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Dresdner Journal : 05.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188410055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-10
- Tag 1884-10-05
-
Monat
1884-10
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 05.10.1884
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und ihre Klagen au-klagen könnten; sie würden auch wohl ihren Zorn ausstoßen gegen unsere Zeit. Die erste Aufgabe sei, daß die Arbeiterinnen, tue Arbeiter und wir Alle mit den Herzen uns zusammenfinden unter dem Kreuze. Redner protestirt dagegen, daß die Arbeiterkreise bloS in den Fabriken gejucht werden. Nach Berlin strömen im Jahre einige 40000 weib liche Personen im Alter von 17 bi» 22 Jahren, welche Arbeit suchen, sei er als Dienstbote, Schneiderin, Plätterin, Putzmacherin u. s. w. Welche leibliche und sittliche Gefahr wartet dieser ArmenI Jede der an wesenden Damen ist Arbeitgeberin für ihren Dienst boten u. s. w.; an jede ergeht die Mahnung: „Helsen Sie! Retten Sie!" Das Referat über die Trunksucht hat eine Lücke gehabt: die Untüchtigkeit und Unvrd^nt- lichkett der Frauen treibt manchen Mann ins Wirths- Haus. Helfen Sie, daß die jungen Mädchen überwacht und erzogeii werden zu tüchtigen Hausfrauen l Mit dieser Mahnung schließt der Redner seine Ausführungen. Der Fabrikant Metz von Freiburg besprach einige Uebelstände, zu deren Abhilfe Mägdeherbergen, Jung frauen- und Frauenvereine zu errichten sind. Die Gesetzgebung Deutschlands bedarf einer Verbesserung, wie der RathSherr Sarasin schvn dargethan hat. Kinder unter 14 Jahren sollten in einer Fabrik gar nicht beschäftigt werden dürfen. In England sind so gar schon Kinder von 4 Jahren täglich 10 Stunden m Fabriken beschäftigt worden I Kinder von 14 bis 16 Jahren sollten nur unter Zustimmung der Aeltern täglich bis zu höchstens 9 Stunden Arbeit erhalten. Mädchen über l6 Jahren und Wittwen ohne Kinder dürfen nur 10 Stunden im Tage Beschäftigung be kommen; Frauen dürfen nur am Tage und nur bi- 9 Stunden beschäftigt werden. Die Frauenarbeit sollte überhaupt so weit, als möglich aus ker Fabrik ver drängt werden. ES besteht heutzutage Ueberschuß in der Arbeit, und diese Lage soll man dazu benutzen, da, wo eS geboten erscheint, eine Abminderung hcrbeizu- führen, also für Kinder und Frauen. Freilich müßte die Frage international werden. Ebenso müsse der Sonntag arbeitsfrei werden. Nicht nur die Bibel, auch Proudhon und andere Freigeister verlangen einen Ruhetag. Daß Frauen, Wittwen, Kinder an Sonn tagen in Fabriken keine einzige Stunde arbeiten dür fen, ist ein Gesetz, das man jeden Tag erlassen könnte. Auch in die Hausindustrie mit ihren erbärmlichen Löhnen muß der Staat corrigirend eingreifen. Aber eine durchgreifende Hilfe hat nicht der Staat, sondern die innere Mission. Wie viel ein Einzelner an sei nem Orte zur Abhilfe thun kann, das zeigt der Red ner an dem Beispiele seines in christlichen Kreisen in bestem Andenken stehenden Vaters. Der Propst Or. v. d. Goltz erläuterte die Frage, wie die Arbeiterfamilien berathen, gepflegt und versorgt werden können, wäh rend der Prediger Oldenberg an die anwesenden Da men die Bitte richtete, die Concurrenz mit den armen Stickerinnen zu vermeiden. Ein bestimmtes Ergebniß hatte die Verhandlung nicht, aber eine ergiebige Anregung zur Förderung der Frage, welche der Lösung bedarf. Die Verhand lung ist jedenfalls geeignet, dem Staate und den Fabri kanten, jo weit nöthig, das Gewisfen zu schärfen. Ssgesgeschichte. * Berlin, 3. October. Die kronprinzlichen Herrschaften sind, wie aus München gemeldet wird, heute von dort wieder