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Januar 1893. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 1. 45 Bücherschau. Ein wunderlicher Titel für unsern deutschen Geschmack: wie kann inan nur über den Verkauf von „Hardware“ ein Buch schreiben, und noch dazu ein solches von bald 10 Bogen Stärke. Aber Mallett hat es fertig gebracht und zwar in ebenso origineller wie gediegener Weise. Es ist, als ob ein alter Onkel neben uns stände und uns von seinen Erlebnissen erzählte, uns die Erfahrungen einzuprägen sich be mühte, die er auf langem Lebenswege in harter Arbeit so reichlich gemacht hat. Und da man es nicht für möglich halten sollte, über das genannte Thema einen solchen Ideenreichthum zu entwickeln, so sei es ge stattet, auf den Inhalt etwas näher einzugehen. Zunächst: Was ist „Hardware“ ? — Der Verfasser macht es uns schon durch die Ueberschrift klar: all die Buchstaben sind — mancher rnag es leicht über sehen — zusammengesetzt aus lauter „Hardware“. Wer sich weiter informiren will, der findet im zweiten Kapitel eine weitere Erklärung: Ein Bischen vom Allerlei unter der Sonne, Vom Fischhaken bis zur Gattling-Kanone, und hinterher ein unendliches Verzeichnifs dessen, was man in einem Eisenwaarenladen kaufen kann. Und von diesem Verzeichnifs sagt der bescheidene Verfasser noch, dafs es durchaus unvollständig sei. Was wird aber auch heute Alles aus Eisen ge macht. Mit welchen Augen würde heute eine nach Bellami auferstandener Zeitgenosse der Eisenzeit den Inhalt eines Eisenwaarenladens ansehen und wie un endlich sind die mit unserer Intelligenz gewachsenen Bedürfnisse gegenüber denen des Eisenmannes der alten Zeit. Wie ernst der Verfasser seine Aufgabe nimmt, geht schon aus den ersten Worten hervor; zunächst geh’ in dich und beantworte dir folgende Fragen: „Bin ich genügend mit den Details bekannt, um einen Erfolg erwarten zu dürfen?“ — „Habe ich Lust, einen Laden zu halten?“ — „Habe ich genug Kapital?“ — „Bin ich bereit, als selbständiger Kaufmann härter zu arbeiten als ich als Handlungsdiener gearbeitet habe?“ — Das mindeste zu dem in Rede stehenden Unter nehmen erforderliche Kapital giebt Mallett zu 5000 $ an und ertheilt dann klare und werthvolle Winke, l wie dasselbe zu vertheilen sei. Weitere Kapitel, welche säinmtlich mit einem passenden Sinnspruch beginnen und schliefsen, führen die Bezeichnung: Hinter dem Pult, — General unkosten, — Werth des Inserirens, — Ein nahme und Ausgabe, — Das Schaufenster, — Das Weihnachtsgeschäft u. s. w. Dann sind verschiedene instructive Geschichtchen eingeflochten, welche die positiven und negativen Erfolge von Ge schäftsleuten vor Augen führen: „John Jones jr.“; „Der kluge Kaufmann“; „Die G es ch i c h t e von dem thörichten Kaufmann“ u. s. w. Dem Werth des Inserirens widmet der Autor, wie es bei einem Amerikaner erwartet werden kann, mehrere Kapitel, wie auch in dem Kapitel „Der Magnet“ der Anlockung der Kundschaft auf indirectem Wege, und zwar Alles in ernst-humorvoller Weise. Auch das Verhalten gegen die Concurrenz und das persön liche Benehmen gegenüber dem Publikum findet ernste Beachtung. Den Schlufs bilden einige recht beherzigenswerthe Worte über die Baarzahlung, i die Preislisten, die Lad e n bi bli ot h ek und einVerzeichnifs von hierfür geeigneten Büchern. I Natürlich fehlt auch nicht ein Inseraten-Anhang, in welchem wir den Verfasser als einen productiven Schriftsteller und als den Verkäufer einer Reihe kaufmännischer Bücher wiederfinden, sowie gleich zeitig eine hübsche Illustration zu dem Kapitel „Der Magnet“. — Es giebt eine ganze Reihe von Theore tikern, welche sich darauf ertappen lassen, dafs sie ihre eigenen Theorieen nicht anwenden, wie bei B. Damen, welche über Volksbeglückung öffentlich reden und ihr eigenes Heim, selbst wenn mit Kindern gesegnet, nicht in Ordnung halten. D. T. Mallett ge hört nicht zu diesen. Er empfiehlt u. a. ein „Book of Ideas for Advertisers“ mit folgenden fett und ge sperrt gedruckten Sätzen : Ich habe ein Buch geschrieben. Ich schrieb es für emsige Männer. Ich schrieb es für Kaufleute. Ich meine Geschäftsleute mit offenem Blick. Ich weifs, es wird Ihnen helfen. Ich möchte ein Exemplar an Sie verkaufen. Ich verkaufe es für einen Dollar. Ich zahle das Porto. Diese Ankündigung hat nun doch eigentlich mit hübschen Mädchen nichts zu thun. Trotzdem steht dabei als „Magnet“ und treu dem Inhalt des dies bezüglichen Kapitels entsprechend ein allerliebstes Conterfei. Das Buch ist durch und durch originell, ebenso amüsant zu lesen als im Ernste werthvoll für den angehenden und auch manchen älteren Kleineisen händler, und wenn ich etwas an demselben bedaure, so ist es die Art des Einbandes — Heften durch Klammern —, diese erschwert das Lesen ungemein, falls man nicht, wie beim Stehauf, seine Aufgabe in einem Zug durchführen will und kann. Dies wider spricht aber wieder der Tendenz des Buches, welches als ein wohlgemeinter Rathgeber wohl wiederholt gelesen werden kann. Die E!el.tricität, ihre Erzeugung und Anwendung in Industrie und Gewerbe. Allgemein ver ständlich dargestellt von Arthur Wilke, Ingenieur für Elektrotechnik. Mit 11 Tafeln und 775 Textillustrationen. Leipzig bei Otto Spamer. Preis: geheftet 8 16, in Pracht band 9,50 •46. Der Verlag von Otto Spamer zeichnet sich durch seine mit geschickter Hand ausgewählten populären Bücher schon lange aus. Das „Buch der Erfindungen“ kann auf ein 25jähriges Jubiläum und zahlreiche Auf lagen mit Stolz zurückblicken, zahlreiche andere Werke desselben Verlags können sich eines gleichen Erfolgs