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Februar 1893. »STAHL UND EISEN.* Nr. 3. 111 entsprechen den jetzigen Tagespreisen oder sind eher etwas zu hoch gehalten; wir glauben des halb die mitgetheilten Selbstkostenberechnungen wenigstens als annähernd richtig ansehen zu können. Tordeur will ferner aus sehr zuverlässiger Quelle wissen, dafs die Walzkosten, mit Zuhülfe- nähme von Gjersschen Durchweichungsgruben und Reversirmaschinen, etwa 10,40 •6 für die Tonne betragen sollen, vorausgesetzt, dafs das Gewicht der gewalzten Stäbe nicht unter 15 bis 20 kg a. d. Ifd. Meter beträgt. In Düddingen und Longwy dürften jedoch die Walzkosten, wegen höherer Arbeitslöhne u. s. w., wohl etwa 1,60 •6 mehr, also 12 •46, betragen, die Selbstkosten pr. 1000 kg fertiger Langbalken würden dem nach betragen: In Charleroi 68,54 K , Lüttich 66,34 „ „ 62,82 " , Longwy 66,23 , Bei den Roheisen-, Kohlen- und Kokspreisen im März 189 2 waren die entsprechenden Ver kaufspreise pr. Tonne Langbalken: In Charleroi 74,00—74,80 . , Lüttich 71,60-72,40 „ , Düdelingen .... 68,40 » „ Longwy 71,60 » Dies entspricht durchschnittlich einem Gewinn von etwa 5,62 •46 auf die Tonne. Noch sei zu bemerken, dafs die angesetzten niedrigen Roheisenpreise nur dann einzuhalten sein werden, wenn über genügende Mengen von Puddelschlacken zur Verhüttung im Hochofen verfügt werden kann. Verschwindet der heute noch in Belgien sehr entwickelte Puddelprocefs zum gröfsten Theil, wie dies nach Inbetriebsetzung der neuen Thomas werke ja nicht ausbleiben kann, und sind die bestehenden Schlackenhalden erschöpft, was bei der steigenden Nachfrage nicht lange auf sich warten lassen kann, so werden die belgischen Werke Erze zu höheren Preisen verhütten müssen und der deutschen Stahlindustrie nur so lange die Spitze bieten können, als diesen das Roh material durch zu hohe Frachten vertheuert wird. Zum Schlufs geben wir noch eine Zusammen stellung der Productionsfähigkeit sämmtlicher belgischen Stahlwerke.* 2795 t Stahlwerke Stahlproduction in 24 Stunden Thomas stahl t Bessemer stahl t Siemens- Martinstahl t Soc. Cockerill, Seraing 400 ’ 125 (4 Oefen a 1? t) Angleur 200 200 60 (2 Offen i 12 t) Sclessin X 400 — — Ougre 200 X60 (2 Oefen a 121) La Louvire (Boel). . — 150 — Thy-le-Chäteau . . . — 200 — Couillet X 400 Providence . ... . X 400 Summa . . 1400 1150 245 Bei 300 Arbeitstagen würde demnach die jährliche Production 838 500 t betragen. Die mit X bezeichneten Zahlen bedeuten die voraussichtliche Production der in Bau begriffenen Werke, welche, wenigstens theilweise, schon im nächsten Frühjahr in Betrieb kommen sollen. Dem Vernehmen nach, beabsichtigt ferner die Gesellschaft zu Thy-le-Ghäteau, das dort bestehende Bessemerwerk aufzugeben und statt dessen ein Thomaswerk mit grofser Productionsfähigkeit anzulegen. Rechnet man letzteres Werk hinzu, so wird die Gesammt-Production der belgischen Werke bei nur etwas angestrengtem Betriebe wohl 1 Million Tonnen im Jahr erreichen können. J. B. * Diese Zahlen, welche uns von sehr zuverlässiger Quelle mitgetheilt wurden, bedeuten nicht die höchste Production, welche die belgischen Werke überhaupt erreichen können, sondern nur die Production, welche man bei regelmäfsigem, nicht angestrengtem Betriebe zu erwarten hat. Eine Neuerung in der Verwendung des Eisens bei Hochbauten. Tafel IV.) (Hierzu In Nummer 17 dieser Zeitschrift vom 1. Sep tember 1892 ist in dem Artikel .Verwendung des Eisens bei Wohnhäusern“ in interessanter Weise auf die Mannigfaltigkeit der Eisenconstruction bei Hochbauten bezw. Wohnhausbauten hinge wiesen. Es sei uns gestattet, an dieser Stelle noch Einiges über weitere Verwendung des Eisens im Bauwesen, im besonderen eine von uns ein- । geführte Neuerung nachzutragen. Ein Rückblick auf die Geschichte der Eisenindustrie zeigt uns, dafs auch dem Eisen gerade wie jedem andern neuauftretenden Baustoff der Einführungskampf nicht erspart blieb, dafs jedoch nach einigen Ausführungen eine rasche und allgemeine Ein führung stattfand, namentlich dadurch, dafs die Eisenhüttenleute stets um Verbesserung in Dar-