abgereist, um sich im strengsten Jncognito nach der Schweiz zu begeben. Dem Ver nehmen nach gedenken sie nach ihrer Reise durch die Schweiz noch einen mehrwöchigen Aufenthalt in der Nähe von Bozen in Tirol zu nehmen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." ist in der Lage, zu erklären, daß das durch die Zeitungen verbreitete Gerücht, Graf Münster werde auf dem von ihm bekleideten Botschafterposten in London durch den derzeitigen kaiserl. Gesandten im Haag, Grafen Herbert v. Bismarck, ersetzt werden, jedes chatsächlichen Anhaltes entbehrt und vollstän dig aus der Luft gegriffen ist. — Der Contre- admiral Graf v. Mont- ist, wie der „Nordd. Allg. Ztg." aus Kiel gemeldet wird, zum Viceadmiral be fördert worden — Wie der „Boss. Ztg " ein Privattele gramm aus London meldet, hat sich der neuernannte Botschafter am hiesigen Hose, Malet, mit der jüngsten Tochter des Herzogs v. Bedford verlobt. — Zu den bereits in voriger Nummer mitgetheilten, gestern in Bremen eingetroffenen ersten officiellen Nachrichten von weiteren Besitzergreifungen an der Westküste Afrikas durch Deutschland, bemerkt die „N.Pr.Ztg." Folgendes: Die nunmehr osffciell bekundete Thatjache „Nein, unhöflich genug waren Sie," stammelte ich. „Ja; und merkwürdig: trotzdem Sie dies begehrten, so zürnten Sie mir darum doch. So ganz nach Frauen Art! Ihr Gesang amüsirte mich außerordent lich. Ich konnte nicht anders, ärgern mußte ich Sie ein Wenig. Wollen Sie mir verzeihen?" „Ich wollte, Sie gingen fort," fügte ich in meiner Bedrängniß. „Ich bin eine Thörin gewesen, und — und glaube, daß ich Sie Haffe," fügte ich, etwas un logisch, hinzu. „O, nein, das thun Sie nicht," antwortete mein Genosse zuversichtlich. „Sehen Sie, Miß Clifford, wir wollen gar nicht mehr über gestern Abend sprechen; wir wollen ganz von vorn beginnen. Doch wir müssen cinander zu nächst verstehen, uns unsere Stellung zunächst klar machen. Da sitzen wir nun, zwei Leute, sür einen ganzen, langen Tag auf einander angewiesen, und mögen sehen, wie wir denselben auf da- Beste voll bringen; sollen wir ihn mit Zürnen und Knurren, wie eil» paar Dachse, oder in angenehmer Unterhaltung, wie eS vernünftigen Wesen geziemt, miteinander ver leben?" „Wie Sie wollen," antwortete ich milder und ein Wenig amüsirt durch das Komische der Situation „Nun", fuhr er fort, „lassen Sie un» damit be ginnen, Bella's kleine Pläne einfach zu vergessen. Sie wissen zweifellos so gut wie ich, welche begierige Hri- rathSstisterin meine liebe, kleine Schwägerin ist. Sie sind ihre liebste Freundin, und mich hat sie sehr gern; welcher Gedanke liegt daher näher für sie, als daß wir Beide für einander geschaffen sind? Nun ist da« ja aber Unsinn und bereitet nur Verlegenheiten. Sie von dem fernern Aufhissen der deutschen Aagge war bekanntlich schon auf privatem Wege als Gerücht zu uns gelangt. Die Ländergebiete, welche damals als unter deutjchen Schutz gestellt bezeichnet wurden, ent sprechen den Punkten, wo nach dem Berichte dv» Com- mandante» de- Kanonenbootes „Wolf", Corvetten- capltän v. Raven, die deutsche Kriegsflagge gehißt und Grenzpfähle mit den deutschen Nationalfarben aufgestellt worden find, ziemlich genau. Die Längen- auLdehnung dieser Gebiete beträgt, wie seiner Zeit schon erwähnt, etwa 900 km, die Walfischdai mit eingerechnet. Der Sandwichhafen (Sandwichharbour) liegt an dem Wendekreis des Steinbocks und wird durch eine längere, aber schmale Einbuchtung des Meeres ge bildet. DaS Cap Frio finden wir etwa unter dem 18.