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Dresdner Journal : 30.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188411302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-11
- Tag 1884-11-30
-
Monat
1884-11
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 30.11.1884
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des Lande- vermehrt, und die letztere ist außerdem in dieser Zeit in anderer Weise angestachelt worden, als es unter normalen Verhältnissen geschehen wäre. Die Reaction blieb nicht aus, und es sind denn auch Pausen in der Entwickelung eingetreten, wie man sie bisher nicht gekannt hatte. Die Hauptsache ist aber, daß die concentrirte Ausbeutung der reichen Hilfs quellen des Landes durch Elassen, in deren Händen sich die Macht und der Reichthum ansammelte, aller dings Großes zu Wege brachte, daß aber das allge meine Wohlbefinden mit solchen Fortschritten durchaus nicht Schritt hielt. In Anknüpfung hieran entnehmen wir der in New-Aork erscheinenden „Oesterreichijch-ameri - konischen Zeitung* Folgendes „Wir gehören nicht zu jenen Mißvergnügten und Schwarzsehern, die aus Beruf oder Neigung über den Druck der Zeiten Kla gen führen und ungerechtfertigter Weife ein Weh- geschrei erheben, felbst dann, wenn gar kein Anlaß dazu vorliegt. Wenn wir aber die aus allen Theilen des Landes hierher gelangenden Nachrichten über Ar- beits- und Arbelterverhältnisse Revue pafsiren lassen, werden in uns die ernstesten Besorgnisse wachgerufen, und mau braucht wahrlich kein Pessimist zu sein, um die herrschende Lage als eine solche zu erkennen, die, wenn sie auch nur noch kurze Zeit andauert, unbedingt zu einer Krisis, einer wirtschaftlichen - und auch focialen Kataärophe führen muß. Man lese die ein schlagenden statistischen Berichte, man höre die Klagen, welche von Arbeitgebern und Arbeitern in gleicher Weise laut werden, und betrachte endlich das sich im mer mehr breit machende Bagabundenunwesen, welches nur dadurch entstanden ist, daß die Ueberproduction er schrecklich viele Fabriken zur totalen oder theilweisen Ar beitseinstellung gezwungen hat, und man wird zugestehen müssen, daß es zur Zeit allerwärts wirklich untröstlich auSsieht. In der Metropole Nordamerikas, New Ajork, finden wir das verhältnißmäßige Spiegelbild der herr schenden Lage des ganzen Landes. Nicht weniger, als 30 000 Arbeiter gehen in New-Hor! brodlos umher und sehen jedem anbrechenden Tage mit Bangen und Graufen entgegen. Wir sagen 3^000 Arbeiter, also Leute, die arbeiten wollen, die mit Freude jede Arbeit verrichten würden, die ihnen das nöthige Brod bringt, können keinen Verdienst finden; wie viele dürfte es nun geben, die ihren Lebensunterhalt durch ehrliche Arbeit nicht verdienen wollen, die den lieben Gott Gott fein lasfen und von den ihnen gereichten Unter- stützungen leben? Wir übertreiben nicht, wenn wir die Zahl dieser auf 1000«' setzen. Wenn dies nun in einer einzigen Stadt der Fall ist, wie mag es da im ganzen Lande sein? Nach den vorliegenden Daten hoben in der letzten Zeit solgende Fabriken entweder alle, oder einen großen Theil ihrer Arbeiter entlassen, oder eine erhebliche Lohnreduction eintreten lassen: In Petersburg (Virginia) wurden in den Baumwoll spinnereien die Arbeiten eingestellt, wodurch 2 .'5 Fami lien dem Hunger preisgegeden sind, und Sammlungen mußten eingeleitet werden, um dieselben mit den noih- wendigsteii Lebensmitteln zu ver'ehen. Durch Arbeite einstellungen in Oakland, ferner in Mobile, verloren nahezu 750 Arbeiter ihr Brod. In Philadelphia haben 2 große Teppichfabriken, in denen hisber bei nahe 2000 Leute befäästigt waren, 600 Arbeiter entlassen. Die Enterprise Baumwollspinnerei in Augusta mußte wegen betrügerischer Manipulationen gesperrt werden. 