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W r»8. 4>-»»o»«M«»t»pr»t,, km s„t»«d»» n«i°u«: ILKrliok 18 K»rlr. ^jLdrlick: 4 «»rk KV ?s. Li»»»Io« ^U2»w«r»: 10 kk. L»i»«rL»ld äe« 6«ot»ei»«v Ksieb», tritt?o»t- u»6 8t»mp«l»«»<:l»I»^ tÜLi». l»8«r»te»prsl«, v'ilr 6ev kaum «ioer x<!8pLlt«.uv» ?vtitreils iv Uot«r „Ljr»^e»»vät" 6iv /siis bv kk. L«j ^»bsllen- ua<j 2Msrv«»tr KV A> >uf,cül»^ Lriekst»»» r V-Lliob mjt Xon>»dw» 6«r 8onv- vaä ksiortt^s Xdsväi für «iso kolßsnäsa DienStaq, den November. 1884 t»,»-i »I» u»li»»>»i»i »II »I» .teil r l-«lp,ib! n ^ra»ct«tetter, Oomm»i!»>ou»r lt«» Nre«6n«r 6ourv»I»; N»md»rU N,r»o Vi,L U»ip»tz 8»»»I Nr»»I»u ?>»i>KNiri ». U : //a««^<t^in <e ^vAirr,' N»rU»-Vi»ll Numkiir^ kr»is-l.»ip»ix Rr-lliikurt ». A -ülüllck»»: Ki«6. TU »n«/ »«rUa: /iraiil/ebduinnt, vr«m«»: Lc/üotte, Le,,I»u: 7. 7>ta»iArn- Lurea» sLmit /»'akat/O,' kr»okt»rt » H : ^«kAkr'scti« ituckkuväluoir; SörUt»: ^k«//er; N»ovov«r: <7. ?»ri, N,rU» rr»»ilNirr » M Stlltl^Rrt: Daut« tS t/'o., SAwdor^: ütei»r«r. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dre-den. Itvr»ii»se«-K»rr Lvoiel. kipeäitioa 6s» 1>rsn6vsr 6onrn»I», /«i»iksri>tr!»!>!<s kl« zo eine mühevolle Arbeit der Umgestaltung und Neu bildung. Die britische Herrschaft in Indien erweist sich nicht viel besser wie jede andere asiatische Herr schaft und bietet keine ausreichende Garantien dafür, daß dieselbe im Stande sein dürste, einer ernstern Ge fahr die Spitze zu bieten. Aus Hyderabad meldet der Telegraph vom gestrigen Tage, daß anläßlich des Mohurrumfestes Excesse der arabischen Bevölkerung vorgekommen sind. ES fand ein blutiger Zusammen stoß zwischen der Polizei und den Ruhestörern Statt, bei welchem zahlreiche Personen todt oder verwundet blieben; aus seiten der Polizei wurden allem l l Mann schaften getödtet. Erst durch Einschreiten des Mili tärs konnte die Ruhe wieder hergestellt werden. Eine große Gefahr fchließt in Indien der zwischen der muhamedanlschen und der Hindubevölkerung bestehende Gegensatz in sich, und vor Allem dürfte es der bri tischen Regierung in dem Augenblicke, wo sie dessen bedarf, an einem energischen, thatkräftigen Anhänge fehlen. Ein langjähriger Mitarbeiter der „Schlesischen Zeitung", welcher Indien bereiste und die anglo indischen Verhältnisse zum Gegenstände eingehender Studien machte, schreibt diesem Blatte „über das eng lische Regime in Indien" das Folgende: „In den nächsten Tagen wird der neue Vicekönig von Indien, Lord Dufferm, in Bombay landen, um die Regierung eines Reiches von über 200 Millionen Einwohnern anzutreten. Der unerwartet zu diesem hohen Amte berufene bisherige Botschafter in Konstantinopel ge hört nach der Rede, welche er neulich bei emem Ab- fchiedsbanket zu Belfast gehalten hat, in Bezug auf die gegenwärtige Lage der Dinge in Indien zu den ent schiedenen Optimisten: eine Erscheinung, die wiederum die alte Regel bestätigt, daß alle Würdenträger der indischen Regierung, welche die eigentliche anglo-mdische Dienstcarriere nicht durchlaufen haben, die Verhältnisse in ihrem neuen Wirkungskreise stets im rosenfarbigsten Lichte anzufehen pflegen. Aber obschon in der That der in Kalkutta residlrende Stellvertreter der Kaiserin von Indien das stolze Wort des Lords Dalhousie: „Der Kaiser von China und ich, wir beherrschen die Hälste des Menschengeschlechts" mit mehr Recht, als je zuvor in unseren Tagen wiederholen könnte, ist für den unparteiischen Beurtheiler der Nimbus, welcher so lange Zeit hindurch das anglo-mdische (und nicht min der das mandschu-chinesische) Reich umlagert hat, heut zutage dennoch entschieden im Schwinden begriffen. Man fängt eben an, allenthalben emzufehen, daß die blose Herrschaft über zahllose, amestenahnlich durch einander wimmelnde, verarmte und unkriegerische Asiaten noch lange keine entsprechende reale Macht bedeutet, und daß es auch heute noch Riesenreiche m Asien giebt, die, wie das persische in» Alterthum, des festen Zusammenhanges zwischen Herrschern und Beherrschten ermangeln und zu deren Sturze es daher ebenfalls nur eines kühnen Eroberers und eines ein zigen glücklichen Feldzuges bedürfen wurde. Was Europa jedoch erst jetzt allmählich klar zu werden be ginnt, scheint dem überwiegenden Theile der in Ost indien ansässigen Engländer jchon seit langer, als einem Decennmiu zum deutlichen Bewußtsein gekom men zu sein; denn nur das Gefühl der mnern Schwäche, die Ueberzeugung, in der Stunde der Ge fahr in der Bevölkerung des Landes eine höchst un- zuverläjsige Stütze zu finden, ist der einzig denkbare Grund für die sonst unerklärliche Erscheinung, daß die geringste Bewegung der Russen in Eentralasien, die unbedeutendste Annexion öden und menschenleeren Steppengebietes in dem benachbarten Zweihundert- Miüionen-Reiche mit einer an das Komische streifen den Aengstllchkeit beobachtet wird und jedes Rial in der Presse sowohl, wie auf dem Büchermärkte eine wahre Fluth von commentirenden Artikeln und Schrift werken hervorruft. Die Thatsache ist eben unbestreit bar, daß tue Engländer, trotzdem sie m ihren indischen Besitzungen ihre Gesetze eingeführt, eine zahlreiche Armee orgmisirt, groge Städte gegründet und em Netz von vielen Tausend Kilometern Eisenbahnen her gestellt haben, sich gegenwärtig in den Thältrn des Ganges und Godavery unsicherer suhlen, als ihre Vorsahren daselbst unter Warren Hastings vor 100 Jahren und daß sie weder in der Emgeborenenpresse, die sie selbst ins Leben gerufen, noch unter der Jugend Bengalens und Bombays, die sie erzogen haben, die geringste Sympathie und Unterstützung finden können." Das größte Unglück für Indien ist nach dem Verfasser des Artikels, welcher sich aus englische Quellen, z. B. 8tivsbv« Otiunckee Dutt: ,,INilla, x>L8t »Nil present" beruft, die Gier der englischen Handelsleute, ihren Profit zu vergrößern. „Aber selbst zugegeben", sagt derselbe, „daß das Interesse des britischen Handels, der allein mit einem jährlichen Import von Baum- wollenwaaren im Werthe von etwa 20 Millione i Pfd. Sterl, oder 400 Millionen M. in Indien bethelligt ist, das Wesentliche und AuSichlaggebende m allen Handelsangelegenhelten bleiben müsse, so sollte man doch wenigstens vermuthen, daß dafür die Grundsteuer, auf welche neben Opium- und Salzmonopol die in dische Regierung als Einnahmequelle vornehmlich an gewiesen ist, gerecht und gleichmäßig über das ganze Land vertheilt worden iväre. Eine solche Vermuthung wäre indessen gänzlich verfehlt; denn man kann sich thatjächlich kaum etwas Ungleichmäßigeres und Will kürlicheres vorstellen, als die Vertheilung der auf dem Grunde und Boden in den verschiedenen Theilen von Indien ruhenden Lasten. Gerade die größte und fruchtbarste Provinz des ganzen Reiches, Bengalen, welches nach dem letzten Eensus ungefähr 60 Mil lionen Einwohner zählt, trägt nämlich infolge oes sogenannten „ücrrnrtn« nt ettlviuvut,", durch welches der Staat im Jahre 1703 für ewige Zellen auf eure Erhöhung der Grundsteuer verzichtete, nur in mini maler Weise zu den