° s.B. Nähere Nachrichten liegen vorläufig nicht vor. — Im französisch-chinesischen Conflict wurde in den letzten Tagen von Paris wie bemerkenswerter Seite auch von London aus eine friedliche Wendung signalifirt, für welche hier an unterrichteter Stelle eine tatsäch liche Unterlage weder vorlag, noch auch bis zur Stunde vorliegt. Gegenüber den neuerdings mit Beharrlichkeit verbreiteten Nachrichten über officiöse Verhandlungen zwischen dem Botschafter Frankreichs am hiesigen Hofe, Baron v. Courcel. und dem hiesigen chinesischen Ge sandten Li-Fong-Pao constatirt die „N.Pr.Ztg." auf Grund zuverlässiger Informationen, daß zwischen diesen beiden Diplomaten weder ein gegenseitiger Besuch, noch auch irgend welcbe.Verhandlungen" stattgefunden haben. Denn ebenso wie die Beziehungen des französischen Gesandten in China, Patenütre, mit den chinesischen Behörden unterbrochen sind, so sind, und vielleicht noch mehr, die Beziehungen Li-Fong-Pao'- zu Frankreich abgebrochen. Li-Fong-Pao ist überhaupt nicht mehr Gesandter China« für Paris. Wenn gleichwohl der „National" behauptet, der Baron v. Courcel sei beauf tragt worden, die Intentionen der französischen Re gierung zur Kenntnlß des chinesischen Gesandte» in Berlin, Li-Fong-Pao, zu bringen und auch der hiesige Correspoudent des„Temps" seinem Blatte schreibt, der Baron v. Courcel habe vor seiner letzten Abreise von Berlin mit dem chinesischen Gesandten daselbst eine Unterredung gehabt, so kann dies nur gelegentlich eines zufälligen Zusammentreffens der beiden Diplomaten im hiesigen auswärtigen Amte, wo beim Diplomateu- empfang das Zusammentreffen von Diplomaten ja so oft vorkommt, der Fall gewesen sein Nur da konnte es zwischen den beiden Diplomaten gesprächsweise zu irgend einem Ideenaustausche gekommen sein, woraus sich zum Theil allenfalls die von Paris aus verbrei teten Combinationen über Wiederaufnahme der Ver handlungen und die daraus gefolgerten Aussichten auf eine demnächstige Verständigung zwischen Frankreich und China zurückführen ließen. Allein da inan hier für dieje Friedensaussichten bisher keinerlei thatfäch- liche Unterlagen und der Gesandte Li-Fong-Pao sür Verhandlungen keinerlei Weisungen oder Instructionen hat, so ist nur die Annahme möglich, daß eine that- sächUche Wendung im französisch-chinesischen Conflict bisher nicht vorhanden ist. Welche Strömungen nnd Einflüsse sich etwa in China für eine Verständigung mit Frankreich zur Zeit geltend machen und woranf sich insbesondere die englrscherjeits gemeldeten, auf die Kaisermregentin znrückgeführte» Friedcusaussichten stützen, läßt sich von hier aus schwer beurtheilen. Jndeß wird auch diesen Meldungen vorläufig kein Gewicht beigelegt. Stuttgart, 2.October. In Bezug auf die Ernennung des Präsidenten der württembergifchen Post- und Tele graphenverwaltung, v. Hofacker, an Stelle de» ver storbenen Böhm zum Gcneraldirector der württem- bergischen Staatsbahnen, sowie der Bodenjeedampf- schlfffahrl kann ein hiesiger Correipondent der „Allg. Ztg." aus guter Quelle folgende Version nuttheilen: Präsident v. Böhm, der schon lange Zeit sehr leidend mar, hatte während seiner Amtsführung in der ihm eigenen gewissenhaften Weise sich gar zu sehr in die Details der Verwaltung vertieft, dabei aber den so wichtigen Ueberdlick über den großen Betrieb, der ihm unterstellt war, überhaupt die höheren eisenbahnpoli tischen Gesichtspunkte ans den Augen verloren. Es galt daher, einen Mann an die Spitze des verwaisten Departements zu stellen, der über die nothwendige Energie und Geschüftskenntniß verfügt, um im Stande zu sein, die der Generaldirection der Eilenbahnen ent schlüpften Zügel der Verwaltung wieder in Einer Hand zu vereinigen. Zuerst wurde dem württeinber- gischen Bevollmächtigten beim