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260 Nr. 6. STAHL UND EISEN.“ März 1893. dafs infolge der rauhen Oberflächen die Pinsel sehr 1 schnellem Verschleifs ausgesetzt waren, dafs mit dem Pinsel viele Stellen schwierig erreichbar waren und dafs die Zeit bis zur Eröffnung überhaupt zu kurz wäre, um die Arbeit von Hand zu vollenden. Rasch entschlossen, so entnehmen wir einem ausführlichen Aufsatz in .Harpers Weekly“, wurden daher Versuche gemacht, die Handarbeit durch die j Maschine zu ersetzen. Nach mehreren vergeblichen i Anstrengungen, eine solche zu bauen, um die „Kalso- mine", eine Ocker-Wasserfarbe, aufzutragen, brachte | man einen Zerstäubungsapparat fertig, der zwar an sich gut arbeitete, aber wegen der körnigen Beschaffen heit der Farbe sehr schnellem Verschleifs ausgeselzt war. Auch diesen Uebelstand beseitigte man durch Anwen j düng einer durch einen fünfpferdigen elektrischen Motor getriebener Maschine, vermittelst deren mit einem [ Druck von etwa 11/2 Atm. ein Luftstrom in den ) Boden eines Gefäfses, das die Farbe enthält, ge- ! prefst wird. Infolge der dadurch entstehenden Be- | wegung kann ein Niederschlag sich nicht bilden. Die I Luft wird durch eine am Deckel des Gefäfses befind liche Oeffnung ab- und durch eine Röhre an einen, | aufserhalb am unteren Gefäfsrand liegenden Punkt geleitet, wo sie mit einem durch ein 13 mm-Ventil j regulirbaren Farbenstrom zusammentrifft und mit ! demselben vereint einen Sprühregen bildet, den man durch einen gewöhnlichen Gartenschlauch mit einem ( Mundstück von 1/16 Zoll Oeffnung und 40 mm Länge an beliebige Stellen führen kann. Zur Zeit, wo der Aufsatz für unsere Quelle geschrieben wurde, waren | 14 Maschinen mit je zwei Spritzen und einer Be dienung von drei Mann auf dem Ausstellungsgrund thälig; die Leistung mit zwei Sprilzenmännern in 8 stündiger Schicht war durchschnittlich 13 qm, während die Leistung eines Anstreichers auf nur 0,7 qm an gegeben wird. Unter besonders günstigen Verhältnissen soll die Spritzmaschine es sogar auf rund 28 qm ge bracht haben. Der Farbenverbrauch stellt sich im Ver- hältnils von 20:21 für Hand- bezw. Maschinenanstrich. Bei dem billigen Preis der Farbe und der Kostspielig keit der Handarbeit fällt dieser kleine Mehrverbrauch an Farbe natürlich nicht in die Wagschale. Vorstehende Abbildung, welche wir .Engineering News“ entlehnen, zeigt uns die echt amerikanische Einrichtung in Betrieb. Schiffsbau in den Vereinigten Staaten. Drei von den fünf grofsen Dampfern, welche die .Cramp Shipbuilding Company“ in Philadelphia für die neue amerikanische transatlantische Linie zu bauen hat, sind bereits in Angriff genommen. 4 Dampfer werden nach dem Vorbild der .City of Paris“ gebaut, während das fünfte Schiff den neuen Cunard-Dampfern .Campania“ und „Lucania" hin sichtlich der Geschwindigkeit und Einrichtung ent sprechen wird. Die 4 ersten Dampfer, welche je rund 9200000 kosten werden, sind für 472 Reisende der ersten, 216 der zweiten und 500 der dritten Cabine be rechnet, Die Zeichnungen sind noch nicht ganz fertig gestellt, indessen sollen die Schiffe unter Berücksichtigung aller Neuerungen auf das bequemste eingerichtet werden. Von den erforderlichen 31 300 t Stahl sind 25000 t bei einigen Werken in Ost-Pennsylvanien bestellt. Der Durchschnittspreis beträgt 40 $ für die Tonne und soll derselbe niedriger sein, als wenn man den ganzen Bedarf zollfrei eingeführt härte. Die neue Linie, welche als einzige unter den vielen transatlantischen die amerikanische Flagge führt, tritt unter besseren Auspicien als die Co 11 i ns Li n e, eine bald zu Grunde gegangene amerikanische Vor gängerin aus den fünfziger Jahren, ins Leben, denn sie erfreut sich einer erheblichen staatlichen Unter stützung, welche durch die Post-Subventionsrcte ge setzlich begründet ist. Sie hat ferner den Vorzug, dafs sie mit den erprobten grofsen Dampfern „City of Paris“ und .City of New York* beginnen kann, welche der Staat im Kriegsfall als Kreuzer verwenden will. Als Landestelle für Grofsbritannien wird Southhampton bezeichnet, woselbst ein neues grofses Dock erbaut ist und mannigfache Verbesserungen angebracht sind. Technische Hochschulen. Der Besuch der technischen Hochschulen des Deutschen Reichs betrug nach dem .Centralblatt der Bauverwaltung“ im Winterhalbjahr 1892/93 insgesammt 5645 Studirende, gegen 4883 im Winterhalbjahr 1891/92; 761 Hospitanten, gegen 1029 im Vorjahre, und 271 Hörer, gegen 198 im Vorjahre. Die Vertheilung auf die einzelnen Hochschulen zeigt nachstehende Zu sammenstellung: 1892/93 1891/92 g • c E c A — s 2 i a ■ Aachen .... 230 14 244 210 12 222 Berlin 1987 81 49 2117 1756 86 44 1886 Braunschweig . 270 42 — 312 237 47 — 284 Darmstadt . . . 394 89 483 334 80 — 414 Dresden . . .’. 347 115 462 241 28 120 389 Hannover . . . 570 58 — 628 514 75 — 589 Karlsruhe . . . 669 36 46 751 586 39 34 659 München .... 762 221 162 1145 642 365 — 1007 Stuttgart .... 416 119 — 535 363 297 — 660 In der Presse wird bereits darauf aufmerksam gemacht, dafs sowohl in Preufsen als auch in den meisten anderen deutschen Staaten ein bedeutender Ueberflufs an Anwärtern für den höheren technischen Staatsdienst vorhanden ist — in der freien Thätigkeit hat sich unseres Wissens ein Ueberflufs an technisch gebildeten Kräften bisher nicht bemerkbar gemacht.