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December 1883. STAHL UNI) EISEN.“ Nr. 12. 663 bestreiten wird. Es ist ebenso Sache des Berg manns, das Erz so reichhaltig wie möglich an die Hütte zu liefern, wie es Sache des Hütten manns ist, das Erz mit so wenig wie möglich Brennmaterial zu verhütten. Leider hat es allen Anschein, dafs wir in Deutschland nicht wie in England in der Lage sind, ein Erz, welches ein Möllerausbringen von 23 bis 24 % in Aussicht stellt, zurückzuweisen, dafs wir vielmehr gerade auf solche Erze angewiesen sind, wenn wir ernstlich daran gehen wollen, das englische Gie- fserei-Roheisen in Deutschland zu verdrängen. 2. Das Kapitel der kalkärmeren Schlacke ist, wie wir an unserm Beispiel Seite 660 sehen, ein so wichtiges, dafs auch kleine Verbesserungen in dieser Hinsicht nicht verachtet werden dürfen. Wir müssen uns also bei der Auswahl unserer Rohmaterialien stets folgender drei Umstände be- wufst bleiben, und können die Vortheile der selben im voraus rechnungsmäfsig festgestellt werden. a) Ein gröfserer Thonerdegehalt der Erze ist bei gleichbleibendem Ausbringen stets von Vortheil, weil derselbe, um so gröfser crist, einen um so kleineren Kalkzuschlag erfordert; b) Reinheit des Kalkzuschlags ist über aus wichtig, da der Wärmeverbrauch in folge des durch kieselsäurehaltigen Kalk stein hervorgerufenen Ueberschusses an Kalk zuschlag in überraschendem Grade wächst. c) Bei Auswahl der Koks ist nicht nur die selbstverständlich? Rücksicht auf Aschen reinheit, Festigkeit und Trockenheit mafs- gebend, sondern namentlich auch auf Schwefeiarmuth zu sehen, weil die Schlacke um so weniger basisch zu sein braucht, je weniger Schwefel die Koks enthalten. 3. Die Frage der Höstuny der Erze und des Brennens des Kalkzuschla-gs ist eine sehr schwie rige. So einig man darüber ist, dafs die Erze geröstet werden müssen, wenn sie die Kohlen säure au das Eisen gebunden enthalten , so zweifelhaft wird der Vortheil, wenn die Kohlen säure an den Kalk gebunden ist. Praktisch ist die Frage keineswegs allgemein entschieden. Im Cleveland-District hält es L. Bell durch seine Versuche für bewiesen, dafs bei Hochöfen von 700 bis 1000 cbm Rauminhalt gar kein Vortheil durch Brennen des Kalksteins entsteht, während er bei kleineren Oefen die Möglichkeit eines kleinen Vortheils zugiebt. In dessen stehen dieser Ansicht die Meinungen an derer englischer Praktiker entgegen. Auf der durchaus modernen eingerichteten Hütte des Herrn Samuelson bei Middlesbro’ wurde dem Verfasser dieses das dort regelmäfsig eingeführte Brennen des Kalksteins im Jahr 1873 als ein besonderer Fortschritt rühmend vorgeführt, und । jedenfalls ist es Thatsache , das dasselbe im Cleveland-District von einer Anzahl bedeutender Firmen Jahre hindurch für vortheilhaft gehalten wurde. Aus seiner eigenen Praxis kann der Ver fasser anführen, dafs unvollständig durchgeführte Versuche, das sehr kalkreiche Harzer Erz für den Kokshochofen theilweise zu rösten, nicht er- muthigend ausgefallen sind, dafs dagegen beim Holzkohlen-Hochofen die Röstung entschiedene Vortheile gebracht hat und seitdem regelmäfsig geübt wird. Theoretisch ist die Sache, wie wir schon oben gesehen haben, ebenfalls nicht zu ent scheiden. Es ist als sicher anzunehmen, dafs der gebrannte Kalk, sei er nun im Erz ent halten oder für sich aufgegeben, im oberen | kohlensäurehaltigen Theil des Hochofens wieder Kohlensäure aufnimmt und somit seines Vorzugs vor ungebranntem Kalk verlustig geht; aber inwieweit diese Reaction vollständig vor sich geht, darüber haben wir gar keinen Anhalt. Doch scheint es einleuchtend, dafs dieselbe um so vollständiger vor sich geht, je langsamer der Hochofen betrieben wird. Offenbar mufs es für die gebrannten Erz- oder Kalkstücke einen Unter schied machen, ob dieselben 60 bis 80 Stunden dem kohlensäurehaltigen Gasstrom ausgesetzt sind, wie in den englischen Oefen, oder nur 17 bis 24 Stunden, wie in den Harzer Oefen. Es ist daher vom theoretischen Standpunkt recht wohl zu erklären, dafs man in der Praxis bei kleineren Hochöfen viel öfter einen Vorthei] beim Brennen kalkhaltiger Erze oder des Kalksteins beobachtet hat als bei grofsen Oefen. • Der Verfasser neigt sich daher der Ansicht zu, dafs bei Verhüttung armer Erze ein Brennen des Zuschlagkalkes und der kalkhaltigen Erze grundsätzlich zu befürworten sei, zumal da die Ersparnifs hierdurch, wenn sie auch nur zum kleinsten Theil zur Wirkung kommt, bei den hier in Betracht kommenden Mengen von Kohlen säure immer noch recht merkbar sein würde. In dem oben betrachteten Beispiel des Harzer Ofens berechnet sich der Wärmegewinn, im Falle wirklich alle Kohlensäure der Beschickung durch das Brennen ausgetrieben wäre, und im Falle im Hochofen keine Wiederaufnahme von Kohlensäure stattfände, wie folgt: Wärme zur Austreibung der CO, . 654 W.E. » » Reduction von 75 % COg 886 » „ » Austreibung von HO . 70 » 1610 W.E. welche Summe auf 1000 kg - Roheisen nicht weniger als 764 kg Koks entsprechen würde. Es kann aber natürlich gar keine Rede da von sein, dafs dieser Gewinn auch nur annähernd zu gute gemacht werden könnte. L. Bell führt an, dafs bei den Kalköfen, welche auf den Hütten des Cleveland-Districts zum Brennen des Zu*