directen Einnahmen desselben bei, so daß der Steuerdruck nun mit doppelter und ver dreifachter Schwere gerade auf den minder fruchtbaren Provinzen des Landes lastet. Und dies ungeheure Opfer ist von Seiten der britischen Gesetzgeber ge bracht worden, ohne daß der Zweck desselben, die Schöpfung einer loyalen, ihre Ländereien ver bessernden und die Rawls, die eigentlichen Be bauer des Bodens, beschützenden Elaste von Grund besitzern, auch nur lin Mindesten erreicht worden wäre. Im Gegeiltheile, aus den ehemaligen erblichen Steuercollecteuren oder Zemmdaren, denen 1703 von der ostindifchen Compagnie eine Grundrente im Ge- sammtvetrage von etwa 340000 Pfd. Sterl, über wiesen wurde, sind heut zu Tage die schlimmsten Land- wucherer geworden, welche die Pächter ihrer meist in kleine Parcellen getheilten Grundstücke auf das Rück sichtsloseste ausbeulen und denen es gelungen ist, ihre Landrente durch fortwährende Pachlllelgerungen der maßen zu erhöhen, daß dieselbe heute von compelenten Beurtheiler» auf 2ö bis 30 Millionen Pfd. Sterl, geschätzt wird. Nach einer Mitthellung m Sir Richard Temples, des früher» Gonverneurs von Bombay, „Indien un Jahre 1880" besitzt jetzt allein der Raja von Bardwan eme jährliche Grundrente von 4000 >0 Pfd. Sterl., also mehr, als un Jahre 1703 alle Ze- mindare zusanunengenommen, und ihm schließen >lch drei andere bengalische Großgrundbesitzer, nämlich die Rajas von Darbhanga, Betua und Hatwa, mit 2l0000, 130000 und 00000 Pfd. Sterl, jährlichen Einkünften aus verpachtetem Grundbesttz würdig an Wegen die ses Landwuchers der Zeuundaren ist jetzt der Schutz der bengalischeu Ackerpachter mit kurzer Kündigungs frist, dle ursprünglich (vor dem Abkommen der Re gierung mit den Zenuudaren) ganz dieselben Rechte besaßen, wie alle übrigen Raiots in Indien, eine der schwierigsten Aufgaben der indischen Gesetzgebung, deren befriedigende Lösung den Engländern bisher trotz aller Anstrengung noch nicht gelungen ist. Der ungünstige Einfluß, welchen die m jeder Beziehung verfehlte Maßregel der Fixirung der Grundsteuer »n Bengalen auf die spätere Entwickelung der mdstchen Finanzen sowohl, wie aus die Regulirung der Grundsteuer in den übrigen Präsidentschaften gehabt hat, ist selbstver ständlich. Da die Regierung aus der bedeutendsten Provinz des Reiches eine völlig ungenügende directe Einnahme bezieht, und da sie ferner den einzig richtigen Ausweg aus ihren Finanznöthen, die Einführung ausgiebiger Zölle aus die mi- portirten englischen Waaren, wegen des Ein- jpruches des britischen Parlaments nicht einschlagen darf, fo hat sie sich zur Herstellung des Gleichgewichts un Budget genöthigt gejehen, m allen denjenigen Lan- desthellen, in welchen das Zemindarsystem nicht ein geführt ist, selbst die Rolle der Zemlnbare zu über nehmen und unter der Form einer hohen Grundsteuer einen sehr beträchtlichen Theil des Reinertrages der Ländereien mit Beschlag zu belegen. Was jedoch bei diesem Vorgehen die lebhaftesten Klagen der indischen Bauern erregt, ist weniger die Höhe des Steuer betrages, als vielmehr die rigorose Eintreibung des selben auch m schlechten Jahren, und vornehmlich der Umstand, daß die englischen Beamten einerseits die Eigenthümlichkellen des indischen Klimas, welches durch Regenmangel häufige Mißernten verursacht, anderer seits die schon bestehende Verschuldung der Grund stücke , die den Rawls schwere Zinslasten auferlegt, bei der Schätzung des Reinertrages nicht gehörig be rücksichtigen. Wahrend daher die