Bundesrathc, v. Schmid, Böhm's Stelle angeboren, und nachdem dieser abge lehnt, fiel die Wahl auf Hrn. v. Hofacker, den man sind, wie Sie mir sagten, bereits verlobt nnd brauchen mich deshalb nicht im Geringsten und ich andererseits bedarf keiner Frau. Da« ist klar, nicht wahr?" Ich stimmte bei, war aber doch nicht recht zufrie- dengestcllt; denn ein Mädchen verlangt natürlich nicht, daß jeder Mann sie begehrt; wenn aber ein Mann offen bekennt, daß er ihr überhaupt keinen Heiraths- antrag machen würde, so beweist er zur Genüge, daß er sie nicht mag — und dies so umständlich erörtert zu hören, ist nicht angenehm. (Fortsetzung solgl.) Ein weibliches Gelehrtenleben in ker Rena ssancrzeit. (Fortsetzung.) Sie unterhielt mit ihrem Spiele den Mann, der gekommen war, ihr Lebensglück zu zerstören. Kaum war der Papst fort, so machte sich sein Einfluß furcht bar geltend. Schon am 1. April 1543 war ja die Bulle erschienen, welche die Inquisition einsetzte! Der Herzog!. Leibarzt Angelo Manzolli mußte nun mit seinen antipäpstlichen Satiren aufhören, die calvini- sirenden Schützlinge Ren^e'S (die beiden deutjchen Sinapi, der feurige Prediger Occhino, der Reformator Neapels, Peter Martyr, und Olympia'- wie ihre« VaterS berühmtester Freund, CöliuS Secundus Curio oder Curione) mußten vor dem quälenden Mißtrauen de- Herzog- in die Verbannung wandern, der be geisterte Fannio von Farnza gar in den Kerker, später in den Tod. Unter diesen Verhältnissen be gann die Trübsal in Olympia - Leben, da« von jetzt an eine Kette schwerer Prüfungen wurde. Ihre geistige und sittliche Bekehrung vom klassischen Heidenthum nur ungern seinem Ressort entzogen hat. Andererseits wird Hr. v. Hofacker als seitheriger Vorstand der Post- und Telegraphenverwattung in dem Director Weiz säcker einen Nachsolger bekommen, der dafür bürgt, daß in der Administration dieses Departements die alten Traditionen bewahrt werden. Braunschweig, 2. October. (Fr. Ztg.) Vom ersten Senate des hiesigen Herzog!. Ob-rlandeSgericht- ist gestern das letztinstanzliche Urthei! in dem be kannten Processe de- Grasen zu Stolberg gegen die braunschroeigische Regierung auf Herausgabe der ganzen Grafschaft Blankenburg verkündet worden. Der Antrag der Kläger auf Reafsumtion des vom Jahre 1604 bis 1649 beim Reichskammergerichte ge führten Procefses ist dadurch nngilt'g abgewiejen. Dieser Proceß, um ein Object von vielen Millionen Werth, hat die braunschweigischen Gerichte lange be schäftigt. * Wien, 3. October. Ungarische Tagesblätter haben sich in der letzten Zeit vielfach mtt der An gelegenheit der Wiedererrichtung der Josefs- akademie beschäftigt und hauptsächlich auch vom ungarischen Standpunkte aus dem Gedanken Ausdruck gegeben, daß diese Frage nicht hinreichend und nicht allseitig genug in Erwägung gezogen worden sei. Die GlcichaNl keit der bezüglichen Ausführungen hat nicht verfehlt, Aufsehen zu erregen. Wie das „Frdbl." hört, theilt man zwar im Kriegsministerium durchaus nicht die mancherlei Bedenken welche von ungarischer Seite gegen die Idee der Wiedererrichtung der Josessakademie erhoben werden; nachdem man aber in Buda-Pest zu der Ueberzeugung gelangte, daß die Angelegenheit noch länger im Stadium der Verhandlungen belassen wer den müsse, um Zeit zur Aufklärung und Zerstreuung der erwachten Besorgnisse zu gewinnen, so wurde, wie nunmehr bestimmt versichert wird, von der Einstellung der bezüglichen Positionen in das Budget 1885 ab gesehen und — so sehr dies auch zu bedauern ist — der dieSfälliae Antrag bis zum künftigen Jahre ver tagt. — In der heutigen Sitzung des nieder öster- itichischen Landtages richtete der Abg. Franz Richter