320 Familien sind dadurch an den Bettelstab gebracht. Die „Hartford Silver Plate Comp." hat wegen „Flauheit des Geschäftes* eine Lohnreduc- tion von 20 Procent beschlossen. Ans Pittsburg und Umgebung sind in der letzten Zeit 1200 Arbeiter fort- gezogen, weil sie keine Arbeit finden konnten In Toronto befinden sich KOO brodlose Arbeiter. Aus Cambden und Umgebung, insbesondere aus dem Hockingthale, gelangen die trostlosesten Nachrichten zu uns. Dort ist infolge der großen Lohnreducnonen Strike ausgebrochen, und nun wandern Legionen von brodlofen Arbeitern dahin, um selbst für den ge ringsten Lohn zu arbeiten. Und so könnten wir Spalten mit Namen solcher Fabriken füllen, in denen die Arbeit eingestellt oder der Lohn reducirt wurde — und dies vor dem Winter. Viele werden ausrusen: Ja, ist denn Amerika nicht im Stande, diesen Leuten das tägliche Brod zu geben? Leider ist es so Amerika ist nicht mehr, oder wenigstens momentan nicht das Eldorado, welches es einst gewesen und noch jetzt von Tausenden und aber Tausenden, die Alles vom opti mistischen Standpunkte aus betrachten, gehalten wird. Wo ehemals 2, 3, ja auch 5 bis 6 Dol lars für den Tag bezahlt wurden, wird heute einzelner berühmter Stellen hinzuweifen, darinnen vom unsterblichen Dichter das Weltgeheimniß bespiegelt wird. Herr Grube spielte den König. Sein guter Tref fer, die gleißnerische . erstellung und den aus Angst und Feigheit gebildeten leutseligen Ton des im Pur pur auf haltlosem Boden umhertappenden Bösewichts ir den Vordergrund zu stellen, hat mich ebenso erfreut, als die schauspielerische Begabung, eme Gestalt so ob- jectiv und mit vollem Pinsel zu färben. Dieser Clau dius wird eine treffliche Charakterleistung werden. Herr Jaffe, der lange krank gewesen, trat zum ersten Male wieder im PoloniuS auf und verkündete durch die gelungene und fein gezeichnete Ausführung dieser Partie seine ersreuliche Genesung. Es wurde dem wackeren Künstler ein Lorbcerkranz gespendet. O. B. Freitag den 28. November fand das dritte Sym- phonieconcert der königl. Kapelle Statt. Die No vität desselben war eine skandinavische Symphonie (6-wolI) von F. Cowen. Der Titelbeisatz bezieht sich jedenfalls lediglich auf Verwendung von Motiven aus fkanbinavifchen Volksmelodien, die dann auch auf die charakteristische Färbung der Musik entschiedenen Ein- fluß geübt hat. Das Talent des Eomponisten wird durch eine künstlerisch durchgebildete, höchst geschickte und scharfsinnig auSgeübte Technik außerordentlich un terstützt und zeigt sich geistreich und originell. Beide Eigenschaften treten m gewinnendster Weise in den Mittelsätzen hervor, im Adagio und Scherzo. Beide sind poetisch empsundene charakteristische und originell und fein gestaltete Tonbilder, welche unsere Phan- 1 k Dollar und noch weniger bezahlt. In den Berg werken müssen sich die Arbeiter mit 60 bis 65 Cent- zufrieden geben und dafür 14 dis 16 Stunden schwer, sehr schwer arbeiten. Wenn dieser Betrag sür einen alleinstehenden Mann zu wenig ist, wie erst für einen Familienvater! Im selben Verhältnisse, wie mit dem Arbeiter, geht es auch mit unserer Industrie bergab. Um keinen andern Zweig zu erwähnen, wollen wir uns mit dem Schifssbaue begnügen. Amerika hat zwei