Steigerung der Staatseinnahmen aus der Grundsteuer in den Pro vinzen, m welchen der Regierung die Hände lucht ge bunden sind, in manchen Fällen ganz enorm gewesen ist, sind die indischen Bauern gleichzeitig, nach einer Periode schlechter Ernten, unmer tiefer m die Netze der „Marwarrgeldlether" oder Lorfwucherer gerathe», die in vielen Landestheue» gegenwärtig die wirklichen Herren des Grund und Bodens sind. Um das Mas; des Uebels voll zu machen, kam nämlich zu den be reits geschilderten Mißständen noch die unbesonnene Ein führung englischer Gesetze und namentlich die Einbürge rung der früher i» Indien unbekannten Subhastalioneu Schulden Halver, die de» einem landesüblichen Zinsfüße von 24 Proc. (auf dem kande; m den Städten beträgt derselbe meist 1^ Prvcent) geradezu verderblich wirken mußten. Obschon der Wucher von Alters her m Ost indien bestanden hat, so ist er doch erst infolge des englischen Steuersystems und der englischen Gesetz gebung zu jener allgemeinen Landplage geworden, als welche er heule fast un ganzen Umsange der dlrect den Engländern unterworfenen Theile des Landes gilt. Da die eben geschilderten wirthschajtlichen Verände rungen, welche den Kampf umS Dasein für die große Masse des indischen Voltes außerordentlich schwierig gemacht haben, seit Beginn der englischen Herrschaft und vornehmlich feit den Vierziger Jahren unsers Jahrhunderts euigetrelen sind, darf man sich kaum wundern, daß heute die Euglander von der Ungeheuern Mehrzahl der Hindus und Muselmänner rn Indien aufs Ingrimmigste gehaßt werden und dag die Re gierung derselben von der gewöhnlichen Bevölkerung des Landes als das Triumvirat des Zemmdars, des Händlers und des Wucherers angesehen wird." Latzesgeschichk. Dresden, 3. November. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 2!«. Stück des Jahres 1884 heute hier ein- gelrosten. Dasselbe enthält: Nr. lö68) Bekannt machung vom 24. October d. I., den Beitritt Serbiens Amtlicher Lheil. Dresden, 30. October. Sr. Majestät der König haben Allergnädiqst geruht, den» Obersteueraufseher Friedrich August starke in Schneeberg das Albrechts kreuz zu verleihen. MiljitilliMchcr Lheil. ueberficht: Telegrapdisldt Naebriebten. Zeitung-schau. (Schlesische Zeitung.) Tage-grschichtc. (Dresden. Berlin Minden. Weimar. Hamburg. Paris. Bern. Kairo. New-Aork.) Ernennungen, Versetzungen rc. iw östentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz.) Unglücksfälle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und Volkswirthsckaft. EiugesaadteS. Keuilleton. TageSkalrnder. Inserate. Beilage. Telegraphische Witterung-berichte. Inserate. Börseunachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 3. November, Mittag«. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dir in den Zeitungen um laufenden Nachrichten von einer in der Vorberei tung begriffenen Vorlage wegen Erhöhung der Getreidezölle ist, wie bestunterrichtetersrits ver sichert wird, völlig auS der Luft gegriffen. Turin, Sonntag, 2. November, Abend«. (W. T. B.) Der König und dir Königin find heute hier eingetroffen, um den aus Anlaß des Schluffe« der Ausstellung stattfindeudeu Festlichkeiten bei- zuwohue». Der Empfang durch die Bevölkerung war ein äußerst enthusiastischer. London, Montag, 3. November. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Lime«" erfahren, daß der Khrdive vorgestern (Sonnabend) der Königin und dem Prin zen v. Wale« die ihm zugegangene Nachricht trlr- graphirt hat, daß Chartum gefallen und der Ge neral Gordon Gefangener de« Mahdi sei. Auf telegraphisches Ersuchen wiederholte der Khedive gestern (Sonntag) früh diese Nachricht nochmal«. Kairo, Montag, 3. November, Nachmittag«. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein Telegramm von „Reuter'» Office" aus Dongola von beute mel det, daß der Mahdi Streitkräfte um Chartum zusammengezogen und den General Gordon über mal« zur Ergebung aufgefordert habe. 2 von englischen Behörden neuerding nach Chartum ab- grsenbete Boten sollen vom Mahdi festgenvmmen sein. Eiue große Anzahl Aufständischer befindet sich iu Berber, ebenso find die Brunnen, sowie die Carawanenwege zwischen Debbab und Chartum von den Aufständischen besetzt. Dresden, 3. November. lieber die Zustände in Britisch-Jndien bringt die Tagespresse täglich neue Enthüllungen, und allem Anscheine nach wartet dort der britischen Regierung Feuilltton. Nedigin von Otto Banck. K.Hoftheater. — Neustadt. — Am 1.November: „Viel Lärm um Nichts". Lustspiel in 3 Acten von Shakespeare, übersetzt vom Grafen Wolf Bau- dissin, bearbeitet von Holtey. (Hr. Ludwig Barnay als Gast.) Diese wunderbare Comödie des größten Theater dichters aller Zeiten hat und verdient die Gunst des deutschen PubUcumS. Sie ist überall da willkommen, wo sich die Darstellung weit genug über das Maß des Gewöhnlichen erhebt. Und wenn eine Bühne die drei Hauptrollen Beatrice, Benedict und Ambrosius mehr oder minder trefflich besetzen kann, so hat eS ihr m diesem Werke ausnahmsweise der Poet mit den übrigen leicht genug gemacht. Eine gefällige Repräsen tation und ein fleißig geschultes Zusammenspiel bieten dann dem Ganzen Stütze genug, um auf einfachem Untergründe dGlanzscenen des Dramas zu ent zückender Wirkung zu bringen. Der Autor hat keinem Mitwirkenden Gelegenheit geboten, sich über das Mittel maß des schauspielerischen Bewegung in den Vordergrund zu drängen, eine Anweisung, die dies Mal zur goldenen Regel wird und den Nedeneindruck von der phantasti schen Romantik der Handlung keineswegs schwächt. Shakespeare ist hier im Uebermuth seiner Production am glücklichsten gewesen, un« ein heitere», von Witz und natürlichem LrbenShumor sprudelndes Frauendild der echten Renatssancezelt vorzuführen, anSgestattet mit all' jener Kunst rm Wortgefechte, welche bereit« lange vorher im italienischen Salon zu ihrer kühnsten Höhe gestiegen war. Die Uebermüthige findet dabei m Benedict einen ihr ebenbürtigen Widerpart, nur ge mildert und wenn man will abgeschwächt von der derben Gutmüthigleit des ritterlichen Mannes, die die sen den Praktiken des Weibes gegenüber so oft unzu länglich erscheinen läßt. Wo die Grazien der Laune eines schönen Weibes secundiren, geben sie derselben für alle Angriffsarten einen Freibrief und m dem Maße dieses Verhältnisses dominirt auch Beatrice über Benedict und die dankbaren Effecte ihrer Rolle haben einen Vortheil vor denen des Gegners voraus. Diesen goß der Dichter ohnehin etwas englisch-germa nisches Blut in die Adern, während Beatrice ganz romanisch ausgefallen ist. Schon wiederholt habe ich darauf hingewiese«, daß Beatrice die vollendetste Schöpfung von Frl. Ulrich ist, am meisten passend für ihre künstlerische Indivi dualität und gegenwärtig auf der deutschen Bühne eine ganz isolirte Erscheinung. Es läßt sich nur hin zufügen, daß diese brillanten Eigenschaften die« Mal durch das anregende Zusammenspiel mit dem Gaste einen Höhepunkt wie vielleicht noch nie zuvor er reichten. Die Künstlerin überraschte durch ein