nebst Genossen nachstehende Interpellation au den Statthalter: Nach zuverlässigen PeOchlcn ist auf dem Preßburgcr Biehmarkte am 2S.vor. MlS die Niuderpcfl ausgebrocheu, und wurden angeblich von der ungarischen Negier aig alle vom Gesetze vorgcschricbenen Maßnahmen getroffen, hierbei jedoch in Aussicht genommen, di« Markl bereits am 8. d MlS. wieder zu eröjsnen. Da nun eine große Anzahl Fleisch hauer Niederösterreichs den P cßburger Marit zu besuchen pflegt, und von dorr lebendes Rindvieh in alle The le Nieder österreichs eingcsührt wird, nachdem auch die letzte grotze Ninder pest, welche im Biertcl unter dem Mannhrrtsbcrg so vcrhe rcnd auftrat, aus diese Weise eingeschuppi wurde, jo stellen die Interpellanten die Anfrage: Welche Maßnahmen hat die Ne gierung getroffen, damit die Einschleppung der Rinderpest vom Preßburger Biehmarkte nach Nirderösterreich mit aller Sicher heit verhindert werde -' Der Statthalter Frhr. v. Possingcr antwortete, wie folgt: Nach einer telegraphischen Mitthcilung des königl. unga rischen Ministeriums rst in der That an einem Stücke Rind am Preßburger Markle Rinderpesiverdacht constatirt worden. Infolge dessen hat die ungarische Regierung die energischsten Maßregeln bereilS getroffen, die entsprechende Untersuchung eingeleitet, die erforderlichen Schntzverjügnngen veranlaßt und den Preßburger Markt gesperrt. Ob der Preßburger Markt, wie die JntcrpeUction angrebt, am b. d. Mts. wieder zur Eröffnung gelangen soll, ist der Statthallerci amtlich nicht be kannt. Die Statthalterei hat von ihrem Standpunkte zum Schutze des Landes die in den 88 t, L, :< und 4 des Rinder- pestgesetzes vom Jahre iWV vorgezeichnctcn Maßregeln bereits getroffen welche darin bestehen, daß die Grenze sür den Land- trieb in den Bezirken Mistelbach, Großenzersdors, Bruck a d. Leitha, Wiener - Neustadt und Ncunkrr»en gegen Ungarn ge sperrt und die Einsnhr der betreffenden Objecte aus dem Preß burger Eomitate überhaupt verboten, daß ferner nur ge stattet wurde, von den im 8 i des Gesetzes bezeichneten Thicren Transporte aus nicht verseuchicn Gegenden Ungarns mit Ausschluß von Siebenbürgen — weil der Ursprung der Rinderpest dort zu liegen scheint lediglich mit der Eisen bahn über Marchegg nach Wien und mit der Eisenbahn nach Wiener-Neustadt un direkten Berkehre, nnd zwar zum Be- huse der Schlachtung. cinzuführcn. Auf diese Art sind die strengsten Maßregeln zum Schutze oeS Landes bereit- getroffen worden. — Hadfchi Loja, der ehemalige bosnische Jn- surgentenchef, defjen 5jähriqe Festungshaft am 26. vor. Mts. ablief, tst, wie das „Triester Tagbl." mel det, vorgestern von Theresienstadt nach adgebüßter Strafzeit unter militärischer Bedeckung in Triest an- gelangt. Hadschi Loja schifft sich auf einem Lloyd- dampser nach Suez ein. Prag, 3. October. In der heutigen ersten Sitzung des Landtages ereignete es sich, was schon seit sehr langer Zeit nicht mehr vorgrkommen war, daß nämlich beide große Parteien, nur mit geringer zur christlichen Glaubensweisheit ging vor sich. Sie steuerte dem vollen Fahrwasser der Reformation ent gegen, in das sie jedoch erst nach Jahre langen Kämpfen um Erleuchtung cinlenkte. Eine gleichgesinnte Frau, Lavinia della Rovere, aus dem herrogl. Hause Orsini, war jetzt ihre Seelensreundin und blieb ihr treu bis an den Tod, während die Herzogin Renöe und Prin zessin Anna sie in ihrem später» Unglück nicht son derlich veschützt zu haben scheinen. Und wie sehr hättc sie jetzt dieses Schutzes be durft. 