nennenswerthe Schiffswerften; es würde im Interesse nicht nur Einzelner, sondern de» ganzen Landes liegen, diese auf eine erste Stufe zu heben und zu nationalen Unternehmungen ersten Ranges zu machen. Und wie ist es in Wahrheit? Es sind Werften, wie die kleinsten in England, und Schiffe, die aus ihnen hervorqegangen, werden nur zu Flußfahrten, im allerfeltensle» Falle zu überfeeifchen Fahrten benützt. So steht es auch mit unseren Baumwollspinnereien und anderen Indu striezweigen. Aber auch die Ackerbauer haben unter dem Drucke der Verhältnisse zu leiden. Und das ist selbstverständlich, da Handel mit Industrie und Acker bau Hand in Hand geht. Die Scheuern des Formers sind infolge der guten Ernte gefüllt; jedoch kann er keinen Käufer dafür finden und muß Gottes Segen — momentan nutzlos, brach liegen lassen Wenn der Farmer kein Geld hat, kann er keine Einkäufe machen, sagen wir keine Kleider kaufen. Der Kleiderhändler kann also nichts verkaufen, macht demzufolge kei>e Be füllungen in den Fabriken, und was ist die Folge? Ter Fabrikant muß die Arbeiter entlasten. So leidet immer und immer nm der der Arbeiter. Mit dem Ar beiter aber leidet auch der Staat; denn wenn ern Kvrpertheil krank ist, fühlt auch die Seele den Schmerz, und in unfern, Falle ist der Staat die Seele." Laytötztlchichk * Berlin, 28. November Se. Majestät der Kaiser begab sich um l Uhr 10 Min., begleitet vom Flügeladjutauten Major v. Plesfen, nach dem anhal- tifchen Bahnhofe, um dafelbst Se. Majestät den König von Sachfen bei Allerhöchstdessen Eintreffen um 1 Uhr 20 Min. zu begrüßen. Allerhöchstderfelbe traf in Begleitung des Generaladjuianten, General lieutenants v. Carlowitz, Excellenz, ein. Außer Sr. Majestät dem Kaiser und Sr. kaiserl. und kömgl Ho heit dem Kronprinzen waren noch zur Begrüßung an wesend der königl sächsische Gesandte, wirkt. Geh. Rath v. Nostitz-Wallwitz, Excellenz, der Gouverneur, der Commandant und der Polizeipräsident. Nach erfolg ter Ankunft geleitete Se Majestät der Kaiser feinen erlauchten Gast ins hiesige Schloß, wo Allerhochst- derselbe abgestiegen ist. Üm H5 Uhr wird Se. Ma jestät der Kaiser sich ins königl Schloß begeben, um vor der Abreise zu den Hosjagdzn in der Schorsheide noch gemeinsam mit Sr. Majestät dem Könige von Sachsen und Sr kaiserl. und königl. Hoheit dem Kron prinzen das Diner einzunehmen. Am Abend um U7 Uhr erfolgt fodann die Abreise des Kasters, des Königs von Sachsen, des Kronprinzen, des Prinzen Wilhelm, des Prinzen August von Würtlemberg und des Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg- Schwerin und Gefolge zu den morgen stattfindenden Jagden in der Schorfheide mit Extrazug der Stettiner Bahn nach Eberswalde und von da zu Wagen nach Hubertusstock, woselbst die Ankunft Abends !> Uhr er folgt. — Aus Kiel meldet ein Privattelegramm der „Voss' Ztg ", daß der vor einigen Tagen zur Disposition gestellte Capitan zur See Starcke in türkische Dienste tritt und zum Generaladjutanten des Sultans ernannt ist. — Nachdem die Cvngoconferenz hinsichtlich der Er öffnung des Congogebietes für den gesammten inter nationale» Handel ihre Beschlüsse in der erwarteten Weise gefaßt hat, dürfte sie. der „N. Pr. Ztg." zu folge, nunmehr an die Löfung der Nigersrage heran gehen. In Rücksicht hierauf ist es nicht ohne In teresse, daß gegenwärtig die französischen Zeitungen an sangen, Beweismaterial gegen die vom britischen Be vollmächtigten, Sir E. Malet, ausgestellte Behauptung zu bringen, Großbritannien habe allem ein