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Leistungsfähigkeit des deutschen Schiffsbaues und der deutschen Stahlindustrie zu gewinnen, andererseits werden aber auch unsere Schiffsrheder der Pflicht, die nationale Arbeit zu schützen, mehr als bisher eingedenk sein müssen. Die Monitors der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Die im „New York Herald“ mitgetheilten Ergebnisse der Probefahrten des Monitors „Miantonomoh" sind insofern bemerkenswerth, als sie die in den anderen Marinen ziemlich einstimmig herrschende ungünstige Meinung über diesen Schiffstyp bestätigen. Der Mianto- nomoh gehört zu jener eigenthümlichen Schiffsklasse, welche während des Bürgerkriegs aus dem nach Erics sons Plänen Anfang 1862 in 100 Tagen erbauten Thurmschiff „Monitor“ hervorging. Der Erfolg des letzteren im Kampfe mit Merrimac am 9. März 1862 auf der Rhede von Hampton war Veranlassung, dafs während des Bürgerkriegs etwa 60 solcher Schiffe gebaut wurden, die nach jenem den Gattungsnamen „Monitors“ erhielten. Das Charakteristische dieser Schiffe war ein Freibord von nur 50 bis 80 cm Höhe, der ganz umlaufende Panzergürtel reichte vom Ober deck bis etwa 1 m unter Wasser. Alle Takelage fehlte; aus dem flachen Oberdeck ragten aufser den Schloten und Luken mit ihren Schachtaufbauten nur die gepanzerten Geschützthürme — „Monitor“ hatte nur einen Thurm — hervor. Auf die geringe Bord höhe wurde ein ganz besonderer Werth gelegt, um der feindlichen Artillerie ein möglichst kleines und seiner geringen Erhebung über Wasser wegen schwer treffbares Ziel zu bieten. Damit hatte man aber auch alle die Eigenschaften geopfert, die für die Verwendung dieser Schiffe auf hoher See nothwendig sind. Im allgemeinen ist der Miantonomoh eine Nach ahmung des während der Wirren des Bürgerkriegs aus Holz erbauten Zweithurmmonitors gleichen Namens, der im Sommer 1866 eine Reclamefahrt nach den europäischen Kriegsbäfen in Begleitung zweier see tüchtigen Schiffe ausführte, die damals viel von sich reden machte. Beim Besuch des Kieler Hafens hatte er am 3. October 1866 eine Wettfahrt mit dem kürz lich aus der Schiffsliste gestrichenen Panzerfahrzeug „Arminius“, von dem er glänzend geschlagen wurde. In Frankreich erreichten die Amerikaner ihren Zweck; denn in Anlafs des bei der Luxemburger Frage drohen den Gonflicts mit Deutschland wurde der Miantonomoh von der französischen Marine angekauft. Er war mit 4 glatten 15 zölligen Rodmankanonen armirt. Sowohl sein Seiten- wie Thurmpanzer war nach damaligem amerikanischen Gebrauch aus einzölligen Walzeisen platten hergestellt, von denen eine der beabsichtigten Panzerdicke entsprechende Anzahl übereinander gelegt wurde. Solche „Lamellenpanzer“ widerstanden an geblich den Rundkugeln der damals in Amerika aus- schliefslich an Bord gebräuchlichen glatten Kanonen besser als massive Platten von gleicher Dicke, weil diese von den Kugeln zwar nicht durchschlagen, aber leichter zertrümmert und von der Schiffswand in Stücken abgesprengt wurden. Man war damals allgemein der Ansicht, dafs die Monitors bei der Küstenvertheidigung gute Dienste leisten würden, und waren deshalb auch in den Flotten gründungsplan von 1873 für die deutsche Marine zur Vertheidigung der Jade-, Weser- und Elbmündung 7 Monitors aufgenommen. Der Bau derselben unter blieb u. a. auch aus dem Grunde, weil die geringen Seeeigenschaften dieser Schiffe ihre offensive Ver wendung fast gänzlich ausschliefsen und weil die An sicht in der deutschen Marine immer mehr Geltung gewann, dafs die Küstenvertheidigung eines gewissen offensiven Charakters nicht entbehren dürfe. Man baute statt der Monitors die Panzerkanonenboote der