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„STAHL UND EISEN.“ Februar 1893. An die Redaction von „Stahl und Eisen“ Düsseldorf. Hr. Stead hat es eilig gehabt, seinen in Nr. 2 beleuchteten Irrthümern geschwind noch den einen und anderen hinzuzufügen, so eilig, I dafs er den Inhalt meiner kurzen Abhandlung I nicht überall richtig aufgefafst hat. Ich bemerke vorweg, dafs ich dem verehrten Freunde Stead darin beipflichte, dafs es dem Eisen- und Stahlfabricanten gleichgültig sein kann, ob die Theorie richtig ist, wenn ein Verfahren guten Erfolg hat. Wir sind auch praktisch genug, uns | das Verfahren dann rechtzeitig in der Ausführung i anzusehen, wenn es von der Bedeutung ist, wie ' das von Thomas & Gilchrist. Meine Abhandlung hat aber den Zweck, einem j Verfahren, in welchem ich bis dahin ein brauch- | bares nicht erkenne, das wissenschaftliche, theo- | retische Mäntelchen abzustreifen, welches Freund Stead ihm umgehängt hat. Wenn er sagt, er habe | keine bestimmte Theorie verfochten, so ist das | irrig: denn er hat sich bemüht, den Nachweis zu i führen, und er glaubte offenbar, ihn geführt zu haben, dafs Kalk in hoher Temperatur ohne Mitwirkung eines dritten reducirenden Körpers Schwefeleisen in Schwefelcalcium umsetze. Der Schlufs seiner Beweisführung an seinem Versuche : — Sulphide of Iron and Lime heated together — lautet recht positiv: „These experiments prove conclusively, that at both a high temperature and at one comparatively low, if sufficient lime is present it will exist in combination with the sulphur, and that all the iron must exist in combination with oxygen.“ (Nach:,The Ironmonger", Nr. 984, Seite 633.) Ich habe diese Beweisführung, durch welche auch das Gegentheil der Behauptung und deshalb nichts bewiesen wird, nur einen auffallenden Irrthum in Berücksichtigung des Umstands, dafs Einem was Menschliches leicht zustofsen kann, genannt; aber den Mifsgriff, durch Hereinziehen des dritten, reducirenden Körpers (Wasserstoff) zu beweisen, dafs die behauptete Reaetion. nämlich Bildung von Schwefelcalcium, ohne die Mitwirkung eines dritten reducirenden Körpers vor sich ge gangen sei, scheint Hr. Stead noch nicht ein gesehen zu haben, und dafs er zu der Möglichkeit greift, FeO könne in Wasserstoff-Atmosphäre bei schwacher Rothgluth entstanden sein, macht seinen Irrthum doch .sehr auffallend“, um so mehr, als er andererseits einräumt, dafs bei seiner Beweis führung durch Reduction mit Wasserstoff der Vorgang statthaben kann: Fe S 4- Ca 0 + Ha =Fe+ Ca S 4- Ha O und damit die Hinfälligkeit seiner Beweisführung selbst ausspricht. Recht betrübt hat es mich, dafs meine Beweis schlüsse : .Wäre das Schwefeleisen in kalkbasischer „Schmelzung übergegangen in Schwefelcalcium, „so wäre in solchem der Schwefel in flüssigem .Eisen unlöslich geworden“, mit gegebenem beweisenden V ersuch mifsverstanden wurden, und der Finken ersehe Versuch nach wie vor angezweifelt wird. Bezüglich des letzteren mufs ich anheimgeben, Wedding zu controliren durch Nachschlagen in: „Mittheilungen aus den königlichen technischen Versuchsanstalten zu Berlin“ 1883, S. 28 u. f. Ich habe aber zu bemerken, dafs auch in englischer Uebersetzung Wedding sagt: „The fact, that iron and calcium sulphate „at a red heat transpose into oxide of iron, lime .and sulphide of iron u. s. w.“ und ich kann Hrn. Stead nur dringend empfehlen, durch einen einfachen Versuch, wie ich ihn an geführt habe, sich zu überzeugen, dafs Gips durch flüssiges Eisen in Sch wefel eisen u. s. w. um gesetzt wird. Diesen Versuch übergeht Hr. Stead, ich nehme nicht an, aus Absicht, weil er beweist, dafs Schwefel eisen neben Kalk ent- und be steht. Der diesseitige Versuch, welcher beweist, dafs Schwefeleisen in kalkbasischer Schmelzung nicht in Schwefelcalcium übergegangen sein kann, weil flüssiges Eisen wieder das Schwefeleisen auf löst, wird, wie bemerkt, von Hrn. Stead leider nicht verstanden, denn er sagt belehrend: .Dafs eine Mischung (!) von 50 % Schwefel- «eisen und 50 % Kalk, wenn solche mit flüssigem .Eisen in Contact kommt, etwas von seinem .Schwefel an das Eisen abgiebt. Dieser Vorgang .wird fortwährend im Martin-Ofen und Bessemer- .Converter bestätigt, da es bekannt ist, dafs, .wenn die Oxyde, welche im Martinofen und der .Kalk im Converter Sulphide enthalten, der .Schwefel vom Eisen absorbirt wird. Wenn .jedoch CaCh und CaO im Ueberschufs vor- „handen sind, so wird der Schwefel in der .Schlacke zurückgehalten. Da haben wir so viel Irrthümer wie Sätze, i Zunächst stofsen wir auf den Irrthum, dafs eine Schmelzung von Schwefeleisen und Kalk, die seiner Behauptung nach in Schwefelcalcium und Eisenoxydul übergegangen sein soll, aus der aber, wie wir nachgewiesen, flüssiges Eisen wieder sehr gierig Schwefel, nämlich etwa 30% des überhaupt vorhandenen, als Schwefeleisen wieder aufgelöst hat. .eine Mischung von FeS und CaO“ genannt wird, die .etwas Schwefel“ an flüssiges Eisen abgiebt. Der Vorgang im ange führten Versuch ist das Gegentheil von Saniters Procefs, und daraufhin bitte ich, ihn sorgfältig zu prüfen. Es ist irrig, dafs dieser Vorgang fortwährend im Martin-Ofen und Bessemer-Converter bestätigt wird. Vonden Sulphiden ist nur das Eisensulphid ein solches, welches in flüssigem Eisen löslich ist, und da nach der Behauptung meines verehrten