wirkliches mercanttles Interesse am Niger. Französischerseits wird angegeben, der sranzösische Handel habe sich am Niger in den letzten Jahren jo entwickelt, daß neben 32 englischen Factornen 31 iranzösische bestehen, die Interessen beider Nationen dort also gleich stark seien. — In der gestern unter dem Vorsitz des StaatS- Mlnisters, Staatssecretär des Innern, v. Bötticher, stattgehabten Plenarsitzung des Bundesraths wurde zunächst über die Zvllbehandlung mehrerer Waaren- artikel Beschluß gefaßt. Auf den Vorfchlag des Vor- lasie mit mehr oder weniger bestimmten und träumerischen Vorstellungen gefangen nehmen So das Adagio mit den fern verhallenden Hornjätzen als Abendb'ld in Berg- und Waldgründen, das Scherzo als lustigen Tanz von Dryaden und Nym phen. Diese Sätze, in der Form vollkommen abgerun det und ohne Längen sind reizvoll und pikant in der Erfindung und im Colorit für Orchester gedacht und nicht mstrumentirt; die feinen und eigenthümlichen Comblnativnen des orchestralen Satzes erinnern an die kleinen charakteristischen Tonbilder von Saint-SaimS, aber sie sind phantastischer, stimmungsvoller und wär mer in ihrem Inhalte. Für die größeren For men des ersten und letzten Satzes hat indessen der Componist in Geistrauhigkeit und Origina lität über Vermögen sorcirt; diese Sätze bieten in ihrer Durcharbeitung wohl interessante Emzcl- hei'en, aber sie sind gedanklich zerrissen, unklar und haltung-los im architektonischen Aufbau, auch zu ge dehnt. Dazu tritt in den beiden Hauptmotiven die skandinavischen Volksweisen in der Jntervallenfolge sehr eigene melodische Ungelenkigkeit und Härte, welche in der Durchführung zum Bizarren und Häßlichen verleitet. Der Finalsay wird hohl und wüst. Die Symphonie war vom Dirigenten, Hrn. Kapellmeister Schuch, vorzüglich ein- studirt, und wurde virtuos und namentlich mit schönster Wirkung der beiden Mittelsätze gespielt. Nicht minder vortrefflich war die Ausführung der Beethoven'fchen D-ckur-und der aydn'schen 6-klar-Symphonie (Nr. 6). Die in feinsinniger Auffasfung, Temponahme in Be handlung und entzückenden Vortrag vollendete Wieder gabe der letztern fei besonders Hervorgehoden. E- giebt jetzt Musiker genug, die Haydn -Symphonien al- sitzenden wurde beschlosten, daß die früher vom Bun» de-rath in die ReickSlagSbaucommifsion berufenen Mitglieder als solche sortfungiren sollen. Die Er setzung de» ZollwachtichiffeS bei der Zollabfertigungs stelle am Entenwerder durch eine Dampfbarkaste er hielt die Genehmigung der Versammlung. Nach dem beschlossen worden war, einer Eingabe, betreffend die Entwerthunff der Wechsetstempelmarken, keine Folge zu geben, gelangten endlich mehrere Eingaben zur Ueberwestung an die zuständigen Ausschüsse. — Die vereinigten Ausschüsse deS BundeSrathe» für Han del und Verkehr und sür Justizwesen, sowie die ver einigten Ausschüsse desselben sür Eisenbahnen, Post und Telegraphen, sür Justizwesen und sür Rechnungs wesen hielten heute Sitzungen. — Bei der Fortsetzung der ersten Berathung des ReichLhauShaltsetatS in der hentigen Sitzung des Reichstages versuchte der Abg. Bebel den Nachweis zu führen, daß das Vorhandenfein des Deficit- ein Beweis für die Un gesundheit unserer socialen Zustände 'm Allgemeinen sei. Eine gründliche Besserung derselben werde auch mit den focialen Reformen, wie sie bisher in Angriff genommen seien, nicht erreicht werden, die bestehenden gesellschaftlichen Verhältr.stse bedürften einer princi- piklle» Umgestaltung Tie Angriffe des