1-548 starb ihr Vater; Olympia hatte ten Hof verlassen, um ihn zu pflegen. Gleichzeitig verhcirathete man ihre Schülerin, die l 7 jährige Prinzessin Anna, an den Herzog v. Guise nach Frankreich. Und gleich zeitig kam die herzogliche Ungnade. Nun war ihr der Hof verschlossen, und sie stand allein mit einer kränk lichen Mutter, 3 Schwestern nnd einem unmündigen Bruder. „Wisse", schrieb sie damals, „daß ich nach meine« Vaters Tode sofort von Jenen, von denen ich es am Wenigsten hoffte, verlassen und in der unwür digsten Weise behandelt wurde, und daß die- mir nicht von meinen Schwestern getrennt widerfuhr, so daß wir nur die al« Früchte davontrugen, nämlich Haß für so viel Arbkit und Dienste. Wie groß mein Schmerz war, kannst Du Dir vorstellen." Aber ihre moralische Kraft hielt sie aufrecht. Ungebeugt von der Armuth, unverbittert von den glänzenden Erinnerungen, unzerstreut von ihren gelehrten Studien, widmete sie sich unverdrossen ihrem Haushalt und der Erziehung ihrer Geschwister, während ihr Geist sich immer mehr den christlichen Fragen zuwandte. Sie war nur ge lehrt gewesen, jetzt wurde sie fromm Ein dem Tod Geweihter, der oben erwähnte Reformator Fannio Au-nahme feiten de- CevtrumS und der Rechten, bei der Berathung und Beschlußfassung über eine Gesetz. Vorlage einmüthig vorgingen. Es ist die- der vom LandeSau-jchusse vorgelegte, einem dringenden Bedürf nisse und Wunsche der Bevölkerung Rechnung tragende Gesetzentwurf, betreffend die Beitragsleistung der FeuerverficherungSanstalten zu den Kosten der Feuerwehren und zur Unterstützung verunglückter Feuerwehrmänner. Von einem Abgeordneten der Rechten, dem Grafen Rudolf Chotek,.und einem tschechischen Abgeordneten, dem !)r. Milde, wurde zwar versucht, diese Gesetzvorlage zu Falle zu bringen, indem sie dieselbe al« einen Nachthell für die Versicherten hinstellten und den von den Feuerassecuranzen nach dem vom LandeSauSschusse und von der Commission festgesetzten Procentsatze vom Bruttoprämienbetrage zu zahlenden Beitrag als zu hoch bezeichneten; allein Abgeordnete der Linken wie des Centrums nahmen sich der Vorlage in wärmster Weise an, und es wurde dieselbe auch mit sehr großer Mehr heit angenommen, indem gegen dieselbe nur einige wenige Abgeordnete der Rechten und de- Cen- trums stimmten. Nach die'em Gesetze haben nun alle in Böhmen Feuerversicherungsgeschäfte betreiben den inländischen und ausländischen Anstalten, sie mögen auf Wechselseitigkeit oder privater Speculation be ruhen, ihre Thätigkeit auf das ganze Land oder auf einzelne Theile desselben sich erstrecken und sich aus schließend auf Feuerversicherung beschränken oder nicht, zu Feuerwehrzwecken in Böhmen einen jährlichen Bei trag in der Höhe von 2 Procent des während des letztverflossenen Sonnenjahre« für die in Böh men gegen Feuer versicherten unbeweglichen und be weglichen Objecte jeder Art angenommenen Brutto- prämienbetrages zu zahlen. Als Grundlage für die Bemessung dieses Betrages dient die gesammte, nicht durch Abzug der Rückversicherungspramie ver kürzte Bruttoprämieneinnahme, welche die Versicherunge- anjtalt aus dem FeuerversicherungSgejchäfte in Böhmen im letzlverflossenen Sonnenjahre erzielt hat. Tie Bei träge sind zu verwenden zur Förderung bestehender und zur Errichtung neuer communater unv freiwilliger Feuerwehranstatten, fowie zur Unterstützung von un Dienste verunglückten Feuerwehrmännern urd deren An gehörigen. Dem letztern Zwecke sind 25Proc. der gejamm ten Beiträge zu widmen. Die Bemessung, Einhebung und Verwaltung der Beiträge der Feuerversicherungs- anstalten, sowie die Vertheilung derselben erfolgt durch den Landesausschuß Bezüglich der Stadt Prag macht das Gesetz die Ausnahme, daß der von der Prager städtischen Versicherungsanstalt zu zahlende Beitrag der Stadlgcmemde