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März 1893. .STAHL UND EISEN.* Nr. 6. 245 Ueber die Rolle des Sauerstoffs im schmiedbaren Eisen. Von M. P. Gladky. Von den verschiedenen Beimengungen des Eisens nimmt Verfasser an, dafs die metallischen mit dem Eisen eine Legirung eingehen, die sich in der Grundmasse auflöst und somit ganz andern Einflufs auf die Eigenschaften des Eisens ausübt als die Metalloide. Diese gehen eine chemische Verbindung mit dem Eisen ein, lagern sich dann zwischen den Eisenmolecülen und sind so Ursache zu vielen andersgearteten Erscheinungen. Wenn Z. B. 0,08 % Schwefel vorhanden ist, so entspricht dies 0,22 % Schwefeleisen, und man ist da eher berechtigt, von dem Einflufs des Schwefeleisens als von dem des Schwefels zu reden. Es erscheint dies um so mehr gerechtfertigt, als ein Schlacken gehalt des Eisens von 0,22 % sich ebenso schäd lich erweist. Andererseits verursachen Kupfer, Chrom und Mangan, in demselben Verhältnifs dem Eisen beigebracht, nicht die charakteristische Veränderung wie Schwefel. Im Gegentheil wird z. B. die Schmiedbarkeit und Dehnbarkeit des Eisens durch Kupfer nicht beeinträchtigt, weil letzteres Metall diese Eigenschaften auch besitzt. So vermehren auch die harten Metalle Chrom und Mangan die Härte des Eisens. Von diesem Standpunkt aus ist man berechtigt, aus den Eigen schaften der Elemente auf ihren Einflufs auf das Eisen zu schliefsen. Nur erwächst hier die Schwierigkeit, dafs die Eigenschaften der Verbin dungen der Elemente mit dem Eisen nicht ge nügend bekannt sind. Aber soviel läfst sich von vornherein schliefsen, dafs die Elemente, die ähn liche Eigenschaften besitzen, auch in ähnlicher Weise die Eigenschaften des Eisens beeinflussen. So ist nachgewiesen worden, dafs Arsen gerade wie Phosphor Kaltbruch, und dafs Sauerstoff wie Schwefel Rothbruch erzeugt. Nichtsdestoweniger ist in den Laboratorien dem Sauerstoff nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. Im Stahlwerk । freilich sucht man den Sauerstoff in dem flüssigen Stahl durch verschiedene Zusätze zu entfernen. Nach Prof. Ledebur übersteigt der Gehalt des Flufseisens an Sauerstoff nie 0,25% =1,14% FeO, was hinreicht, um das Eisen rothbrüchig zu machen. Dieser Fehler ist aber bei Flufseisen seltener, tritt dagegen bei Schweifseisen häufiger auf und wird dann dem Schwefel, Kupfer u. s. w. zu geschrieben, obwohl mehr als 0,5 % Sauerstoff im Schweifseisen gefunden worden ist, was infolge der ungleichmäfsigen Vertheilung auch noch schädlicher wirkt. Prof. Ledebur fand ein Thomasflufseisen mit einem Gehalt von 0,24 % Sauerstoff, welches durchaus keinen Rothbruch zeigte, wogegen Schweifseisen mit weniger Sauer- | stof sich schlecht bearbeiten läfst. In dem Eisenwerke Taghil im Ural wird Luppeneisen nach Tunners Verfahren hergestellt. Das Eisen ist häufiger durch Schlacke verunreinigt, selbst unter günstigsten Arbeitsbedingungen zeigt es eine geringe Dehnbarkeit und Schmiedbarkeit und giebt viel Ausschufs. Nach dem dortigen Verfahren kommt das Luppeneisen, um ein gleich- mäfsiges Material zu erzielen, vier- bis fünfmal in den Ofen. In einem solchen Fall, wo der Roth bruch sehr ausgesprochen war, ergab die Analyse : G Si Mn S Cu r 0 - = FeO Bemerkungen 1 2 3 4 5 6 7 1, Bob Ausgeschmied. Luppen stab n r Kesselblech n Stab nach der 4. Hitze Stabeisen » Die Bestimmung des Sau 1, 3 und 4 in Feilspänen rspänen. Ein gutes, mittels Puddeh 0,16 0,06 0,06 0,09 0,10 0,20 0,06 erstoffs , bei f 1 herge 0,079 0,028 Spur 0,028 gesch , 6 un stelltes 0,05 0,03 0,02 0,10 ah bei d 7 in Eisen Spur 0,00 Spur 0,00 0,007 0,018 mit hält ; Aus 0,22 0,20 0,22 0,18 0,18 einem wenig sch'ufs. 0,01 0,057 0,04 Kohlei Sauers Z. B. 0,14 0,167 0,179 0,33 0,07 0,027 0,298 astoffge toff ZUl 0,63 0,75 0,81 1,51 0,31 0,12 1,34 halt v •ück ui Ausschufs wegen Warmbruch Fehlerfrei Ausschufs on 0,20 bis 0,25 % id giebt nur wenig C Si Mn S Gu P 0 = = FeO Bemerkungen 1 Puddelstab. Saldinsky . . 0,25 0,084 0,14 0,004 0,15 0,012 0,066 0,29 Gute Waare 2 Flacheisen. Lask . . . 0,23 — — — — — 0,052 0,23 3 Vierkanteisen. Saldinsky . Spur 0,09 0,07 0,00 0,16 0,039 0,101 0,45 Vorzügliche Waare Diese Analysen geben die Gewähr, dafs das Eisen beim Weiterverarbeiten keinen Rothbruch zeigen wird. Die Rolle des Sauerstoffs verdient deshalb viel mehr Beachtung, wenn es sich darum handelt, eine Waare von vorzüglicher Beschaffen heit herzustellen. Bis .jetzt hat man nur seine