Abg. Bebel aus die Militärverwaltung wurden von dem Kriegs minister Generallieutenant Bronfart v. Schellendorff eingehend zurückgewiejen und in würdigster Weste widerlegt. Namens der Reichspartei führte der Abg. Leuschner aus, daß die Erhöhung der Matricularbei- träge zwar zu bedauern, aber doch nickt zu vermeiden sei. Sparsamkeit müsse allerdings geübt werden, alkr doch nicht auf Kosten des absolut Nothwen digen — und dies gelte besonders mit Rücksicht auf den Militäretat. An der Armee dürfen wir nicht rütteln und müssen uns da bestimmt aus das Urthcil unserer Sachverständigen verlassen, das hier mehr gilt, als der sogenannte „gesnnde Menschen verstand" Bebel's. Die falschen Behauptungen der Gegner über unser Steuer- und Zollwesen, namentlich hinsichtlich des Kornzolles, charaeterisirte der Redner als einen blosen Versuch der Manchesterpaitei, Unzu friedenheit in den Arbeiterkreisen zu erzeugen. Der Abg. Rickert sprach seine Freude darüber aus, daß auf allen Seiten des Hauses der Vorsatz herrsche, Spar samkeil zu üben Auch ir will alles Noihwendige be willigen, aber nur, wenn es unter allen verfassungs mäßigen Formen verlangt wird Scharfe Spitzen wendete der Gegner gegen die Finanzpolitik der Nationalliberalen und der preußischen Regierung, welche beide er der Inkonsequenz beschuldigte. Zur Widerlegung des Abg.jRickert erhob sich derAbg. v Köller. In der weitern kurzen Debatte rectificirte der königl. sächsische Bevollmächtigter zum Bundesrath Major v. Schlieben die Aeußerungen des Abg. Bebel über die königl. sächsische Armee. Nach einigen persönlichen Bemerkungen wird hierauf der Antrag v. Benda über die Geschäftsbehandlung der einzelnen Etatpositionen, sowie das Gesetz über die Cvntrole des ReichshauS- haltsetatS und des Landeshaushaltseiats für Elsaß- Lothnngen pro >884 85 in erster und zweiter Bc- rathung angenommen. ^Bergl den Sitzungsbericht in der ersten Beilage.) In der vorgestrigen ersten Rede des Reich-kanzlerS Fürsten Bismarck enthält an der Stelle, wo derselbe über den Mißbrauch mit den Freikarten der Reichstagsabgeordneten sprach, unser Parlamcntsbericht einige Unrichtigkeiten. Wir berichtigen hiermit diesen Passus nach dem Be richte des „Reichsanz." in Folgendem. Der Reichs kanzler sagte: Ein Mißbrauch, welcher zu einer Krilik, die aus den Reichstag und die ^nsnlulion zurückjalien kann, im Volke An laß giebt, ist cS jcdenh.llS wenn ein Abgeordneter während einer GiltigkeitSzeit von 8 Monaten mit die>er Freikarte über 17 nvv km aus den deutsch » Eisenbahnen zurückgelegt hat — ein einziger, und zwar kein Socialdemokrat —: wen» andere Abgeordnete dem nahe gekommen sind mit 10 bis über I2«tm> üm — in der Zeit von 8 Monaten Ich glaaube doch nicht, daß Sie behaupten wollen, daß das mit der Intention, in welcher die »arten verliehen wurden, im Einklang stände, und daß hier ein Mißbrauch »ich, Vorlage Ich selbst gehöre zu den ursprünglichen Anregern dieser Frei karte, allerdings nur in dem Lume, wie sie heute noch be steht, daß sic jreie Hin und Rückst hrt, so ost dies der Abge ordnete sür nützlich hält, gewähren soll. Damals ist durch meinen College», den Minister Delbrück, die Sache bei mir angeregt worben und ich habe mein Eliiverständniß soweit da zu gegeben. Die weitere Ausdehnung hat nie meiner Ansicht entsprochen, und ich würde sie eme Ungerechtigkeit, eine Ver kürzung des Blödern zu Gunsten TeSienigen nennen, dem die landesübliche Blödigkeit vollständig sehlt. Darmstadt, 28. November. Ein Telegramm