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theile Sauerstoff, 1,95 Gewichtstheile Eisenoxydul 0,43 Gewichtstheile Sauerstoff, beide zusammen also 0,67 Gewichtstheile Sauerstoff, d. i. mehr, als durch die unmittelbare Bestimmung gefunden wurde. Es geht hieraus hervor, dafs, sofern die Schlackenbestimmung nach Eggertz’ Methode richtig war, bei dem Glühen des Eisens im Wasserstoffstrome doch nur ein ziemlich kleiner Theil des gesammten Phosphorsäuregehalts der Schlacke reducirt wurde. Bei dem Glühen des Eisens im ganz trockenen Chlorstrome erhielt ich in einem Falle, wo ich ein Stück Eisen von etwas mehr Gewicht als 1 gr, ohne es zu zerkleinern, zur Untersuchung anwendete, einen Rückstand von 3,3%, bei An wendung von Feilspänen dagegen nur 1,61 %. Ersteres Ergebnifs ist entschieden zu hoch, letz teres zu niedrig. Im ersteren Falle mag der Kern des Eisenstückes durch die Umhüllung mit den Schlackenbestandtheilen und der Kohle des Eisens sich der Einwirkung des Chlorgases ent zogen haben; im letzteren Falle wurden ver- muthlich feste Theilchen durch das massenhaft sich verflüchtigende Eisenchlorid mit davongeführt. Noch unbefriedigender waren die Ergebnisse bei Anwendung von Brom oder Kupferammonium chlorid zum Lösen des Eisens. Mit Brom erhielt ich 0,79% Schlacke, mit Kupferammoniumchlorid gar nur 0,46 %. Es dürfte demnach die Eggertzsche Methode mit Jod und Eiswasser* unter allen bisher für diesen Zweck vorgeschlagenen die empfehlens- wertheste sein. Zur Theorie des Tiegelgufsstahl-Processes. Kaum ein anderer der wichtigeren eisen hüttenmännischen Processe ist bislang von der forschenden Wissenschaft so wenig beachtet worden als die Tiegelgufsstahldarstellung. Die Gründe dafür sind verschiedene. Manche Praktiker nehmen an, dafs der Schutz, den der umhüllende Tiegel dem geschmolzenen Metalle gewährt, ausreichend sei, auch jede wichtigere chemische Aenderung desselben unmöglich zu machen; viele kleinere Werke auch führen ihren Betrieb ganz empirisch und kümmern sich weder um die chemische Zusammensetzung des Ein satzes, noch um die des fertigen Gufsstahls ; grofse Werke aber, die ihren Betrieb auf chemische Untersuchungen stützen, umhüllen aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, gerade den Betrieb ihrer Tiegelschmelzerei gern mit einem geheim- nifsvollen Schleier, auch wenn sie ihre sonstigen Betriebszweige in entgegenkommender Weise dem Besuche Fremder und der wissenschaftlichen Forschung preisgeben; ja, selbst ganz kleine * Auf 1 Theil Eisen 5 Theile Jod und ebenso viel Wasser, nicht 15 Theile Jod, wie in meinem Leitfäden für Eisenhütten-Laboratorien infolge eines Druckfehlers irrigerweise angegeben ist. Tiegelschmelzereien glauben häufig, auch in dieser Hinsicht das Beispiel ihrer grofsen Schwestern getreu nachahmen zu müssen. Durch Troost und Hautefeuille wurde, wie be kannt ist, nachgewiesen, dafs aus kieselsäurehal tigen Tiegeln Silicium durch Kohlenstoff reducirt und dem Eisen zugeführt werde. Dafs ein Si- liciumgehalt die Fähigkeit des flüssigen Eisens abzumindern pflegt, beim Erstarren Gase zu ent wickeln und in dieser Beziehung wohlthätig wirkt, darf als erwiesen betrachtet werden. Durch jenen von Troost und Hautefeuille entdeckten Vorgang wird also unleugbar die Erzielung dichter Güsse beim Tiegelschmelzen erleichtert; inwiefern aber äufsere Verhältnisse —■ insbesondere die Zusam mensetzung des Tiegels und die Zusammensetzung des Einsatzes — auf die Siliciumreduction im Tiegel einwirken, darüber sind bis jetzt nur wenige zuverlässige Ermittelungen veröffentlicht worden. Einige in Weddings Darstellung des schmiedbaren Eisens mitgetheilte Untersuchungen von Böker beziehen sich nur auf den Kohlen stoffgehalt des Stahls und lassen deshalb keine sicheren Schlufsfolgerungen über das Verhalten des Siliciums zu. Zwei Analysen, die in Percys Laboratorium über den Einflufs eines Manganzu satzes angestellt wurden und über welche eben falls in dem genannten Werke berichtet ist, (S. 690) lieferten Ergebnisse, deren Richtigkeit stark be zweifelt werden mufs (0,12 % Aluminiumgehalt) und welche deshalb wenig Werth besitzen, weil über die Zusammensetzung und die Menge der zugesetzten Manganlegirung jeder Nachweis fehlt. Da das Reductionsmittel für das Silicium in jedem Falle Kohlenstoff ist, so läfst sich von vornherein annehmen, dafs diese Reduction stärker ausfallen wird, wenn man Tiegel anwendet, die selbst reichliche Mengen von Kohlenstoff ent halten (Graphittiegel) als in kohlenstoffarmen. Folgende mir von befreundeter Hand mitge theilte Untersuchungen bestätigen diese Theorie. In drei Tiegeln mit verschiedenem Kohlenstoffge halte wurden gleiche Einsätze, bestehend aus 30% Rohstahl und 70% Schmiedeeisen, geschmolzen. Der Stahl enthielt aus Bauxittiegeln mit einem Kohlenstoffgehalte von 9% 0,144% Silicium, aus Chamottetiegeln mit 28% Kohlenstoff 0,274 % Silicium, aus Chamottetiegeln mit 391/2 % Koh lenstoff 0,392 9. Dafs im übrigen auch die Zeitdauer des Schmel zens, wie die Schmelztemperatur auf die Silicium reduction von Einflufs sein werden, versteht sich von selbst. Was nun das Verhalten des Mangans beim Tiegelschmelzen betrifft, so ist durch verschie dene neuere Untersuchungen anderer Processe nachgewiesen, dafs ein Mangangehalt des Eisens ein kräftiges Reductionsmittel für Silicium bilden kann, sofern die Gelegenheit zur Sättigung des entstehenden Manganoxyduls mit Kieselsäure ge-