sogen. Insectenklasse (Wespe u. s. w.) und neuerdings die Panzerfahrzeuge der „Siegfrid"klasse, in welchen der offensive Charakter der Küstenvertheidigung durch die Flotte allerdings einen so energischen Ausdruck findet, dafs hierneben die Monitors gar nicht mehr in Frage kommen können. Der Miantonomoh wurde bereits im Jahre 1874 auf der Werft von Roach & Sons am Delaware River auf Stapel gelegt, aber erst nach vollständigem Um- und Ausbau 1891 zu Wasser gelassen. Er ist 76,2 m lang, 16,91 m breit, hat 4,31 m mittleren Tiefgang, 3876 t Deplacement und zwei schräg angeordnete Compoundmaschinen, deren jede eine Schraube treibt. Die Maschinen entwickeln 1030 HP, welche dem Schiff 10,5 Knoten Geschwindigkeit geben. Bei voller Aus rüstung wird der Tiefgang 5,92 m und die Freibord höhe, dann nur 0,92 m, die Feuerhöhe der Thurm geschütze 1,5 m über Wasser betragen. Der 1,823 m hohe ganz umlaufende Panzergürtel reicht bis zum Oberdeck und hat von hier bis 0,45 m unter der Con- structionswasserlinie 178 mm Dicke; darunter besteht er aus zwei übereinanderliegenden Platten von 76 und 51 mm Dicke. Das flache Oberdeck besteht aus zwei 22 mm dicken Blechen, auf welchen 102 mm Föhren planken liegen. Die beiden Panzerthürme von 7,32 m äufserem Durchmesser werden vom Zwischendeck getragen (bei den älteren Monitors stand der Thurm auf dem Oberdeck) und ruht auf 20 geschmiedeten Stahlrollen von 356 mm Durchmesser und 254 mm Breite. Acht horizontale Führungsrollen verhindern seitliche Verschiebungen. Der 292 mm dicke Thurm panzer liegt auf einer 254 mm dicken Holzhinterlage mit einer Innenhaut von zwei 12,7 mm dicken Stahl blechen. Die Geschützthürme ragen 1,823 m über das Deck hinaus und tragen auf ihrer Decke einen sich 0,61 m über dieselbe erhebenden Commando- thurm von 2,44 m äufserem Durchmesser. Ihr Panzer , ist 229 mm dick. Ein gleich starker Glacispanzer liegt vor den Thürmen auf dem Oberdeck zum Schutz gegen das eigene Geschützfeuer. Von Thurm zu Thurm, jedoch höher als dieselben, führt ein brückenartiges Sturmdeck, welches Schornstein, Gefechtsmast und Commandothurm umschliefst. Jeder Thurm ist mit zwei 25,4-cm-Hinterladungskanonen in hydraulischen Laffeten armirt. Merkwürdig ist deren verschiedene Rohrlänge, die eine Kanone ist 32, die zweite 34 und die beiden letzten sind 36 Kaliber (9,14 m) lang. Das Gewicht jedes Rohres beträgt 28600, des Geschosses 227 kg. Wie die Höhenrichtung, so wird auch die Seitenrichlung der Geschütze, letztere durch Drehen der Thürme, mittels hydraulischer Maschinen bewirkt. Für letzteren Zweck ist der Thurmfufs mit einem doppelten Zahnradkranz versehen. Die Thürme sollen nach dem Schufs rasch gedreht werden, um dem Feinde die Geschützscharten zu entziehen. Die Fuge zwischen Thurmwand und Deck wird in der üblichen Weise durch Lederklappen mit Metallbelag geschlossen. Das Schiff ist ohne Takelage und hat nur einen Gefechts mast mit einer Gefechtsmars, welche mit Schnellfeuer kanonen armirt ist, für welche der Munitionsaufzug sich im Innern des Mastes befindet. Das Schiff ist aus Eisen gebaut und besitzt einen doppelten Boden. Der Zwischenraum zwischen Innen- und Aufsenboden beträgt 711 mm. Zur Erprobung seiner Seefähigkeit hat der Mian tonomoh kürzlich in der Ghesapeake-Bay von Anna polis aus gekreuzt. Schon bei schwachem Seegange schlugen die Wellen über Deck, so dafs alle mit Schachtaufbau versehenen Luken geschlossen werden mufsten, um das Wasser vom Innern abzuhalten. Ebenso mufsten die Geschützmündungen, wie die Fugen zwischen Geschütz und Schartenwand und zwischen Thurm und Deck geschlossen und kalfatert werden. Dabei rollte das Schiff bei keineswegs bedeutender