der „Köln. Ztg " meldet: Die Zweite Kammer vertagte sich heute auf etwa 2 Monate, um dann m die Be- i>>» » " — — veraltet und nicht mehr anhörenswerth erachten. So gar Eomponisten der Gegenwart von bedeutendem und wohlverdientem Rufe haben das ohne Hehl ausge sprochen. Wir aber hoffen noch immer vergebens, daß sie es dem alten Meister in Gewährung eines so rei nen, Herz und Geist labenden Genusses durch ihre Compositionen gleich thun möchten. C Bank. Freda. Novelle von E. Eameron. AuS drin Englischen von August Frenzel (Fortsetzung.) Da» Mädchen schien verwirrt. „Ich glaube", stammelte sie, „Miß Fairbank hat den Schlüssel ge- nommen, ich werde sie darum bitten." Miß Fairdank war aber ausgefahren, und lange bevor sie zurückkehrte, sand ich den gewünschten Rie men auf meinem Ankleidetische, als ich wieder in mein Zimmer kam Neugierde veranlaßte mich, nochmal- nach der Kammer zu gehen. Sie war verschlossen. Unzweifelhaft befand sich der Schlüssel in Elisa beth'- Besitz, und sie hatte den Riemen gesucht, um da» Betreten der Kammer zu verhindern. Sie mußte also Grund haben, irgend etwa» zu verbergen. Ich hatte mir vorgenommen, den Sachverhalt zu ermitteln und dann erst Miß Barbara Mlttheilung zu machen, um ihre ohnehin großen Besorgnisse nicht unnöthig zu vermehren; denn wir hatten ja erst kurze Zeit zuvor jene viel gefürchteten Fußspuren im Schnee entdeckt. rathung deS Staat-voranschlage- einzutreten. Das Bureau überreicht morgen die Antwortodresse auf die Thronrede. Budapest, 28. November. (Tel.) Das „Amtsblatt" publicirt die kaiserliche Entschließung, durch welche der zweite Präsident der königl. Curie, Bela Perczel, zum ersten Präsidenten diese- obersten Gerichtshofes ernannt wird. Dies ist die erste Folge des jüngst votirten Gesetze- über die Trennung diese- Amtes von der Würde des ckuäsr Luria«. Die Ernennung des Baron- Sennyey soll in den nächsten Tagen er folgen. — In der heutigen Sitzung des Abgeord netenhauses wurde die Auslieferung des Abg. Julius Verhovay in Angelegenheit des Ünterschleffes der Csango-Gelder im Sinne deS vom Abg. Porubszky vertretenen Antrages des JmmunttatSausschusfes ge nehmigt, die Auslieferung des Abg. Bartha (Tuell- affaire) aber wegen Formfehler ohne Diskussion ver weigert. Der Äbg. Emerich Szalay, welcher wegen des Vergehens des Duell- verurtheilt wurde, wurde auf Antrag des Jmmunitätsausschusfes zur Vollzieh ung de» Urtheiles au-geliefert. Haag, 28. November. (Tel.) Die Zweite Kammer der Generalstaaten genehmigte mit 66 gegen 8 Stimmen das Gesetz, durch welches der Artikel 108 der Verfassung dahin abgeändert wird, daß eine Ver fassungsrevision während der Regentschaft, mit Aus nahme der sich auf die Thronfolge beziehenden Artikel der Verfassung, gestattet ist. Rom, 28. November. (Tel) Das amtliche Blatt veröffentlicht heute die Liste von 21 durch Decret vom 26. d. M. ernannten neuen Senatoren. St. Petersburg, 28. November. (Tel.) Der Kaiser und die Kaiserin haben sich nach Gatschma begeben. Rustschu k, 27. November Man telegraphirt der „Pr.": Derselbe Panow, welcher jüngst auf ven Mi nister des Innern, Slawejkow, ein Attentat verübt hatte, versuchte dasselbe gegen den Mmlstervläsisentkn Karawelow. Panow wurde durch die Polizei m >e ne -velmath nach Schumla abgeschoden. Dresdner Nachrichten vom 20. November. — Ihre Majestät die Königin und Se. königl. Hoheit der Prinz Georg beehrten gestern Nachmittags die Ausstellung des sächsischen Kunstvereins aus der Brühl'schen Terrasse mit