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Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 20 Mark jährlich excl. Porto. Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Ileften. Insertionspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile bei Jahresinserat angemessener Rabatt. für das deutsche Eisenhüttenwesen. Redigirt von Ingenieur E. Schrödter, und Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Geschäftsführer der nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den technischen Theil für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Bagel in Düsseldorf. N 6. 15. März 1893. 13. Jahrgang. V .. Die Moldau-Thal briicke bei Cervena.* (Hierzu Tafel VII.) ie Moldau - Thalbrücke liegt in der im December 1889 eröffneten Staatsbahn strecke Tabor-Pisek-Racice, eines Glie des der böhmisch-mährischen Transver salbahn. In der Nähe des Dorfes Gervena über setzt sie das hier 300 m breite Moldauthal in einer Höhe von 67 m über der Thalsohle mit drei gleich grofsen Oeffnungen von je 80 m oberer Lichtweite. In jedem der beiden massiven Endpfeiler ist aufserdem noch eine kleine ge wölbte Oeffnung angelegt (Abb. 1 bis 4, Tafel VII). Die beiden, ebenfalls, massiven Mittelpfeiler, wie auch die Endpfeiler, sind aus lagerhaften Bruch steinen in Portland - Cementmörtel bochgeführt. Sie tragen die festen Lager des eisernen Ueber- baus, so dafs dessen Längenänderungen, hervor gerufen durch Aenderungen der Luftwärme, einen schiebenden Einflufs auf die Mittelpfeiler nicht ausüben können. Bei der Berechnung der Mittelpfeiler wurde ein Winddruck von 170 kg auf 1 qm bei be lasteter Brücke und ein solcher von 270 kg bei unbelasteter Brücke angesetzt. Ueberdies zog man dabei noch die Bremswirkung eines 400 t | schweren Güterzugs, als wagerechte Kraft in j Schienenhöhe angreifend, in Betracht. Die Be- | rechnung des eisernen Ueberbaus erfolgte nach der österreichischen Brücken-Verordnung vom Jahre 1887.** Der eiserne Ueberbau ist nach dem Aus leger-System angeordnet derart, dafs der 33,76 m * Nach den ausführlichen Mittheilungen von Oskar Meltzer, Oberingenieur der k. k. österr. Staatsbahnen. „Allgem. Bauz.*, Heft 9 bis 12, 1892. ** Diese ist neuerdings abgeändert worden (s. S. 238). | weit gespannte Mittelträger der Mittelöffnung auf den 25,32 m weit in letztere vorkragenden Aus legern des Ueberbaus der beiden Seitenöffnungen gelagert ist. Die Stützweite der Seitenöffnungen beträgt 84,4 m und ebensoviel mifst die Länge der beiden Ausleger (2.25,32) und des Mittel pfeilers (33,76) zusammen. Der Ueberbau gewährt das Ansehen eines durchgehenden Parallelträgers von 254 in Länge. Die Trägerhöhe (zwischen den Gurtschwerpunkten) ist durchweg 9,5 m, die Entfernung der beiden Trägerwände beträgt 5,04 m und die Maschen weite des einfach gekreuzten Fachwerks mifst 8.44 m. Die grofse Maschenweite liefs die Ein schaltung eines (durch einen Ständer vom Maschen kreuz unterstützten) Querträgers in der Mitte jedes Feldes vortheilhaft erscheinen. Die Gelenke, mit deren Hülfe der Mittel träger auf den Auslegern ruht, sind derart aus gebildet , dafs die vom Mittelträger herrührende Belastung centrisch auf die Ausleger übertragen wird, ein besonderes Merkmal dieser Anordnung, wodurch sie sich von anderen ähnlichen Con- structionen vortheilhaft unterscheidet. Die Ge lenke liegen in der neutralen Achse der Ausleger, und der Querschnitt des Ausleger-Endständers ist kastenförmig angeordnet, während der Quer schnitt des Mittelträger - Endständers Kreuzform erhalten hat, so dafs der letztere Ständer von dem ersteren vollständig eingeschlossen wird. Wegen weiterer Einzelheiten der Gelenke und der übrigen Construction müssen wir auf die angegebene Quelle verweisen. Das Material des Ueberbaues ist basi sches Martinflufseisen, ein Metall, das seit VI.13 1