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118 Nr. 3. STAHL UND EISEN.“ Februar 1893. beziehen und auf solche Fälle hinweisen, wo durch Anwendung der elektrische« Uebertragung thatsächliche Ersparungen im Betriebe ermöglicht ! werden. Neuerdings, wo man anfängt, der Einführung der Elektromotoren in die verschiedenen Zweige j der Technik gröfsere Aufmerksamkeit zuzuwenden, weil die Ausgestaltung der Dynamomaschinen selbst im wesentlichen vollendet ist, sind die bisherigen Transmissionen, welche mit ihren Unvollkommenheiten bisher als nothwendiges Uebel hingenommen wurden, etwas schärfer auf ihre Untugenden hin beobachtet worden. Da hat man denn gefunden, dafs die Wellen, Lager, Riemen, Leerscheiben u. s. f., welche durch die von ihnen verursachten Gebäudeerschütterungen, Unterhaltungskosten und Gefahren für die Arbeiter von jeher lästig waren, durch eine richtig angelegte elektrische Uebertragung zum grofsen Theil ver mieden werden können. Dies allein würde aber für die Praxis kaum ausschlaggebend sein, wenn sich nicht herausgestellt hätte, dafs jene lästigen Gesellen auch von der ihnen zur Uebermittlung anvertrauten Energie mehr verzehren, als man bisher gemeiniglich angenommen hat. Trotz der zweimaligen Umsetzung beim elektrischen Betrieb, nämlich von der mechanische Energie spendenden Centralmaschine in elektrische von Seiten des Generators oder der Primärmaschine und wiederum zurück von der elektrischen in mechanische von Seiten des am Verbrauchsort befindlichen Motors zuzüglich der unvermeidlichen, wenn auch ge ringen Leitungsverluste, gewährt derselbe in vielen Fällen immer noch einen beträchtlich höheren Wirkungsgrad der Umsetzung als die andernfalls nöthige Wellen- und Riemenübertragung. Hierbei wird man im wesentlichen wieder zweierlei Fälle der Uebertragung unterscheiden können, nämlich solche, in denen es sich um einen stark intermittirenden Betrieb handelt, wo also vielleicht die Arbeitspausen die Zeit der wirklichen Ausnutzung überwiegen, und solche, in denen der Betrieb verhältnifsmäfsig wenig unterbrochen ist. Im ersteren Falle wird die elektrische Uebertragung auch dann noch im Vortheil sein, wenn ihr Wirkungsgrad der Ueber tragung nicht gröfser oder auch wenig geringer ist als derjenige der mechanischen Uebertragung, weil der durch den elektrischen Betrieb ersetzte Theil der Transmission während der Arbeitspausen keine Arbeit verbraucht, was bei der mechanischen Uebertragung bei dauernd laufender Haupttrans mission nebst dazu gehörigem Riemenbetrieb der Leerscheiben keineswegs der Fall ist, wie sich unten zeigen wird. Im zweiten Falle wird hin gegen nur der Wirkungsgrad beider Uebertragungen für die Oekonomie mafsgebend sein. Der Grund, weshalb früher keine eingehen deren Untersuchungen über den Wirkungsgrad der kraftfressenden mechanischen Transmissionen angestellt wurden, ist neben ihrer früheren Uner- läfslichkeit wohl auch darin zu suchen, dafs man kein so geeignetes Mefsinstrument des Arbeits verbrauchs besafs, wie es jetzt der Gleichstrom elektromotor darbietet. Letzteres ist nebenbei so bequem, dafs sich die Beobachtungen mit Leichtigkeit ausführen lassen. Ist nämlich der Wirkungsgrad des Elektromotors in dem vor liegenden Belastungsgebiet bekannt, so braucht man nur die zu untersuchenden, arbeitverbrauchen den Theile des Betriebes nacheinander zu- oder abzuschalten und die dazugehörige, vom treiben den Elektromotor verbrauchte Spannung und Stromstärke zu messen. Ihr Product giebt den in den Motor hineingeladenen elektrischen Effect in Voltampere oder Watt und bei Division durch 736 in Pferdestärken. Die Multiplication mit dem Wirkungsgrade des Motors, der in der Regel schon von der Fabrik her bekannt ist und sich bei nicht zu kleinen Maschinen innerhalb weiter Grenzen nur um wenige Procente ändert, liefert den vom Motor abgegebenen Effect in Pferdestärken. Für die einzelnen Theile der Trans mission sind übrigens schon die Differenzen der Ablesungen hinreichend, so dafs für angenäherte Messungen die Kenntnifs des Wirkungsgrades gar nicht einmal nöthig ist, wenn man ihn in diesen Grenzen als nahezu constant annimmt. Was die Messung der elektrischen Gröfsen anlangt, so ist dieselbe auch ohne wissenschaftliche Apparate weit leichter als die der mechanischen Gröfsen, wie sie bei Bremsungen vorliegen, zumal schon bei guten technischen Instrumenten, welche sich fast in jeder elektrischen Anlage finden, die Ab lesung auf etwa 1 bis 2 % genau angenommen werden kann. (Fortsetzung folgt.)