einem Besuche — Ihre Majestät tue Königin und Le. königl. Hoheit der Prinz Georg beehrte» gestern die Mec- kel'scke Ausstellung des Bildes „AGa's l-tzter Ritt" von Rockussen mit Ihrem Besuche Aus dem Polizeiberichte. Von der Straße „am See" aus, durch die innere Stadl nach Neustadt hat vorgestern Nachmittag eine Milchhändlerm 300 M. in Gold, in ein Stück graues Zeug gebunden, ver loren. — 2 hiesige Einwohner brachten am Freitag Nachmittag einen 58 Jahre alten Arbeiter zur 1. Poli- zeibezirkswache und zeigten an: sie seien soeben an dem Schaufenster eines TamenkleidergeschäftS im Hause Badergasse 1 vorübergegangen, vor welchem mehrere Damen gestanden. Eine von ihnen habe sich plötzlich umgedreht, auf den mitgebrachten, sich eilig entfernenden Mann gezeigt und ihnen zugerusen: „haltenSie den auf, der hat mir das Portemonnaie gestohlen". Sie seien ohne Verzug dem Beschul digten nachgeeilt und hätten ihn in der großen Brüder gasfe erlangt. Da der Letztere als eine bereits be strafte, in Dresden ohne Erlaubniß weilende Person erkannt wurde, fo verichritt man zur vorläufigen Fest nahme, in der Erwartung, daß die Bestohlene sich noch melden und ihre Anzeige begründen werde. — Im böhmischen Bahnhöfe erregte gestern Nachmittag ein von Pirna angekommener, 26 Jahre alter Hand lungsreisender Aufsehen und den Unwillen des an wesenden Publiucms. Obgleich sein Billet abgelaufen war, wollte r das Coup« des weiter fahrenden Zuges nicht verlassen und als er mit Gewalt entfernt werden sollte, schlug und stieß er die ihn ansassenden Beamten. Nachdem zu Einleitung des Strafverfahrens wegen seines ungebührlichen Betragens wider ihn seine Person festgestellt worden war, ward er entlassen. — Das Ergebniß der heutigen Stadtverord netenwahlen ist nach den vorläufigen Zusammen stellungen des „Anz." folgendes: Von den Ansässigen sind gewählt: Geyh, Mimsterialregistrator, Stadtv., 5052 St. Wetzlick, Glajermeister, Stadtv., 5269 St. Stein, Kaufmann, 5300 St. Wermann, Privatmann, Stadtv., 4898 St. Hartwig, Baumeister, Stadtv, Einige Zeit ging Alles ruhig seinen Gang; Elisa beth war wie gewöhnlich im Haushalt thätiq und ich konnte in keiner Welse etwa- Ungehöriges bemerken. Die Thür der Kammer blieb aber verschlossen. Eines Abends verweilte ich jedoch sehr spät in Miß Barbara'- Schlafzimmer, mir sprachen über viele Dinge — über Ellinor'S Geschichte und ihr Befinden; und ich hatte ihr ebensalls etwas aus den Tagen meines eigenen Lebens erzählt, nicht viel; denn es ist mir nicht gegeben, Jemand zu meiner Vertrauten zu machen. Die Dienerinnen waren alle zu Bett gegangen und nicht- regte sich, als ich nach meinem Zimmer ging. Plötzlich bemerkte ich, daß die Thür zu jener Kammer nur angelehnt war! Ich bin in der Regel nicht jehr muthig, aber ich gestehe, daß meine Neugierde bei dieser Gelegenheit den Sieg über meine Furcht davon trug. Ich war überzeugt, Elisabeth darin zu finden und wünschte, sie auf der That zu ertappen! Mein Licht mit der Hand beschattend, schritt ich vorsichtig nach der Thüre, stieß dieselbe — nicht ohne Herzklopfen — auf und sah hinein. Eapitel XXV. Der »eist. ES war aber Niemand in der Kammer. In der einen Ecke standen Koffer und veraltete oder zerbrochene Mobilien, aus deren Stapel ein größerer Koffer her- vorgezogen und mit einer alten Pferdedecke bedeckt war. Ein leere» BierglaS und ein« Schüssel, welche einige Speisereste enthielt, standen auf der improvtsirten Tafel.
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