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Februar 1893. .STAHL UND EISEN.“ Nr. 3. 109 Mitte zunehmen. Um dies festzustellen, wurde ein Block in der Mitte durchgeschnitten, an den in Fig. 6 mit 1, 2 u. s. w. bezeichneten Stellen 12 Löcher gebohrt und der Phosphorgehalt an jedem Punkt bestimmt. Das Resultat war folgendes: 10 = 0,063 7 = 0,065 4= 0,051 1 = 0,041 11 = 0,062 8 = 0,064 5 = 0,049 2 = 0,044 12 = 0,060 9 = 0,060 6 = 0,047 3 = 0,046 Es folgt hieraus, dafs die für die chemische Untersuchung sowie für die Zerreifsversuche be stimmten Probestücke aus der Mitte des Blocks zu entnehmen sind. Erzeugungskosten des Thomasstahls. Bei der bedeutenden Ausdehnung, welche die Erzeugung von basischem Stahl demnächst in Belgien einzunehmen scheint, dürften nähere Angaben über die dor tigen Selbstkosten für unsere Leser von In teresse sein. Die augen blicklich in Bau be griffenen 3 Thomas werke zu Sclessin (An- gleur), Couillet und Providence, welche für hohe Production aus gerüstet sein sollen, kommen dem Ver nehmen nach gegen nächstes Frühjahr in Betrieb. Es ist aufser- dem zu erwarten, dafs noch andere belgische L 400 ; Werke, welche bisher Fig. 6. nur gepuddeltes Eisen erzeugten, diese Fabri- cation nach und nach aufgeben und sich für den Thomasbetrieb einrichten werden, so dafs Belgien nach dem Erlöschen der Thomaspatente * oder vielleicht schon eher eine ganz ansehnliche Menge von Thomasflufseisen auf den Markt zu bringen imstande sein wird. Andererseits ist nicht zu verkennen, dafs wenigstens ein ziemlich grofser Theil dieses Materials nur den Ausfall an ge- puddeltem Eisen ersetzen wird; immerhin ist vorauszusehen, dafs die Entstehung so vieler neuer Werke mit grofser Productionsfähigkeit eine Ueberproduction herbeiführen wird, mit welcher die deutschen Werke in erheblichem Mafse zu rechnen haben werden, zumal die Kohlen- und Kokspreise augenblicklich in Belgien nicht höher sind als bei uns, die Arbeitslöhne dagegen dort um 15 bis 20 % niedriger sind 350 ; 1 1 o 10 o 11 o 12 1 1 o o o - 800- 7 8 9 1 1 o o o 1 1 4 5 6 1 1 0 o o 1 1 2 3 * Die Thomasschen Patente erlöschen in Deutsch land am 15. April 1894, in Belgien im Januar laufenden Jahres. III.13 als hier. Das Thomasroheisen ist auch aus diesen Gründen in Belgien sehr billig zu haben bezw. herzustellen, so dafs sowohl rohe Thomas blöcke wie fertige Fabricate dort verhältnifsmäfsig niedrige Gestehungskosten aufweisen müssen,* Palgen giebt die Selbstkosten der Thomas blöcke für Belgien wie folgt an: Pro Tonne 1. Rohmaterialien. 1161 kg Thomasroheisen zu 36 I f. d Tonne Stahlabfälle 5,3 kg Ferromangan zu 189,70 M f. d. Tonne 2. Materialienverbrauch und Löhne. 190 kg Kalk zu M 1,04 % ..... Koks für Cupolöfen, Birnen, Pfannen u. s. w Kesselkohlen Arbeitslöhne Feuerfeste Materialien Diverse Verbrauchsgegenstände . . . 3. Birnenböden u. basische Ausfütterung. 37 kg roher Dolornit zu4,20 °/oo . Koks zum Trocknen der Böden . . Theer Arbeitslöhne Diverse Verbrauchsgegenstände . . . 4. Allgemeine Auslagen. Beleuchtungskosten, Werkstatts -Ar beiten und Laboratorium . . . . Amortisation des Betriebsmaterials u. s. Summa . . . im ein zelnen 4 im ganzen « 41,80 0,19 1,01 1,98 0,39 1.92 2,03 0,40 0,51 43,00 7,23 0,16 0,29 0,11 0,65 0,06 1,60 1,08 0,24 1,27 2,92 54,42 Zu dieser Summe wären die Generalunkosten mit etwa 0,50 06 f. d. Tonne hinzuzufügen, so ' dafs die Gesammt-Selbstkosten 54,92 e46 oder rund 55 •6 betragen würden. * Von anderer Seite ist uns die baldige Fertig stellung der oben erwähnten drei Thomaswerke in Belgien bestätigt und dabei gleichzeitig die Ansicht ausgesprochen worden, dafs die Triebfeder zu ihrer Anlage, welche eine wesentliche Verschärfung des Wettbewerbs für die deutschen Werke bedeutet, die Aufschiebung der Moselkanalisirung gewesen ist. .Solange die Mosel nicht schiffbar ist, müssen in Rheinland-Westfalen die Gestehungskosten -für das Thomasroheisen stets höher als in Belgien bleiben; bauen wir in Belgien neue Thomaswerke und erhöhen dadurch die Nachfrage nach Thomaseisen, so wird die belgische Puddelschlacke, die bisher nach Deutsch land ging und die überdies täglich seltener wird, in die belgischen statt wie bisher zum gröfsten Theil in die deutschen Hochöfen wandern und die Nothlage der letzteren noch verschärft.“ Dies ist die Gedanken folge unserer Nachbarn, welche durch schleunige Inangriffnahme der Moselkanalisirung und Einführung einer weisen Tarifpolitik durchkreuzt werden möge! Die Redaction.