Feuer werk von immer neuen und dabei stets natürlichen Nüancen. Für Hrn. Barnay lieferte der Benedict den Be weis von der Vielseitigkeit seiner wunderbar ausgebil deten Begabung Immer mit der «rast seines großen Darstellungstalentes, mit dem Festhalten seine« edlen geschmackvollen Stil« auf die strenge Durchführung de« gejammten Charakterbildes ausgehend, blieb Hr. Barnay überall in den Grenzen voin Naturell jeme- Helden. Als wahrhafter Künstler verachtet er, wie ich gesehen habe, auch in solchen heileren Lustspiel rollen die Freibeuterei, sich aller erreichbaren Effecte zu bemächtigen. Er spricht immer nur m»t der einen Zunge des Benedict, wendet sich nur an seine Mit spieler, ist t»l Kreoe der frischesten Illusion gebannt und ersichtlich beglückt von der Poesie des Dichters, scheint die Anwesenheit des Publicums nicht zu be merke» und spielt eben deswegen nnt oer vollen Än- muth der zwanglosen Unmittelbarkeit. Stur derjenige Schauspieler, welcher scheinbar die Zuschauer nicht be achtet, achtet ihre Würde und ihr gutes Recht, em Kunstwerk von der Bühne zu fordern, am höchsten. ES »st zu wünschen, daß die Kraft des Gastes, die unserm Theater so nützlich sein kann, für em mög lichst häufiges Auftreten in den großen elastischen Dichtungen gesammelt und nicht durch viel Verwendung im modernen Conversatlonsstücke oder mittelmäßlgen Lustspiele verzettelt werde. O. B. Sonnabend, den 1 November, gab im Saale des „Hotel de Saxe" Hr. Alfred Grünfeld, k. k. Hof- Pianist aus Wien, ein Concert. Hr. Grünfeld ist uns bereit- früher als vorzüglicher Spieler von vir tuoser, eleganter uud sicherer Technik bekannt geworden. Diese zeichnet sich durch eine jpecielle und werthvolle Eigenschaft aus, durch eme mit leichterem weichen Anschlag ausgeübte vollkommene Beherrschung höchst reizender uns zarter Klangfarben im piuno und j,i»ui8- mmo. Mit geschmackvoller Verwendung derselben in musikalisch fem auSgearbeltetem Vortrage tragt der Concertgeber vorzugsweise Salonstücke — mbegriffen Compositionen voll Poesie und musikalischem Gehalt die nur der Form nach hierzu zählen — zu äußerst anmuthiger und lebhaft mteressttcnder Wirkung. War mes, innerstes Gefühl des Ausdrucks vermißt man trotzdem bei diesem süßen und pikant effectuirendem Tonspiele, und wo dies durch fem modulirte Ton- ichattlrungen ersetzt werden kann und auch eine be- gelstigte, klare und stilvolle Gestaltung erforderlich wird, vermag der Spieler den gestellten Aufgaben durchaus nicht zu genügen. Zu solchen seiner virtuosen Behandlung sehr wider strebenden Aufgaben gehörten Beethoven's Sonate op. 81, Bach's chromatische Phantasie und auch Schu- mann's Phantasie (op 17), von welcher der Vortrag des letzten Satzes am besten gelangt. Ganz vorzüglich, überaus reizvoll im Colorit, in graziöser effectulren- der Vortragsbehandlung spielte Hr. Grünfeld Piecen von Schumann, Serenade von MoskowSti, Air de Ballet (Gluck, Saint-SavnS), Bouree (SiloS), Prä ludium (Des-llur Chopin), auch eine Muzurka eigner Composition. L. B. Bildliche Darstellung der UniformirungSepochen der sächsischen Armee. Seit dem 2. d. Mts. ist die zweite Serie jener bildlichen Darstellung der Uniformirungsepochen der sächsischen Armee, deren erster Serie wir an derselben Stelle m der Nr. 2.73 des „DreSdn. Journ." Er wähnung thaten, zur Aufstellung gelangt und steht dem Publicum bis zum 16. d. Mts. zur Ansicht frei. Dieje Serie umfaßt, wie schon früher erwähnt, die Zeit vom Anfänge dieses Jahrhunderts b»S aus die