ganz in der Nähe von Hannover. Pa könntest Du mir ein
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