Prag unmittelbar zuzusührcn ist. Die Voüruug dieses Gesetzes wird von den Gemeinden und den zahlreichen Feuerwehrvereinen des Landes, sowie den Angehörigen ihrer Mitglieder jedenfalls mit großer Befriedigung begrüßt worden. — Der Landesausjchuß- bericht über den Neubau eines Museums in Prag wurde heute einer besondern 15gliedrigcn Commission zugewiescn. Ter Bauaufwand ist mtt 1 793 500 Gulden berechnet, in welche Summe auch das Gejammthonorar von 53 500 Gulden eingerechnet ist, welches dem Prof. Schulz gezahlt wird, nach dessen Plänen und unter dessen Oberleitung der Bau ausgeführt werden soll. Zur Bestreitung des Bauaufwandes soll eine Anleihe bis zum Betrage von 1 800 000 Gulden ausgenommen werden, welche durch Annuitäten in längstens 30 Jahren zu tilgen ist. 7-i Pai iS. 2. October. Der heute früh im aus wärtigen Amte abgehaltene LabinetSrath bestätigte das von den Ministern des Innern, des Krieges und der Finanzen gestern mit der Lyoner Gemeindever waltung getroffene Abkommen, wonach der letztern für den Betrag von 1 Million ein The l der bisherigen Lyoner Festungswerke zur Schleifung und Bebau ung abgetreten wird. Für die gesammten Gebiete der alten Ringmauer verlangt das Kriegsministerium 10 Millionen, während die Stadt bis jetzt erst 3 dasür geboten hat und kaum mehr als 7 geben dürfte; die jetzige Abtretung erfolgt aber mit Rücksicht auf den Nothstand, damit man die bejchästigungslojen Arbeiter den Boden ebnen lasse» kann, und mußte auf 1 Million beschränkt werden, wett zu einen, diesen Betrag übersteigenden städtischen Grunderwerbe ein besonderes Gesetz erforderlich ist, dessen Erlaß die Hilfe, welche man bringen will, verzögern würde. Für die neuen Lyoner Festungsbauten sind 2 Mil lionen in das Budget von 1885 eingetragen. Ferner theilte der Kriegsminister Campenon den vom General stabe ausgearbeiteten Entwurf eine- Gesetzes über die Errichtung der Colonialarmee mit. Dieser Ent- wurde ihr eine Leuchte in dieser Bedrängniß. In seinem Kerker besuchte sie ihn heimlich, in Gesellschaft Lavinia's, und jener Blutzeuge hielt den Muth der Frauen aufrecht. Olympia verzichtete nun auf alle Schmeicheleien und Huldigungen der Welt und begann sich zu sehnen „nach jenem himmlischen Hause, wo es angenehmer ist, einen einzigen kurzen Tag zu weilen; al« 1000 Jahre an diesen Fürstenhöfen " (Brief an Curione.) Um diese Zeit war e«, daß ein junger Deutscher, Andreas Grunthler aus Schweinfurt, nach Ferrara kam, um sich zum Doctor der Heilkunde promoviren zu lassen. Seine gelehrten Landsleute, die beiden Synapi, lehrten ihn Olympia kennen und schätzen. Und al- dann ihr Vater starb und sie hilflos zurück blieb, in Dürftigkeit, von Undank und offenen Belei digungen getroffen, da wurden bei ihm Achtung und Mitleid zur Liebe. Er heirathete da- gelehrte Mäd chen, die gestürzte Berühmtheit. Die» geschah Ende 1550 nach evangelischem Ritus. ES kann uns kaum befremden, daß die Philologin diesen wichtigen Act vor Allem durch Verfassung eines griechischen Epi gramms feierte, welcher folgendermaßen lautet: HochzeiiSgebtt. Hör', allmächtiger Bott, Du Höchster sämmtlicher Herrscher, Der Du da» Männergefchlecht und auch da» weiblich« schufst, Der Du dem ersten Manne sein Weib vergabst zur Gefährtin, Lus daß nimmer vergeh n möchte da» Menschengeschlecht, Der Du der Sterblichen Seelen zur Brant Deine« Sohne» auch machtest, Welcher der Braut zum Gewinn selber, so wolltest Du », starb. Glück und Eintracht gewähr' dem Gatten, o Herr, and der Gattin, vrantbett sei Drin Gesetz, bräutlich« Fackel Dein Wort. (Fortsetzung folgt.)
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